Nello Scavo - Bergoglios Liste / La lista di Bergoglio

  • Papst Franziskus und die argentinische Militärdiktatur


    Kaum war Jorge Bergoglio im letzten Jahr überraschend zum Papst gewählt und hatte mit seinen ersten Gesten und Worten angedeutet, dass mit ihm wohl ein neuer Geist in den Vatikan Einzug halten würde, das kamen auch schon die ersten kritischen Stimmen auf, die sein Verhalten als Oberer der Jesuiten des Landes während der argentinischen Militärdiktatur kritisierten. Er habe, so diese Kritik, Mitbrüder nicht ausreichend vor den Schergen der Diktatur geschützt. Dabei war er schon 2010 in Argentinien bei einem Tribunal von diesen Vorwürfen frei gesprochen worden.


    Der italienische Journalist Nello Scavo, dort bekannt durch seine Recherchen zur organisierten Kriminalität und zum globalen Terror sowie seine Reportagen aus den Krisengebieten der Welt, hat sich auch mit diesem Thema nach der Wahl von Bergoglio zum Papst befasst. Und er schöpfte Verdacht. Denn immer wieder hörte er folgenden Satz: „Bergogolio hat viele gerettet, mehr, als er selbst im Gedächtnis hat.“ Doch mehr erzählten seine Gewährsleute nicht. Das müsse er schon selbst herausfinden. Der kritische Journalist witterte „eine Verschwörung des Schweigens, um die Sympathien, die Papst Franziskus in der Öffentlichkeit genoss, nicht zu gefährden.“


    Niemand wollte ihm einen Hinweis geben auf das, was er bei sich schon bald „Bergoglios Liste“ nannte. Und so machte er sich selbst auf die Suche in Lateinamerika und wurde fündig. Er fand zahllose Menschenschicksale und Spuren von Menschen, die durch den heutigen Franziskus I. während der Diktatur dem sicheren Tod entrissen worden waren.


    Nello Scavo ist ein kritischer Journalist und weit davon entfernt, an irgendeinem Mythos zu basteln. Es zeigt einen Theologen, der damals schon so furchtlos war wie heute. Damals bot er der Diktatur die Stirn, heute einem vatikanischen Apparat, der ihn lieber früher als später loshaben würde.
    Nebenbei bietet das hervorragend recherchierte Buch auch einen guten historischen Abriss über eine Zeit, von der sich Argentinien bis heute nicht wirklich erholt hat.

  • Das musst du mir jetzt erklären:

    Denn immer wieder hörte er folgenden Satz: „Bergogolio hat viele gerettet, mehr, als er selbst im Gedächtnis hat.“


    Der kritische Journalist witterte „eine Verschwörung des Schweigens, um die Sympathien, die Papst Franziskus in der Öffentlichkeit genoss, nicht zu gefährden.“


    Widersprechen sich diese Aussagen nicht? Wenn Bergoglio tatsächlich so viele Menschen gerettet hat, so würde seine Sympathie in der Öffentlichkeit doch eher noch größer. Die Sympathie könnte nur dann gefährdet sein, wenn er diese Menschen NICHT gerettet hätte. ?(:-k

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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