Ich habe vor etwa 15 Jahren zwei Geschichten verloren, was mich seither unablässig beschäftigt. Es waren Bücher, die mir nicht gehört haben und an deren Titel ich mich nicht erinnere. Das treibt mich schon so lange um und hat mich gestern Nacht mal wieder geweckt. Klingt schrecklich pathetisch, aber es stimmt tatsächlich. Jetzt hoffe ich, dass es andere Leseratten gibt, die mir dabei helfen können, sie wieder zu finden. Bei dem einen hab ich große Hoffnungen, bei dem anderen... Ich kann ja mal weiter hoffen.
1. Das war ein Jugendbuch, das ich als Schülerin für meine Lieblingsbuchhändlerin im Dorf rezensiert habe, ich hatte also nur ein Leseexemplar. Ich schätze, dass es zwischen 1998 und 2002 heraugekommen ist.
Es ging um ein Mädchen, das sich in seiner geschwisterreichen Familie oft übersehen und vernachlässigt fühlt. Sie streift den Tag über durch die Umgebung ihres Elternhauses, meist in Begleitung eines Straßenhundes, den ihre Mutter nicht im Haus haben will. Sie deutet alles in ihrer Umgebung in eine Fantasiewelt um, dafür benennt sie die Orte um, indem sie kleine Zettel vergräbt. In ihrer Fantasie spricht der Hund mit ihr. Letzlich schließt sie Freundschaft mit einem Mädchen aus ihrer Klasse, das sie beneidet: Sie ist ein Einzelkind, was in ihrem Kopf bedeutet, dass sie mehr Aufmerksamkeit bekommen muss. Außerdem wohnt sie in einer schöneren Gegend. Dieses Mädchen ist aber tatsächlich genauso einsam, da die Eltern viel arbeiten und beneidet die Protagonistin wiederum um ihre große Familie.
In meinem Kopf spukt herum, dass aus irgendeinem Grund auch ein Stuhl noch eine tragende Rolle gespielt hat, aber das kann ich nicht beschwören.
2. Das wird richtig schwierig, denn das Buch war eine Antiquität. Es war eine Leihgabe. Ich dachte, ich wüsste von wem, aber als ich die Bestände später durchsucht habe, habe ich es nie mehr gefunden, obwohl ich es jahrelang versucht habe.
Es war sehr alt für mein damals etwa 12-jähriges Emfinden. So weit ich weiß, war es nicht mehr in Fraktur verfasst, aber das kann ich nicht beschwören; dennoch glaube ich, dass es eher nach 1950 erschienen sein müsste. Der Einband zeigte, so weit ich das noch weiß, einen Urwald und im unteren Drittel drei Männer, alles wie ein Linolschnitt stilisiert.
Es ging um einen Häftling in Südamerika, der in einem schwer bewachten Gefängnis (vllt. auch Arbeitslager) im Urwald einsitzt. Er versucht mehrfach zu fliehen und schafft es schließlich zusammen mit zwei Mitgefangenen, indem er ein sehr kurzes Zeitfenster zwischen den Kontrollgängen der Wärter nutzt. Die Flucht wird schnell bemerkt und zu allem Überfluss müssen sie durch den Urwald flüchten, der sie mit seinen Widrigkeiten immer wieder fast in die Knie zwingt.
Die gespenstischste Szene, an die ich mich bis ins Detail erinnern kann, war als einer seiner Kameraden nach einiger Zeit erst humpelt und dann nicht mehr laufen kann. Weder er noch der Dritte sind sonderlich sentimental und würden ihn durchaus zurücklassen, glauben aber, es ohne ihn nicht zu schaffen. Also setzt er sich hin und untersucht ihn, er findet drei Einstiche an der Hüfte. Daraufhin raucht er einige Zigaretten und bläst den Rauch auf die Einstiche. Nach der ersten Zigarette wühlt sich eine Made aus dem Einstich nach draußen, nach mehreren scheinen alle Parasiten abgezogen zu ein.
Beim zweiten Buch habe ich wenig Hoffnung. Vielleicht kennen es die älteren Semester hier oder ihre Eltern? Ich verfluche bis heute, das Buch zurückgegeben zu haben. Um mir Titel zu notieren, war ich damals zu jung. Aber das erste könnte doch jemand kennen! Ich würde mich wirklich über alle Maßen freuen. Ansonsten bin ich bzgl. des zweiten sehr neugierig auf Vorschläge, wie ich es wieder finden könnte.