Die folgende Rezension bezieht sich auf die englische Originalausgabe:
Kurzbeschreibung zur deutschen Ausgabe (Quelle: amazon)
Der Meister des Monumental-Epos entdeckt Paris neu.
Fünf Familien, deren Schicksale sich mit der großen Historie dieser Stadt über Jahrhunderte verweben: Die adligen Le Cygnes sind mit den armen Le Sourds seit der Niederschlagung der Pariser Kommune in einer Rachegeschichte unheilvoll verbunden. Die Brüder Gascon, die in den Hinterhöfen von Montmartre zu Hause sind, erleben bei der Errichtung des Eiffelturms Glanz und Elend – und, was den älteren der beiden Gascons betrifft, die große Liebe. Und schließlich sind da die Blanchards, die im Napoleonischen Zeitalter im Kunsthandel ihr Glück machten, ebenso wie Kunsthändlerfamilie Jacob, die aber 1940 im Zuge der deutschen Besatzung alles zu verlieren drohen.
Autor (Quelle: amazon)
Edward Rutherfurd, 1948 in Salisbury geboren, studierte in Cambridge und Stanford und lebt heute in New York. Seine Romane "Sarum" (1990), "London" (1998), "Der Wald der Könige" (Blessing, 2000), "Die Prinzen von Irland" (Blessing, 2005) und sein großer New-York-Roman "Im Rausch der Freiheit (Blessing, 2012) wurden internationale Bestseller.
Allgemeines
Titel des Originals: Paris
Erscheinungstermin: 27.Oktober 2014 im Karl Blessing Verlag, HC mit 928 Seiten
Aufbau der englischen Originalausgabe
Familienstammbäume, Stadtkarten des mittelalterlichen und des modernen Paris
26 Kapitel, Epilog
Zeit der Handlung: 1261 bis 1968, jedoch nicht chronologisch aufgebaut, die gesamte Handlung spielt in Paris.
Zum Inhalt
Die 26 Hauptkapitel des Romans, die weiter unterteilt sind, erzählen anhand verschiedener, über die Jahrhunderte immer wieder zusammentreffender Familien die Geschichte der französischen Hauptstadt Paris. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Jahren 1875 bis 1940, hier wird das Leben der Hauptfiguren aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten (Aristokratie, Bürgertum, Arbeiterschaft) und "Weltanschauungen" ( jüdische Familie, revolutionäre Familie) von der Kindheit bis ins hohe Alter sehr detailliert dargestellt. Mit den Protagonisten erlebt der Leser die Konstruktion der Statue of Liberty für New York, den Bau des Eiffelturms, die Dreyfus-Affäre, den Wandel der Gesellschaft in der Zeit nach der Jahrhundertwende und während des Ersten Weltkriegs, die Kulturszene im Paris der Zwanziger Jahre und schließlich die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung sowie die Tätigkeit der Résistance.
In diese Erzählung sind Kapitel aus der Vergangenheit der Stadt eingestreut, in denen die Vorfahren der Protagonisten auftreten und zu Zeugen besonders markanter Ereignisse werden: unter anderem werden die Bartholomäusnacht, die Regierungszeit des "Sonnenkönigs" Ludwig XIV und die Französische Revolution samt der nachfolgenden Schreckensherrschaft der Jakobiner thematisiert.
Persönliche Beurteilung
Wie die vorherigen Romane des Autors verrät auch das vorliegende Buch dessen überragende Sachkenntnis und gründliche Recherche. Wer sich mit der französischen Geschichte nicht gut auskennt, wird allerhand im Internet und/oder in der Sekundärliteratur zu recherchieren haben und dabei feststellen, dass der Autor sich an die historischen Fakten gehalten hat. Dementsprechend und auch wegen der Komplexität der Handlung sollte man für diesen Roman viel Zeit einplanen, es handelt sich nicht um seichte Urlaubslektüre.
Trotz des hohen literarischen Niveaus bietet "Paris" beste Unterhaltung, man könnte von "Infotainment" sprechen. Erneut ist es dem Autor gelungen, seine Figuren zum Leben zu erwecken und mit glaubwürdigen Charakteren, d.h. einer Mischung von besseren und schlechteren Eigenschaften auszustatten, wobei er stets den Überblick über sämtliche Lebensläufe behält, am Ende alle Fäden gekonnt zusammenführt und zu einem farbenprächtigen "Bilderteppich" verwebt.
Der Sprachstil ist anschaulich, unterhaltsam und erzeugt in gewissen Abschnitten (die gefährlichen Tätigkeiten der Résistance) viel Spannung.
An diesem Roman gibt es nach meinem Geschmack nichts auszusetzen, er lässt sich eigentlich mit einem Wort beschreiben: Großartig!
Hoffentlich wird die deutsche Übersetzung dem Original sprachlich und atmosphärisch gerecht.
Fazit
Uneingeschränkte Leseempfehlung, nicht nur für Frankophile, sondern für jeden Liebhaber guter historischer Romane und Erzählungen!