Wolfram Hänel - Störfall in Reaktor 1

  • Klappentext
    Als Lukas, Jannik und Alex eines Nachts Strahlenalarm auslösen und per Megafon behaupten, es hätte im nahe gelegenen Atomkraftwerk einen Störfall gegeben, wollen sie eigentlich nur ein Zeichen setzen und die Menschen aufrütteln. Doch am nächsten Tag stehen plötzlich zwei Typen vor Lukas' Tür und wollen wissen, wie sie von dem Störfall erfahren haben. Hat es tatsächlich einen solchen Fall gegeben? Warum weiß niemand etwas davon? Wild entschlossen, hinter die Machenschaften des AKWs und die verdächtig vielen Leukämiefälle in der Stadt zu kommen, hackt sich Lukas' Freundin Hannah in die Betriebsdaten des Kraftwerkbetreibers - und gelangt auf eine heiße und gefährliche Spur ...


    Rezension
    Ein Buch, welches das Thema Atomenergie behandelt - in seiner 'natürlichsten' Form: Lukas wohnt ganz in der Nähe eines Atomkraftwerks, die Geschichte wird aus seiner Perspektive heraus erzählt. Seine jüngere Schwester ist an Leukämie erkrankt - wie überdurchschnittlich viele Kinder in der Stadt. 2007 enthüllte eine Studie des Deutschen Kinderkrebsregisters in Mainz, dass Kinder, die Nahe eines AKWs leben, ein höheres Risiko besitzen, an Krebs zu erkranken. Das besondere an diesem Buch ist, dass es ein aktuelleres Werk aus dem Jahr 2012 ist - und so beinhaltet es neuere Studien und Fakten und außerdem immer wieder Hinweise auf die Vorkommnisse in Fukushima, Japan.


    Das Buch ist eher auf Jugendliche ausgerichtet - was man schon daran merkt, dass die Protagonisten der Geschichte jugendlich sind und mit alltäglichen Problemen zu kämpfen haben. Zwar steht das Atomkraftwerk im Zentrum von allem, dennoch erhalten auch andere Situationen Einzug, was die Handlung an sich besonders realistisch und 'publikumsnah' gestaltet. Störfall in Reaktor 1 beschreibt besonders leicht verständlich und auf Fakten beruhend die Vorgehensweise in einem AKW, die Gefahren und mögliche Auswirkungen einer Störung. Der aufmerksame Leser merkt sofort, dass sich der Autor bei der Recherche wirklich viel Mühe gegeben hat.


    Störfall in Reaktor 1 ist eher Sachbuch - gut verpackt in einem Krimi. Hin und wieder ist es auffällig, dass einige Situationen sehr überspitzt dargestellt werden, die Ereignisse überhäufen sich und Pläne, die von den Jugendlichen geschmiedet werden, verlaufen in vielen Fällen überraschend gut - es gibt einige Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hätte, besonders schlüssig scheinen diese jedoch nicht zu sein. Man merkt deutlich, dass der Fokus dieses Buchs eher auf Aufklärung liegt - und das ist in diesem Fall auch vollkommen in Ordnung. Sachlich werden beide Seiten der Medaille 'Atomkraftwerk' belichtet - sie scheint nicht grundsätzlich falsch zu sein - wenn man es richtig macht!


    Im großen und ganzen sind weder Charaktere noch Schreibstil etwas besonderes - Metaphorik und sonstige stilistische Gestaltung wurden eher in den Hintergrund gestellt, um Platz für Fakten und Aufklärungen zu machen. Ein Manko, das in Anbetracht dieser Tatsache also durchaus zu verkraften ist - im Grunde kommt es vollkommen auf das an, was man von diesem Jugendbuch erwartet hat. Nach einem literarischen Meisterwerk sucht man vergebens.


    Fazit
    Im Großen und Ganzen habe ich genau das von dem Buch bekommen, was ich erwartet habe - eine Geschichte, in der sich sachlich und intelligent mit Atomkraft auseinander gesetzt wird. Man merkt, wie viel Arbeit der Autor in sein Buch gesteckt hat, auch sein Interesse, auf Gefahren aufmerksam zu machen, sticht deutlich heraus. Die Plattform Fukushima als Hintergrundgedanke ist dafür natürlich sehr gekonnt gewählt - denn wer erinnert sich nicht an die ungeheure Panikmache, die vor wenigen Jahren durch die Umweltkatastrophe und die damit verbundenen Störungen dort, gemacht wurde? Ich sehe dieses Buch als einen Text mit aufklärendem Charakter, sodass ich sehr gerne vier Sterne für Hänels Werk vergebe - denn diesen Auftrag hat es allemal erfüllt.


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