Wladimir Kaminer - Russendisko

  • Hallo,


    auf der Suche nach einem humorvollem Buch wurde mir von einer netten Dame in der Buchhandlung dieses Buch empfohlen:


    "Russendisko" von Wladimir Kaminer


    Klappentext:


    "Mein Vater sehnte sich in Deutschland nach neuen Aufgaben, nach Verantwortung und Kampf um Leben und Tod. So kam er auf die Idee, den Führerschein zu machen. Damit war er erst einmal für die nächsten zwei Jahre beschäftigt. Sein erster Fahrlehrer sprang mitten im Verkehr aus dem Auto. Sein zweiter Fahrlehrer weigerte sich schriftlich, mit ihm im selben Wagen zu sitzen. "Beim Fahren betrachtet Herr Kaminer unentwegt seine Füße", schrieb er in einer Erklärung an den Fahrschulleiter. Der dritte Fahrlehrer war ein mutiger Kerl. Nachdem beide mehrere Stunden zusammen im Auto verbracht und dem Tod ins Gesicht gesehen hatten, wurden sie wie Brüder. Der Fahrlehrer schaffte es, meinem Vater die Führerschein-Idee endgültig auszureden."




    Völlig begeistert von dieser Buchbeschreibung schnappte ich das Buch und konnte es kaum mehr erwarten, zu Hause meine Nase dahinter zu klemmen. Die bittere Enttäuschung folgte sofort.


    Es ist ein Buch mit einer wahllosen Aneinanderreihung von wirklich kurzen Kurzgeschichten (meist nur 2-3 Seiten lang). Von Witz und Humor keine Spur. Selbst nach knapp 40 Seiten, rang mir dieses Buch nicht ein einziges müdes Lächeln ab. Die Geschichten sind dermaßen langweilig, dass einem fast die Augen zufallen. Wen interessiert es, dass seine Mutter mittlerweile bereits zwei Dutzend Busreisen unternommen hat??? Dies und andere banale Alltagsgeschichten bekommt der Leser zwangsläufig ausführlichst erzählt. :thumbdown:


    Ich habe mich nun, auf Seite 38 angekommen, entschlossen, dieses Buch aus den Händen zu legen. Sollte ich mich irgendwann aufraffen, weiterzulesen, und sollte das Buch doch noch eine ungeahnte Wendung nehmen, werde ich es wissen lassen.


    Ich denke, die 7,90 € kann man anderweitig sinnvoller anlegen.


    Ich würde gerne noch Meinungen von anderen Lesern zu diesem Buch hören, und freue mich über jeden Kommentar.


    Grüßle
    Andrea

    Grüßle


    Andrea


    Nichts ist gerechter verteilt als die Intelligenz. Jeder glaubt, er habe genug davon. - René Descartes



    Ich lese gerade:
    Owen Meany von John Irving

  • Nun ja, ganz sooo schlecht fand ich das Buch nicht. Stellenweise musste ich doch schmunzeln, aber so richtig zum Ablachen ist das Buch nicht. Das hatte man mir nämlich gesagt - "Lies es und du lachst Tränen". Vielleicht habe ich auch die weniger witzige Variante des Werkes erwischt :roll: .
    Für zwischendurch allerdings ist das Buch perfekt. Die Geschichen sind kurz genug, um nicht zu langweilen und um die Zeit im - sagen wir - Wartezimmer eines Arztes etc. zu überbrücken.


    Wenn man also ohne große Erwartungen an dieses Buch heran geht, enttäuscht es einen auch nicht zu sehr.


    ***
    Aeria

  • Ich war froh, dass ich mir das Buch nur geliehen hatte. Denn ich sage "schade ums Geld" ... :thumbdown:


    Habe auch abgebrochen, reine Zeitverschwendung! ](*,)


    LG, Steffi :cat:


    :study: gerade: Julie Parson, "Sündenherz"

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Ich schließe mich euch an, schrecklich langweilig, Zeit- und Geldverschwendung! :evil:

    Ich lese gerade "Die Haushälterin" von Jens Petersen und "Der Geist von Lamb House" von Joan Aiken.

  • Meine Erwartungen an das Buch waren wegen der Kommentare hier nicht sehr groß, andererseits hatte es, als das Buch herauskam, eine Menge lobende Rezensionen gegeben.


    Einige der Geschichten waren ganz amüsant, andere fand ich eher banal und nichtssagend. Um Anekdoten zu erleben wie Kaminer sie beschreibt, braucht man kein Russe zu sein, der nach Deutschland kommt; einen aus der Spur geratenen Großvater oder eine wunderliche Mutter besitzt ja fast jeder zweite.


    Was ich allerdings herausheben möchte: Kaminers Sprache. Für jemanden mit einer fremden Muttersprache, der erst seit ein paar Jahren Deutsch spricht, schreibt er großartig und kennt auch die kleinen Nuancen, die meist den Sinn eines Witzes ausmachen.


    Ich hatte das Buch aus der Bücherei geliehen; kaufen würde ich es nicht.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich bin ohne Erwartungen an das Buch herangegangen und das war gut so. Zu Ende gelesen habe ich es schon, einfach weil es sich so schnell und leicht nebenbei liest (Badewanne :mrgreen: ), amüsant oder interessant konnte ich es nicht finden. Der Humor liegt überhaupt nicht auf meiner Wellenlänge, es steckt kein erkennbares Konzept hinter der Sammlung, Personen tauchen einmal auf, und wenn sie es ein zweites Mal tun, hat man sie schon längst wieder vergessen. Fast Food.


    Katia

  • K.-G. Beck-Ewe,
    ich finde hier eigentlich jeden Kommentar sehr treffend. Jeder hat einen anderen Geschmack und ein anderes Empfinden, daher auch die (eher leicht) unterschiedlichen Beiträge.


    Durchweg ist allerdings zu erkennen, dass wohl niemand dieses Buch als ein Meisterwerk sieht. Ein Buch, welches man nicht unbedingt gelesen haben muss.

    Grüßle


    Andrea


    Nichts ist gerechter verteilt als die Intelligenz. Jeder glaubt, er habe genug davon. - René Descartes



    Ich lese gerade:
    Owen Meany von John Irving

  • Ich habe das Buch am Wochenende auch mal so nebenbei gelesen und stimme auch am ehesten Katias Meinung zu. Es ist ein Buch für zwischendurch, über das man nicht länger nachdenken muss und schnell vergisst. Viele der Geschichten haben mir auch kein Lächeln ins Gesicht zaubern können.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Ich habe mich bis jetzt vor diesem Buch gedrückt und weiß nach den ganzen Kommentaren immer noch nicht was ich davon halten soll :scratch:


    Vielleicht lese ich es ja mal zwischendurch,einfach um mein Gesicht zu wahren :mrgreen:- irgendwie sind viele Menschen der Meinung,daß man als Russin


    a) Schach spielen muß
    b) immer abwechselnd Borschtsch und Kaviar ißt ( mit Vodka natürlich!)
    c) Natascha oder Olga heißt
    c) alle Bücher der russischen Autoren, die es jemals auf dem Markt gegeben hat kennen muß :shock:


    Ich will sie ja nicht enttäuschen !! :mrgreen: :mrgreen:


    LG
    Simonja

  • Ich hatte von Kaminer zuerst "Helden des Alltags" gelesen und fand das so witzig, dass ich mir "Russendisko" gekauft habe, wovon ich schrecklich enttäuscht war :(
    Aber anhand dieses Beispiels sieht man mal wieder, wie ein Buch zum Selbstläufer werden kann: x-mal verkauft, aber die wenigsten finden es gut. Super-Promotion würde ich sagen :wink:
    Siri

  • Zitat

    Original von SiriNYC
    Aber anhand dieses Beispiels sieht man mal wieder, wie ein Buch zum Selbstläufer werden kann: x-mal verkauft, aber die wenigsten finden es gut. Super-Promotion würde ich sagen :wink:


    Man braucht ja nur mal z.B. bei Booklooker gucken, wieviele versuchen, ihre gebrauchten Exemplare von "Russendisko" wieder an den Mann zu bringen. :!:

    Grüßle


    Andrea


    Nichts ist gerechter verteilt als die Intelligenz. Jeder glaubt, er habe genug davon. - René Descartes



    Ich lese gerade:
    Owen Meany von John Irving

  • Habe das Buch nun zwischendurch gelesen-ich finde es GRAUENVOLL !
    Ich habe ehrlich gesagt gedacht,daß einige Sachen einfach für Nicht-Russen unverständlich und daher nicht lustig sind.Weit gefehlt...ich kenne mich zwar in der Szene ,die Kaminer beschreibt nicht aus,denn ich gehöre nach seinen Berechnungen, ( wennauch nicht jüdisch) zu der vierten Welle ( siebziger Jahre),habe aber viele russische und jüdische Freunde und kenne den Humor eigentlich ganz gut...dachte ich jedenfalls...
    In diesem Buch gibt es nur ein paar ganz wenige Stellen,die mich zum müden Grinsen animiert haben,vom Lachen ganz weit entfernt...


    Darüber hinaus verwendet Kaminer in dem Buch ein paar mal Pointen eines sehr bekannten russischen, ( eigentlich ukrainisch-jüdischen) Kabaretisten Michail Schwanetzkij,ohne auf diesen zu verweisen und das grenzt in meinen Augen an Plagiat ...((


    Also dieser Autor bekommt von mir keine zweite Chance...((


    LG
    Simonja

  • Ich kann mich den Vor-leser/innen nur anschließen. Hoch gelobt und nichts drin, das war mein Eindruck. Ich hab mich durch das Buch durchgequält in der Hoffnung, etwas zu finden, was die Lobhudelei rechtfertigte - leider ohne Erfolg. Ich kam weder hinter den Humor noch erkannte ich die Satire dadrin.
    Das Buch liegt nun in der Ecke "kannste vergessen". Ich könnte es noch nicht mal weiterschenken.

    Neue Lektüre:
    John Norman : Die Nomaden (Gor-Reihe, Bd 4 )
    Wo man liest, da lass dich ruhig nieder,
    böse Menschen lesen keine Bücher

  • Auch ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Die Wahllosigkeit wie die Kurzgeschichten aneinandergereiht worden sind, die Unlustigkeit selbiger und auch langweiligen Begebenheiten die erwähnt wurden.. schrecklich.
    Hab für die 190 Seiten auch erstaunlich lange benötigt, weil einem wirklich nichts dazu verleitet weiterzulesen - außer vielleicht die falsche Hoffnung, dass endlich mal was lustiges passiert.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Ich lese das Buch z. Zt. (S. 67) und muss sagen, dass ich es ganz soweit ganz nett finde. Ich bin allerdings auch von vornherein mit der Einstellung an das Buch gegangen, keine hohen Ansprüche zu stellen, wollte ich doch nach meiner letzten äußerst schwer im Magen liegenden Lektüre (Computerphilosophie von Klaus Mainzer) mal wieder eine leichte Kost - Fast Food - zwischendurch lesen.
    Als Berliner finde ich nebenbei die Wendezeit-Atmosphäre der Gebiete, die Kaminer erwähnt (Marzahn, Schönhauser Allee), ganz interessant.

  • Ich habe "Russendisko" und "Die Reise nach Trulala" geschenkt bekommen und fand beide sehr maessig unterhaltsam. Solche Geschichten sind vielleicht ganz nett zu lesen, wenn sie in Zeitungsmagazinen abgedruckt sind, aber ein ganzes Buch, geschweige denn mehrere Buecher, koennen sie nicht fuellen.
    Ich glaube, Kaminer muss man live erleben. Seine Lesungen bei Bier und Wodka haben jedenfalls schon Kultstatus in Berlin.
    Ich habe ihn ein paarmal in Talkshows gesehen, da fand ich ihn wirklich ganz witzig mit seiner tiefen Stimme, dem russischen Akzent und dem trockenen Humor. Ausserdem hat er schoene Augen, das muss der Ordnung halber hier auch erwaehnt werden.


    Gruss mofre

    :study: Willa Cather - Meine Antonia

    :study: Wolfgang Herrndorf - Tschick

    :study: Reiner Stach - Kafka. Die Jahre der Entscheidungen

    :study: James Wood - Die Kunst des Erzählens















  • Ich hab das Buch zum Geburtstag bekommen und weil ich die Nacht nicht schlafen konnte, hab ich es einfach durchgelesen.
    Morgens um 5 bin ich dann eingeschlafen.


    Ein Bekannter (Russe, wohnt in Berlin) sagt das es sehr authentisch ist.

  • Hm, da bin ich aber mal gespannt.
    Die Kritiken hier zu Kaminers "Russendisko" sind ja geradezu vernichtend.


    Ich habe letztens jemandem ein paar Kisten alte Bücher abgekauft und in einer von denen lag auch die "Russendisko".
    Da dachte ich natürlich "hui, das lege ich mir mal an die Seite zum selberlesen".
    Schließlich hat man ja in den Medien nur gutes darüber gehört.


    Jetzt lese ich hier im Forum die Kritiken und denke "umpf, sollten die Medien das Buch vielleicht selber gar nicht gelesen haben und das ganze war nur eine geniale Marketing-Aktion?"


    Na ja, werde mir nun also mal einen persönlichen Eindruck verschaffen, bin ja mal gespannt.
    Meine Erwartungen in das Buch sind Dank diesem Threat jedenfalls minimal ...

  • Hm, war vielleicht gar keine so schlechte Idee mit sehr geringen Erwartungen dieses Buch zu lesen.
    Meine Erwartungen jedenfalls wurden übertroffen.
    Ich fand die Kurz-Erzählungen von Kaminer gar nicht so schlecht.
    Ziemlich kurzweilig, interessante Charaktere.
    Die Geschehnisse muten teilweise etwas skurril an. Groß gelacht habe ich bei der Lektüre nicht, eher ab und zu still vor mich hin geschmunzelt.
    Ich finde das Buch ist eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch.