Max Frisch - Homo Faber

  • Meine Meinung:


    Walter Faber, der Protagonist dieses Buches, ist ein durch und durch sachlicher und rational denkender Mann, der zwar mit Gefühlen nichts großartig anfangen kann, mit Maschinen und Technik dafür umso mehr. Mit Frauen hat er's deswegen besonders schwer, da diese doch oft ausschließlich in ihrer Gefühlswelt leben und mit seiner Sachlichkeit nicht umgehen können.
    In dieser durch einen unglaublichen Zufall geprägten Geschichte trifft Mr. Faber auf seinen Reisen eine junge Frau, in die er sich nicht nur verliebt, sondern von der er schon bald sogar herausfindet, dass sie seine eigene Tochter ist. Und ab dem Moment beginnt das Schlamassel. Oder anders ausgedrückt: die wichtigste und mit Sinn gefüllteste Zeit seines restlichen Lebens, die dennoch nicht ohne Probleme und Katastrophen auskommt.


    ~ Ich bin nicht zynisch. Ich bin nur, was Frauen nicht vertragen, durchaus sachlich. ~
    (S. 91)


    Geschrieben wurde Homo faber von Max Frisch in den 1950ern, und ich finde, genau das merkt man auch ganz deutlich an der Schreib- bzw. Ausdrucksweise des Autors: Viele alte, heute nicht mehr gebräuchliche Wörter und Ausdrücke sind hierin zu finden und lassen dadurch das typische Klassiker-Feeling aufkommen.


    Walter Faber berichtet in Form eines Tagebuchs von der Zeit mit seiner Jugendliebe Hanna, von seinem Dasein danach, den Frauen, die anschließend Teil seines Lebens waren und natürlich auch der Jetzt-Zeit, in der er viel herumreist und schlussendlich seine nie gekannte Tochter kennenlernt.
    Während der gesamten Zeit des Lesens, so hatte ich das Gefühl, ist es mir schwer gefallen "am Ball zu bleiben". Phasenweise fand ich Fabers Bericht anstrengend, bin hin und wieder also auch abgeschweift. - Was ich natürlich nicht wollte, trotzdem konnte ich manchmal dem vielen Blabla über Technik und dem ganzen Gedenke, das mir oftmals wie ein Zerdenken vorgekommen ist, nicht folgen. Vielleicht liegt es daran, dass ich eine Frau bin und mir so ein bisschen der Zugang zur typisch männlichen Rationalität fehlt? - Ich weiß es nicht.
    Jedenfalls besteht der Bericht, besonders vermehrt zum Ende hin, aus vielen sehr kurzen Sätzen, die mir das Lesen zusätzlich erschwert bzw. meinen Lesefluss gestört haben.


    ~ Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge zu sehen, wie sie sind. ~
    (S. 24)


    Das, worum es geht, Fabers Schicksal/seine Geschichte, fand ich hingegen gar nicht mal so uninteressant. Auch die Veränderung seiner Person, die sich sogar im Schreibstil ein wenig niederschlägt, war deutlich erkennbar und sollte an dieser Stelle noch hervorgehoben werden.
    Dies war mein erster Max Frisch und ich bin mir auch noch nicht so ganz sicher, ob es beizeiten einen weiteren für mich geben wird. Von diesem Klassiker, von dem ich eigentlich viel erwartet habe, bin ich nämlich leider etwas enttäuscht worden. Vielleicht war es auch einfach die falsche Zeit, in der ich mir das Buch zu Gemüte geführt habe?


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  • ### Inhalt ###

    Es ist 1956, Walter „Homo“ Faber ist Ingenieur, Mitte 50 und arbeitet bei einem Unternehmen, die Turbinen einbauen, für deren Montage er verantwortlich ist. Zu diesem Zweck reist er viel zwischen Europa, Nord- und Südamerika. Auf einer spontanen Reise über den Atlantik von New York nach Europa lernt er eine dreißig Jahre jüngere Frau namens Sabeth kennen. Die beiden verlieben sich ineinander und verbringen anschließend als Liebespaar Zeit zusammen, indem sie durch Südeuropa bis nach Griechenland reisen. Mittendrin in dieser ganzen Zeit hat er ein Gefühl, er sieht eine Ähnlichkeit zwischen Sabeth und Hannah, seiner ehemaligen Jugendfreundin, die er seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat. Das letzte Mal als er sie beinahe geheiratet hätte, wenn sie nicht kurz vor der Trauung geflohen wäre. Ist Sabeth seine Tochter?


    ### Meinung ###

    Den Namen Homo Faber hat ihm seine Jugendfreundin Hannah gegeben. Er ist durch und durch Techniker, alles Emotionale, Lebendige, Mystische ist ihm zuwider. Alles, was sich nicht technisch kontrollieren lässt macht ihm geradezu Angst. Stellt er im Nachhinein fest, dass er sich mal emotional verhalten hat, schämt er sich dafür. Das Buch ist als Bericht verfasst aus der Sicht von Walter Faber verfasst, die Darstellung des Geschehens erfolgt in vielen Zeit- und Ortssprüngen, sodass sich zum Ende hin ein immer genaueres Bild ergibt. Als Leser nehmen wir quasi durchgehend an seinen Überlegungen teil, an seinem rationalen Verstand, der sich oft aus Langeweile an den Erscheinungen der Natur, den Verhaltensweisen der Menschen und des Lebens im Allgemeinen abarbeitet. Dabei ist es interessant, was er so denkt, die Erzählstimme, das Rationale, das umfassende Beschreiben, jedoch nicht Ausschweifende, kommt gut zum Ausdruck. Der Erzähler spricht viel, aber nicht langweilig. Teilweise ist es aber schon zum Lachen absurd, was er so denkt. Die Naturerscheinungen im mexikanischen Dschungel sind „klebrig" und „schleimig“. Oder über die Molche sagt er: „Was mir auf die Nerven ging: die Molche in jedem Tümpel in jeder Eintagspfütze ein Gewimmel von Molchen - überhaupt diese Fortpflanzerei überall, es stinkt nach Fruchtbarkeit, nach blühender Verwesung“ und über den menschlichen Körper spricht er als eine „Fehlkonstruktion“. Ein anderes Mal äußert sich Hannah nochmal wie ich finde geistreich und charakterisierend über Walter, der die "Technik als Kniff sehe, "um die Welt zu verdünnen", damit er sie "nicht erleben müsse", "die Weltlosigkeit des Technikers“.

    Unterm Strich wirkt das Buch so nüchtern wie die Hauptperson. Ein rationaler Mann, der sich zufällig ohne dass er es weiß in seine Tochter verliebt und dabei elaboriert er ausführlich im Geist über alles, was ihm begegnet.


    ### Fazit ###

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    Fazit: Flotter kompakter Schreibstil über das Denken und Fühlen eines rationalen Mannes. Am Ende legt man das Buch zur Seite wie einen Homo-Faberschen Gedanken, um zum nächsten überzugehen.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • liegt schon lange hier bei meinen SUB, nachdem ich das Buch vor längerer Zeit aus einem öffentlichen bücherregal gefischt habe.

    Keine Ahung, warum ich immer zu einem anderen Buch greife (?)
    Irgendwann aber ....