Zum Inhalt (Quelle: Verlagsseite)
[...]Die Bewohner von Torsby stehen unter Schock: Das Ehepaar Carlsten und seine zwei Söhne wurden ermordet. Aus nächster Nähe erschossen, im eigenen Haus. Kommissar Torkel Höglund und seine Kollegen von der Reichsmordkommission finden bald heraus, dass es eine Zeugin gegeben haben muss: Nicole, die zehnjährige Nichte der Carlstens. Ihre Fußabdrücke führen in den Wald. Und ihre Überlebenschancen schwinden stündlich.
Den sonst so ruppigen Kriminalpsychologen Sebastian Bergman berührt der Fall, Nicole erinnert ihn an seine eigene Tochter. Die jetzt im gleichen Alter wäre. Die er nicht retten konnte. Bergman setzt alles daran, das Mädchen zu finden. Doch Nicole wechselt ihre Verstecke planvoll, getrieben von Todesangst. Denn jemand will um jeden Preis verhindern, dass Nicole erzählt, was sie gesehen hat.
Autoren (Quelle: Verlagsseite)
Michael Hjorth, geboren 1963, ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und ebenfalls Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.
Ihr gemeinsames Krimidebüt «Der Mann, der kein Mörder war» wurde ein Riesenerfolg, das Buch erschien in 22 Ländern und stand monatelang auf den internationalen Bestsellerlisten. Der zweite und dritte Band der Reihe um den Stockholmer Kriminalpsychologen Sebastian Bergman, die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird, befanden sich wochenlang unter den Top 10 der Spiegel-Bestsellerliste.
Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, schreibt Drehbücher, zuletzt für die ZDF-Koproduktion «Die Brücke - Transit in den Tod». In Schweden ist er ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator.
Allgemeines
Titel der Originalausgabe: "Den stumma flickan" (2014), übersetzt von Ursel Allenstein
Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe: 15.10.2014 bei Wunderlich, Hardcover 592 Seiten
Vierter Band der Reihe um den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman
Gliederung in unzählige kürzere Kapitel ohne Nummerierung
Erzählperspektive: Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
Handlungsorte und -zeit: Stockholm, Torsby, in der Gegenwart (April/Mai)
Inhalt
Bei dem "Mädchen, das verstummte" handelt es sich um die zehnjährige Nicole Carlsten, die während eines Besuchs bei ihren Verwandten Zeugin des Mordes an ihrem Onkel, ihrer Tante und den beiden kleinen Cousins geworden ist. Sie ist aus dem Haus entkommen und befindet sich seitdem auf der Flucht. Nicht nur der Mörder, sondern auch Kommissar Erik Flodin von der Polizei in Torsby und die von ihm hinzugezogene Gruppe um Torkel Höglund von der Stockholmer Reichsmordkommission sind höchst motiviert, das Mädchen zu finden. Zunächst gelingt es zwar, die Zehnjährige in Sicherheit zu bringen, doch die erhoffte schnelle Aufklärung des Falls durch die Augenzeugin bleibt aus, da Nicole seit dem traumatischen Ereignis unter Mutismus leidet. Die Tatsache, dass das Kind vorerst nicht sprechen kann und die indiskrete Berichterstattung durch gewissenlose Journalisten bringen Nicole erneut in Lebensgefahr. Für Sebastian Bergman beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Er muss das Kind möglichst schnell dazu bringen, sich ihm zu öffnen. Keiner seiner vorherigen Fälle hat ihn in diesem Maße gezwungen, sich mit seinem ganz persönlichen Trauma auseinanderzusetzen...
Beurteilung
Im vierten Band der Serie um Sebastian Bergman werden viele Fäden der Handlung aus den Vorgänger-Romanen wiederaufgenommen und die privaten Probleme der Hauptfiguren werden mit dem aktuellen Kriminalfall geschickt verwoben. Torkel Höglund muss aufgrund der schweren Verletzung seiner kompetenten Kriminaltechnikerin Ursula ohne deren Unterstützung auskommen, er ist auf den unerfahreneren Billy angewiesen, der zur Zeit ganz eigene Probleme hat. Auch Vanja steht noch unter dem Eindruck der schockierenden Enthüllungen der jüngsten Vergangenheit und wird davon in ihrem Handeln beeinflusst.
Im Zentrum des Romans steht erneut Sebastian Bergman, der hier - wie schon im dritten Band - weitaus glaubwürdiger und ausgewogener charakterisiert wird als zu Beginn der Krimireihe. Nach wie vor zur Egozentrik neigend, macht er dennoch eine Entwicklung durch und kann zunehmend Empathie aufbringen. Er wirkt nicht immer sympathisch, wird aber in seinen Handlungen immer nachvollziehbarer. Im vorliegenden Roman spielt seine Vergangenheit eine große Rolle, deshalb ist es unbedingt sinnvoll, die vorherigen Bände der Reihe zu lesen, sonst entgehen dem Leser feine, aber bedeutungsvolle Nuancen.
Der eigentliche Kriminalfall ist durchgehend spannend und sehr gut konstruiert. Zunächst scheint die Handlung absehbar, um dann mehrere Wendungen zu nehmen, die durchaus glaubwürdig sind.
Der flüssige Erzählstil und der hohe Spannungsbogen animieren den Leser trotz des relativ großen Umfangs von knapp 600 Seiten zur zügigen Lektüre.
Sowohl im Hinblick auf die Motivlage im Mordfall als auch bezüglich der diversen Probleme der Romanfiguren werden aktuelle gesellschaftliche/(umwelt)politische/wirtschaftliche Themen angesprochen, dies macht neben der realitätsnahen Schilderung der Charaktere mit Stärken und Schwächen die besondere Qualität dieses Krimis aus. Auch der Verzicht auf "reißerische" Szenen und der sparsame, bzw. subtile Umgang mit Cliffhangern sind sehr einnehmend.
Fazit
Eine rundum gelungene, stimmige Fortsetzung der Reihe um Sebastian Bergman, die der Leser mit entsprechenden Vorkenntnissen (mindestens Band 3) am besten würdigen kann. Sehr lesenswert!