Tad Williams - Spät dran am jüngsten Tag / Sleeping Late on Judgement Day

  • Eigenzitat aus amazon.de:



    Bobby Dollar ist wieder da und es geht ihm – wie so oft – nicht besonders gut. Alice, die Auftragsverteilerin in der himmlischen Zentrale ist ihr übliches, mürrisches Selbst, sein Freund Sam hat sich einer obskuren Gruppe angeschlossen, die eine Alternative zu Himmel und Hölle aufgemacht hat, sein direkter Vorgesetzter trifft sich mit ihm in ständig wechselnden Verkleidungen und gibt ihm Hinweise, die seine Situation noch unklarer machen, als sie ohnehin schon erscheint. Und seine große Liebe, Caz, ist bei ihrem Meister in der Hölle gefangen, wo sie ständigen Foltern unterliegt – und Bobby kann noch nicht einmal die anderen Engel um Hilfe bitten, denn eine Funktionärin der Hölle zur Geliebten zu haben, ist nicht unbedingt etwas, das besonders viel Vertrauen in der himmlischen Hierarchie erweckt.


    Weil er sich nun von vielen bedroht und beobachtet fühlt, zieht Bobby regelmäßig um und schnell stellt sich heraus, dass seine neueste Unterkunft von überaus seltsamen Gestalten beobachtet wird, die auch vor massiven Auseinandersetzungen nicht zurückschrecken. Und dann gibt es auch noch seltsame Wesen, die immer mal wieder bei ihm vorbeischauen. Da erweist es sich als günstig, dass Halyana und Oxana, zwei ukrainische Amazonen, die sich in der Skytischen Tradition sehen und die ein gewisses Problem mit Anaita, einer Ephorin im Himmel haben, die irgendwie mit dem Dritten Weg verbunden zu sein scheint, bei ihm im Haus eingezogen sind und regelmäßig ein wachsames Auge auf ihn und seine Wohnung haben.


    Als die Übergriffe immer massiver werden und die Wohnung zu einer offensichtlichen Dauerfalle, taucht Bobby konsequenterweise mit seinen beiden Bodyguards unter und trennt sich sogar schweren Herzens von seinem überaus auffälligen Traumwagen. Aus dem Untergrund heraus und mit Hilfe einiger seiner ungewöhnlicheren Freund, wie dem Werschwein und seinem nicht sterben wollenden Waffengrossisten, macht er sich daran, die Hintergründe des Dritten Wegs und des dabei getroffenen Abkommens zwischen himmlischen und höllischen Mächten weiter zu erforschen, während mörderische laufende Hakenkreuze, schwarze Blobwesen und sehr schräge Neo-Nazis ihm nachstellen.


    Auch am Ende dieses dritten Bands der Bobby-Dollar-Reihe bleibt noch die ein oder andere Frage offen, aber die Lücken erscheinen nicht mehr so groß wie zuvor. Sprachlich und von der Situations-komik ist dieser Band wieder wesentlich unterhaltsamer als der vorhergehende („Happy Hour in Hell“), auch wenn hier und da ein wenig zu viel herumgegrübelt wird. Aber diese Grübeleien werden oft durch den Sprachwitz aufgelockert und sind wesentlich leichter zu ertragen als der ziemlich repititve Zug durch die Hölle im letzten Band.


    Wenn es eine Trilogie sein soll, dann ist dies sicherlich der passende Abschluss – zumindest fühlt es sich am Ende des Buchs trotz der noch offenen Fragen ganz so an. Insgesamt ist die Reihe damit als ziemlich lesbar zu beurteilen.

  • Kurzbeschreibung:
    Der Engel und Anwalt der verlorenen Seelen ist aus den Tiefen der Hölle zurückgekehrt, seine Geliebte Caz befindet sich noch immer in den Fängen des Erzdämons Eligor. Und Bobby wird nun auch von seinen letzten Freunden im Himmel fallengelassen. (Quelle: Verlagswebsite)



    Autor:
    Tad Williams, 1957 in Kalifornien geboren, studierte in Berkeley und arbeitete anschließend in vielen verschiedenen Jobs - als Sänger, Schuhverkäufer, Zeitungsjunge, Radiomoderator, am Theater, beim Fernsehen, als Lehrer, in einer Computerfirma. Er ist ein ungewöhnlich vielseitiger Autor. Er schreibt Fantasy-Bestseller aller Schattierungen - traditonell, märchenhaft oder mit Science-fiction-Elementen -, Comics, Drehbücher, Hörspiele und plant gerade einen Fortsetzungsroman fürs Internet. Er lebt in London und San Francisco. (Quelle: amazon)



    Allgemeines:
    „Spät dran am Jüngsten Tag“ ist der zweite Teil der Reihe um den Engel Bobby Dollar. Es erschien im August 2014 im Klett Cotta Verlag.
    Das Buch umfasst auf 611 Seiten insgesamt 49 Kapitel, die von Prolog und Epilog eingerahmt werden. Bobby Dollar erzählt die Geschichte in der Ich-Perspektive.


    Das Original mit dem Titel „Sleeping Late on Judgement Day“ erschien im September 2014. Die Übersetzung ist von Cornelia Holfelder-von der Tann.



    Zum Inhalt:
    Bobby Dollar ist von seinem Höllentrip zurückgekehrt. Was er dort erfahren hat, ist unglaublich. Verschwörungen, Intrigen, Lug und Trug überall… egal ob Dämonen oder Engel – sie sind irgendwie auch alle nur Menschen und offensichtlich korrupt und verdorben. Sein Wissen will Bobby nutzen, um seine Caz zu retten.Doch nun ist er seines Lebens nicht mehr sicher, denn verschiedenste Parteien betreten die Bühne und er weiß nicht mehr, wem er trauen kann und wem nicht…



    Meine Meinung:
    Bobby Dollar wird erwachsen. Aus dem chaotischen, wild drauflosstürmenden und oftmals viel zu impulsiven Anwaltsengel ist ein chaotischer, gelegentlich erst nachdenkender und zum Glück immer noch sehr impulsiver „Rache“-Engel geworden, der es satt hat, sich immer nur rumschupsen zu lassen.


    Welche Fallstricke, Pannen und aberwitzige Situationen der Autor unserem Lieblingsengel diesmal so vorbereitet hat, sucht seinesgleichen. Da treten Amazonen aus der Ukraine auf den Plan, ein paar Neonazis mischen übel mit (die der Autor hervorragend nutzt, um seine Meinung zu diesem Pack darzulegen) und allerlei Kreaturen werden aus dem Hut bzw. Schrank gezaubert. Und obwohl es auch in diesem Teil gelegentlich haarig zur Sache geht, ist nicht viel von den Abscheulichkeiten geblieben, die mich im zweiten Teil so irritiert hatten.
    Mir hat es viel Spaß gemacht, Bobby und seine Freunde – ja, er hat noch welche – zu begleiten und kann die Reihe nun wieder jedem ans Herz legen, der sich mit einer locker erzählten Geschichte mit Ironie und Wortwitz unterhalten lassen will.


    Ich gehe davon aus, dass dieses Buch den Abschluss der Reihe darstellt und bin mit dem Ende durchaus zufrieden.Für den Abschlussband vergebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne.


    Fazit:
    Auch Dämonen und Engel sind nur Menschen… Ironisch, frisch und locker erzählte, sehr gelungene Fortsetzung.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • „Spät dran am Jüngsten Tag“ ist der zweite Teil der Reihe um den Engel Bobby Dollar. Es erschien im August 2014 im Klett Cotta Verlag.

    Sorry - hier hab ich mal einen klassischen Kopierfehler eingebaut :uups: Es ist natürlich der dritte Teil und im September 2015 erschienen...

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Das Original heißt "Sleeping Late on Judgement Day". Das Cover passt auch bestens zu unserer 365-Tage-Rubrik, und zwar "308. Ein Buch mit einem Feuer auf dem Cover"...

  • Ich bin prinzipiell ein großer Freund von Tad Williams und habe ihn vor vielen Jahren auch mal auf einer Lesung in Freiburg bestaunen dürfen. Der Mann hat den gesamten Abend über nur so gesprüht von Witz, Charme und Ideen, und er hat die Lesung erst dann beendet, als auch wirklich keinem einzigen Anwesenden mehr irgend eine Frage eingefallen ist. Der Osten-Ard-Zyklus hatte einige wunderbare Ideen, "Otherland" war in seinem Set-Up genial und auch "War of the Flowers" habe ich gerne gelesen. Das erste Bobby-Dollar-Buch fand ich von der Idee her unglaublich erfrischend. Aber alle Williams-Werke haben dasselbe Problem: Sie walzen auf 1000 Seiten aus, was man auf 200 Seiten erzählen könnte.


    Und genau das war für mich das Problem mit Band 3.


    Mir hat die Spannung komplett gefehlt. Ich hatte das Gefühl, es war alles schon mal da. Monster, Bedrohungen, Intrigen zwischen Himmel und Hölle... alles irgendwie schon in Band 1 erlebt. Band 2 war eine Art unglaublich skurriler LSD-Trip durch die Hölle, und insofern wieder etwas Besonderes, aber "Sleeping Late on Judgement Day" fehlte komplett dieser Moment, an dem ich wissen wollte, wie es denn nun weitergeht. Ich habe sogar einige der Action-Szenen bewusst überblättert, weil ich wusste, dass da eh nichts Relevantes passiert, sondern es halt einfach mal wieder eine Action-Szene ist. Alles in allem war es für mich enttäuschend, und das schlägt natürlich auch auf die gesamte Trilogie nieder. Ich würde mal sagen, Tad Williams hätte gut daran getan alle drei Bücher in eines zusammen zu fassen. Dass er schreiben kann und Ideen hat, steht völlig außer Frage. Aber Band 3 kann ich nicht so richtig empfehlen. Vielleicht wäre es sogar am sinnvollsten, direkt nach Band 1 einfach aufzuhören und die diversen Cliffhanger als offene Fragen in Kauf zu nehmen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Zwei-ein-Halb-Sterne von mir. Eigentlich eher drei, es gibt sicherlich genug Schund der nur zwei Sterne verdient hat, aber wenn man ein Buch am Ende durchblättert und sogar 20 Seiten vor Schluss noch nicht darauf gespannt ist, wie das Ende nun ausgeht, dann ist das einfach ein verdammt schlechtes Zeichen.

  • Bobby Dollar ist aus der Hölle zurück, aber die Frau, die er liebt, die Dämonin Caz, konnte er nicht befreien. Nach wie vor, will er sie aber wiederhaben, und so muss er weiter der Verschwörung des „Driitten Weges“ nachspüren und ein Mittel gegen den Dämonen Eligor, der Caz gefangen hält, in die Hände bekommen. Und das alles neben seinem Job als Anwaltengel.


    Band 2 der Trilogie hatte mich eher enttäuscht, der Abschlussband dagegen ist wieder deutlich besser. Hier geht es erneut voll zur Sache und es kommt keine Langeweile auf. Bobby hat es weiterhin nicht leicht, der Himmel, die Hölle und nun auch noch eine obskure Vereinigung namens „Die schwarze Sonne“ ist hinter ihm her, und sein Leben, und das seiner Mitstreiter ständig in Gefahr. Dann wird ihm im Himmel auch noch der Prozess gemacht …


    Viele alte Bekannte bevölkern diesen Roman, wie etwa Bobbys Chef Temuel und seine Kollegen Sam und Clarence, Wereber George, Auto- und Waffenhändler Orban und das sensitive Schulmädchen Edie. Aber auch ein paar neue und nicht weniger interessante Charaktere kommen dazu, wie die beiden ukrainischen Amazonen Oxana und Halyna und Baldur von Reinmann, der Chef der Schwarzen Sonne. Allen Charakteren ist eine gewisse Skurrilität eigen.


    Das Setting ist das heutige Kalifornien, der Ort, in dem Bobby lebt und arbeitet heißt passenderweise San Judas. Als weitere Örtlichkeiten kommen der Himmel und Kainos, der Ort, an dem sich der Dritte Weg etabliert hat, hinzu.


    Garniert wird das Ganze mit einer Menge unheimlicher (Höllen)Kreaturen, die, zumindest größtenteils, Jagd auf Bobby und seine Gang machen. Hier hat der Autor seine Phantasie los gelassen, und es ist nicht immer leicht, sich die kuriosen Wesen vorzustellen, aber als Leser mit ebenfalls viel Phantasie hat es dann doch funktioniert.


    Dass der Autor Bobby selbst in Ich-Form erzählen lässt, gibt dem Roman einen besonderen Pfiff. Der Leser weiß immer nur so viel wie Bobby und erlebt alles hautnah mit. Der Erzählstil erinnert stark an Hardboiled-Romane der Crime noir-Ära und ist voller Action, Spannung und Humor.


    Das Ende hat Tad Williams relativ offen gestaltet, was mir gut gefällt. Im Grunde ist aber alles aufgelöst, nur manches hat sich eben anders entwickelt, als erhofft. Ich finde nicht, dass es weitere Romane geben müsste, würde aber auch nicht nein sagen, wenn es sie gäbe. Ich mag Bobby und seine Mitstreiter, und hätte nichts gegen ein Wiedersehen. Immerhin hat der Autor auch eine andere Reihe wiederbelebt.


    „Spät dran am jüngsten Tag“ ist ein gelungener Abschlussband der Trilogie, der wegen seines relativ offenen Ende aber nicht jedem gefallen wird. Ich wurde jedenfalls gut unterhalten, empfehle die Trilogie, die man unbedingt der der Reihe nach lesen sollte gerne weiter, und vergebe 4,5 Sterne.