Donatien a. Fr. Marquis de Sade - Die 120 Tage von Sodom / Les 120 Journées de Sodome

  • Die 120 Tage von Sodom




    Klappentext:
    Skandalös, behaupten die einen. Schmerzhaft notwendig, sagen die anderen. Die "120 Tage" des "göttlichen Marquis" polarisieren wie kaum ein zweites Werk der Weltliteratur. Vier Ehrenmänner halten 42 Frauen und Knaben auf einem Schloß gefangen und beraten, was mit ihnen zu tun sei. Da sie sich unbeobachtet wähnen, erliegen sie ihren Gelüsten und Begierden.
    Ungeachtet der Diskussionen, die das Buch auch heute noch auslöst, ist der Roman längst ein literarischer Klassiker, an dem niemand vorbeikommt, dem an einer rückhaltlosen Selbstaufklärung des Menschen gelegen ist.




    Meine Erfahrungen:


    Uff jetzt wird es schwer. Es ist schon Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe und habe es heute aktiv im Regal wahrgenommen. Dieses Buch ist nichts für schwache Gemüter und Nerven. Sehr Schwere Kost, die noch schwerer zu verdauen ist. De Sade war der Skandalautor seiner Zeit, aber ich denke, dass es auch beim heutigen Stand der Aufklärung nichts an dieser Wirkung verloren hat. Ich weiß nicht, ob ich jetzt ein schwaches Gemüt habe, aber bei mir mussten viele Jahre vergehen und das Gelesene sich setzten damit ich es zur Sprache bringen kann.


    Die vier Männer, die sich selbst im Buch als "Wüstlinge" bezeichnen erzählen im Schloss selbst, oder lassen von Prostituierten Wege aufzählen wie man Menschen sexuell misshandeln oder töten kann. Das meiste sehr im Detail seiner ganzen Abartigkeit beschrieben. Am Ende wird es nur noch Stichpunktartig Zusammengefasst.
    Ich kann mich nur noch an sehr wenige Details erinnern, aber dafür weiß ich umso besser wie ich mich beim Lesen gefühlt habe. Oft standen mir Tränen in den Augen, aber noch viel öfter überkam mich ein Würgen und war nur mit viel Selbstbeherrschung zu unterdrücken. Ich habe mich oft dabei ertappt, dass ich nur stumpf gelesen habe ohne, wie ich das normalerweise tue, in ein Kopfkino einzutauchen. Sonst hätte ich dieses Werk nicht ohne Tagespausen lesen können.
    Dennoch hat mich dieses Werk auch auf eine Art fasziniert. De Sade war auch ein Aufklärer und größter Gegner der Kirch und aller Religionen. Natürlich hat er das auf eine sehr extreme Art gemacht, aber nach einigem Nachdenken habe ich mich auch gefragt, ob das nicht auf seine Art gerechtfertigt ist. Auch die Kirche zu damaliger Zeit und lange vorher war nicht zimperlich und hat auch so einiges auf dem Kerbholz.


    Für mich war das Buch eine Art Schocktherapie. Raus aus der "Gutwelt". Wenn man das liest kann man sich nichts mehr schönreden oder schöndenken. Es ist wie ein Schlag ins Gesicht, der einen schweißgebadet aufwachen lässt und einen zwingt über jegliche Konvention (heute oder damals) nachzudenken. Trotz meiner geistigen und körperlichen Reaktionen beim Lesen finde ich, dass "Die 120 Tage" bis heute ein wertvolles Werk geblieben ist und nicht nur eine Daseinsberechtigung hat, sondern auch von mehr Leuten gelesen werden sollte. Darf aber meiner Meinung nach nie undiskutiert bleiben, denn gerade viele (und unterschiedliche) Meinungen bringen es fertig die wirklichen Tiefen dieses Werkes zu ergründen.
    Deswegen würde ich mich nicht nur über Kommentare, sondern über eine rege Diskussion mit verschiedenen Sichtweisen freuen.

  • Rezension in Absprache mit Lady_in_Red zu den Klassikern verschoben :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Hier wurde dieser Titel bereits einmal aus einem Sammelband heraus vorgestellt und auch ein wenig dazu diskutiert. Da wir hier nun den Einzeltitel vorliegen haben, wird diesmal nicht verknüpft. 8) Ich habe mir übrigens erlaubt den Autorennamen zu vervollständigen.