Květa Legátová - Die Leute von Želary / Želary

  • Original : Želary (Tschechisch, 2001)
    Übersetzung durch Sophia Marzolff, 2005


    INHALT :
    Želary, ein Dorf in den Bergen, eine karge Landschaft und dennoch eine Stätte prallen Lebens. Einfühlsame Porträts von Menschen und einer Umgebung fern jeder Hektik.


    Wir treffen sie alle wieder in diesem eindringlich erzählten Geschichtenzyklus: Juliška und Pavel, Žeňa und Jiřinka, die gelähmte Madlenka, Doktor Beníček, den Jäger Jura Machala und natürlich den gutmütigen Joza und Lucka, die Hebamme, Kräuterfrau und unbestrittene Autorität von Želary. Sie macht, was sich keine andere Frau in dem von Tradition und Aberglauben geprägten mährischen Bergdorf an der slowakischen Grenze traut : sie setzt sich zu den Männern in Látals Kneipe, trinkt ihren Sliwowitz und greift auch schon mal bei Schlägereien ein.(Quelle : Klappentext)


    BEMERKUNGEN :
    Hat man das hier schon besprochene « Der Mann aus Želary » (siehe : Kveta Legátová - Der Mann aus Zelary/Jozova Hanule ), wie ich, schon genossen, kann man sich nur auf die Suche des Vorläuferbuches machen. Und eigentlich – so mein Ratschlag an die Entdecker dieser Rezis -, auch mit diesem anderen, hiesigen Band beginnen, denn er steht chronologisch vor dem anderen.


    Inhaltlich finden wir in acht Geschichten Portraits von Menschen und einer Landschaft. Und man mag sich in sie verlieben, denn hier kommen das Ungeschlachte und das Feine, Schuld und Unschuld zusammen und ergeben, trotz aller Härten des Lebens, ein karges, und doch prägendes, ja fast liebenswertes Bild. Ich empfand das Buch verwirrender oder "leseschwerer" als jenes andere, denn hier bricht Legatova manchmal den rein chronologischen Erzählfluss und springt, ohne Vorankündigung, auch innerhalb einer Geschichte von einer Zeitebene auf die andere, auch : von einer Person (des Dorfes) zu einer anderen. Manchen Personen begegnen wir in verschiedenen Geschichten in verschiedenen Momenten ihres Lebens ; Spuren kreuzen sich, und manchmal wird ein Ereignis aus der Sichtweise der einen, dann einer anderen Person erzählt oder auch nur angeschnitten, je nach Wichtigkeitsgrad. Hier Angedeutetes wird dort ausgeführt und erklärt. Manchmal musste ich zurückblättern, um die Erzählfäden einander zuordnen zu können. Das fordert schon ein wenig Mühe ein, um nicht so gänzlich den Überblick zu verlieren.


    Dennoch ein großes Leseerlebnis für mich: hinter manchmal harten Lebensumständen und Personenskizzierungen rührt die Autorin etwas an, was die reine Katastrophe eben übersteigt. Ich mochte diese herben Menschen, hinter denen manchmal reine Charaktere/Seelen stehen.


    Im Einzelnen besteht dieses Buch also aus acht Geschichten, die ich kurz skiziere :


    Spiegel im Wind (38 S) : Vojta Zalesak kehrt nach seinem Gefängnisaufenthalt zurück. Das Dorf, teils mitschuldig geworden, erwartet ihn zwischen Einschmeicheln und bangem Erwarten. Ausgerechnet der junge Jäger Jura Machala, Todfeind von Vojta, landet mitten im heftigsten Sturm in dessen Hütte...


    Das Medaillon (45 S) : Der Junge Vratislav aus Zelary landet im Waisenhaus der Kleinstadt. Die Schwestern Andrea und vor allem Isabella (« die in sich ein heidnisches und ein liebendes Herz vereint ») sind teils gefürchtet, aber auch geliebt. Lipka flieht dennoch. Seltsame Fäden sind ausgesponnen zwischen diesen Schwestern und Zelary…


    Die Regeln des Spiels (54 S) : Der Lehrer betrachtet sein Leben im Dorfe : Rückblicke, Quersichten auf bekannte Gesichter, Perspektivwechsel, Sprünge zu einer Ich-Erzählung : er lernt die « Regeln des Spiels » des Dorfes...


    Wie ein Bläuling (68 S) : Zenja hat es in ihrer Kindheit nicht gut getroffen : sie wird in der Familie ausgebeutet und gar mißbraucht. Seltsamerweise wird eine Scharlacherkrankung und der intensivere Kontakt mit Lucka der Kräuterfrau zu einer Wende...


    Einen Bruder haben (68 S) : Vratislav Lipka und Helenka sind beide auf je ihre Weise Ausgestossene, Alleingänger, Streuner. Irgendwie treffen sie sich, leben eine Art Geschwisterlichkeit auf ihre Art...


    Der Mann aus dem Nebel (52 S) : Die schöne Zuzanka, zudem eventuell reiche Erbin, entdeckt die Zweitrangigkeit von Geld und hoher Gesellschaft. Mit dem einfachen, aber aufrechten Stallknecht Marek flieht sie zu dessen kleiner geerbten Hütte in Zelary...


    Laubfrosch (41 S) : Selda, der Ingenieur, kommt mit seiner Frau so gar nicht zurecht. Sie verläßt ihn. Er versinkt im Alkohol, doch entscheidet sich für die « gefallene »Pavlina, dass sie ins Haus komme, um sich um Tochter Liza zu kümmern. Trotz vermeintlichen Gesellschaftsgefälles und ihres « schlechten Rufes » kommen sie mehr als gut miteinander zurecht. Und leben auf ! Bis sie eines Tages verschwindet...


    Ein Barbarazweig für den Liebsten (24) :
    Die junge Lenka rutscht mitten im Winter in den eiskalten Fluss und wird von dem etwas verwilderten jungen Vilem gerettet und nach Hause gebracht. Die beiden wird etwas verbinden...


    AUTORIN :
    Květa Legátová (eigentlich Věra Hofmanová; * 3. November 1919 in Podolí; † 22. Dezember 2012) war eine tschechische Schriftstellerin. Sie war dieTochter eines Dorfschullehrers, studierte Tschechisch, Deutsch, Physik und Mathematik an der Masaryk-Universität in Brünn, danach war sie als Lehrerin tätig. Als Schülerin verfasste sie Sketche für das Radio in Brünn. Als junge Lehrerin wurde sie Ende der 1940er Jahre nach Nový Hrozenkov an die Grenze zwischen Mähren und Slowakei geschickt als eine Art Strafversetzung. Die selbstbewusste Frau, die nie der Partei beitrat, galt dem kommunistischen Regime als politisch unzuverlässig. Ihre Pseudonyme, unter denen sie veröffentlichte, suchte sie sich unter den Namen ihrer Freundinnen. So debütierte sie 1957 unter dem Pseudonym Věra Podhorná mit dem Buch Figurinen. Sie zählte zu den Autoren der ersten Jahrgänge von Host do domu („Gast im Haus“) und zur „Brünner Hörspielschule“. Dann kam eine Pause von über zwanzig Jahren. „Ich konnte nicht alles schreiben, der politische Druck war zu groß.“


    Zur Autorin liesse sich noch hinzufügen, dass sie für diesen Erzählband « Zelary‹ den Tschechischen Nationalpreis für Literatur 2002 erhielt.


    Taschenbuch: 400 Seiten
    Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. März 2011)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3423212756
    ISBN-13: 978-3423212755
    Originaltitel: Zelary


    Mehr zum Buch :
    https://www.kosmas.cz/knihy/160916/zelary/

  • Hier eine ISBN einer tschechischen Originalausgabe; mal sehen ob unten die Verlinkung klappt?


    Link zum Original :
    Unknown Binding: 238 pages
    Publisher: Paseka (2001)
    Language: Czech
    ISBN-10: 8071853909
    ISBN-13: 978-8071853909