Tim Curran - Dead Sea

  • Klappentext:
    Das Bermudadreieck, der Friedhof der Meere, das Geheimnis der Sargassosee - das ist für die Mannschaft der Mara Corday nichts als Seemannsgarn. Bis der Frachtkahn in einen schweren Sturm gerät ... und im Nebel Geisterschiffe, Monster mit riesigen Fangarmen und seltsame Lichter auftauchen.
    Stammen diese höllischen Schrecken wirklich aus unserer Welt? Oder treibt das Schiff durch eine fremde Dimension? Und kann ausgerechnet ein durchgeknallter Physiker dabei helfen, wieder in unsere Gegenwart zu gelangen?


    Handlung:
    An Bord des Containerschiffs Mara Corday ist neben der Besatzung noch ein Trupp mit hemdsärmligen Bauarbeitern, die auf dem Weg zu einem Projekt nach Französisch-Guyana sind. Sie kommen zwar in die Nähe der Sargassosee und somit auch des sagenumwobenen Bermudadreiecks, aus dem schon so viele Flugzeuge und Schiffe auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind, doch von solchen Spukgeschichten lassen sich die harten Kerle natürlich nicht ängstigen. Doch der erfahrene Seebär und Erster Offizier Gosling hat eine dunkle Vorahnung, dass irgendetwas Ungewöhnliches vor sich geht, dass etwas Schreckliches mit der Mara Corday geschehen könnte. Und schon kurze Zeit später spielen die Geräte verrückt und funktionieren nicht mehr und es taucht ein dichter, dicker noch nie dagewesener Nebel auf, der sich wie der Hauch des Todes über das Schiff legt. Kurze Zeit später taucht ein stark blutendes Mitglied der Crew auf und geht über Bord. Die mysteriösen Vorfälle häufen sich, das Schiff dümpelt verloren vor sich hin. Die Crew wird immer unruhiger und man ist sich ziemlich sicher, dass man sich nicht mehr auf der Erde befindet. Es folgt das Unvermeidliche in dem dichten Nebel und ohne funktionierende Geräte: Die Kollision mit einem plötzlich auftauchenden anderen Schiff und schließlich sinkt die Mara Corday. Ein Teil des Teams kann sich retten und ist nun auf dem offenen Meer. Wenn sie gedacht haben, sie haben das Schlimmste nun hinter sich, so haben sie sich geirrt, denn die Untiere, die sich in diesem Ozean tummeln, sind hungrig und machen gnadenlos Jagd auf die Schiffbrüchigen...


    Meine Meinung:
    Von Tim Curran kannte ich mit "Zerfleischt" und "Verseucht" bisher zwei ganz annehmbare Bücher, die kurz und knackig waren und statt durch gruselige Atmosphäre eher mit schier unfassbarer Brutalität glänzten. Deshalb war ich bei "Dead Sea - Meer der Angst" etwas skeptisch, da es doch fast 800 Seiten dick ist und die Handlung sich recht unterschieden hat von seinen anderen mir bekannten Werken. Wird eine Aneinanderreihung von Metzelszenen nicht irgendwann langweilig bei dieser Länge? Doch schon früh hat mich der Autor überrascht, denn er hat ein wirklich gutes Szenario gezeichnet und das Hauptaugenmerk auf Atmosphäre und Grusel gelegt, was ihm schon sehr früh in der Geschichte gelungen ist. Als der dichte Nebel sich um das Schiff legt und wie Curran davon spricht wie er unheilvoll wie ein Lebewesen über das Schiff streicht, gab es schon die erste Gänsehaut. Man spürte das drohende Unheil regelrecht obwohl eigentlich noch nichts passiert ist. Auch im weiteren Verlauf des Romans lässt er sein Können immer wieder aufblitzen und den Leser mit einem dicken Kloß im Hals zurück. Das Beschreiben von Szenarien ist dem Autor hier wirklich zu 100% gelungen. Das Meer wird als dicke, stinkende Brühe beschrieben und man kann den Geschmack von Verderbtheit regelrecht riechen. Von Schiffen habe ich so gut wie keine Ahnung, aber Tim Curran hat es ebenfalls geschafft, dass man ein hervorragendes Bild vor Augen hat wenn er sie beschreibt. Ganz zu Schweigen von den Seeungeheuern und Monstern, die an Einfallsreichtum kaum zu überbieten sind. Über das ganze unschöne Szenario, durch das sich die Hauptfiguren kämpfen müssen, hat er einen Schleier an Ekel, Gestank, Abartigkeit, Bösartigkeit, Abscheu, Entartung, Krankheit und Tod gelegt, der regelrecht spürbar war. Man hat richtig gemerkt wieviel Spaß Tim Curran beim Schreiben hatte. Ganz großes Kopfkino! Und dass mehr Wert auf Schauer und Grusel gelegt wurde soll natürlich nicht heißen, dass nicht auch eine Menge Blut fließt. Das passiert nämlich trotzdem ziemlich häufig, wenn auch nicht mit der Intensität der oben erwähnten Bücher. Leider hatte "Dead Sea - Meer der Angst" durchaus auch seine negativen Seiten, wodurch ich keine uneingeschränkte Leseempfehlung geben kann. Zum einen waren da die Charaktere: Die Geschichte hatte seine Sympathieträger und auch seine Figuren, die man einfach nur hassen mag und trotzdem bekam man zu keinem richtig Zugang. George Ryan sowie Cushing, zwei der Bauarbeiter und Gosling, der erste Offizier sind die drei, aus deren Sicht ein Großteil der Geschichte geschrieben ist. Ja, das sind alles nette Typen, bestachen aber überhaupt nicht mit speziellen Charaktereigenschaften und werden wohl schnell vergessen sein. Dann gab es noch den Bauunternehmer Saks, der eigentlich nur damit beschäftigt war, Unruhe ins Team zu bringen, die Leute zu beleidigen und möglichst viele Menschen gegen sich aufzubringen, was für mich einfach viel zu übertrieben und unrealistisch war und mir irgendwann richtig auf den Keks ging. Und schließlich war da dann leider doch noch die Länge des Buches ein Problem. Der Anfang war richtig klasse und der Endteil ließ auch nochmal ordentlich aufhorchen und es wurde sehr spannend. Aber im Mittelteil, so ungefähr ab dem Zeitpunkt als der Frachter untergegangen ist, war zwischendurch auch mal Langeweile angesagt und einige Szenen und mehmalige Wiederholungen von Beschreibungen kann man sogar als Ärgernis bezeichnen. Man hat eigentlich immer nur auf das nächste Monster gewartet, gegen das die Crew bestehen muss und das übliche Zwischendurchgeplänkel (Zank untereinander, Hoffnungslosigkeit macht sich breit, wie soll es nur weitergehen, ich hätte jetzt gern eine Pizza und ein kühles Bier...blabla) hätte gerne etwas abgekürzt werden können. Ich war richtig froh als das Buch später wieder die Kurve gekriegt hat, denn es wäre echt schade um das tolle Szenario gewesen. Curran packt schließlich noch eine Gespenstergeschichte und Science-fiction-Elemente in sein Buch, was "Dead Sea" gut getan und für Abwechslung gesorgt hat. Vor allem von letzterm gibt es gegen Ende eine ziemlich krasse Szene, bei der sich die Härchen am Arm gen Zimmerdecke bewegt haben.


    Fazit: Ein schauriges Szenario und hoher Einfallsreichtum stehen leider durchschnittlichen Figuren und leichten Längen gegenüber, aber Horrorfreunde sollten "Dead Sea" auf jeden Fall eine Chance geben.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Bermuda-Dreieck, Sargassosee und andere Flecken der Weltmeere taugen immer für Storys, welche jeder rational erklärbaren Grundlage entbehren. Und genauso unergründlich wie die Tiefen des Ozeans, sind teilweise die Ideen, welche Autoren damit verbinden.
    Tim Curran war mir bisher nur aus dem „American Wasteland“ (LINK ZUR REZI) bekannt und dieser Ausflug in die Hirnwindungen des Autors hatte mir gut gefallen. Wusste Curran dort noch keinerlei Füllmomente oder gar Längen aufkommen zu lassen, so ist dies bei „Dead Sea“ leider nicht der Fall.
    Curran nutzt das erste Kapitel um seine Protagonisten, welche alle miteinander wieder nicht wirklich sympathisch sind, einzuführen und deren Hintergrund ein wenig mehr auszuleuchten, um deren Reaktionen im nun folgenden Spiel erklärbar zu machen. Dies gelingt ihm auch sehr gut, doch irgendwie will dabei nicht so recht Freude aufkommen, auch wenn man sich wieder in derbstem Slang und wildesten Beschimpfungen unterhält.
    So richtig will der Horror und das Mystery jedoch nicht punkten und auch wenn man den Hintergedanken auf die Seitenzahl dieses Buchklotzes legt – deren es da 768 gibt – macht dies dennoch nicht die recht langwierige und umständliche Einführung von allem wett.
    Klar, die Mara Corday – das Schiff um das es zuerst geht – befindet sich in einem unergründlich seltsamen Nebel und so langsam nehmen die Bedrohungen zu, und es kommt auch die erste Person ums Leben – aber selbst der Selbstmord eines über die Reling hüpfenden Matrosen, steigert die Spannung nicht wirklich.
    Erst als sich Gosling, der erste Offizier der Mara Corday, daran macht das Rätsel des durchgeknallten Relingspringers zu ergründen, nimmt auch das Buch endlich wirklich erstmals Fahrt und Gänsehaut auf. Leider verliert sich diese zu Beginn des zweiten Kapitels sofort wieder und man hat das Gefühl, Curran wolle hier Feeling und Setting von Kapitel Eins ebenfalls auf die neue Handlungsebene übertragen.
    Um jetzt noch ein paar Wasseraphorismen zu verbraten, so kann man die Handlung bis zum Schluss als leises dahinplätschern diverser Versatzstücke bezeichnen, denn irgendwie wollte Curran diesmal bei mir nicht zünden.
    Seine Protagonisten siedelt Curran auch diesmal wieder vollkommen in der Realität an, denn die komplett geldversessenen Bauarbeiter, welche eine Landebahn in den Dschungel zementieren sollen, sind so wie Otto Normalverbraucher eben ist. Selbst in der ausweglosesten Situation denkt jeder nur an sich und das dezimieren der Protagonisten durch die Umgebung der „Dead Sea“ bringt keinen „Och, schade, der hätte das doch jetzt überleben können!“-Moment mit sich.
    Auch wenn meine Recherche ergab, dass es sich bei „Dead Sea““ um ein einziges Buch im Original handelt, so könnte man auch in den Gedanken verfallen, dass es sich um seine Serie handle und die einzelnen Kapitel als einzelne Bücher erschienen wären. Jedes Kapitel wird Anfangs von der Geburt des Neuen überschatten und kommt schwerer ans Laufen als sein Vorgänger, was natürlich den Fluss und die Homogenität des Spannungsbogens ständig abreißen lässt.
    Für mich hätte dies alles wesentlich straffer und rattiger abgehandelt werden können, so wie Curran es mir mit dem „American Wasteland“ vorgemacht hat.
    Wer Zeit, Lust und Ausdauer hat, der möge sich dem Buch widmen, denn zumindest die Charakterstudien rangen mir den ein oder anderen schallenden Lacher durch deren Konversationen untereinander ab.

  • Ich habe hiermit mein erstes Buch von Tim Curran beendet und muss die Geschichte einfach mal sacken lassen. Viel darüber schreiben werde ich nicht, besser als Kapo könnt ich es sowieso nicht beschreiben.


    Das Buch trieft von Anfang bis zum Ende nur so von Verderbnis, Fäule und Verwesung. Die Situation der Protagonisten ist so drückend, düster und fast hoffnungslos. Dadurch wird die Atmosphäre sehr dicht und greifbar.

    Das Buch hat 760 Seiten und ich empfand zu keinem Zeitpunk langweile. Auch in Situationen in denen nicht wirklich viel passiert, gelingt es Curran mich bei Laune zu halten. Sein Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Auch schafft er es immer wieder seine Beschreibungen von Orten, Situationen oder Stimmungen sehr lebhaft und bildlich zu schmücken und in wohlklingende Worte zu verpacken.

    Das Buch war eine sehr angenehme Überraschung im Einheitsbrei der Splatter Romane bei Festa. Das Genre, in der dieses Buch einzuordnen wäre, würde ich auch eher als Horror-Science-Fiction-Abenteuer beschreiben.

    Die spannende Geschichte und ein toller Schreibstil sind mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: wert.

    Curran gehört für mich sicherlich zu den besten Festa Autoren und ich werde auch noch andere Bücher von ihm lesen.

    Sub: 279


    gelesen:

    2023: 154 Bücher / 35 Perry Rhodan Heftromane

    2024: 2 Bücher / Perry Rhodan Heftromane


    "Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht." - Abraham Lincoln -