Charlotte Schroeter - Das Gerstenberg-Haus

  • Geseke 1635. Johann Gerstenberg ist ein angesehener Getreidehändler und lebt mit seiner Frau Margareth und den Kindern Bettlin, Caspar und Martha im westfälischen Geseke in einem der schönsten herrschaftlichsten Häuser des Ortes. Während sich Caspar von seinen Kriegsverletzungen zu Hause erholt, ist sein Bruder Laurentz noch im Krieg als Arzt eingesetzt. Der Untergang der Familie Gerstenberg beginnt, als Johann Gerstenberg von der Verbindung seiner Tochter Bettlin mit dem jüdischen Bankierssohn Salomon Levy erfährt. Er will Bettlin gewaltsam mit einem anderen Mann verheiraten, woraufhin die schwangere Bettlin mit Salomon Hals über Kopf die Stadt verlässt. Doch das Techtelmechtel ist nicht unbemerkt geblieben, und Johann Gerstenberg wird ausgerechnet von dem Vater seiner Schwiegertochter Katharina, die inzwischen Caspar geheiratet hat, erpresst. Während die Pest die Stadt Geseke erreicht und auch vor der Familie Gerstenberg nicht Halt macht, kehrt Sohn Laurentz aus dem Krieg zurück und macht sich als ausgebildeter Arzt auf, in seiner Heimatstadt die Pest zu bekämpfen. Doch auch er ist Teil des Untergangs der Familie.


    Charlotte Schroeter hat mit ihrem historischen Roman „Das Gerstenberg-Haus“ ihr schriftstellerisches Debüt vorgelegt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig zu lesen und lässt den Leser Teil der Familie Gerstenberg werden, der im Hintergrund das Leben aller Familienmitglieder hautnah miterlebt. Der geschichtliche Hintergrund um die westfälische Stadt Gerstenberg wurde von der Autorin sehr akribisch recherchiert, das Gerstenberg-Haus am Kleinen Hellweg ist noch heute Bestandteil Gesekes, ebenso hat es den Hexenprozess im Jahr 1637 tatsächlich gegeben. Die Charaktere sind eher nüchtern und sachlich, dafür sehr beschrieben. Hier geht es weniger um Sympathie, sondern um den tatsächlichen Umgang miteinander, der durch die Gesellschaft, die Religion und dem täglichen gesellschaftlichen Miteinander diktiert wurde. Jedem Familienmitglied hat die Autorin ein eigenes Kapitel gewidmet und sich dementsprechend auf diesen Charakter maßgeblich konzentriert, wobei sie die anderen Protagonisten nicht aus den Augen lässt. Sie versucht darin, die Beweggründe der einzelnen Personen hervorzuheben und ihr Verhältnis untereinander genau unter die Lupe zu nehmen.


    Das Buch wird durch einen sehr schönen Prolog und die historischen schwarz-weiß Aufnahmen des Gerstenberg-Hauses bereichert.


    Charlotte Schroeter hat einen sehr schönen und authentischen historischen Roman vorgelegt, der jedem gefallen dürfte, der sich für die deutsche Geschichte interessiert.


    Verdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Inhaltlich hat mir dieser Roman gefallen, denn er spricht einige Themen des frühen 17. Jahrhunderts an: das Aufflammen der Pest zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, die religiöse Intoleranz (hier verdeutlicht am Beispiel der Liebe zwischen der Christin Bettlin und dem Juden Salomon) und die Hexenprozesse. Der Erzählstil ist flüssig und anschaulich, allerdings fielen mir mehrfach orthographische Mängel auf ("ihr seit").

    Bei einigen Romanfiguren missfiel mir eine grob übertriebene Charakterisierung (Schwarzweißmalerei). Auch konnte ich manche Verhaltensweisen nicht nachvollziehen.

    Die Aufteilung in Kapitel, die sich jeweils vorrangig mit einem Familienmitglied befassen, fand ich gelungen.

    Alles in Allem würde ich sagen: "Flüssig präsentierte Unterhaltung, aber noch viel Luft nach oben!"

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    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998