Ich habe die Lektüre dieses Buches sehr genossen, es ist ein Buch, für das man sich Zeit lassen soll.
Die Rahmenerzählung kam mir doch einigermaßen konstruiert vor, auch der Klappentext führt meiner Meinung nach in die Irre. Es geht hier nur indirekt um Gregorius und dessen Ausbrechen aus dem Alltag. Vielmehr geht es um die traurige Figur des Amadeu, dem Sensiblen, dem Zerrissenen, der es allen Recht machen will und dabei selber auf der Strecke bleibt. Seine Niederschriften, seine Gedanken über Gott, über die Welt, über Tugenden und Untugenden, über geheime Wünsche, Pläne bilden für mich den Schwerpunkt dieses Buches.
ZitatOriginal von tom fleo
Wie könnte man - fragte ich mich beim Lesen - sich neu ausrichten, auch wenn das nicht automatisch bedeutet, dann "alles für immer hinter sich zu lassen", jedoch eventuell "neu bereichert" das "alte" Leben weiter zu führen? Diese Thematik hat mich wohl am meisten beschäftigt..
Das war auch für mich eine Kernaussage, und ich habe auch eine sehr passende Textstelle aus dem Buch dazu gefunden (S. 484 / Ein Mozart der offenen Zukunft )
Zitat... Es war Jahre her, dass die Zeit der werbenden Neugier zu Ende gegangen war und die Tür sich hinter unserem gemeinsamen Leben geschlossen hatte. Warum, Fatima, hatte ein Fenster zerbrechen müssen, damit ich dir wieder mit offenem Blick begegnen konnte? [...] Warum bloß ist der offene Blick so schwer? Wir sind träge Wesen, des Vertrauten bedürftig. Neugierde als seltener Luxus auf gewohntem Grund. Fest stehen und mit dem Offenen spielen können, in jedem Augenblick, das wäre eine Kunst. Man müsste Mozart sein. Ein Mozart der offenen Zukunft.
Schönes Buch, schöne Sprache - empfehlenswert!