Irmgard Keun - Nach Mitternacht

  • In einer privaten Leserunde habe ich grade Irmgard Keun für mich entdeckt. Auf diese Autorin bin ich durch das Buch "Ostende" gestoßen, in dem es um die Freundschaft zwischen Joseph Roth und Stefan Zweig geht. In Ostende lernt Joseph Roth dann die junge Irmgard Keun kennen und sie werden ein Paar. Den Namen hatte ich ja mal gehört, aber mehr auch nicht - und so wuchs mein Interesse an einer Autorin, die im 3. Reich prompt verboten wurde und das Land verließ.
    Ich habe jetzt gut die Hälfte des Buches gelesen und mir ist auch sofort klar geworden, warum die Nationalsozialisten die Autorin mit Berufsverbot belegten - sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Dabei ist es kein großes Protestgeschrei und sie lässt auch keine Kampfparolen vom Stapel - nein, im Gegenteil: sie erzählt einfach nur von den kleinen Alltagsbanalitäten, von der Angst und Repression des kleinen Mannes, von der Macht der geistig Kleinen die auf einmal Macht erhalten, von der ständigen Angst davor, wer vielleicht ein Gespräch mithört und petzt… es sind die kleinen Dinge, die das Leben so schwierig machen können und die schildert sie ganz simpel, einfach - doch dadurch umso eindrucksvoller. :pray:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Ich weiß nicht, ob ich Irmgard Keun für mich entdecke oder nicht, das wird sich noch zeigen, denn irgendwie, sagt mir mein Gefühl, muss da noch etwas kommen ... Bisher beeindruckt das Buch lediglich durch den sehr naiven Blickwinkel, der uns tief in die Figuren und die Zeit blicken lässt. Dieser Blick lässt es dann auch zu, über Verhaltensweisen der Braunen zu erzählen, der natürlich dem Regime zu wider war. Sich über Gesetze zu äußern, die man als unlogisch empfindet, aber eben nicht versteht, warum jetzt die Juden XY sein sollen - aber man ist ja dumm, und versteht das nicht ... (Die bekommt doch noch Eins über! Das bleibt doch nicht unbestraft.) :uups: