Hubert Mingarelli – L’homme qui avait soif

  • Original : Französisch, 2014


    INHALT :
    1946 – Japan während der amerikanischen Besetzung. Hisao Kikuchi ist seit Kurzem vom Militärdienst befreit. Er erlebte die letzten Wochen des Krieges in den Bergen einer Insel, wo er mit seinen Kameraden, uns insbesondere seinem Freund Takeshi, Gänge in den Berg grub, bis dass die Luftangriffe der Amerikaner die Gänge zuschütten und er zunächst alleine mit Takeshi überlebt. Ein untilgbarer Durst erfüllte sie.
    Auf der Fahrt zu seiner Anvertrauten Shigeko zieht ihn dieser nun krankhafte Durst aus dem auf freier Strecke haltenden Zug, und er verpasst die Abfahrt. Nun läuft er dem Zug, bzw seinem dort befindlichen Gepäck hinterher, auf der Suche nach dem Jadeei, dass er für seine Braut bestimmt hatte.


    BEMERKUNGEN :
    Und dieses Hin und Her zwischen Erinnerung an jene schreckliche Schlacht von Peleliu (siehe auch : http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Peleliu ) und dann jenem Hinterherrennen hinter dem eigenen Gepäck bestimmt auch dieses subtile Buch. Wer genau liest wird nicht einerseits die erschreckenden Einzelheiten der Schlacht im Detail erfahren. Selbst an diesem Ort wird der Soldatenfreund Takeshi mit seiner Gabe zu singen eine andere Dimension der Vertrautheit schaffen. Doch inmitten des Berges kommt es zum Desaster : die Kleingruppe wird zugeschüttet, zunächst überleben nur Takeshi und Hisao.


    Momente dieser Inselerlebnisse durchdringen seine späteren Nächte und Tage mit Albträumen und Aufschreien: das Alleinsein , der unglaubliche Durst in der großen Dunkelheit der Schächte und Gänge, das Animalische, das sich seinen Weg bahnt, bis dass Hisao auf allen Vieren zum (salzigen) Meer krabbelt und von einem lachenden, schießenden amerikanischen Soldaten immer wieder verfehlt wird...


    So ist diese Suche (nahezu ein kleiner Roadmovie) nach seinem Gepäck, die Fahrt zur bislang ungesehenen Braut auf der Insel Hokkaido auch die Frage, ob er dieses Animalische abschütteln wird können. Menschwerdung. Aus dem Krieg wahrlich heimkommen – es braucht Zeit ! Auch taucht beiläufig die Frage der Schande der ehemaligen Soldaten auf. Das Überleben als Verurteilung ? Doch es gibt auch eine Solidarität unter den "Ehemaligen", den Veteranen, die hier oft im Abseits und in einer Verlorenheit stehen. Erinnerte mich das nicht an die Heimkehrerliteratur eines Wolfgang Borchert oder auch hier und da manchen Kurzgeschichten von Heinrich Böll ?


    Und Mingarelli macht dies in seiner einerseits realistischen, dann aber auch sehr poetischen Weise, in aller Einfachheit der Sprache.


    Toll ! Gerade auf den letzten zehn, fünfzehn Seiten... Sehr beeindruckend, sehr empfehlenswert !


    Und der alte Refrain : Es ist seltsam, dass Mingarelli immer noch nicht recht von den deutschen Verlagen gewürdigt wird. Seit Jahren ist kein Buch mehr von ihm übersetzt worden. Dabei handelt es sich, meiner Meinung nach, um einen der « sichersten Werte » der französischen, zeitgenössischen Literatur. Es bestände allerdings durchaus die Möglichkeit für Leser mit Französischkenntnissen, es hier mal im Original zu versuchen, handelt es sich doch um ein relativ zugängliches Französisch, dass durch eine gewisse Einfachheit und Schn¨prkellosigkeit überzeugt.


    AUTOR:
    Hubert Mingarelli wurde am 24. Juli 1956 in Mont-Saint-Martin in der Lorraine geboren und ist ein französischer Schriftsteller. Mit 17 Jahren verlässt er die Schule und verpflichtet sich in der Marine und bereist das Mittelmeer und den Pazifik. Drei Jahre später beginnt er seine Reisen durch Europa, wobei er oft zum Lebensunterhalt auf der Strasse Musik spielt. Als er sich in Grenoble niederlässt wird er verschiedenste Berufe ausüben: Arbeiter, Anstreicher, Zeichner etc. Am Ende der 80iger Jahre beginnt er mit Veröffentlichungen. Im Jahre 2003 erhält er den „Prix Medicis“ für diesen seinen Roman „Quatre soldats“. 2014 : Prix Landerneau und Prix Louis Guilloux. Er lebt heute in einem Örtchen der französischen Alpen.


    Broché: 180 pages
    Editeur : Stock (3 janvier 2014)
    Collection : La Bleue
    Langue : Français
    ISBN-10: 223407486X
    ISBN-13: 978-2234074866