Katharina M. Mylius - Die Toten vom Magdalen College

  • Klappentext:
    Bei einem Alumni-Dinner im Magdalen College der Universität Oxford bricht ein wichtiger Lokalpolitiker tot zusammen. Er wurde vergiftet, doch keiner der Gäste an seinem Tisch will etwas gesehen haben. Und auch bei ihren weiteren Nachforschungen stoßen Inspector Heidi Green und ihr neuer Kollege Frederick Collins von der Thames Valley Police auf eisernes Schweigen. Nur eins steht fest: Ein paar der Ehemaligen hüten ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit. Bald gibt es eine zweite Leiche … Ein Oxford-Krimi mit überraschenden Wendungen, der Einblicke in die Welt der altehrwürdigen Universitätsstadt Oxford gewährt.



    Schauplatz der neuen Serie ist die englische Universitätsstadt Oxford, die 38 Colleges beherbergt. Ich finde Oxford unheimlich spannend, da die Stadt mitsamt seinen Unis eine lange interessante Geschichte hat. Kein Wunder steht auch die erste öffentliche Bibliothek Grossbritanniens, die Bodleian Library hier. In Oxford haben sechs Könige, fünf Staatspräsidenten, 46 Nobelpreisträger und 25 britische Premierminister studiert. Unter den Absolventen befinden sich auch 86 Erbischöfe und 18 Kardinäle. Geschichtsträchtig! Auch literarisch muss sich Oxford nicht verstecken. C.S. Lewis, J.R.R. Tolkien und Oscar Wilde lebten in der kleinen Stadt. "Alice im Wunderland" von Lewis Caroll entstand hier und für die Harry Potter-Filme wurden viele Szenen in Oxfords Sehenswürdigkeiten gedreht.


    Im Juli war ich - leider nur - einen Tag lang in Oxford um Freunde zu besuchen. Sie führten uns kreuz und quer durch die Stadt und so hab ich einen guten Überblick bekommen. Unter anderem waren wir an der Stechkahn-Ausleihe-Stelle beim Magdalen College und spazierten hinter dem botanischen Garten am River Cherwell entlang und zweigten Richtung Christ Church College/Garden ab. Genau der gleiche Spaziergang unternimmt Frederick Collins im vorliegenden Buch. Wir sassen zwar nicht mit einer Zeichnerin auf einer Bank, aber von unserer Bank aus konnten wir die Versuche der Möchtegern-Stechkahn-Kapitäne vergnügt verfolgen. Auch an einigen im Buch genannten Pubs sind wir vorbei gekommen, z.B. an der ganz versteckt liegenden, kleinen und ziemlich alten Turf Tavern. Ich fühlte mich im Buch also ganz heimisch :-)


    Inspector Heidi Green, verheiratet mit Rich und Mutter der eineinhalbjährigen Zwillingen Anna und Max, ist frisch umgezogen und versucht inmitten der Umzugskartons Ordnung zu schaffen, als sie zu einem Tatort gerufen wird. Auf dem Weg dorthin holt sie ihren neuen Kollegen Frederick Collins vor einem Pub ab. Collins stammt aus Liverpool und liess sich nach der Trennung von seiner Freundin Susan nach Oxford versetzen. Mit in ihrem Team der Thames Valley Police ist Sergeant Simmons, der sie am Tatort im Magdalen College erwartet.
    Einer der beiden Kandidaten für den Lord Major-Posten wurde bei einem Alumni-Abendessen vergiftet. Ringsum ihn sassen seine alten Studienfreunde. Hat einer von Ihnen Councillor Jules McCann getötet? Oder hat vielleicht seine Frau damit zu tun?


    Alle drei Polizisten haben ihre Ecken und Kanten: Heidi fährt ganz schlecht Auto, und Simmons steigt nur im Notfall mit ein. Simmons macht gerne Ratespiele, von denen Heidi und Frederick meist genervt sind. Frederick macht seine Trennung noch zu schaffen, überrascht Heidi aber sehr oft positiv. Die drei haben einen Chef, Chief Inspector Meyers, aber der tritt nur selten und ausschliesslich schimpfend auf, wie es Chief Inspectors in vielen Krimis nun mal machen… Apropos: Ich möchte endlich mal wieder von einem netten Vorgesetzten lesen.


    Ganz in britischer Krimi-Manier wird hier ermittelt. Es gibt eine Handvoll Verdächtige und jeder könnte der Täter sein, jeder hat ein Motiv. Nach dem Ausschlussverfahren ähnlich wie bei Deborah Crombie oder Elizabeth George kommen sie dem tatsächlichen Täter auf die Spur.
    Spannend erzählt - ich habe gar nichts auszusetzen! Im Gegenteil, ich freu mich schon jetzt auf den nächsten Herbst, wenn es mit dem Ermittlertrio weitergeht. Band 2 "Bloody Rosmary" erscheint voraussichtlich im Herbst 2015.
    4.5 Punkte.

  • Betrachtet man das schön gestaltete Cover und die Kurzbeschreibung, so erwartet man einen spannenden Cozy-Krimi vor mysteriöser College-Atmosphäre. Leider ist beides für mich hier viel zu kurz gekommen und der Funke wollte einfach nicht richtig überspringen.


    Die Ermittler waren zwar sympathisch, aber der Ermittlungsvorgang stellenweise wirklich stümperhaft, so dass ich mich immer wieder stirnrunzelnd fragte, warum dies und jenes nicht längst überprüft/durchsucht wurde etc. Nachdem dies nicht nur einmal, sondern einige Male passierte, war die Ermittlungsarbeit für mich irgendwann nicht mehr wirklich glaubhaft. Es wirkte fast so als wäre eine kleine Dorf-Polizeiwache ohne jegliche Ausrüstung am Werk (Arbeitsplatz eines Ermordeten wird nicht untersucht, Adressen von Zeugen liegen nicht vor und müssen nach bereits tagelang laufenden Ermittlungen erst bei anderen Zeugen erfragt werden etc. um mal ein paar Beispiele zu nennen) und nicht etwa eine Polizeiwache in einer Universitätsstadt. Ich weiß nicht, ob ich diesen Punkt zu kritisch sehe, aber es ist mir einfach negativ im Kopf geblieben.


    Die Ansätze waren ganz gut, das Ermittlerteam hat durchaus Potential, aber am Ende hat es für mich ganz klar an Spannung und vernünftiger Ermittlungsarbeit gefehlt, weshalb ich wohlwollend noch 3 Sterne vergeben kann.


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