Elaine Corvidae - Unter Golems / The Sorceress's Orc

  • Elaine Corvidae - Unter Golems / The Sorceress's Orc
    Fantasy-Einzelband


    Klappentext:
    Die Universität von Giavolo gehört zu den stolzesten Akademien des Landes. An dieser Schule unterrichtet die Zauberin Verbena die magischen Künste und hat sich zusammen mit ihrem Kollegen Malachit einer geheimen Kunst verschrieben: der Erfindung von Golems. Diese biomechanoiden Ungeheuer, halb Mensch, halb Apparatur dienen den verschiedensten Zwecken Verbenas neueste Kreation, ein Rechengolem, kann außerdem für kriegerische Einsätze genutzt werden. Als die Seher der Universität eine Attacke auf Verbena prophezeien, wird die Magierin fortan von Riyu, einem furchteinflößenden Ork-Leibwächter, auf Schritt und Tritt begleitet. Schließlich erfolgt der Angriff einer bislang unbekannten Golem-Art und Verbena bleibt dank des Orks unversehrt, doch Malachit wird samt des Prototyps des Rechengolems entführt. Können sie die feindlichen Golems besiegen und verhindern, dass ihre mächtige Erfindung in die falschen Hände gerät?


    Inhalt:
    Der deutsche Titel führt in die Irre, denn obwohl immer wieder Golems auftauchen, sind sie nicht das Kernstück dieses actionreichen Fantasy-Romans. Der englische Titel, übersetzt „Der Ork der Zauberin“ ist weitaus treffender, geht es doch hier stark um die Orks, und den nicht gerade schmeichelhaften Vorurteilen ihnen gegenüber. Ja, groß sind sie natürlich, mit grüner Haut und muskelbepackt. Die Stoßzähne fehlen auch nicht. Allerdings sind es nicht tumbe Krieger, die wir hier näher kennenlernen. Riyu fungiert als Leibwächter der äußerst eigensinnigen und herben Zauberin Verbena, die als Meisterin an der Universität von Giavolo versucht, ihren Studenten das Fach „Magie“ zu lehren. Nach Hinweisen auf drohende Gefahr wird Verbena – sehr gegen ihren Willen – unter den Schutz von Riyu gestellt, der ihr überall hin folgt. Der pflichtbewusste Ork erweist sich weder als trampelig in seinem Benehmen, noch als geistig minderbemittelt. Verbena ist sehr überrascht, dass ihr ritterlicher Begleiter eine durchaus angenehme Gesellschaft bietet und sie muss ihre schlechte Meinung von den Orks sehr bald reumütig revidieren.
    Auch Kiki, eine junge Orkfrau, die als „Lehrling“ den vorbildlichen Riyu und Verbena samt Reisegesellschaft auf ein aufreibendes Abenteuer begleitet, ist sehr gewitzt und folgt ebenfalls strikt dem besonderen Berufsethos der Ork-Krieger.
    Die Golems sind das Werk des geheimnisvollen Antagonisten, genannt Hellhand, der aus den menschlichen Einzelteilen seiner Gefangenen, mordlustige Biester herstellt, die annähernd wie Hunde oder Vögel aussehen, nur eben monströs und schlichtweg ekelhaft.
    In Verbenas nahem Unfeld gibt es Entführungen, was sie dazu drängt, ihre Freunde zu retten und nach ihnen auf die Suche zu gehen. In Begleitung der beiden Orks, eines charmanten Meister-Kollegen von der Universität, ihres Gehilfen Weißdorn und der adeligen Studentin Amethyst bricht sie auf zu einer Mission, die neben einigen Kämpfen, neuen Weggenossen und herben Verlusten vor allem eines für Verbena bringt: eine ganz neue Perspektive hinsichtlich der Orks.


    Meine Meinung:
    Ich war sehr begeistert, als ich nach ein paar Seiten herausfand, dass die Hauptfigur Verbena eine resolute Frau mittleren Alters ist. Nach all den jugendlichen Heldinnen und Helden eine mir sehr willkommene Abwechslung! Verbena muss sich nicht erst selbst finden auf dem Weg zum Erwachsenwerden, sondern ist bereits eine sehr ausgeprägte Persönlichkeit mit einiger Lebenserfahrung, was sie aber nicht vor Vorurteilen gegenüber der als dumme Brutalos bekannten Ork-Rasse schützt. Die schrittweise Annäherung zwischen der Zauberin und ihrem Beschützer ist gelungen dargestellt und auch die Ablehnung, auf die Riyu generell beim Stadtvolk stößt, führt dazu, dass sich der Leser zügig auf seine Seite stellt.
    Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sie verliert sich auch nicht in zu vielen Details, so dass die Geschichte relativ schnell voranschreitet. Gelangweilt habe ich mich nicht. Allerdings gab es zum Schluss hin doch viele Wiederholungen in den Konversationen über bestimmte Vertrauensprobleme, Schuldgefühle etc, was für meinen Geschmack übertrieben rührselig war. Es stellt aber auch einen guten Gegensatz zu Verbenas ansonsten eher hartem Charakter dar, was der Figur einen gefühlvollere Seite und viel Tiefe verleiht. Trotzdem – mir waren die Diskussionen über Zweifel etc. zu häufig.
    Ansonsten kann ich das Buch denjenigen empfehlen, die mit einer charakterlastigen Fantasy-Geschichte etwas anfangen können, die sich viel mit zwischenmenschlichen/-orkischen Themen befasst. Gegen eine nicht nebensächliche Liebesgeschichte sollte man auch nichts haben. :wink: Wer zudem noch verzweifelt einen schnell zu lesenden, nicht allzu komplizierten Fantasy-Einzelband sucht, weil die ewig langen Reihen nerven, ist hier gut bedient.
    Reine Golem-Interessierte werden höchstwahrscheinlich enttäuscht werden.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Zur Autorin (von der ich vorher noch nie etwas gehört hatte):
    Elaine Corvidae ist eine amerikanische Autorin, die schon einige Reihen in den Sparten Science Fiction und Fantasy veröffentlicht hat. Einige ihrer Bücher wurden mit Preisen ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Mann und einigen Katzen in Charlotte, North Carolina. Sie geht gerne wandern, liebt Musik und braut schon mal gerne ihr eigenes Bier. Da „Corvidae“ die ornithologische Kategorie für Rabenvögel bezeichnet, hätte mich interessiert, wie die Dame wirklich heißt. Leider habe ich im Internet dazu nichts gefunden.