Das Mädchenorchester von Auschwitz - Fania Fénelon

  • Möchte Euch folgendes Buch vorstellen:

    Das Mädchenorchester in Auschwitz


    Kurzbeschreibung (http://www.aviva-berlin.de):


    "Man sollte … für den Hass Worte erfinden, die noch unverbraucht, noch nicht abgegriffen sind, die noch keinem anderen Hass dienten!"


    Ausschwitz, Januar 1944. Die Pariser Sängerin Fania Fénelon, Tochter eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns, entkommt bei ihrer Ankunft knapp der Gaskammer und findet sich anschließend in einer "grotesken" Situation wieder: Als vermeintlich privilegiertes Mitglied des Mädchenorchesters muss sie in einer Vernichtungsmaschinerie, die bis zu 25.000 Menschen täglich mordet, singen und Musikkompositionen neu arrangieren...


    Soupé für die Schlächter der SS und "motivierende" Märsche für deren Opfer


    Jeden Tag spielen Fania Fénelon und ihre Leidensgenossinnen um ihr Leben. In blauen Faltenröcken stimmen die Musikerinnen einen Marsch an, während vor ihren Augen Lagerinsassinnen von den Hunden der SS zerfleischt werden. Das Orchester spielt für Mengele oder die Lagerführerin, die im Anschluss an ihrer "harten Arbeit" nach etwas Entspannung suchen, aber auch für die Frauen, deren Körper am elektrischen Zaun zucken.


    Spielen, um zu überleben


    Todesangst bestimmt den Alltag der jüdischen und nicht-jüdischen Musikerinnen aus allen Teilen Europas. Sie werden geschlagen, erniedrigt und haben kaum etwas zu essen. Alma Rosé, die Nichte Gustav Mahlers, leitet das Frauenorchester, das ständig vor der willkürlichen Auflösung bedroht ist.
    Mit sehr strenger Hand und einem Taktstock, der gleichzeitig auch zur Züchtigung dient, versucht sie die jungen Frauen zu Höchstleistungen anzutreiben. Verzweifelt sehen die Musikerinnen das Orchester als Rettung vor der Gaskammer.


    Alltag in der Hölle von Ausschwitz


    Der Tod ist allgegenwärtig, die SS unberechenbar, fast 50 Frauen sind auf engstem Raum eingesperrt. Anschaulich transportiert Fénelon die unglaubliche Gefühlsintensität dieser Extremsituation. Mit viel Einfühlungsvermögen beschreibt sie die Beziehungen der Frauen untereinander. Höflichkeiten verlieren ihre Funktion, es herrscht rohe Ehrlichkeit. Gegenseitig geben sie sich Halt, erleben Momente ausgelassenen Glücks, bestehlen sich, schlagen sich.
    Hass und Eifersucht sind auf der Tagesordnung.
    Mit bewundernswerter Lebendigkeit und Leichtigkeit erzählt Fénelon von dem Horror des Lagerlebens, aber auch von dessen freudigen Augenblicken.
    Sie lässt ihren Mithäftlingen viel Raum und gibt die Gespräche in direkter Rede wieder, wodurch ein sehr authentisches und unmittelbares Bild entsteht. Schon nach kürzester Zeit spürt frau, wie die Intensität der Angst das Zeitgefühl schwinden lässt, jegliche Erinnerung an ein Leben in Freiheit zu einem fernen Traum und totaler Wahnwitz zum Alltag wird.


    Meine Meinung:


    Die Kurzbeschreibung sagt wirklich schon eine Menge.
    Was für ein ergreifendes Buch!
    Sicher nichts für zartbesaitete Gemüter,denn es ist wirklich brutal und es war Realität.
    Fénelon erzählt ihre Geschichte so eindringlich,daß man kaum Luft holen kann.
    Man kann es wirklich nicht begreifen,wie so etwas möglich war,daß in Menschen solche Monster stecken konnten und ja auch teilweise immer noch können.
    Wer sich mit dem Thema KZ beschäftigen möchte,der sollte dieses Buch gelesen haben!

  • @ Schoenchen, gut, dass du dieses Buch vorgestellt hast. Ich habe es vor über 20 Jahren gelesen als eins der ersten Bücher, in denen Holocaust-Überlebende ihr Schicksal schildern. Ich kann mich erinnern, dass ich nie lange an einem Stück lesen konnte, weil mich die Geschichte sehr mitnahm.


    Ich schließe mich deiner Empfehlung ganz laut an.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Hallo Schoenchen,
    vielen Dank - werde mir das Buch vormerken.


    Ich lese immer wieder Geschichten über den Holocaust, brauche aber mal längere Pausen dazwischen, weil mir die Geschichten immer sehr nahe gehen.


    Wie auch im Buch "Wir weinten tränenlos..." Augenzeugenberichte des jüdischen "Sonderkommandos" in Auschwitz von Gideon Greif. Das Buch nehme ich hin und wieder zur Hand, um kurz drin zu lesen. Ich habe schon viel über den Holocaust gelesen aber dieses Buch ist wirklich nichts für sanfte Gemüter. Daher meine Lesepausen ... Vielleicht ein Tipp für Dich?


    LG, Steffi :cat:


    :study: aktuell: Ray Bradbury "Fahrenheit 451" :thumleft:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Danke @ Steffi!
    Habe mir Deinen Tip auf die Wunschliste gesetzt.
    Brauche allerdings jetzt erst einmal wieder ein paar "harmlosere" Romane.
    Nach diesem Buch und "im Westen nichts Neues" bin ich doch ganz schön angegriffen und muss erstmal verdauen :pale: