David Nicholls - Drei auf Reisen/ Us

  • Biochemiker Douglas Petersen wähnt sich im Land der Träume, als er von seiner Künstlerehefrau Connie in der Nacht geweckt wird und für ihn Unfassbares hören muss. Connie erklärt ihrer beider Ehe für beendet, sie wird ihn nach Albies Auszug verlassen. Aber die geplante Familienreise mit dem 17-jährigen Sohn Albie durch diverse europäische Städte wollen sie noch zusammen unternehmen. Douglas ist verwirrt, durcheinander, will sich nicht an den Gedanken gewöhnen, sein Leben ohne Connie zu führen. Er hofft, dass die gemeinsame Reise sie wieder näher zusammen bringt und auch sein getrübtes Verhältnis zu Albie wieder in normale Bahnen lenkt. So werden also die Koffer gepackt und als Familie starten sie ihre Reise. Doch Douglas hat sich zu viel vorgenommen, die Reise verläuft nicht wie geplant und auf einmal steht er allein da auf der Suche nach Frau und Sohn. Wird er die beiden wieder finden? Werden sie ihre Schwierigkeiten überwinden? Und vor allem: werden sie als Familie zurückkehren?


    David Nicholls hat mit seinem Roman „Drei auf Reisen“ wieder einen wunderschönen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig mit einer wunderbaren Prise trockenen Humors, der Leser befindet sich von Beginn an an Douglas Seite und begleitet ihn bei all seinen Entscheidungen, Gedanken und Unternehmungen, um seine Familie zusammen zu halten. Dabei geht die Reise durch halb Europa, mal steht man in Barcelona, mal ist es Paris, Florenz oder Amsterdam. Hierbei stehen nicht nur die familiären Angelegenheiten im Vordergrund, auch die Betrachtung alter Kunstschätze verleiht diesem Buch einen besonderen Hintergrund, denn Douglas‘ Ehefrau ist Künstlerin, und auch Sohn Albie hat die Kunst für sich entdeckt. Die Protagonisten sind wunderbar gezeichnet. Douglas, der trockene, nüchterne Wissenschaftler, der alles sehr genau nimmt, immer alles besser weiß, aber auch seine Verlustangst kommt auf einmal an die Oberfläche. Seine Erinnerungen an die Jahre mit Connie zeigen seine Verletzlichkeit und seine Liebe zu seiner Frau und seinem Sohn. Connie ist eine Chaotin, wissbegierig, unendlich neugierig und dem Leben und den Menschen zugewandt. Die Charaktere wirken authentisch, lebensecht und besonders liebenswert, jeder auf seine Art und Weise.


    Nicholls beleuchtet durch Douglas Auge die Beziehung des Ehepaars und auch das schwierige Vater-Sohn-Verhältnis auf besonders gefühlvolle und sensible Weise. Douglas spart in seinen Gedanken nicht mit Selbstkritik und reflektiert viele Episoden der vergangenen Jahre, um einen Weg zu finden, seine Familie zu behalten. Durch die Ich-Erzählung hat man als Leser das Gefühl, man sitzt mit Douglas in einem Straßencafé in Venedig und hört seiner Lebensgeschichte zu und beobachtet dabei seine persönliche Entwicklung.


    Ein wunderschöner Buchroadtrip durch Europa, der mitten ins Herz geht, einem ein Lächeln ins Gesicht malt und den man nicht aus der Hand legen kann, bis die letzte Seite und Douglas‘ Stimme verklingt. Zauberhaft!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: für David Nicholls.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Danke @dreamworx für deine Rezi zu diesem Buch. Ich bin letzte Woche beim Stöbern auf diesen neuen Roman von Nicholls aufmerksam geworden und war von seiner Geschichte "Zwei an einem Tag" damals sehr begeistert. Der Klappentext hatte mich weniger angesprochen, doch nach deiner Meinung rutscht das Buch auf meiner Wunschliste einen großen Schritt nach oben.
    Findet man seinen zauberhaften und einnehmenden Schreibstil aus seinem vorherigen Roman in diesem wieder?

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Danke @dreamworx für deine Rezi zu diesem Buch. Ich bin letzte Woche beim Stöbern auf diesen neuen Roman von Nicholls aufmerksam geworden und war von seiner Geschichte "Zwei an einem Tag" damals sehr begeistert. Der Klappentext hatte mich weniger angesprochen, doch nach deiner Meinung rutscht das Buch auf meiner Wunschliste einen großen Schritt nach oben.
    Findet man seinen zauberhaften und einnehmenden Schreibstil aus seinem vorherigen Roman in diesem wieder?


    Ja, der Schreibstil ist wieder wunderbar, das Buch verschlingt man regelrecht! :) Jedenfalls ist es mir so ergangen und ich war nach "Zwei an einem Tag" skeptisch, ob das neue Buch wieder so gut wird. Die Geschichte ist anders, aber ebenso toll zu lesen.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • ich war nach "Zwei an einem Tag" skeptisch, ob das neue Buch wieder so gut wird.

    Diese Befürchtung habe ich ebenfalls.


    Die Geschichte ist anders, aber ebenso toll zu lesen.

    Und auf diese Antwort habe ich gehofft. :D

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Gegensätzlicher kann ein Paar wohl kaum sein als Conny und Douglas. Sie lebensfroh, chaotisch und Künstlerin. Er sehr zurückhaltend, Wissenschaftler und klar strukturiert. Doch wider Erwarten scheint es eine harmonische Beziehung zu sein bis nach mehr als 20 Jahren Conny ihrem Mann plötzlich eröffnet, dass sie sich von ihm trennen möchte. Douglas ist völlig unvorbereitet, denn sie hatten gemeinsam mit ihrem Sohn Albie eine große Tour durch Europa geplant, bevor dieser auszieht um ins College zu gehen. Doch die Reise soll stattfinden und Douglas plant, seine Frau wiederzugewinnen und seinem Sohn endlich näherzukommen.
    Erzählt wird die Geschichte von Douglas, der abwechselnd von ihrer Fahrt berichtet und wie sich das Verhältnis von Conny und ihm im Laufe der Zeit entwickelt hat. Wie sie sich kennenlernten, zusammenzogen, eine Familie gründeten undundund. Während zu Beginn ihrer Liebe ihre Verschiedenartigkeit ihr beider Leben bereicherte, scheint es im Laufe der Zeit eher zur Belastung geworden zu sein, was sich während ihres Unterwegsseins in Europa recht deutlich zeigt. Doch ist das wirklich der Grund für die Entfremdung?
    Auf den ersten Blick scheint dieser Roman auf amüsante Art die typischen Probleme einer Ehe zu erzählen, in der beide Partner zu verschieden sind. Doch tatsächlich geht es meiner Meinung nach darum, welche Prioritäten man sich in seinem Leben setzt und ob man hinter dem, was man liebt und tut, voll und ganz steht. Sicherheit und materieller Reichtum sind nicht das Wichtigste, häufig kosten sie ein glückliches Leben.
    Douglas hat auf dieser Reise, die völlig anders verläuft als geplant, eine Reihe ungewöhnlicher Erlebnisse, die ihn veranlassen, manche Dinge anders zu betrachten. Er erzählt dies alles, die Reise wie auch die Vergangenheit, ohne jedes Selbstmitleid, eher in einem trockenen Ton, der mich immer wieder grinsen ließ. Erwähnt werden sollten auch die ausgiebigen Beschreibungen der Städte und Museen, die er mit und ohne Conny aufsucht - manchem/r könnte das fast zuviel sein ;-)
    Eine richtig schöne Lektüre!

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Aufteilung/Aufbau
    Gebundene Ausgabe, 544 Seiten
    Unterteilung in 2 Bücher, 8 Teile und 180 Kapitel


    Erster Satz
    Letzten Sommer, kurz bevor mein Sohn aufs College ging, weckte mich meine Frau mitten in der Nacht.


    Meine Meinung
    In „Drei auf Reisen“ erzählt Douglas Timothy Petersen die Geschichte seines Lebens. Das Buch beginnt damit, dass seine Frau Connie im mitten in der Nacht aus heiterem Himmel verkündet, dass sie sich nach über 20 Jahren Ehe scheiden lassen will. Daraufhin beginnt Doug zu erzählen – wer er ist, wie sie sich kennenlernten und schließlich von der Grand Tour, der Reise durch Europa mit Frau und Sohn, mit der Hoffnung auf eine wieder zusammenfinden der Familie. Die Schilderung der Grand Tour wird immer wieder unterbrochen von Rückblicken auf ihr gemeinsames Leben und die erlebten Schicksalsschläge.


    Die Geschichte wird in der Ich-Form von Douglas erzählt, der sich als ziemlich durchschnittlichen Mittfünfziger beschreibt. Er liebt seinen Job, der aber nirgendwo Eindruck macht (Biochemiker), er trägt vor allem gedeckte Farben (beige, taupe, grau,,,) und er hat kein wirklich beeindruckendes Hobby. Und so war er schon immer. Connie hingegen ist ein lebensfrohe Künstlerin, die keine Feier auslässt. Mit jedem Kapitel erfährt man ein wenig mehr über Douglas und kann ihn aber auch seine Frau und seinen Sohn besser verstehen. Douglas durchlebt in dem Buch auch eine Art Selbstfindung, er reflektiert vergangene Entscheidungen und Handlungen und stellt einen Bezug zu der aktuellen Situation her. Die Erzählweise ist sehr nüchtern, trocken und lakonisch. Des Öfteren musste ich während des Lesens schmunzeln, aber genauso häufig habe ich auch ein oder zwei Tränchen verdrücken. Die Schreibweise ist sehr angenehm und flüssig. Zusätzlich verführen kurze Kapitel dazu schnell noch eins zu lesen und noch eins und noch eins...Die Kapitel sind jeweils mit prägnanten und sehr passenden Überschriften versehen, wie z.B. „Notiz an mich selbst“, „Sieben Dinge über Connie“, „Chemie“; Dankeschön und auf Wiedersehen“, „Der Lego-Vorfall“. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch weg gelesen.
    Warum bei all der Begeisterung also keine 5 Sterne? Dies kann ich gar nicht genau an einem Punkt festmachen. 5 Sternebücher fühlen sich einfach nach 5 Sternebüchern an, dies war hier letztendlich nicht der Fall. Trotzdem ist es ein großartiges Buch, was ich nur weiterempfehlen kann.


    Fazit
    Ein wunderbares Buch über die Geschichte einer Familie, über eine Reise durch Europa, über das Leben und die Liebe, geschrieben in wunderbaren Worten, zugleich lustig und traurig. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb::applause:

  • Connie möchte sich nach 20 Jahren Ehe von Douglas trennen. Für sie ist es der perfekte Zeitpunkt ihr Leben zu ändern, denn der gemeinsame Sohn Albie geht bald aufs Collage und wird ausziehen. Doch Douglas fällt aus allen Wolken, denn seine Famile ist das, was er weiterhin möchte.
    Aber bevor Albie aufs Collage geht ist eine Tour durch Europa zu dritt geplant und auf dieser möchte Douglas die Beziehung zu den beiden vertiefen und festigen. Allgerdings passieren auf dieser Reise einige unerwartete Dinge, die alles verändern.


    Dieses Buch ist eine Geschichte über Beziehungen, die nicht mehr frisch und leidenschaftlich sind, sondern durch die Zeit und viele Erignisse gezeichnet sind.
    Die vielen Rückblenden haben schön die Entwicklung einer Beziehung gezeigt, die sind über 20 Jahre sich verändert hat. Es gibt Dinge auf die man keinen Einfluss hat und die ein Paar in verschiedenen Richtungen treiben kann.
    Für mich war dieses Buch keine Liebesgeschichte, sonder eine Lebengeschichte. Es wurde mit sehr viel Humor erzählt, wie Douglas sich früher und jetzt sieht.
    Auch die Beziehung zu seinem Sohn Albie wird ausführlich beschrieben. Ein kompliziertes Vater-Sohn-Verhältniss. Wie Douglas nur das Beste für ihn möchte und darüber hinaus die Persöhnlichkeit seines Jungen ignoriert. Das gegenseitige Missverständniss hat seinen Höhepunkt auf der Europatour.
    Es ist mal etwas anderes gewesen so einen Roman aus der Sicht eines Mannes zu lesen.


    Das Buch hat mir seht gut gefallen, auch wenn ich die sehr kurzen Kapitel etwas unnötigt finde. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn dieser Roman verfilmt wird. Ich kann mir vorstellen, dass das ein sehr schöner Film sein kann, mit tollen Bildern und Drehorten.

  • Sie haben es schon einige Zeit geplant. Auf den Spuren Goethes und anderer wollen Connie und Douglas zusammen mit ihrem 17 Jahre alten Sohn Albie die Grand Tour machen und auf einer großen Europareise die Kunstschätze des Kontinents sehen. Seit über zwanzig Jahren führen Douglas und Connie eine durchaus glückliche Ehe, und Albie will bald ausziehen von zu Hause um sich dem Studium der Fotografie zu widmen.


    Doch eines Nachts – die Reise ist von dem akribischen und eher nüchternen Biochemiker Douglas schon perfekt geplant und vorbereitet worden - weckt Connie ihren Mann auf und sagt zu ihm: „Ich habe das Gefühl, unsere Ehe ist am Ende, Douglas. Ich glaube, ich will dich verlassen.“


    Douglas ist geschockt. Zwar hat er zu seinem Sohn Albie nie eine richtige Beziehung entwickeln können und seit einiger Zeit rasseln die beiden fast täglich aneinander zum Leidwesen von Connie, doch mit seiner Frau hat er sich auch sexuell immer gut verstanden. Auch weil die seine charakterlichen Besonderheiten immer geschickt auszugleichen verstand. Doch nun scheinen die ehelichen Ressourcen offenbar verbraucht.


    Nun sieht er plötzlich in der geplanten Reise einen allerletzten Versuch, seine Frau von ihrer Entscheidung abzubringen und sie umzustimmen. Auch Connie und Albie wollen gerne an der Reise festhalten, auch wenn Albie schon vor der Abreise auf seiner Unabhängigkeit besteht. Die Reise muss ein Vermögen kosten, was Douglas in seinem Job offenbar verdient, denn sie steigen in den besten Hotels ab und leben nicht schlecht.
    Der Pariser Louvre, das Amsterdamer Rijksmuseum, die Münchener Pinakothek, Venedig, Verona, Mailand, die Florenzer Uffizien, Rom, Pompeji bis nach Neapel, das sollen die genau und bis in alle Einzelheiten perfekt geplanten Stationen sein, die er der Reisequalität wegen alle mit der Bahn ansteuern will.


    Doch bald schon, so berichtet uns Douglas als Ich-Erzähler, gerät die gemachte Planung schon aus dem Ruder. Die Interessen der drei Familienmitglieder unterscheiden sich erheblich, und permanent gibt es Streit, vor allem zwischen dem rigiden Douglas und seinem Sohn. Im Verlauf der Reise wechselt der Erzähler immer wieder in die Vergangenheit, berichtet vom Kennenlernen des Paares, von der ersten Zeit ihrer Ehe. Obwohl der an manchen Stellen ein von seinen Konventionen und Ängsten regelrecht gefangener Kotzbrocken ist (ein Horror für einen erwachsen werdenden Sohn), wird Douglas dem Leser in seinem aufrichtigen Bemühen um seine Familie immer sympathischer.


    David Nicholls zeigt sich wie schon in „Zwei an einem Tag“ als ein humorvoller und hintergründiger Analyst menschlicher Beziehungen. Eine witzige, an manchen Stellen aber auch tieftraurige Geschichte über eine Familie und ihre Auflösung verbunden mit einer Menge Kunstgeschichte.


    Lesenswert.

  • "Drei auf Reisen" habe ich im englischen Original gelesen. Sprachlich ist es nicht besonders schwierig, "Wiedereinsteiger" können sich also ruhig daran versuchen.


    Als Connie nachts die Bombe platzen lässt und ihrem Ehemann mitteilt, ihn verlassen zu wollen, rechnete ich mit einer Reise, auf der Douglas mit aller Macht die Ehe retten möchte. Das versucht er zwar schon, jedoch wird man von seinem Vorhaben nicht erdrückt. Es ist definitiv kein typischer kitschiger Liebesroman.


    Die Grand Tour mit ihren Stationen wird sehr ernst genommen, jede freie Minute kostet der schusselige Douglas aus, um Kunstgalerien anzusehen.
    Schade finde ich, dass David Nicholls zu München offenbar nicht viel einfällt. Bier und die Pinakothek? [-( An den übrigen Stationen habe ich nichts auszusetzen. Besonders Amsterdam, Venedig und Madrid halten teilweise lustige und peinliche Überraschungen bereit.
    Der arme Egg. Kein Wunder, dass sich Vater und Sohn oft nicht gut verstehen, ich würde mich auch für Douglas schämen.


    Die Abwechslung zwischen Rückblende und Reise gefällt mir gut, so bekommt jeder der drei Hauptcharaktere mehr Tiefe. Das Ende ist verhältnismäßig kurz aber passend. Der Vorfall im Meer bzw. die Folgen sind für mich fast schon so etwas wie ein Wendepunkt. Ob sich Connie wirklich trennen will? Immerhin hegt jeder für den anderen offensichtlich noch große Sympathie. Ist nur die Frage, ob das ausreicht.



    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Connie und Douglas sind zwar ein recht ungleiches Paar, aber schon seit langem verheiratet, der gemeinsame Sohn Albie ist 17 und mit der Schule fertig. Bevor Albie zum Studieren aus dem Elternhaus auszieht, ist nochmals eine gemeinsame Reise zu diversen europäischen Kulturstätten geplant, ganz nach dem Vorbild der guten alten "Grand Tour" von einst.


    Nicht lange vor Reiseantritt eröffnet Connie ihrem Mann, dass sie sich von ihm trennen, aber dennoch an dem Trip festhalten möchte. Keine allzu guten Voraussetzungen für einen längeren gemeinsamen Urlaub. Hinzu kommt, dass Albie eigentlich gar keine gesteigerte Lust hat, mit seinen Eltern, zwischen denen es kriselt, von Museum zu Museum zu ziehen, und so verläuft die Tour durch Europa dann auch ziemlich anders als geplant.


    Durchbrochen wird die Reiseerzählung immer wieder von Rückblicken in die gemeinsamen Vergangenheit: wie Douglas, der etwas verklemmt wirkende Biochemiker, auf einer Party die bohèmehafte Kunstliebhaberin Connie kennenlernte, wie die beiden zusammenkamen und versuchten, ihre so unterschiedlichen Lebensstile zu vereinen, Verluste, Konflikte, Glücksmomente. All das lässt Douglas aus der Ich-Perspektive Revue passieren, während in der Gegenwart die als harmonischer Familienurlaub geplante Reise immer mehr aus dem Ruder läuft.


    Douglas und Connie sind beide nicht durchweg sympathisch, und auch der ewig muffelige Albie nervt gelegentlich und man würde sich ab und an wünschen, die drei würden einfach mal vernünftig miteinander reden. Aber trotz allem hatte das Buch für mich einen besonderen Reiz und ich habe Douglas gerne auf seiner chaotischen Europatour voller Überraschungen begleitet. Zwar wirken die Geschehnisse teilweise ein bisschen überzeichnet, aber ich mochte den oftmals sarkastischen unterschwelligen Humor, mit dem das Ganze erzählt wird, und Douglas' ehrlich-kritischen Blick auf sich selbst, vor allem, als er zugeben muss, dass er seinem Vater ähnlicher (geworden?) ist, als er gerne hätte.


    Angenehm auch, dass der Kitschfaktor völlig fehlt und nicht über alle Konflikte irgendwann eine große Kelle rosarote Harmoniesauce gekippt wird. Bei aller Überspitztheit bleibt das Buch bodenständig und nah an der Realität, mit gelegentlicher Situationskomik und Culture-Clash-Momenten, bei denen man sich prima gemeinsam mit Albie fremdschämen kann.


    Mir hat's gefallen.

  • Mir fällt gerade auf, dass das Buch bei den Liebesromanen eingeordnet ist - das ist aus meiner Sicht nicht die passende Sparte.


    Ich würde es eher in der allgemeinen Romane-Kategorie sehen.