Mathias Bröckers, Paul Schreyer- Wir sind die Guten

  • Seit Monaten geistert der Verdacht durch viele Plattformen und Blogs im Internet und auch die Linkspartei mischt kräftig mit in der Behauptung, im Ukraine-Konflikt seien die westlichen Medien samt und sonders manipuliert und sie würden alles daran setzen, Putin und Russland die ganze Schuld an der instabilen Lage in die Schuhe zu schieben und den vorhanden Anteil des Westen an der Eskalation der Situation bewusst zu verschleiern.


    Ich war all die Zeit sehr skeptisch, solchen Behauptungen, die mir durch nichts bewiesen schienen, Glauben zu schenken. Dass ich deshalb der Einschätzung unserer Medien voll vertraute, kann ich auch nicht sagen.


    Verwirrung allenthalben. In dieser Stimmung griff ich zu dem vorliegenden Buch. Es hat meine Verwirrung und Unsicherheit nicht beseitigt, denn zu einseitig scheint mir wiederum seine Wahrnehmung, die mich an so manche vergangene Verschwörungstheorien erinnert, die gerade Mathias Bröckers im Zusammenhang mit dem 11.9.2001 und dem Mord an John F. Kennedy in Büchern goutierte.


    Dennoch, glaube ich, dass sein zusammenfassender Satz mehr Gültigkeit besitzt, als alle wahrhaben wollen:
    „Im Bürgerkrieg in der Ukraine geht es nicht um Demokratie und Menschenrechte, sondern um die Macht im ‚Großen Spiel‘: um Ressourcen und Kontrolle des Planeten. Russland und Iran, die zusammen über die Hälfte aller Öl- und Gasreserven der Welt verfügen, stehen der einzigen Supermacht nicht wegen ihrer religiös-fundamentalistischen oder autokratischen Ausrichtung im Wege, sondern weil sie die Profite aus ihren Bodenschätzen selbst einstreichen und transnationalen Konzerne weitgehend außen vor halten.“


    „Wir sind die Guten“ ist ein Buch, dessen Behauptungen man nicht in jedem Fall folgen muss, um ein viel differenziertes Bild der Lage zu bekommen, als wenn man nur die ZEIT oder die FAZ liest. Deshalb an alle kritischen Geister: Leseempfehlung.

  • Ziel der USA = "Full Spectrum Dominance".


    Inhalt (gemäß der Umschlaginnenseite):
    Dass der Versuch, die Motive Russlands in der Ukraine-Krise zu verstehen und Einsicht in die Beweggründe und Ursachen von Putins Handeln zu gewinnen, diskreditiert und "Putinversteher" (oder "Russlandversteher") als Schimpfwort gebraut wird, kommt einer Diffamierung jeder Art von Analyse gleich. Wo jedoch nicht mehr analysiert werden darf, da herrscht Ideologie, wo Verstehen verboten wird, regieren Glaubensbekenntnisse. Deshalb bekennen die Autoren sich neuerdings und ausdrücklich als "Putinversteher". Denn je boshafter, hitlerartiger Putin in den Medien proträtiert wird, desto wichtiger wird ein nüchternes und realistisches Verstehen - nicht durch psychologisierende Spekulation über eine Person, sondern durch politische Analyse, nicht durch einseitige Ideologie, sondern durch ein möglichst objektives Erkennen der Lage.


    Meine Meinung:
    Während des Lesen der Ausführungen der Autoren ertappte ich mich des Öfteren bei einem zustimmenden Nicken.


    Die Autoren betrachten die Thematik neutral und komprimieren ihre Erkenntnisse auf das richtige Maß.


    Gut fand ich u.a. die geschichtlichen Informationen z.B. über die Historie der Ukraine als Staat.


    Oftmalige Darstellung in den meisten Medien:
    Der Westen (insbesondere die USA und die Nato) = Die Guten (mit heren Zielen).
    Der Osten (insbesondere Russland) = Reich des Bösen.
    Aber: Beides entspricht nicht der Realität.
    Denn in Wirklichkeit ist die USA der Aggressor, der in größenwahnsinniger Manier versucht seine "Ideale und Ziele" überall in der Welt durchzusetzen.
    Die USA ziehen los, um angeblich in anderen Ländern Gutes zu tun (faktisch wollen sie nur ihre geopolitischen Ziele durchsetzen), hinterlassen aber mit ihren Kriegen nur Chaos und Leid.


    "Wenn man die Ablehnung betrachtet, welche die russischen Andockversuche an den Westen in den letzten Jahren erfahren haben - gleich, ob sie von Gorbatschow, Jelzin, Medwedew oder Putin kamen -, ist ... die Hinwendung zu den östlichen Nachbarn in Asien keine Überraschung." (S. 171) Diese These finde ich auf jeden Fall nachdenkenswert, da sie doch das Horrorszenario der USA bzgl. der russischen Ölvorkommen beschreibt, woran auch deren fragwürdigen Fracking-Bemühungen nichts ändern.


    Fazit:
    Die EU und insbesondere Deutschland täten gut daran, sich von dem Imperialismus der USA loszusagen und stattdessen lieber zu Russland gute nachbarschaftliche (Wirtschaft- bzw. Handels-) Beziehungen zu pflegen - anstatt sich einem fragwürdigen Freihandelsabkommen zu unterwerfen.


    Lesens- und nachdenkenswert!


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  • In dem Buch „Wir sind die Guten“ soll es, wie der Untertitel es sagt, um die Ansichten eines Putinverstehers oder wie uns die Medien manipulieren gehen. Mittlerweile sollte jedem klar sein, dass unsere Medien nicht immer objektiv berichten und gerade in der Ukraine ein zu einfaches Schwarz-Weiß-Bild gezeichnet worden ist. Die beiden Autoren Mathias Bröckers und Paul Schreyer outen sich als Putinversteher. Natürlich ist Putin nicht so, wie es uns die Medien beschreiben und auch wenn Putinversteher mittlerweile ein Schimpfwort ist, ich bin froh, dass es welche gibt.


    Allerdings ist es sehr auffällig, dass sich die beiden Autoren als Putinversteher bezeichnen, aber es im Buch meistens um die USA geht und da muss ich den beiden einfach Anti-Amerikanismus vorwerfen. Natürlich sind die USA kein Waisenknabe und natürlich ist wohl das meiste wahr, was im Buch über deren Aktionen geschrieben wird. Aber das Weglassen von Fakten, die Putin und Russland betreffen und ein negatives Bild erzeugen könnten, zeugt auch nicht gerade von Objektivität.


    Als Beispiel werden die 5 Mrd Dollar genannt, die die USA seit 1991 in einen politischen Umschwung in der Ukraine investiert haben (also etwa 217 Millionen im Jahr). Das Russland Gas als politisches Mittel eingesetzt wird komplett verschwiegen. Und warum müssen die USA so viel investieren? Weil von 1945 bis 1990 doch kaum was passiert ist. Man muss sich doch nur die DDR 1990 und die östlichen Bundesländer heute anschauen und die BRD hat viel mehr in den Aufbau Ost investiert. Ein zweites Beispiel sind die 400 Mitarbeiter von Black Water, die in der Ostukraine agieren. Was ist mit den russischen Soldaten? Werden mit keinem Wort erwähnt.


    Negativ fällt auch auf, dass im zweiten Kapitel die Geschichte der Ukraine kurz angerissen wird und dabei wohl die Meinung geschürt werden soll, dass es eigentlich keine Ukrainer und eine ukrainische Sprache gibt. Neben dem Anti-Amerikanismus kommt als noch Anti-Ukrainismus hinzu.


    Im dritten Kapitel geht es um die Ansichten der USA (Einzigartigkeit, Weltherrschaftsanspruch) und diese werden natürlich negativ dargestellt. Eine Gegenüberstellung mit Russland findet dabei leider nicht statt. Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Russen nicht auch als einzigartig beschreiben würden. Und wie die Russen teilweise agieren (Ukraine, Abchasien, Moldawien) zeugt auch von einem gewissen Machtanspruch.


    Zitat aus dem Buch“ Dass die legal auf der Krim stationierten russischen Soldaten zur Sicherung der Wahllokale ihre Kasernen verließen, wurde von westlicher Seite als Einschüchterungsversuch gewertet…“ Diese Aussage finde ich sehr zynisch und zeigt, dass die Autoren auch nicht den moralischen Ansprüchen gerecht werden, die sie gegenüber den USA und anderen westlichen Ländern erheben. Waren die Soldaten nicht ohne Abzeichen vor den Kasernen der ukrainischen Soldaten? Hat Putin diese Soldaten nicht erst als Selbstverteidigungskräfte der Krim bezeichnet?


    Die Autoren bezeichnen Russland als Energiesupermacht Nummer 1 und die Aussage von Obama, dass Russland nur eine regionale Macht sei, als plumpe Verspottung. Momentan zeigt sich, was die Energie wert ist. Es wurde sich nur auf die Energie konzentriert, der Aufschwung von Russland basiert auf tönernen Füßen. Aber dies ignorieren die Autoren. Wichtig ist, dass Russland stark dargestellt wird, zum Schluss sogar als Rohstoffmacht Nummer eins.


    Die Mainstreammedien nutzen den Begriff „Russische Propaganda“ als Abwertung und Ausgrenzung von Informationen, denen man nicht glauben kann. Dass es aber auch viele Menschen gibt, die es andersrum genauso halten (Mainstreammedien kann man nicht glauben), wird dabei nicht erwähnt.


    Laut dem Buch ist es das Ziel der USA über Russland und deren Bodenschätze zu verfügen. Warum wird es dann nicht aktiver versucht? Wird es nur versucht, indem Staaten, die sich nicht den USA „unterwerfen“, gefügig gemacht werden? Und wenn die USA wirklich weiterhin die unumschränkte Weltmacht bleiben wollen, warum wird China der Aufstieg gestattet? Oder sind die USA nicht so stark, dass sie es wirklich könnten oder ist es vielleicht doch nicht deren Ziel?


    Natürlich darf man den westlichen Medien nicht unbedingt glauben und gerade beim Thema Ukraine wurde nicht objektiv berichtet. Dieses Buch ist das genaue Gegenteil, zeigt nur Fehler des Westens auf und über Russland und Putin wird nur wenig geschrieben. Warum sich die Autoren als Putinversteher bezeichnen, weiß man nach diesem Buch auch nicht. Es wird sich kaum mit Putin oder Russland beschäftigt, sondern eigentlich nur mit den USA. Man weiß nur, dass sie die USA und die restlichen westlichen Länder nicht wirklich mögen. Auch dieses Buch ist nicht objektiv. Vielleicht gibt es ja mal ein Buch, das die Mitte und wirklich die Wahrheit darstellt.


    In diesem Buch wird auch zu viel weggelassen, was der eigenen Meinung im Wege stehen könnte. Das Buch ist zwar interessant und gut zu lesen (ich habe 2 Tage gebraucht) und als Gegenpol zur anderen veröffentlichen Meinung sicherlich zu empfehlen. Glauben sollte man diesem Buch aber auch nicht unbedingt. Dafür ist der Anti-Amerikanismus doch zu offensichtlich. Besonders Kapitel 15 und dort die Seiten 180 und 181 wirken auf mich nicht objektiv, nicht sachlich sondern entsprechen eher, um mal die Autoren abgewandelt zu zitieren, einem Welt- und Menschenbild, das eher dem Reich des Wahnsinns als der Vernunft zuzuordnen sind.


    Wieso gibt es keine Autoren, die beide Seiten objektiv betrachten können? Und wieso können die beiden Autoren die USA nicht kritisieren ohne so in die Extreme und die Unsachlichkeit zu verfallen? Teilweise ist es kein Sachbuch mehr, sondern reine Polemik. Schade, aus diesem Thema und dem Buch hätte man mehr machen können.