Cornelia Heinz, Heero Miketta und Sascha Wagener - The Missing Link of Martial Arts

  • Die drei Schreibenden dieser kleinen Abhandlung sind Gründungsmitglieder von Missing Link Martial Arts und außerdem treibende Kräfte hinter Shoshin einer kampfkunstübergreifenden Gruppe von Praktizierenden, die sich dem Austausch im Sinne des Geistes des Anfängers verschrieben haben. In diesem kurzen Buch stellen sie die Grundidee der Missing Link Martial Arts vor, die Hintergründe und die Art, wie in diesem sich ständig entwickelnden System unterrichtet wird.


    In einer Zeit, in der das körperliche Kämpfen zur Durchsetzung von Interessen zumindest in westli-chen Kulturkreisen nicht mehr eine so große Rolle spielt, ist es sicherlich zu hinterfragen, weswegen man überhaupt das Kämpfen lernen sollte. Die Autorin und die Autoren setzen sich hier mit verschiedenen Motivationen dahinter auseinander und zeigen auch auf, welche Lücken sich zwischen „traditionellen“, modernen und Wettkampfkünsten/-sportarten auftun können. Und dann sind da noch die Lücken im Nachzeichnen der Traditionslinien, die Anbindung an die Konfliktrealität – und das in jeder Hinsicht, und die Lücken, die in vielen Kampfkünsten und –sportarten durch das Weglassen bestimmter Inhalte geschaffen wurden, die es ermöglichen, nicht nur ein guter Wettkampfsportler oder Formenläufer zu werden, sondern die Kampfkunst tatsächlich als Schule des ganzen Menschen zu sehen. In diesem Zusammenhang wird sich auch etwas ausgiebiger mit dem Konzept der Gewalt bzw. der Gewalttätigkeit auseinander gesetzt, wie man dies auch etwa aus den Kinderkampfkunstbüchern kennt.


    Ausgehend von der Linie vom traditionellen chinesischem Kungfu mit einem leichten Schwergewicht auf dem Wudangstilen wird versucht eine Verbindung zum Shōtōkan-Karate in seinen moderneren Ausformungen zu ziehen und zu überlegen, was vielleicht verloren gegangen sein könnte und wie man es ersetzen bzw. rekonstruieren kann. Dabei wird nicht so sehr einer sklavischen Rekonstruktion des Alten das Wort geredet, als vielmehr eine genaue Betrachtung des Brauchbaren und des weniger Brauchbaren, sowie eine Betrachtung der Wandelbarkeit z.B. des Shōtōkan zur Verbesserung der Individualisierung des Übens.


    Nach einer Betrachtung bestimmter Grundelemente der chinesischen Kampfkünste, wie dem Yin Yang, den fünf Tieren des Wudang (zumindest einer der Fünfergruppen) und den fünf Elementen und ihren Charakteristika, werden die Trainingselemente der Missing Link Martial Arts aufgezeigt und die Art, wie man in diesem System zu Graduierungen kommen kann, die dabei allerdings einen etwas anderen Stellenwert haben, als in den geläufigeren Kampfsportarten, die sich eines gürtelbasierten Graduierungssystems bedienen.


    Ergänzt durch ansprechende Photos und Zeichnungen ist dies eine interessante Auseinandersetzung mit der allgemeinen Situation der Martial Arts in Nordeuropa und außerdem eine ausführliche Vorstellung eines durchaus beachtenswerten Projekts. :thumleft: