Kaja Bergmann – Der Mephisto Deal

  • Klappentext:
    Ich sitze hier mit sieben anderen in einem öden Klassenzimmer und diskutiere mit unserer Deutschlehrerin über Goethes »Faust«. Stoff nachholen fürs Abitur, na prima. Ansonsten ist die Schule verwaist, nur Herrn Udoriwitschs Mathekurs im Nebengebäude schwitzt über Formeln, nachsitzen wegen eines Streichs. An einem Samstag, damit’s auch richtig wehtut. Okay, und jetzt wird’s heftig: Mitten im Diskurs über Mephisto springt der Schullautsprecher an und eine knarrende Stimme befiehlt Frau Sommer, die Tafel hochzuschieben. Dahinter stehen die Worte »Ich will, dass Udoriwitschs Kurs stirbt!« Die Stimme erklärt uns freundlich, dass wir alle krepieren werden, wenn wir diesen Satz nicht unterschreiben. Oder wenn wir zu lange zögern. Wir haben vergiftete Waffeln gegessen, Udoriwitschs Leute auch; wer als Erstes unterschreibt, bekommt das Gegenmittel, der andere Kurs stirbt. In wahrscheinlich zwei Stunden sind wir alle tot. Ich bin Finn, 18 Jahre alt. Ich stehe auf Fotosynthese – und mag seit Kurzem keine Waffeln mehr.


    Meine Meinung:
    Eine tolle Idee, ein besonderer Schreibstil – aber inhaltlich hat das Buch leider nicht halten können, was der Klappentext versprochen hat.


    Das Buch ist hauptsächlich in der Ich-Perspektive des Protagonisten Finn in einer locker flockigen Jugendsprache geschrieben. Dieser sitzt mit 7 weiteren Schülern an einem Wochenende in der Schule, um Stoff für das Abitur nachzuholen. Nacheinander stellt er dem Leser seine Mitschüler vor und darunter finden wir auch Sonja, die Freundin von Gabriel. Ich finde diese Verbindung zum vorherigen Roman von Bergmann ziemlich überflüssig, zumal weder Sonja hier eine große Rolle spielt, noch Gabriel irgendetwas mit diesem Roman zu tun hat.


    Die Idee der Geschichte fand ich grandios: die Parallele zwischen dem Kursthema Mephisto/Faust – also dem Pakt mit dem Teufel – und der Stuation in dem sich die Schüler nun befinden: unterschreiben und das eigene Leben retten und dabei den Tod der anderen Schüler in Kauf nehmen? Passend dazu auch der Aufbau des Buches in 5 Akte.
    Ich war also äußerst gespannt darauf, wie die einzelnen Schüler auf diese doch sehr extreme Situation reagieren werden. Der Anfang war auch noch sehr vielversprechend, aber es kommen recht bald sehr unlogische und unrealistische Situationen, die die Geschichte leider sehr unglaubwürdig machen. Gerade zum Ende hin mußte ich nur noch mit dem Kopf schütteln, weil die Reaktionen der Schüler – und vor allem der Lehrerin, die zwar körperlich anwesend ist, aber in den zwei Stunden eigentlich gar nichts macht – zum Großteil einfach nur daneben sind.


    Auf den letzten 20 Seiten kommt es dann zum Showdown. Es wird zwar aufgeklärt wer und warum er das Ganze inszeniert hat, aber es sind so viele Ungereimtheiten, es paßt einfach zu vieles nicht und das Ende… ja das Ende hat mich in der Tat sprachlos zurück gelassen. Ich hätte wohl noch zwei Sterne gegeben, weil mir die Grundidee der Geschichte und die Art des Schreibens der Autorin schon gefällt, aber die Geschichte hört einfach auf. Zu viele Fragen lassen mich als Leserin mehr als unbefriedigt zurück.


    Auf Seite 20 wendet sich Finn direkt an den Leser und teilt diesem mit, daß er nicht böse ist, falls der Leser die stereotype Vorstellung der Charaktere in einer negativen Amazon-Kritik erwähnt.
    “…die Handlung ist gandenlos unlogisch und realitätsfern…” – leider muss ich das genauso unterschreiben. :bewertung1von5:

  • Ich habe das Buch soeben beendet und finde es richtig gut. Wer sich die 187 Seiten an einem ruhigen Nachmittag vor nimmt, wird sie auch in einem Rutsch durchlesen.
    Der ungewöhnliche Erzähl- und Sprachstil haben mir von der ersten Seite an sehr gut gefallen. Die Idee ist so neu nicht (2 Gruppen müssen den Tod der jeweils anderen anordnen, um selbst überleben zu können), aber das Szenario finde ich gut gelungen und auch die Verbindung zum Thema Faust hat was für sich. Und wie Kaja Bergmann sich die Geschichte entwickeln lässt, wie Finn - zwischen Todesangst und Wahnsinn, am Ende seiner Kräfte - die Geschehnisse erlebt ist spannend.

    Gerade zum Ende hin mußte ich nur noch mit dem Kopf schütteln, weil die Reaktionen der Schüler – und vor allem der Lehrerin, die zwar körperlich anwesend ist, aber in den zwei Stunden eigentlich gar nichts macht – zum Großteil einfach nur daneben sind.

    Die Lehrerin war in dieser Geschichte einfach so unwichtig, dass es mich nicht gestört hat, dass sie nicht in Erscheinung trat. Eine logisch denkende und handelnde "Respektsperson" hätte der Geschichte einen ganz anderen Lauf gegeben und hat einfach nicht reingepasst.
    Die Reaktionen der anderen fand ich überzeugend: sie wissen, dass sie nur noch zwei Stunden zu leben haben, es sei denn, sie verurteilen den anderen Kurs zum Tod. Das ist eine solch extreme Situation, dass man normale Reaktionen wohl nicht erwarten kann (und je weiter die Zeit fortschreitet, umso panischer/hysterischer wird man wohl werden). Hinzu kommt,


    Ich finde diese Verbindung zum vorherigen Roman von Bergmann ziemlich überflüssig, zumal weder Sonja hier eine große Rolle spielt, noch Gabriel irgendetwas mit diesem Roman zu tun hat.

    Die ist mir nicht aufgefallen, da ich den vorherigen Roman nicht kenne :wink:


    Und zum Schluss - ich finde ihn zwar extrem, aber schon passend.

    Interessant zu sehen, welche Entscheidung die Autorin die Jugendlichen in einer solchen Situation fällen lässt.

    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    für ein ungewöhnlich erzähltes Drama mit erstaunlichen Wendungen.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark