Port Rabaul (Papua Neuguinea), 1932: Die junge Elsa heiratet ihre große Liebe, den deutschen Kaufmannssohn Henning Matthes. Sie ist die Tochter einer samoanischen Prinzessin und eines deutschen Kapitäns und trägt daher den exotischen Namen Elsa Fa'alua Jensen.
Sie hofft, nach ihrer Heirat ein neues Leben in Deutschland führen zu können, nachdem sie als Waise eine traurige Kindheit auf Samoa erlebt hat. Die Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten: Henning hat es mit dem Aufbruch nach Deutschland nicht besonders eilig, er spielt und trinkt viel zu viel, hat horrende Schulden und die weiße Gesellschaft von Port Rabaul denkt nicht im Traum daran, eine Farbige in ihre Kreise aufzunehmen.
Eines Morgens ist Henning samt Elsas Mitgift verschwunden und hat sie mittellos zurückgelassen. Ihr bleibt keine andere Wahl als Hilfe bei dem exzentrischen Multimillionär Titus Warwick zu suchen. Bei ihm lernt sie Paulette, eine ehemalige Prostituierte und Iolana, eine verschlossene junge Frau mit geheimnisvoller Herkunft, kennen. Die drei Frauen verbindet bald eine tiefe Freundschaft.
Sarah Benedict ist ein Pseudonym, leider sind die Angaben des Verlages hierzu recht spärlich:
Zitathttp://www.randomhouse.de :
"Sarah Benedict ist das Pseudonym eines höchst erfolgreichen Autors historischer Romane. Mit seinen Südsee-Sagas erfüllt er sich einen schriftstellerischen Traum."
Auf mehreren Bücherseiten findet man die Info, dass Eric Walz hinter diesem Pseudonym stecken soll - ob das nun tatsächlich richtig ist, konnte ich leider nicht herausfinden.
Dieser Roman erzählt eine etwas ungewöhnliche Familiengeschichte. Ungewöhnlich deshalb, weil sich hier Menschen als Familie zusammenfinden, die weder blutsverwandt noch verheiratet sind, und dennoch füreinander einstehen.
Der Roman endet circa 1948, die Handlung erstreckt sich also auf etwa 16 Jahre und deckt somit die gesamte Dauer des zweiten Weltkrieges mit ab. Port Rabaul spielte eine wichtige Rolle im Pazifikkrieg zwischen Japan und den USA, hierzu werden einige sehr interessante Fakten in den Roman eingeflochten, was mir gut gefallen hat.
Ab und an wird auch auf die Geschichte der ehemaligen deutschen Kolonien Samoa und Papua-Neuguinea eingegangen, was ich ebenfalls sehr interessant fand. Mir war bisher gar nicht bewusst, dass Deutschland auch in der Südsee Kolonien hatte, daher hätte dieses Thema für meinen Geschmack ruhig ausführlicher behandelt werden können.
Die Richtigkeit geschichtlicher Details ist mir immer besonders wichtig (ja auch in einem solchen Roman ), und auch wenn es nur um Kleinigkeiten wie Mode geht. Und da gab es ganz zu Beginn des Buches eine Szene, die mich richtig gestört hat: Elsa unternimmt einen längeren Fußmarsch bei schwüler Hitze durch den Dschungel und stellt schon nach kurzer Zeit fest, dass sie am Ziel völlig durchgeschwitzt sein wird, weil ihr Korsett und die vielen Unterröcke für das Südsee-Klima viel zu warm sind. Korsett? Unterröcke? Zwei Kleidungsstücke, die in Europa und Amerika spätestens mit dem ersten Weltkrieg völlig aus der Mode waren, sollen fast zwanzig Jahre später in der Südsee - noch dazu von einer so jungen Frau - noch getragen worden sein? Ich glaube gerne, dass so entlegene Kolonien damals modisch bestimmt nicht ganz up to date waren, aber dass sie gleich zwei Jahrzehnte hinterherhinkten, kann ich wirklich nicht glauben.
Im Vordergrund der Romanhandlung steht nicht die Historie, sondern ganz klar die Geschichte der für die damalige Zeit sicher eher ungewöhnlichen Patchwork-Familie: Zusammenhalt, Differenzen, große Liebe und kurze Romanzen, glückliche Jahre und Krisen der einzelnen Charaktere.
Protagonistin Elsa war eine Figur, mit der ich nicht so recht warm wurde. Auf der einen Seite ihrer Zeit voraus, und auch immun gegen das Gerede der feinen Gesellschaft, was ihren Lebenswandel angeht, und auf der anderen Seite extrem unsicher und beinahe ein wenig lebensunfähig, verlässt sie sich immer auf ihre Freundin Paulette, die schon alles für sie regeln wird. Sie nimmt selten aktiven Einfluss und reagiert eigentlich immer nur auf die Karten, die das Leben ihr so zuspielt.
Für ihre Figur scheint eine Frau samoanisch-amerikanischer Abstammung Pate gestanden zu haben, die zwar fast 60 Jahre älter als die fiktive Figur Elsa ist, aber in ihrem Lebensweg einige Parallelen aufweist, die fast kein Zufall sein können: Emma Forsayth-Coe.
Die Nebenfiguren Paulette und Iolana, und auch die Männer, die Elsas Lebensweg kreuzen, haben mir eindeutig besser gefallen. Bis auf eine Ausnahme sind diese Charaktere sehr gut gelungen, weder eindimensional noch schwarz-weiß gehalten.
Im Großen und Ganzen fand ich das Buch ganz nett und unterhaltsam, aber es ist kein Werk, das lange nachwirkt und ewig im Gedächtnis bleibt. Gegen Ende war die Devise "Friede, Freude, Eierkuchen", was mir ein wenig zu viel des Guten war. Für mich war es eine schöne Urlaubslektüre mit ein paar interessanten historischen Details und größtenteils gelungenen Figguren. Dafür gibt es Sterne.