Anke Bär- Endres, der Kaufmannsohn

  • Vor zwei Jahren überzeugte Anke Bär mit ihrem Buch „Wilhelms Reise“, einem außergewöhnlichen Sachbilderbuch für Kinder ab etwa 8 Jahren. Dort schilderte sie am Beispiel des deutschen Jungen Wilhelm eine Auswanderergeschichte aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wilhelm wird 1857 in einem kleinen Dorf im Spessart geboren. Damals weiß er noch nichts von seinem Schicksal und auch nichts davon, dass er später der Ururgroßvater von Anke Bär werden sollte. Sie spürt mit diesem Buch nicht nur ihrer eigenen Familiengeschichte nach, sondern versteht es hervorragend, die Lebenswelt der Menschen, die nach Amerika auswanderten, um dort ihr Glück zu versuchen, einzufangen und, mit vielen wichtigen sozialgeschichtlichen Informationen angereichert, zu beschreiben.


    Das Buch war ein spannendes und lehrreiches Sachbilderbuch über das Schicksal von armen deutschen Auswanderern im 19. Jahrhundert, durchaus geeignet, den jungen Lesern einen Eindruck zu vermitteln von den Leiden und den Hoffnungen dieser Menschen. „Vielleicht können sie nach seiner Lektüre auch vorsichtig Parallelen ziehen zum Schicksal der Menschen, die gegenwärtig auf dieser Welt in großer Zahl ihr Land verlassen, um anderswo ein besseres Leben zu finden,“ so schrieb ich vor zwei Jahren in meiner Rezension.


    Nun hat sie wieder ein ähnliches Buch geschrieben mit dem sie ihre jungen, an Geschichte interessierten Leser in die Zeit des Mittelalters führt, in die Welt der Hanse und der Kaufleute und „vom Leben in einer mittelalterlichen Hansestadt“ erzählt. Protagonist ist wieder ein junger Mann. Es geht um das Leben des jungen Kaufmannssohns Endres, der zu Anfang des Buches gerne mit seinem Freund Jos am Lübecker Hafen das Treiben beobachtet.


    Wie auch Wilhelm im ersten Buch macht er sich irgendwann auf eine große Reise in das ferne Riga, um dort bei seinem Onkel in die Lehre zu gehen.
    Mit viel Quellenstudium im Rücken, in das sie ihre Leser auch einführt , um ihnen die Freude an historischem Forschen zu vermitteln, erzählt Anke Bär eine spannende Geschichte und transportiert dabei unendlich viele sozialgeschichtliche und kulturgeschichtliche Informationen über die Hansezeit. Die fantasievollen, an mittelalterliche Buchmalerei angelehnten Illustrationen tun dazu ihr Übriges.


    Ein wirklich empfehlenswertes Sachbilderbuch.