Ich rezensiere die englische Version des Buchs mit dem Titel "The Martian". Die Übersetzung ins Deutsche erscheint im Oktober.
Inhaltsangabe der deutschen Version (erscheint am 13. Oktober 2014 bei Heyne, 512 Seiten, kopiert von Amazon):
Gestrandet auf dem Mars.
Der Astronaut Mark Watney war auf dem besten Weg, eine lebende Legende zu werden, schließlich war er der erste Mensch in der Geschichte der Raumfahrt, der je den Mars betreten hat. Nun, sechs Tage später, ist Mark auf dem besten Weg, der erste Mensch zu werden, der auf dem Mars sterben wird: Bei einer Expedition auf dem Roten Planeten gerät er in einen Sandsturm, und als er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, ist er allein. Auf dem Mars. Ohne Ausrüstung. Ohne Nahrung. Und ohne Crew, denn die ist bereits auf dem Weg zurück zur Erde. Es ist der Beginn eines spektakulären Überlebenskampfes …
Anmerkung von mir: Wer immer diese Inhaltsbeschreibung geschrieben hat, hat das Buch in dieser Form nicht gelesen. Denn Mark Watney ist nicht der erste Mensch, der den Mars je betreten hat (sondern der 17.) und es ist auch nicht so, dass überhaupt keine Vorräte vorhanden sind! Unter Umständen wird der Text also noch einmal geändert (oder die deutsche Übersetzung ist ganz anders, das glaube ich aber nicht wirklich. Vielleicht kann ein Leser der deutschen Version dazu später einmal etwas sagen).
Inhaltsangabe der englischen Versionen ("The Martian", zuerst 2011 im Selbstverlag veröffentlicht, 2014 von Random House veröffentlicht, 385 Seiten, kopiert von Goodreads):
Six days ago, astronaut Mark Watney became one of the first people to walk on Mars.
Now, he's sure he'll be the first person to die there.
After a dust storm nearly kills him and forces his crew to evacuate while thinking him dead, Mark finds himself stranded and completely alone with no way to even signal Earth that he’s alive—and even if he could get word out, his supplies would be gone long before a rescue could arrive.
Chances are, though, he won't have time to starve to death. The damaged machinery, unforgiving environment, or plain-old "human error" are much more likely to kill him first.
But Mark isn't ready to give up yet. Drawing on his ingenuity, his engineering skills—and a relentless, dogged refusal to quit—he steadfastly confronts one seemingly insurmountable obstacle after the next. Will his resourcefulness be enough to overcome the impossible odds against him?
Über den Autor:
Bereits im zarten Alter von fünfzehn war Andy Weir als Programmierer für diverse Computerfirmen tätig und arbeitet inzwischen als Softwareentwickler. In seiner Freizeit interessiert er sich für Physik, Mechanik und die Geschichte der bemannten Raumfahrt – und natürlich für das Schreiben. Mit seinem Debütroman Der Marsianer wird er als die Science-Fiction-Entdeckung des Jahres gefeiert.
Ergänzung von mir: Der "jetzt so gefeierte" Science-Fiction-Roman wurde bereits 2011 im Selbstverlag veröffentlicht und war wohl Anfang 2013 noch für 99 Cent als eBook zu bekommen. Aber ich finde es toll: Weir ist damit ein weiterer Autor, der nach der Selbstveröffentlichung erfolgreich wurde.
Kurzkritik:
"The Martian" ist tatsächlich die versprochene Mischung aus "Apollo 13" und "Robinson Crusoe". Allerdings würde ich meinen, dass noch eine ganz große Prise McGyver mit drin steckt . Das Buch ist sehr spannend und lebt stark vom absolut gelungenen Hauptcharakter Mark Watney, der das Buch durch sein ausgeprägtes Durchhaltevermögen und seinen besonderen Humor zu einem richtig guten Lesevergnügen macht. Man sollte aber nicht zu denjenigen gehören, die mit Technik und Naturwissenschaften (Botanik ^^, Chemie, Physik) auf Kriegsfuß stehen, denn es gibt einige Passagen, in denen Watney in bester McGyver-Manier "bastelt" oder Substanzen produziert. Denn das hier ist tatsächlich SCIENCE Fitction - also mit ganz viel Science drin und das beste daran ist: das meiste wirkt gut recherchiert und man kann sich durchaus vorstellen, dass ein solches Szenario stattfinden könnte!
Ausführliche Kritik:
Dieses Buch stand seit Monaten auf meiner Wunschliste und zog mich einfach magisch an. Ein Astronaut, allein auf dem Mars. Welch bessere Survival-Story könnte es geben? Also habe ich mich sehr gefreut, als ich vor drei Tagen endlich mit dem Buch beginnen konnte. Das Gute daran: es geht sofort los. Kein langes Vorgeplänkel etc., sondern man befindet sich mit Watney allein auf dem Mars. Das Buch ist größtenteils in Form eines Tagebuchs von Watney, also aus der Ich-Perspektive, verfasst und am Anfang erklärt er, warum er sich auf dem Mars befindet und zwar allein. Auch beschreibt er erst einmal einige Grundlagen. (Später gibt es aber auch Perspektivwechsel).
Wie ich oben bereits angedeutet habe, gibt es durchaus Vorräte auf dem Mars, nämlich die, die von der Crew zurückgelassen worden sind. Aber diese werden nie und nimmer reichen bis Watney möglicherweise gerettet werden könnte, das erkennt er ziemlich schnell. Also muss er all sein Wissen und all seine Kreativität einsetzen, um irgendwie zu überleben.
Was mich zum positivsten Aspekt des Buches bringt: Watney ist einfach ein großartiger Charakter. Zu seinen außerordentlich guten mechanischen Fähigkeiten (Ingenieur) kommen noch botanische Kenntnisse hinzu (endlich! Endlich werden Botaniker gewürdigt ). Auf welche Art und Weise diese Kenntnisse ihm auf dem Mars von Nutzen sind, sollte jeder selbst herausfinden.
ußerdem ist er als Charakter für einen Survivalroman die ideale Besetzung, weil er der Typ ist, der das Glas immer halb voll sieht und niemals halb leer. Niemals aufgeben, das ist seine Devise. Hinzu kommt eine gesunde Prise schwarzer Humor, sodass ich ab und an auch lachen konnte, z.B. als er erklärt, dass auf dem Mars eigentlich das internationale Seerecht gültig ist und auf welche Weise er zu einem Piraten würde .
Watney muss auf dem Mars jede Menge Hindernisse nehmen und die Chancen, dass er überlebt, sind stets gering. Für ausreichend Spannung ist allein dadurch gesorgt, dass auf dem Mars jeder kleine Fehler große Konsequenzen haben kann (und auch der bestausgebildete Mensch begeht Fehler). In diesem Buch spielen physikalische Gesetze eine große Rolle - es gibt ausführliche Beschreibungen von z. B. Reparaturvorgängen oder "Basteleien", die Watney durchführt und das ist auch der einzige echte Kritikpunkt, den ich habe: häufig bleibt das Buch dabei etwas zu nüchtern und fokussiert sich auf die nacheinander abfolgenden Handlungsschritte von Watney, welche sogar mir manchmal zu technisch waren und die ich dann teilweise überlesen habe bzw. mich nicht mehr 100 % darauf konzentriert habe (zumal ich es auf Englisch gelesen habe, vielleicht hätte ich doch auf die deutsche Ausgabe warten sollen). Bis 67 % des Buches war ich überzeugt, dass es eben "nur" ein 4 Sterne-Buch ist, aber da hatte ich einfach unterschätzt, wie stark ich schon an den Charakter gebunden war .
Da ich nichts von der Handlung oder vom Ende verraten möchte, nur so viel: ich habe mit ihm gezittert und während des letzten Drittels quasi nur noch auf der Sofakante gesessen.
Wie schon gesagt, erscheint das Meiste an diesem Szenario aus meiner Sicht realistisch, aber eben nicht alles. Es gab schon ein paar Momente, in denen ich dachte: "Naja, das kann ich mir jetzt so nicht vorstellen" oder "Hmm, da müsste doch dieses oder jenes fehlen". Aber ich bin kein Ingenieur und das Buch hat sicher auch nicht den Anspruch, dass jedes letzte Detail stimmt. Allein schon das Gefühl, dass das, was er in diesem Buch beschreibt, tatsächlich so stattfinden könnte, war großartig (so habe ich mich zumindest gefühlt).
Insgesamt gebe ich dem Buch gerne 4,5 Sterne und bin froh, dass ich darauf gestoßen bin!
(den halben Stern Abzug gibt es wegen der angesprochenen zu großen Nüchternheit in manchen Situationen [und weil ich unheimlich knauserig mit der Höchstwertung bin]
)