Pascal Mercier - Nachtzug nach Lissabon

  • Ich habe die Lektüre dieses Buches sehr genossen, es ist ein Buch, für das man sich Zeit lassen soll.


    Die Rahmenerzählung kam mir doch einigermaßen konstruiert vor, auch der Klappentext führt meiner Meinung nach in die Irre. Es geht hier nur indirekt um Gregorius und dessen Ausbrechen aus dem Alltag. Vielmehr geht es um die traurige Figur des Amadeu, dem Sensiblen, dem Zerrissenen, der es allen Recht machen will und dabei selber auf der Strecke bleibt. Seine Niederschriften, seine Gedanken über Gott, über die Welt, über Tugenden und Untugenden, über geheime Wünsche, Pläne bilden für mich den Schwerpunkt dieses Buches.


    Zitat

    Original von tom fleo
    Wie könnte man - fragte ich mich beim Lesen - sich neu ausrichten, auch wenn das nicht automatisch bedeutet, dann "alles für immer hinter sich zu lassen", jedoch eventuell "neu bereichert" das "alte" Leben weiter zu führen? Diese Thematik hat mich wohl am meisten beschäftigt..


    Das war auch für mich eine Kernaussage, und ich habe auch eine sehr passende Textstelle aus dem Buch dazu gefunden (S. 484 / Ein Mozart der offenen Zukunft )


    Zitat

    ... Es war Jahre her, dass die Zeit der werbenden Neugier zu Ende gegangen war und die Tür sich hinter unserem gemeinsamen Leben geschlossen hatte. Warum, Fatima, hatte ein Fenster zerbrechen müssen, damit ich dir wieder mit offenem Blick begegnen konnte? [...] Warum bloß ist der offene Blick so schwer? Wir sind träge Wesen, des Vertrauten bedürftig. Neugierde als seltener Luxus auf gewohntem Grund. Fest stehen und mit dem Offenen spielen können, in jedem Augenblick, das wäre eine Kunst. Man müsste Mozart sein. Ein Mozart der offenen Zukunft.


    Schönes Buch, schöne Sprache - empfehlenswert!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Hallo Zusammen :)


    Habe das Buch jetzt in der Leserunden gelesen und kann mich nicht so recht anfreunden damit!


    Die Sprache ansich ist schön, klar und verständlich, wenn auch gewöhnungsbedürftig zu Anfang und mit ein wenig mehr Zeit zu lesen, dem Verständnis wegen.


    Das Buch hallt nach, meiner Meinung nach... (positiv gesehen)


    Die Person Gregorius ist mir Anfangs zu festgefahren und zu träge, aber schon nach ein paar Seiten des Ausbruchs und Ankommens in Lissabon, ist er mir sympathisch geworden. Ich mag seine Gedankenwelt, seine Reaktionen, seine Sichtweise.


    Der erste Teil des Buches ist angenehm und interessant - für mich - die Gregorius lieber mag als Prado. Im zweiten Teil kommt Prado durch die Übersetzungen so zu Wort, dass er mir aufstösst, und zwar unangenehm. Ich mag ihn nicht.


    Prado ist für mich ein seltsamer Kauz, den ich nicht verstehen will. Mercier hat es bei mir nicht geschafft, Interesse für ihn hervorzurufen. Das einzige, was mir an Prado gefällt, sind die gedanklichen Übersetzungen, z. B. von der Rede in der Aula der Schule, von den paar wirklichen Lebensweisheiten. Das hat mir sogar ausnahmslos gut gefallen. Nicht so seine Art und Lebenseinstellung, seine Ansichten über Vater und Mutter, seine Arztwahl, etc. Er macht andere dafür verantwortlich, dass er selber nicht Mann genug war, selber zu entscheiden, was er denn will und für richtig hält. Er hatte die Wahl, zu jeder Zeit, und macht andere für seine Entscheidungen im Nachhein verantwortlich, bzw. kreidet ihnen das an. Sowas mag ich weder in Büchern, noch im richtigen Leben. Diese Charaktere sind mir zu wider und fremd.


    Ich habe es nachhallen lassen, weil mir danach war. Das Buch werde ich zwar wohl eher nicht ein zweites Mal lesen, aber es bleibt mir dennoch in Erinnerung, weil Mercier es geschafft hat, mir verständlich zu machen, warum Gregorius ausreist, alles hinter sich lässt. Anfangs hatte ich kein Verständnis dafür, konnte es nicht nachvollziehen.


    Empfehlen würde ich das Buch trotzdem, denn es ist nicht schlecht und hat eigentlich auch keine solchen Längen, die einen zum Abbruch bewegen. Von 5 Sternen deshalb 3,5, fast 4!

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Merciers Arbeit in diesem Buch ist beeindruckend, er hat es geschafft philsophische Gedanken lebendig und greifbar dem Leser nahe zu bringen. Er schreibt einfach bemerkenswert. Die Lektüre des Buches indes bedarf auch einiger Kunst, denn "Nachtzug nach Lissabon" ist ein Buch bei dem man gedanklich "mitarbeiten" muss. Teilweise ist es schon fast zu viel des Guten. Es bedarf also zugegeben einiger Geduld und Mühe, doch ich denke es lohnt sich ganz gewaltig. Mir jedenfalls hat es sehr gut getan und mich bewegt, mir viele Denkanstösse geliefert.
    Für Menschen mit Zeit und Muse für Philosophie ein unbedingter Lesetipp!

  • Ich bin durch Zufall an das Buch geraten und konnte schon nach den ersten Sätzen nicht mehr damit aufhören. Ich denke, dies ist ein Buch, bei dem es sehr stark vom Leser abhängt, ob es ihn fesselt. Manche Stellen sind wirklich so aufwühlend, dass man auch später noch länger darüber nachdenkt.

  • Ich fand dieses Buch einerseits zum Nachdenken anregend und viele Überlegungen Prados habe ich im Ansatz selbst schon geführt, wenn auch nie so stark ausgearbeitet. Andererseits war es wirklich anstrengend, das Buch zu lesen. Nicht wegen dem Schreibstil, aber eben, weil man ständig mitdenken muss und nicht einfach nur so einer Geschichte folgen kann. Danach habe ich erst mal ein ganz "leichtes" Buch gelesen und das war sehr angenehm :) Nichtsdestotrotz wirkt dieses Buch in mir nach und ich werde es sicher irgendwann nochmal lesen.

  • Es ist zwar schon eine Zeit lang her, dass ich das Buch gelesen habe, dennoch möchte ich Euch meine Eindrücke nicht vorenthalten:


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gefallen und in mir die Lust geweckt, auch einmal mit dem Zug nach Lissabon zu fahren.


    Von der Sprache her war ich begeistert, die Zitate aus dem Buch des Prado nehmen mit Fortdauer des Buches leider zu viel Platz ein. Empfehlen kann ich das Buch trotzdem allen Leseratten mit Vorliebe zu geistigem Tiefgang.


    Und eines möchte ich nicht unerwähnt lassen: Die Szene, in der sich Gregorius von seinem Freund im Altenheim verabschiedet, hat mich zu Tränen gerührt. Und das ist einem Buch bisher selten bei mir gelungen!

  • Hallo zusammen!


    Ich habe das Buch gestern fertig gelesen, nachdem ich es in mehreren Etappen gelesen habe, teils aus Zeitmangel, teils aber auch einfach deshalb, weil ich das Buch richtig genießen wollte und manchmal auch nur zwei Kapitel oder so lesen konnte, weil ich dann erstmal wieder Zeit zum Nachdenken brauchte. Ja, am Ende war ich sehr traurig, dass Schluss war. Das Buch gehört defintiv zu meinen absoluten Lieblingsbüchern und es wird noch sehr lange in mir nachhallen. Mir haben gerade die langen Textpassagen von Prado sehr gut gefallen. Derzeit schwirren mir noch soviele Gedanken im Kopf herum, die ich noch nicht richtig zuorden kann, das Buch hat mich sehr beeindruckt und auch sehr beeinflusst. Ich sehe viele Dinge mittlerweile etwas anders, ich bin gespannt, wieviel Nutzen ich für mich selbst von dem Buch am Ende abringen kann.


    Liebe Grüße Eimyrja

    ~Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.~
    - Heinrich Heine -

  • Was muss ein Buch haben, das eine Sogwirkung auslöst, so dass man gefesselt dahinter sitzt, kaum loslassen kann, obwohl man das Gefühl hat, es würde einem ein Zug durchs Hirn rattern (in diesem Fall wörtlich zu nehmen :wink: ), auch wenn die Handlung den Leser nicht durch Spannung zwingend vorwärtstreibt?


    Vielleicht, weil es Fragen aufwirft / beantwortet, mit denen man sich selbst schon plagt? Weil es an irgendwelche Emotionen, Träume oder Sehnsüchte rührt, die man kennt? Erinnerungen wachruft? Weil man beim Lesen in jedem Abschnitt "ganz" dabei sein muss - andernfalls würde man es nicht kapieren - und so mit Kopf und Kragen eintaucht?


    Sicher, es gibt einiges auszusetzen: Jeder, dem Gregorius auf seiner Spurensuche nach Prado begegnet, besitzt ein paar Seiten, die dieser einst geschrieben hat. Und jede Seite führt zum nächsten, der Prado gekannt hat und der wiederum ein paar Seiten besitzt, usw ... Die meisten sind sehr alt geworden und erinnern sich an Einzelheiten aus ihrer Beziehung zu Prado, als wären sie gestern passiert. In der zweiten Hälfte des Buches wird einiges von dem wiederholt, das der Leser schon kennt.
    Doch: Einem Buch, das mich derart hineinzieht, verzeihe ich alles und bin froh, dass es jemanden gibt, der so was Geniales geschrieben hat. :applause:


    Nach Erklärt Pereira ist dieses Buch mein zweites, das sich mit der Salazar-Diktatur in Portugal beschäftigt; beide Bücher wurden von Nicht-Portugiesen geschrieben. Aufgrund dessen, was ich jetzt über diese politische Periode gelesen habe, verwundert es mich, dass Salazar 2007 zum bedeutendsten Portugiesen aller Zeiten gewählt wurde, siehe hier.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • verwundert es mich, dass Salazar 2007 zum bedeutendsten Portugiesen aller Zeiten gewählt wurde,

    Diese Wahl war/ist sehr umstritten "Der Sieg Salazars in der Fernsehsendung Os Grandes Portugueses" Siehe hier

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Vielen Dank, @ Serjena, für den Link zu dem interessanten Artikel. Fehlende Vergangenheitsbewältigung scheint das Problem vieler Länder zu sein. (Schweiz natürlich ausgenommen :wink: )


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Leider muss ich sagen, dass ich mit diesem Buch nicht warm geworden bin. Ich habe es zwar bis zur letzten Seite gelesen, aber irgendwie ist es an mir vorbei gegangen – ich habe es wohl nicht so recht verstanden…Die Reise – ihr Sinn ging mir nicht auf…
    Na ja, vielleicht in ein, zwei Jahren…wer weiß? :roll:

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde

  • Ich hatte das Buch heute in der Buchhandlung in der Hand und da dachte ich mir schon "Wow, das hört sich so fatastisch an, das musst du lesen". Ich finde den Klappentext schon sehr ansprechend.
    Jetzt nach den Rezensionen hier bin ich noch überzeugter davon, dass ich es lesen sollte und somit rutscht das Buch ganz ratz fatz auf meine Wunschliste.

  • Mich hat "Nachtzug nach Lissabon" auch sehr beeindruckt. Zum einen, weil Gedanken angesprochen und "fertiggedacht" wurden, die ich mir selbst schon gemacht habe, sie dann aber nicht zu Ende geführt habe. Die Gedanken über Gott z. B., über Stolz und Demütigung. Zum anderen, weil die Sprache wirklich wunderschön poetisch und angenehm zu lesen ist.


    Was mich aber eigentlich schon gestört hat, war - wie Marie schon schreibt - die Tatsache, dass sich alle inzwischen sehr alten Menschen an die Geschehnisse von vor 30 Jahren so detailliert erinnern können. Und noch mehr - weil es völlig unglaubwürdig war - dass alle Verwandten, Bekannten, Freunde von Prado sofort völliges Vertrauen zu Gregorius fassten und ihm uralte Notizen ohne Bedenken überlassen haben. Dass Eca, der außer seiner Nichte keinen Menschen sehen möchte, ein Vertrauensverhältnis zu diesem wildfremden Menschen aufbaut. Dass Adriana ihr Leben umkrempelt und wenigstens teilweise und vorübergehend wieder auf die Reihe kriegt, weil ein Fremder es von ihr verlangt.


    Das Ende fand ich in Ordnung, wenngleich ich auch noch gerne gewußt hätte, was es mit dieser Telefonnummer auf sich hat bzw. wäre es schön gewesen, wenn er die Portugiesin von der Brücke nochmal getroffen hätte.


    Wie gesagt, ein wunderschöner Roman, perfekte Urlaubslektüre, aber aufgrund dieser Unglaubwürdigkeit bekommt das Buch von mir nur vier von fünf Sternen.

  • So eben habe ich auch das Buch beendet. Ich habe nun 1,5 Wochen gebraucht, was für mich nun etwas länger ist.
    Ich hatte es im Urlaub dabei, was mir eventuell am Anfang deswegen schwer fiel genau in diese Poetische Schreibweise reinzukommen. Für mich war Gregorius ein sehr symphatischer Mensch, dessen Entwicklung mich ebenfalls mehr gepackt hat, als das Leben des Pado. Vorher bin ich mit der Art eines solchen Buches nicht in Kontakt getreten. Viele Passagen aus den alten Lektüen von Prado haben mir gefallen und machn nachdenklich - auf der anderen Seite ist bei mir leider der "aha-Effekt" aus geblieben. Es sind meiner Meinung noch einige Fragezeichen am Ende des Buches.


    Ich bin durchaus nicht abgeneigt, auch den Film zu sehen. Ich stelle es mir nur schwer vor, diese ganzen Gedanken von Gregorius sowie die Poetischen Werke des Prado zu verfilmen.

    Was mich aber eigentlich schon gestört hat, war - wie Marie schon schreibt - die Tatsache, dass sich alle inzwischen sehr alten Menschen an die Geschehnisse von vor 30 Jahren so detailliert erinnern können. Und noch mehr - weil es völlig unglaubwürdig war - dass alle Verwandten, Bekannten, Freunde von Prado sofort völliges Vertrauen zu Gregorius fassten und ihm uralte Notizen ohne Bedenken überlassen haben. Dass Eca, der außer seiner Nichte keinen Menschen sehen möchte, ein Vertrauensverhältnis zu diesem wildfremden Menschen aufbaut. Dass Adriana ihr Leben umkrempelt und wenigstens teilweise und vorübergehend wieder auf die Reihe kriegt, weil ein Fremder es von ihr verlangt.

    Dieses kann ich auch absolut bestätigen, man kann nicht nachvollziehen, wie sich die Menschen nach soo langer Zeit an fast jedes Detail erinnern . Amadeu musste wirklich ein außergewöhnlicher Mensch sein.. anders kann ich mir die Erzählungen nicht erklären und jeder hat direkt Schriftstücke von ihm an der Hand. :roll:

    Das Ende fand ich in Ordnung, wenngleich ich auch noch gerne gewußt hätte, was es mit dieser Telefonnummer auf sich hat bzw. wäre es schön gewesen, wenn er die Portugiesin von der Brücke nochmal getroffen hätte.

    Ja, definitiv, ich habe während des Lesens immer mal dran gedacht., was mich auch ziemlich angetrieben hat, das Buch weiter zu lesen. Ich fand den Anfang nämlich richtig interessant und mysteriös.



    Das Buch bekommt von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne, und wird jedem Poesie-Liebhaber empfohlen.

    Man muss sich einfache Ziele setzen, dann kann man sich komplizierte Umwege erlauben.(Charles de Gaulle)

  • Ich habe auch nun schon den Film gesehen, ich habe ihn mir gleich bei maxdome ausgeliehen.


    Ich muss sagen, dass ich positiv überrascht bin. Auch wenn der Regisseur einigtes weg gelassen hat und etwas auch verändert, hat mir der Film fast besser gefallen :-s


    Im Film werden Buchausschnitte während verschiedenen Szenen im Hintergrund laufen gelassen , und die Stimme des Prado ist sehr poetisch und gtefühlvoll, das fand ich richtig gut.

    Man muss sich einfache Ziele setzen, dann kann man sich komplizierte Umwege erlauben.(Charles de Gaulle)

  • Dieses Buch ist mal wieder ein gelungenes Beispiel für einen völlig mißlungenen Klappen- und Umschlagtext und was daraus wird: Mehr als die Hälfte der Bewertungen bei amazon sind gut bis sehr gut, ca. ein Drittel schlecht bis sehr schlecht und lediglich 10% finden es 'so ok'. Kein Wunder: Wer sich ein Buch kauft aufgrund der vollmundigen Ankündigung als Krimi ('Bewußtseinskrimi!'), in dem der Protagonist Raimund Gregorius um sein Leben fürchten muss, wird schwer enttäuscht sein von dieser Lektüre. Statt Verbrechen und gefährlichen Situationen ist der Schwerpunkt dieser Reise nach Lissabon eine Suche. Die Suche nach dem, was den wahren, echten Menschen ausmacht.
    Klingt, als ob sich um einen weiteren der zahllosen Lebensratgeber handelt: Wer bin ich? Was will ich? Erkenne dich selbst! Das Ganze verpackt in eine unterhaltsame Rahmenhandlung, die Gregorius auf der Suche nach einem portugiesischen Autor (Prado) nach Lissabon führt. Doch weit gefehlt. Statt der üblichen mittlerweile alltäglichen Ratschläge wie 'Gönnen Sie sich eine Auszeit und entdecken Sie, was SIE wollen!', legt der Autor Schicht für Schicht all die Einflüsse offen, die das eigene Ich einzwängen, bedrängen, leiten.... Doch ist das was dann bleibt, das eigene ICH?
    Durch das Lesen der Schriften des verstorbenen Prados und der Erforschung dessen Lebens erfolgt Gregorius' zunehmende Erkenntnis seines eigenen Ich. Prado war besessen von dieser Frage, wer er selber war und Gregorius beginnt verstärkt sich ebenso diesen Fragen zu stellen wie ganz zwangsläufig auch die Leserinnen und Leser.
    Doch dies ist nur ein Thema (wenn auch das hauptsächliche) um das dieses Buch kreist. Es geht um Gott, um den Tod, das Miteinander der Menschen... Ein ungemein reichhaltiges, inhaltsschweres Werk das sich dennoch nicht allzu schwer liest. Doch es ist keine Unterhaltungslektüre die nur zu konsumieren ist. Um's eigene Gedanken machen wird man kaum herum kommen :-)

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Ich denke, um dieses Buch zu lesen muss man in der richtigen Stimmung sein, bereit dafür sein. Bei mir war das nicht der Fall. Ich bin mir aber sicher, dass es in einigen Jahren noch einmal seinen Weg zu mir finden wird.

    Die wertvollste Handtasche ist ein alter Beutel mit einem guten Buch darin.

  • Bemerkenswertes, erstaunliches, interessantes, aber auch anstrengendes Buch. Es stand bei mir schon seit ner halben Ewigkeit im Regal, da ich laut Klappentext dachte, es wäre ein Krimi. Und da es schon älteren Datums ist, hab ich es immer wieder nach hinten verschoben.
    Hier wurde eigentlich schon alles Wesentliche geschrieben. Es war wirklich ein tolles Lese-Erlebnis, hat mich zuweilen recht nachdenklich gemacht und einmal hab ich sogar davon geträumt. Man muss sich wirklich Zeit nehmen für dieses Buch - im Vergleich zu anderen Büchern, habe ich viel länger dafür gebraucht. Was mich gestört hat, waren manchmal diese ellenlangen Sätze und ich muss zugeben, dass ich nicht immer alle Gedankengänge verstanden habe.
    Dass sich die alten Herrschaften noch so gut an Amadeu erinnern fand ich sehr positiv. Allerdings fand ich es ebenfalls ein bisschen befremdlich, dass Gregorius sofort von Allen empfangen/aufgenommen wird und sie sich ihm blind anvertrauen - dies ging mir etwas zu schnell.
    Ein Buch, das man einmal gelesen haben sollte und das von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: bekommt.

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆