Werner D`Inka, Peter Lückemeier - Ab heute heißt du Dieter

  • Die beiden FAZ-Journalisten D`Inka und Lückemeier, beide seit vielen Jahren genaue Kenner der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, haben mit dem aus Frankfurt stammenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, ein langes Gespräch geführt, das in diesem lesenswerten Buch dokumentiert ist. Es ist sehr gut dazu geeignet, Zeitgenossen, die sich ein detailliertes Bild über die Rolle und die Aufgaben machen wollen, der sich die Juden im gegenwärtigen Deutschland gegenübersehen, ein profundes einführendes Wissen zu vermitteln.


    Dieter Graumann ist der der erste Zentralratsvorsitzende, der nach dem Zweiten Weltkrieg geboren ist und keine eigene Erfahrung mit dem Holocaust hat. Nicht nur deswegen macht er immer wieder deutlich in diesem Gespräch, dass er die Rolle des deutschen Judentums, gerade auch nach der Veränderung der jüdischen Gemeinden durch den Zuzug aus Osteuropa nicht mehr allein im Erinnern und Mahnen sieht, sondern in einem zukunftsgerichteten Denken und positiven Handeln.


    Neben den Erinnerungen an seine eigen Kindheit und Jugend geht es um die Frankfurter Jüdische Gemeinde, die Prägungen durch das Fassbinder-Stück 1985, die Kontroversen mit Martin Walser und Jakob Augstein, und nicht nur aus Anlass des Grass-Gedichtes immer wieder um die Kritik an Israel und die Solidarität mit Israel. Die große Verbundenheit mit dem Vorbild Ignaz Bubis zieht sich über viele Seiten eines gut aufgebauten und sensibel geführten Gespräches.