Ein Wochenende im August 1986 veränderte für eine Gruppe Jugendlicher das ganze Leben. Eigentlich wollten sie nur zwei Tage lang in einer Blockhütte im Bergischen Land unbeschwert das Leben genießen, feiern und flirten. Doch es endete damit, dass ein Mädchen vergewaltigt und erstochen wurde und ein Junge brutal erschlagen. Bis heute ist der Doppelmord nicht aufgeklärt und nun soll der Kölner Journalist Jan Römer im Auftrag seines Chefs ausgerecht über diesen ungelösten Fall berichten. Jan erinnert sich noch zu gut an jenes Wochenende im Wald, denn er war damals mit seinen Freunden dabei. Um endlich den Geistern der Vergangenheit Herr zu werden, will Jan herausfinden, was im August 1986 wirklich auf der Lichtung im Wald geschah. Gemeinsam mit seiner besten Freundin Stefanie, genannt Mütze, beginnt er zu recherchieren und muss schon bald feststellen, dass irgendjemand um jeden Preis verhindern will, dass die Wahrheit ans Licht kommt…
Dem Klappentext und den lobenden Bemerkungen nach, hört sich das Buch nach einem sehr verheißungsvollen, überaus spannenden Krimi an. In der Tat hat Linus Geschke mit „Die Lichtung“ einen nicht zu verachtenden Debütroman vorgelegt, allerdings hätte man meiner Meinung nach vor allem aus dem letzten Drittel noch viel mehr herausholen können.
Die Geschichte beginnt damit, wie der 43-jährige Journalist Jan Römer auf seinem Arbeitsplatz eine Mappe vorfindet, die ein unangenehmes Gefühl in ihm auslöst. Sein Empfinden täuscht ihn nicht, denn es handelt sich um die Akte eines bislang ungelösten Doppelmordes, der im August 1986 im Bergischen Land begangen wurde. Unvorbereitet wird Jan von seiner Vergangenheit und längst verdrängt geglaubten Erinnerungen eingeholt. An einem Wochenende, das er zusammen mit Freunden in einer Blockhütte verbrachte, wurden sein bester Freund und ein Mädchen auf grausame Weise mitten im Wald getötet. Dieser Vorfall bedeutete für den damals 16-jährigen das Ende seiner Jugend und den Zerfall der Clique. Heute, 27 Jahre später, befindet sich der Mörder noch immer auf freiem Fuß. Um endlich Klarheit in die damaligen Geschehnisse zu bringen, nimmt Jan Kontakt zu seinen alten Freunden auf, die ihm mal mehr, mal weniger hilfsbereit entgegen kommen und er bemerkt fast zu spät, in welche Gefahr er nicht nur sich selbst bringt. All dies erfährt der Leser aus der Ich-Perspektive des Journalisten und der Autor wechselt dabei zwischen dem aktuellen Geschehen und Jans Erinnerungen an jeden Sommer ab.
Der Schreibstil ist fesselnd, bildhaft und liest sich sehr flüssig. Es gelingt dem Autor sehr gut, die 80er Jahre mit all ihrem Charme aufleben zu lassen und sie auch den Lesern, die später aufgewachsen sind, näher zu bringen. Jeder wird sich zurück in seine eigene Jugend versetzt fühlen und sich in einem der Charaktere wieder erkennen können. Diese und auch die handelnden Personen in der Gegenwart werden allesamt vielschichtig und vor allem glaubwürdig dargestellt. Aufbauend auf Jans Nachforschungen und den Befragungen seiner alten Freunde setzt sich die Wahrheit über den Tod der beiden jungen Menschen mosaikartig zusammen. Zwischendurch legt Linus Geschke geschickt falsche Fährten aus, sodass bis zum Ende jede Person mindestens einmal in Verdacht gerät, bis endlich der wahre Mörder sein Gesicht zeigt. Die Spannung auf die Auflösung bleibt bis zum Schluss erhalten, nur die Geschichte selbst flachte meiner Meinung nach ab dem letzten Drittel stetig ab. Nach dem Treffen mit Jans damaliger Jugendliebe Tanja, wodurch alte Gefühle in ihm hervorgerufen werden, rücken seine Eheprobleme etwas zu sehr in den Vordergrund. Seine Argumente wirkten belanglos und es schien, als würde sich der Journalist zu sehr in etwas hineinsteigern, das eigentlich viel weniger dramatisch wirkt, als es dargestellt wird. Leider geht dadurch die sympathische Mütze unter und erscheint erst wieder, als es zum Showdown kommt. Was sich im Laufe des letzten Drittel schleichend abzeichnete, bestätigte sich leider in dem 08/15-Schluss, der sich nicht von der breiten Masse ähnlicher Krimis abhebt. Dies fand ich sehr schade, denn die Geschichte hätte genug Potenzial für ein würdiges Ende geboten, stattdessen wirkt es eilig und lieblos hingeschrieben.
„Die Lichtung“ hätte ein durchweg emotionaler und überaus spannender Krimi werden können, den man nicht mehr aus der Hand legen kann, wäre nur dieser gewöhnliche Schluss nicht gewesen, der der Geschichte, die bis auf das letzte Drittel alle Kriterien eines guten Krimis erfüllt, absolut nicht gerecht wird. Davon abgesehen hat es aber im Großen und Ganzen Spaß gemacht mit den Protagonisten zu rätseln, zu bangen und zu hoffen!
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Buchdetails
Titel: Die Lichtung
Linus Geschke (Autor)
Band 1 der Zeitungsredakteur Jan Römer-Reihe
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 384
ISBN: 9783548286365
Termin: Oktober 2014
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Chattys BuecherblogIch bin begeistert und freue mich schon auf die Fortsetzung. -
Kurzmeinung
PasghettiInteressanter Einstieg in eine Reihe, die hoffentlich zulegt. Die Handlung hier war nämlich etwas zu wischiwaschi