Buchmesse allgemein

  • Hallo zusammen.


    An alle, die schon einmal auf der Buchmesse waren und ihre Werke präsentiert haben.


    Ich bin noch ein recht frischer Romanautor (Eigenverlag/Selfpublisher) und weiß nicht, ob es Sinn macht, sich mit nur einem Werk (Taschenbuch und eBook) auf einer Buchmesse zu präsentieren. Es gibt die Möglichkeit, in der Rubrik Eigenverlag/Selfpublisher seine Titel eintragen zu lassen und für einen Neu-Autor einen immensen Preis zu zahlen. Macht das schon Sinn? Oder sollte man doch ein paar mehr Romane schreiben und mit all seinen Werken dort aufkreuzen?
    Natürlich weiß ich, dass sehr viele Bücher angeboten und beworben werden, nur: Geht man unter, wenn man unbekannt ist? Oder würde sich der Zeit- und Kostenaufwand auf alle Fälle lohnen?
    Bitte teilt mir eure Erfahrungen mit.
    Danke.


    Lieben Gruß


    Ich brauche wesentlich mehr Zeit pro Tag. Wie soll ich mich entscheiden?
    Lesen :study:
    oder
    schreiben? :-k

  • Meiner Meinung nach wäre ein Eintrag nicht förderlich, aber die Anwesenheit als solche! Ein frische Selfpublisher kann an den vielen kleinen Podiumsdiskussionen teilnehmen, die bei den Fachbesuchertagen geführt werden. Er kann an den Ständen der reinen eBook-Verlag seine Meinung über ihre Shop-Systeme geben und sich vorstellig machen bei den Kleinverlagen, die sich einen Stand leisten konnten. Diese haben nämlich meist kein Geld, um sich im Agenten-Center noch zusätzlich Tische zu organisieren und sind immer gut gelaunt, wenn Autoren von außen an sie herantreten. Es gibt aber noch neben den Podiumsdiskussionen, extra Panels für das Thema. Kritische Berichte, Bloggertreffen und und und. Ein Besuch auf der Frankfurter Buchmesse lohnt sich für jeden kleinen Teil der Branche. :wink:

  • Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich war noch nie auf einer Buchmesse, bekomme aber zwischendurch schon mal so Einiges mit.


    Ich glaube kaum, dass es einen Unterschied macht, ob man sich als unbekannter Autor nun mit einem oder mehreren Büchern auf einer Buchmesse am eigenen Stand präsentiert. Vergrößert wird lediglich die Auswahl, dadurch steigen aber nicht automatisch die Verkaufszahlen. So ein Vier-Quadratmeter-Stand sieht sicherlich schon etwas komisch aus, wenn sich da lediglich ein einziges Buch tummelt - es wird aber auch nicht besser, wenn es ein paar mehr unterschiedliche Romane sind.
    Wenn man dann das Verhältnis von Kosten des Standes und zu versteuerndem Gewinn aus den Buchverkäufen nimmt, sehe ich da eine arge Schräglage. Weder die auf der Messe verkauften Bücher (für die es auch noch extra Regelungen* gibt) noch die nachfolgenden Verkaufszahlen dürften das für einen einzelnen unbekannten Autor rechtfertigen.


    Alleine hast du mit solch einem Stand meines Erachtens nach also kaum Chancen, dass sich dein Buch plötzlich aus der Ecke "unbekannt" in die Menge "Bestseller" schieben lässt.


    Vielleicht wäre es sinnvoller, wenn du erst einmal eine Messe nur als Beobachter besuchst und dir dann einen Eindruck darüber verschaffst, wie es andere machen.


    Einer meiner Romane wird auf der kommenden Leipziger Buchmesse vertreten sein, da es zum Verkaufsangebot von Qindie gehört. Für Qindie haben den Stand aber mehrere Autoren gemeinsam finanziert, sodass das Augenmerk weniger auf die einzelnen Romane gerichtet werden wird, sondern mehr auf die Funktion von Qindie allgemein. Ich selber werde dort nicht vor Ort sein und ich denke auch nicht, dass sich ein Stand für mich alleine jemals rechnen würde (trotz fünf veröffentlichter Bücher).


    * die Regelungen auf der Leipziger Buchmesse besagen z.B., dass der Verkauf am eigenen Stand nur am Sonntag Nachmittag stattfinden darf, es sei denn, man nimmt am Messeverkaufsprogramm teil, was dann eine Verkaufsgebühr von 35-45% von jedem verkauften Buch beinhaltet.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Alleine hast du mit solch einem Stand meines Erachtens nach also kaum Chancen, dass sich dein Buch plötzlich aus der Ecke "unbekannt" in die Menge "Bestseller" schieben lässt.


    Es gibt die Möglichkeit, in der Rubrik Eigenverlag/Selfpublisher seine Titel eintragen zu lassen und für einen Neu-Autor einen immensen Preis zu zahlen.


    Wie ich schon erwähnt habe, gibt es eine Rubrik Eigenverlag/Selfpublisher. Vielleicht habe ich mich nicht genau ausgedrückt. :-k
    Man kann sich dort eintragen lassen (also das jeweilige Buch - maximal jedoch vier), und dann kommt man in ein "Regal" (also das Buch, nicht der Autor selbst :uups: ). Alle Bücher weden dann in alphanumerischer Reihenfolge sortiert. Meine Frage diesbezüglich war, ob das eigentlich Sinn macht. Mir ist nämlich klar, dass das sicher dämlich aussieht, der Hoog mit einem einzigen Buch auf vier m². :lol:


    Ich brauche wesentlich mehr Zeit pro Tag. Wie soll ich mich entscheiden?
    Lesen :study:
    oder
    schreiben? :-k

  • Meiner Meinung nach wäre ein Eintrag nicht förderlich, aber die Anwesenheit als solche! Ein frische Selfpublisher kann an den vielen kleinen Podiumsdiskussionen teilnehmen, die bei den Fachbesuchertagen geführt werden. Er kann an den Ständen der reinen eBook-Verlag seine Meinung über ihre Shop-Systeme geben und sich vorstellig machen bei den Kleinverlagen, die sich einen Stand leisten konnten. Diese haben nämlich meist kein Geld, um sich im Agenten-Center noch zusätzlich Tische zu organisieren und sind immer gut gelaunt, wenn Autoren von außen an sie herantreten. Es gibt aber noch neben den Podiumsdiskussionen, extra Panels für das Thema. Kritische Berichte, Bloggertreffen und und und. Ein Besuch auf der Frankfurter Buchmesse lohnt sich für jeden kleinen Teil der Branche.


    Das macht mir fast Lust darauf, selbst irgendwann einmal eine Buchmesse zu besuchen.
    Bisher fehlt(e) mir immer ein wenig das Verständniss dafür, wofür so etwas überhaupt gut sein soll. Auf einer Messe kann ich weder Bücher lesen noch schreiben. Vermutlich ist sie auch kein Kursus um letzteres besser zu machen. Werbung aller Art verabscheue ich und wenn ich auch noch Eintritt dafür bezahlen müsste, würde ich vermutlich Ausschlag bekommen. Dort selbst zu werben oder zu verkaufen scheint illusorisch. In jeder Buchhandlung kann ich mir so viele Bücher ansehen, wie ich möchte. Faszinierende technische Neuheiten sind bei Büchern ja auch nicht zu erwarten. Einen Verlag suche ich derzeit nicht.
    So betrachtet, scheint eine Messe das Letzte zu sein, was Bücher brauchen. Trotzdem werde ich wohl irgendwann wohl nicht umhin kommen, den Eintrittspreis zu berappen und festzustellen, ob das alles mehr ist als nur viel Lärm um Nichts.

  • Werbung aller Art verabscheue ich


    Ich glaube nicht, dass das pauschalisierbar ist. Du schreibst ein Buch oder hast eines geschrieben und willst es an den Mann bringen, damit jemand deine fantastischen Gedankengänge mitverfolgen kann? Du MUSST es bewerben. Und das ist prinzipiell egal, ob das auf einer Buchmesse ist, im Buchladen in einem Regal steht oder ob du es im Bekanntenkreis schmackhaft bekanntgibst.
    Werbung muss sein und ist auch immer da. Sie zu verabscheuen, scheint mir sehr realitätsfern zu sein. :-k Ohne Werbung keinen Kauf - in jeder Hinsicht.


    Ich brauche wesentlich mehr Zeit pro Tag. Wie soll ich mich entscheiden?
    Lesen :study:
    oder
    schreiben? :-k

  • Martin Hühn schrieb:
    Werbung aller Art verabscheue ich




    Ich glaube nicht, dass das pauschalisierbar ist. Du schreibst ein Buch oder hast eines geschrieben und willst es an den Mann bringen, damit jemand deine fantastischen Gedankengänge mitverfolgen kann? Du MUSST es bewerben. Und das ist prinzipiell egal, ob das auf einer Buchmesse ist, im Buchladen in einem Regal steht oder ob du es im Bekanntenkreis schmackhaft bekanntgibst.
    Werbung muss sein und ist auch immer da. Sie zu verabscheuen, scheint mir sehr realitätsfern zu sein. Ohne Werbung keinen Kauf - in jeder Hinsicht.


    Realitätsfern ist nur, keine Werbung zu machen. Mögen muss ich sie dafür nicht. :wink:

  • Bisher fehlt(e) mir immer ein wenig das Verständniss dafür, wofür so etwas überhaupt gut sein soll. Auf einer Messe kann ich weder Bücher lesen noch schreiben. Vermutlich ist sie auch kein Kursus um letzteres besser zu machen. Werbung aller Art verabscheue ich und wenn ich auch noch Eintritt dafür bezahlen müsste, würde ich vermutlich Ausschlag bekommen. Dort selbst zu werben oder zu verkaufen scheint illusorisch.


    ich bin zwar kein Autor sondern "nur" Leser, aber ich breche jetzt mal eine Lanze FÜR die Messe und auch dafür, dass unbekanntere Autoren auf einer Messe eine Chance haben, Werbung zu machen und Leser zu erreichen.
    Ich war im März das erste Mal auf der Buchmesse Leipzig und hab dort viele Bücher und Verlage gesehen und beschnuppert, die ich in einer normalen Buchhandlung kaum bis gar nicht gesehen hätte. Dort sind sooooo viele Verlage vertreten, die kann eine Buchhandlung gar nicht vorrätig haben. Ich bin ziellos nach Lust und Laune dort durchgebummelt und hab das Treiben genossen und bin einfach stehen geblieben bei Büchern und Ständen, die mich irgendwie ansprachen - und das waren in der Regel die kleinen unbekannten unabhängigen wie z.B. editia. Das hat Spaß gemacht und es ist tatsächlich sogar ein Buch in meine Tasche gehüpft - und zwar nicht in der Messebuchhandlung, sondern an einem Stand. Ich reagiere nicht auf Cover, sondern auf Titel und da lag ein kleines Büchlein namens "Tolstoi auf'm Klo" :loool: Da musste ich einfach reinlesen (was ja gewünscht ist) und schwuppdiwupp war ich im Gespräch mit der Autorin, die an dem Stand war, hab mein Buch mitgenommen und signiert bekommen und sogar die Visitenkarte der Dame mit der Bitte um Rückmeldung, wie mir denn das Buch gefallen hat. Solche Begegnungen hast Du nicht im Buchladen - weder als Leser noch als Autor. :wink:
    Natürlich erreichst Du dabei kein Millionenpublikum und Deine Auflagen werden nicht exponentiell in den Himmel schießen - aber trotzdem besteht die Chance, Leser oder Verlage zu treffen,in Kontakt zu treten, dich bekannt zu machen auf kleinerer Ebene, Spaß zu haben und wer weiß, was sich daraus entwickelt. Aus dieser Erfahrung heraus möchte ich Euch eigentlich ermutigen, doch einfach mit ein paar Exemplaren Eurer Bücher und viel Lust auf Entdeckung eine der Buchmessen zu besuchen. Und Mundpropaganda ist immer noch eine gute Propaganda - ich weiß schon, wer hier bei uns dringend auf meine Rezi zu meinem Tolstoi-Buch wartet :-, und vielleicht bekommt die Autorin damit eine weitere Leserin oder zwei oder drei….. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Solche Begegnungen hast Du nicht im Buchladen - weder als Leser noch als Autor.

    Genau das ist auch für mich als Leser ein Grund, auf die Buchmesse zu gehen. Ich habe mindestens 3 Autoren / Verleger / Verlage gefunden, von denen ich noch nie gehört hatte, von denen ich Visitenkarte oder Leseproben mitgenommen habe und deren Bücher relativ gut Chancen haben, bei mir einzuziehen. Diese Gespräche haben viel Spaß gemacht - auch den Autoren, glaube ich.
    Ein Beispiel: Ralph Bernhardts Whisky-Krimis erscheinen in keinem großen Verlag und ich hatte noch überhaupt nichts von ihm gehört. Er hatte einen kleinen Stand, auf dem er alleine seine Krimis präsentierte. Aufmerksam geworden bin ich ja eigentlich durch den Single Malt, den er aufgebaut hatte, aber darüber sind wir ins Gespräch gekommen. In der Buchhandlung wären mir seine Bücher wahrscheinlich nicht mal aufgefallen, wenn sie dort überhaupt erhältlich sind.
    Lange Rede - kurzer Sinn: pro Messe auch von mir als Leser. :thumleft:

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Tjo, Martin. Hier kommen viele negative Schwingungen von dir an. Wenn du Teil dieser Verlagswelt wärst, dann hättest du sicherlich Gefallen an dem familiären Treffen, das dort ebenso stattfinden kann. Am Mittwoch zum Beispiel ist ja Fachbesuchertag, dort kann man mit jeglichem Bezug zur Branche auftauchen, auch als Student, und an diesem Tag ist Ruhe für alles. Kein Rummel, keine Hektik, man lernt viel in kurzer Zeit. Also nicht immer gleich alles abstempeln, sondern lieber mal fragen, wie es ist, wenn man noch nicht da war.

  • Tjo, Martin. Hier kommen viele negative Schwingungen von dir an.


    Na ja, hier sind immerhin gerade gleich 2 Martins unterwegs, die sich nicht gerade vorauseilend messebegeistert geäußert haben. Das summiert sich also. :)

    Am Mittwoch zum Beispiel ist ja Fachbesuchertag, dort kann man mit jeglichem Bezug zur Branche auftauchen, auch als Student, und an diesem Tag ist Ruhe für alles. Kein Rummel, keine Hektik, man lernt viel in kurzer Zeit. Also nicht immer gleich alles abstempeln, sondern lieber mal fragen, wie es ist, wenn man noch nicht da war.


    ... wobei auch ich witziger Weise meistens kein besonderer Fan von Massenauflauf bin. Von daher wäre so ein Fachbesuchertag für mich vielleicht gar nicht so verkehrt für mich. Das muss ich mir mal merken. Im Moment habe ich sowieso nicht so recht Zeit und Nerven dafür.

  • Die Buchmesse Frankfurt ist ja nun schon vorbei - und ich möchte mich im Nachhinein auch noch einmal dazu äußern.


    Jeder, der glaubt, mit seinem Buch bzw. Manuskript unter dem Arm ein Gespräch mit einem verantwortlichen Lektor dort führen zu können, möge aus seinen Träumen aufwachen und das vergessen. Die großen Publikumsverlage und deren Mitarbeiter haben gar keine Zeit dafür - die sind dort, um mit Agenten oder Lizenznehmern Business zu machen. Alles andere interessiert die nicht.


    Man kann lediglich dort etwas erreichen, wenn man bekannt ist bzw. mit dem Verlag VORHER einen Termin vereinbart hat. Alles andere ist sinnlos. Ich habe die Buchmesse immer genutzt, um mich über neuere und mir bisher unbekannte Verlage und deren Programm zu informieren.


    Die einzigen, die auf einen hoffnungsvollen unbedarften Autor auf der Buchmesse warten, sind DKZ-Firmen, die sich auch "Verlag" nennen und meistens mit Hinweisen am Stand sagen "Wir suchen Autoren". In diesem Fall sollte man ganz schnell weiter gehen. Ich wurde auch angesprochen, als ich vor diesem Stand stehen blieb, um mal zwei Minuten mir eine Lesung eines Autors anzuhören, der brav am Fließband gelesen hat, keine Zuhörer hatte und mindestens 10.000 € bezahlt hat, damit sein Buch dort erschien. Ich habe dieses Angebot dankend abgelehnt.

  • Danke für dein Statement Alfred Wallon.


    Nun, mir ging es nicht darum die Messe zu besuchen, um einen Verlag zu finden. Eher um die Möglichkeit, dass ein paar (oder ein paar hundert oder ein paar Tausend :lechz: - Spaß beiseite) Leser, mein Buch finden, in die Hand nehmen und sich eventuell potentiell interessieren könnten. Die Frage an sich war, macht eine Buchmesse in dieser Hinsicht Sinn? (Sinn macht es ja nur, wenn dieser Fall auftritt.)


    Ich brauche wesentlich mehr Zeit pro Tag. Wie soll ich mich entscheiden?
    Lesen :study:
    oder
    schreiben? :-k

  • Ein Buch fällt nur dann auf, wenn es von einem größeren Verlag professionell präsentiert wird. Natürlich gibt es irgendwo in den Buchmessehallen auch einen Stand unabhängiger Verlage, die sich mehrere Regale teilen. Das bringt nicht viel. Jeder Messebesucher kann das alles gar nicht wahrnehmen, was es dort an Büchern gibt. Jede Messehalle ist mindestens so groß wie zwei Fußballfelder. Davon gibt es in Frankfurt 12 Hallen. Irgendwann noch drei Stunden Fußmarsch durch die einzelnen Gänge sieht man ohnehin nichts mehr. Es ist nur sinnvoll, wenn man genau plant, was man sehen möchte. Bücher eher durch Zufall entdecken, halte ich für unrealistisch.

  • Jeder, der glaubt, mit seinem Buch bzw. Manuskript unter dem Arm ein Gespräch mit einem verantwortlichen Lektor dort führen zu können, möge aus seinen Träumen aufwachen und das vergessen. Die großen Publikumsverlage und deren Mitarbeiter haben gar keine Zeit dafür - die sind dort, um mit Agenten oder Lizenznehmern Business zu machen. Alles andere interessiert die nicht.


    Man kann lediglich dort etwas erreichen, wenn man bekannt ist bzw. mit dem Verlag VORHER einen Termin vereinbart hat. Alles andere ist sinnlos.


    Ich gebe dir im Großen und Ganzen recht, möchte aber trotzdem mal kurz was von der anderen Seite aus sagen. Bei kleinen Verlagen hat man durchaus die Möglichkeit, auch mal mit jemandem ein paar Minuten über sein Buchprojekt zu sprechen. Bei uns wird niemand kategorisch weggeschickt. Klar, kann es mal zeitlich eng sein, aber dann versucht man es eben eine halbe Stunde später noch mal. Wir nehmen zwar auf der Messe keine Manuskripte entgegen - dafür haben wir den Platz überhaupt nicht und es besteht auch einfach das Risiko, dass es verschütt geht - aber wir geben die entsprechenden Kontaktdaten gerne raus und geben Hinweise, in welcher Form etwas am besten eingereicht werden sollte. Und wenn das Manuskript dann beim Verlag auf dem Tisch liegt, erinnert sich auch jemand an das nette Gespräch und den sympathischen Autor. Das sind schon noch mal andere Voraussetzungen als eine komplett anonyme Einsendung.


    Bei den großen Publikumsverlagen sieht das in der Tat anders aus, die liegen zu mit Terminen und haben a) keine Zeit und b) auch andere Prioritäten. Aber vielleicht sollte man als Debüt-Autor auch einfach mal einen kleineren Verlag in Erwägung ziehen, statt gleich Suhrkamp, Blanvalet, Fischer etc. die Bude einzurennen. Wenn jemand zu uns an den Stand kommt und naserümpfend mitteilt, wir seien nicht bekannt genug für sein großartiges Romanprojekt, dann kann ich auch nur sagen: "Na, dann viel Glück bei Heyne und Co."

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)