Herbert Rosendorfer - Die Kaktusfrau

  • Über den Autor:
    Herbert Rosendorfer (19.02.1934 – 20.09.2012) war ein deutscher Jurist und Schriftsteller. Er hat ein äußerst umfangreiches Opus geschaffen, das neben Romanen und Erzählungen auch Theaterstücke, Fernsehspiele, historische Werke, Abhandlungen zur Musik, Reiseführer, Libretti sowie Kompositionen und Gemälde umfasst. Seine Texte sind zum großen Teil der phantastischen Literatur zuzurechnen. Er beherrschte auch die realistische und historische Erzählung, die bei ihm häufig satirische bis groteske Züge trägt. So erfand er zum Beispiel – gemeinsam mit dem Pianisten Karl Betz von der Universität Würzburg – den Komponisten Otto Jägermeier, der Eingang in verschiedene Musiklexika fand. In seinem Roman Ein Liebhaber ungerader Zahlen spielt er mit der Figur des Schriftstellers Florious Fenix (der unübersehbare Parallelen zu J.D. Salinger aufweist) und dessen seit 1965 betriebener Verweigerung des Literaturbetriebs. Seine juristische Ausbildung und seine Erfahrungen in juristischen Berufen zeigen sich in Werken wie Ballmanns Leiden oder Lehrbuch für Konkursrecht und Die Donnerstage des Oberstaatsanwalts, die den juristischen Alltag mit satirischen Seitenhieben beschreiben. Am bekanntesten wurde Herbert Rosendorfer wohl durch seine unvergesslichen „Briefe in die chinesische Vergangenheit“.
    (Quelle: Wikipedia)


    Das Buch „Die Kaktusfrau“ enthält mehrere Erzählungen:


    Der Frosch
    Das Mädchen mit dem Nasenringelchen
    Die Kaktusfrau
    Die Rolle
    Requiem für die Welt
    Die junge Wasserträgerin
    An Himmels Tor
    Das diplomatische Maultier
    Die Heimat der grünlichen Schwestern
    Die Jungfrau
    Mazurka in cis-Moll
    Gnadenwald
    Steinmann
    Gulden
    Im Bärenthale


    „Der Frosch“ ist eine schöne politische Satire auf den Kadaver-Gehorsam, die Handlungsabläufe und die Hierarchien im Militär, gekleidet in die fiktive Erzählung „Der Frosch“, angeblich von Gogol, erzählt auf einem internationalen Juristen-Kongreß in Bukarest. Rosendorfer wie ich ihn kennen und schätzen gelernt habe.


    „Die Kaktusfrau“ geht in ähnliche Richtung wie der „Frosch“ - auch hier finden sich die Seitenhiebe auf's System, diesmal sowohl auf die Finanzbürokratie als auch auf den Umgang mit wie auch immer fremdartigen Mitbürgern. Denn dem Erzähler erwächst aus einem, von einem Steuerflüchtling überlassenen, Kaktus eine Frau. Was aber macht man mit einer grünen stummen Frau? Man kleidet sie in eine Burka, damit sie das Haus verlassen und das Leben außerhalb der Wohnung genießen kann. Solche Geschichten mag ich sehr.


    In „Die Rolle“ begegnen wir der Kaktusfrau wieder – nur in anderer Form und nicht mehr ganz so lieblich und nett. Es ist eine Version der ewigen Geschichte von Künstlern, die einen Pakt mit dem Teufel schließen – oder vielleicht glücklich entkommen.


    „An Himmels Tor“ nimmt wunderbar die kindlichen Vorstellungen, wie wir an die Himmelspforte klopfen und Petrus um Einlass ins Himmelreich bitten, auf die Schippe. Ein Kapuziner, der sich zeitlebens alles versagte und in Askese auf das Himmelsreich zu lebte, klopft an die Tür und erwartet nun entsprechend seine Belohnung im Himmelsreich für seine irdische Enthaltsamkeit. Nicht gerechnet hat er mit der Bürokratie des Himmels und dass seine Entlohnung dann doch nicht ganz seinen Erwartungen entspricht. Ich sag nur „lujah soag I …...“ - einfach göttlich!!!!


    „Das diplomatische Maultier“ ist eine nette Beschreibung, wie sich unliebsame Anfragen (hier im diplomatischen Dienst, übertragbar auch auf das normale Leben) aussitzen lassen durch Nichtstun – vieles erledigt sich ja von allein.


    „Gulden“ scheint mir eine Persiflage auf geheime Geheimgesellschaften, die so geheim sind, dass selbst Strassennamen verändert werden um sie weiterhin geheim zu halten.


    Die restlichen Geschichten, muss ich zugeben, hab ich wohl einfach nicht verstanden – jedenfalls hab ich keinen Zugang dazu gefunden. Zum einen waren sie mir zu abgedreht, zum andren schlicht unverständlich. Woran das genau liegt, kann ich gar nicht sagen, denn ich hab schon vorher Kurzgeschichten von Herbert Rosendorfer gelesen (unvergesslich: die bösartigen Chausseebäume, die immer den betrunkenen Autofahrern vor die Haube laufen!). Aber bei diesen muss ich irgendwie passen. Zum Teil mag es auch daran liegen, dass ich Kurzgeschichten normalerweise nicht unbedingt mag – sie sind nicht mein Genre. Aus dem Gesamtbild der Geschichten, die mir hervorragend gefallen, und denen, die ich nicht verstanden habe, ergibt sich meine Wertung von 3 Sternen.