Ein ganz leiser Roman.
Bei Yoshimoto merkt man mehr als bei Murakami, dass sie Japanerin
ist. Die Figuren weisen eine ganz andere Mentalität auf, sie sind viel
mehr in sich selber verankert, leiser und sehr darauf bemüht überall
rücksichtsvoll zu sein. Die beginnende Liebe zwischen Nakajima und
Chihiro ist so behutsam und vorsichtig, das ist kaum vorstellbar. Nicht
nur die Figuren sind so ausgeglichen, es geht auch eine große Ruhe und
Selbstzufriedenheit hervor, was ich so noch nicht gelesen habe.
Klappentext: >Zwei junge Menschen, die in der Großstadt Tokio
zueinander- und dabei zu sich selbst finden. Eine Reise führt sie
zunächst an einen geheimnisvollen See, wo all die Verletzungen wieder zu
schmerzen beginnen, die ihnen das Leben schon zugefügt hat. Eine zarte
Reifungs- und Liebesgeschichte.<
Ein tragisches Schicksal hat Nakajima zu dem gemacht, was er nun
Chihiro präsentiert, doch sie ist eine mutige Frau, die gerade erst ihre
Mutter verloren hat und sich dennoch in diesen verletzlichen Mann
verliebt (oder gerade auch deshalb) – so finden zwei empfindsame Seelen
zusammen. Sie winken sich täglich, denn sie wohnen gegenüber, nur eine
Straße trennt sie, und sie winken sich sehr lange, bis sie sich auf der
Straße begegnen.
Magisch schön ist diese Geschichte!
Was mich an diesem Roman gestört hat, ist diese schrecklich naive
Sprache von Chihiro, die immer von Mama und Papa erzählt. Bei einer 30
jährigen hört sich das sehr schief an, zumal Nakajima Mutter und Vater
verwendet. Und da das nun mal sehr oft vorkommt, empfand ich das als
extrem – was allerdings auch an der Übersetzung liegen kann. Deshalb von
mir 3,5 Sterne.
Diogenes Verlag Zürich 2014
OT: >Mizuumi<
Übersetzung: Thomas Eggenberg
ISBN: 978-3-257-06897-9