G. Michael Hopf - Die Neue Welt / The End

  • Gorden Van Zandt ist ein ehemaliger Marine, der trotz Notwehrexzess, ehrenhaft entlassen irgendwas mit Computern macht und mit seiner Familie in der Vorstadt den typischen American Way of Life lebt. Diese Idylle wird nun durch einen EMP-Pulse, der die gesamten Vereinigten Staaten elektronisch stillegt, empfindlich gestört. Woher dieser klitzekleine Atomkrieg stammt und das warum, erst recht das Wie bleiben deutlich unerwähnt.


    Unser Held reagiert spontan, schaltet noch beim Joggen auf Überlebensmodus und beginnt Hamsterkäufe, während sich die meisten Mitmenschen noch vor ihren unbrauchbaren Autos stehend, ratlos die Löckchen drehen.
    Gorden kommt es sehr gelegen, dass er ohnehin schon in Redneck-Manier für das Gröbste gerüstet ist, auf dem Dachboden die stille Reserve von 75.000$ schlummert (*lach) und alle anderen erst zwei Tage später "aus dem Quark" kommen. Gorden wirft in Nullzeit alle gesellschaftlichen Prinzipien über Bord und sieht für jeden, der es wagt, seiner Familie eine Konserve wegzuschnappen, tödliche Mittel gerechtfertigt.


    Was hier nach Endzeit-Satire klingt, nimmt der Autor (der selbst Marine war und vermutlich "autofiktional" schreibt) bierernst und schwankt dabei zwischen aggressiven Egoismus und zuckriger Vaterliebe. Hopfs Dialoge sind hölzern, banal und ohne jeden Tiefgang. Die Emotionen und Stimmungen seiner Erzählung entspringen nicht dem Kontext, sondern werden vom Autor explizit dazugeschrieben. Das Buch ergeht sich in Durchhalteparolen und Beschaffungsmarathon, den Schrecken der ersten Stunde und die wachsende Verzweiflung einer ganzen Nation handelt er in drei Seiten plus Nebensätze ab.


    Das Buch ist plump reaktionär, ätzend hurrapatriotisch und bisweilen mit so unglaubwürdiger Selbst(gerechter)-justiz, dass man hin und wieder die Hoffnung hat, es möge sich in eine Satire wandeln. Tut es nicht.

  • Das Buch ist plump reaktionär, ätzend hurrapatriotisch und bisweilen mit so unglaubwürdiger Selbst(gerechter)-justiz,


    Das ist genau das, was ich befürchtet habe. Dann hatte ich wohl Recht damit, das Buch nicht zur Wunschliste hinzuzufügen, obwohl man mich sonst mit Endzeitszenarien haben kann. Erklärt wohl auch, warum es in den USA ein solch großer Erfolg geworden ist. :lol:
    Danke für die Warnung!

  • Ich habe gerade an diese Reihe gedacht, weil ich sie in einem anderen Post erwähnt hatte.



    Das Buch ist plump reaktionär, ätzend hurrapatriotisch und bisweilen mit so unglaubwürdiger Selbst(gerechter)-justiz, dass man hin und wieder die Hoffnung hat, es möge sich in eine Satire wandeln.


    Dem kann ich nur zustimmen, allerdings fand ich das Ganze trotzdem irgendwie urkomisch, weil es sich selbst so ernst nimmt und irgendwann ungewollt persifliert.

    Die ersten beiden Teile gab es mal umsonst und weil die Bücher ja nicht sehr umfangreich sind, habe ich sie mit großem Amüsement gelesen und dann wieder vergessen. Irgendwann habe ich mal ein Angebot gefunden, mich daran erinnert und die restlichen Teile gekauft. Immerhin bis Band 5 habe ich durchgehalten, dann taugte es selbst als guilty pleasure nicht mehr.

    Es ist ein Werk für radikale Waffennarren und Protofaschisten, die eigentlich davon träumen, dass die verhasste Demokratie endlich untergeht und das Recht des Stärkeren gilt, damit sie Dinge wieder mit Gewehren lösen können.

    Bei aller Abneigung halte ich dieses Szenario aber im Falle einer Katastrophe, für doch nicht so abwegig, zumindest was die Gewaltbereitschaft angeht.

    Mein Dad lebt in den USA und arbeitet auf einer Ranch und was ich da an Waffen gesehen habe hat mich wirklich erschreckt.

    Dafür mussten wir Alkohol in einem anderen County kaufen und der durfte dann nur in einer Papiertüte und im Kofferraum gelagert werden, während das Sturmgewehr ganz offen in der Fahrerkabine hing. Bigotterie in ihrer reinsten Form.

    Im Endeffekt habe ich die "The End" Reihe als feuchten Traum ultrarechter Demokratie Verächter gelesen die nur darauf warten, dass es mal wieder richtig losgeht.

    Die ärgern sich immer noch das sie sich jemals auf die "verweichlichte Demokratie" eingelassen haben und möchten gerne wieder "echte Männer" sein.

    Gruseliger als jeder King Roman!

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor