Banana Yoshimoto - Der See/ Mizuumi/ The Lake

  • Ein ganz leiser Roman.


    Bei Yoshimoto merkt man mehr als bei Murakami, dass sie Japanerin
    ist. Die Figuren weisen eine ganz andere Mentalität auf, sie sind viel
    mehr in sich selber verankert, leiser und sehr darauf bemüht überall
    rücksichtsvoll zu sein. Die beginnende Liebe zwischen Nakajima und
    Chihiro ist so behutsam und vorsichtig, das ist kaum vorstellbar. Nicht
    nur die Figuren sind so ausgeglichen, es geht auch eine große Ruhe und
    Selbstzufriedenheit hervor, was ich so noch nicht gelesen habe.


    Klappentext: >Zwei junge Menschen, die in der Großstadt Tokio
    zueinander- und dabei zu sich selbst finden. Eine Reise führt sie
    zunächst an einen geheimnisvollen See, wo all die Verletzungen wieder zu
    schmerzen beginnen, die ihnen das Leben schon zugefügt hat. Eine zarte
    Reifungs- und Liebesgeschichte.<


    Ein tragisches Schicksal hat Nakajima zu dem gemacht, was er nun
    Chihiro präsentiert, doch sie ist eine mutige Frau, die gerade erst ihre
    Mutter verloren hat und sich dennoch in diesen verletzlichen Mann
    verliebt (oder gerade auch deshalb) – so finden zwei empfindsame Seelen
    zusammen. Sie winken sich täglich, denn sie wohnen gegenüber, nur eine
    Straße trennt sie, und sie winken sich sehr lange, bis sie sich auf der
    Straße begegnen.


    Magisch schön ist diese Geschichte!


    Was mich an diesem Roman gestört hat, ist diese schrecklich naive
    Sprache von Chihiro, die immer von Mama und Papa erzählt. Bei einer 30
    jährigen hört sich das sehr schief an, zumal Nakajima Mutter und Vater
    verwendet. Und da das nun mal sehr oft vorkommt, empfand ich das als
    extrem – was allerdings auch an der Übersetzung liegen kann. Deshalb von
    mir 3,5 Sterne.


    Diogenes Verlag Zürich 2014
    OT: >Mizuumi<
    Übersetzung: Thomas Eggenberg
    ISBN: 978-3-257-06897-9

  • Vielen Dank für die interessante Vorstellung! Ich verstand nur diese Passage nicht ganz:


    [font='comic sans ms,cursive'] Was mich an diesem Roman gestört hat, ist diese schrecklich naive Sprache von Chihiro, die immer von Mama und Papa erzählt. Bei einer 30
    jährigen hört sich das sehr schief an, zumal Nakajima Mutter und Vater verwendet. Und da das nun mal sehr oft vorkommt, empfand ich das als extrem – was allerdings auch an der Übersetzung liegen kann. Deshalb von mir 3,5 Sterne.


    Dann oute ich mich auch als schrecklich naiver Kerl: ich rede meine Eltern auch mit Mama und Papa an, und bin doch schon ¨ber 50! Asche also über mein Haupt. Was ist daran so schlimm oder naiv? Wie redest oder redetest Du denn von Deinen Eltern???

  • Vielen Dank für die interessante Vorstellung! Ich verstand nur diese Passage nicht ganz:



    Dann oute ich mich auch als schrecklich naiver Kerl: ich rede meine Eltern auch mit Mama und Papa an, und bin doch schon ¨ber 50! Asche also über mein Haupt. Was ist daran so schlimm oder naiv? Wie redest oder redetest Du denn von Deinen Eltern???


    Meine Rezis sind immer reine subjektive Empfindungen, und das ist die meine. Ja, in meinen Ohren hört sich Mama und Papa als Erwachsener ein wenig übertrieben an, ich persönlich rede von meiner Mutter oder von meinem Vater und nicht von meiner Mama oder meinem Papa. Das ist für mich schon doch ein himmelweiter Unterschied, und ich denke, so verwendest du Mama und Papa auch nicht :wink:

  • Die Autorin: (Klappentext)
    Banana Yoshimoto, 1964 geboren, hiess ursprünglich Mahoko Yoshimoto. Ihr erstes Buch "Kitchen" schrieb sie während ihres Studiums, jobbte nebenbei als Kellnerin in einem Café und verliebte sich dort in die Blüten der red banana flower, daher ihr Pseudonym. Ihr Debütroman verkaufte sich auf Anhieb millionenfach - ein Phänomen, das man bald als "Bananamania" bezeichnete. Sie schrieb zahlreiche Bücher, die auch außerhalb Japans ungewöhnlich hohe Auflagen erreichten.


    Inhaltsangabe: (Klappentext)
    Abend für Abend steht er am Fenster, eine fast körperlose Silhouette. Seine Nachbarin von schräg gegenüber fühlt sich zu ihm hingezogen. Zwei junge Menschen in der Großstadt Tokio. Eine Annäherung beginnt. Chihiro, Kunststudentin, genießt es, als ihr Nachbar Nakajima, Medizinstudent, immer häufiger über Nacht bei ihr bleibt, sie fühlt sich bei ihm aufgehoben. Sie ist Kind einer glücklichen, aber nie legalisierte Liaison zwischen einer Bardame und einem reichen Geschäftsmann, hat viel erlebt und ist eine Frau, die mit dem Körper denkt. Daher spürt sie umso deutlicher, dass Nakajima mit seinem Körper nicht zurecht kommt. Dass er etwas erlebt haben muss, was ihn lähmt.
    Eines Tages bittet er sie, ihn zu begleiten: zu zwei Freunden an einen einsamen, geheimnisvollen See. Dort scheint er etwas zu suchen, was ihn von einer geheimnisvollen Vergangenheit befreien könnte.


    Meine Meinung:
    Naja, anhand des Klappentextes hatte ich eine mystische, geheimnisvolle Erzählung erwartet. Stattdessen handelt die Geschichte in erster Linie um eine aufblühende, fragile Liebesbeziehung, wobei sich Nakajima und Chihiro nicht nur einander seeeehr langsam kennen lernen, sondern auch zu sich selbst finden.
    @Buchkrümel hat ja bereits erwähnt, wie rücksichtsvoll, leise und behutsam die Protagonisten aufeinander zugehen. Diese emotionale Zeitlupe, wie sich diese "empfindsamen Seelen" aneinander herantasten... DAS hat mich gestört! Mama und Papa? - Geschenkt, über diese Anreden lese ich hinweg, aber dieses schleichende Tempo über die Annäherung zweier langweiliger Menschen? Da konnte ich leider nicht hinweglesen, davon handelt ja das ganze Buch!
    Sicherlich bin ich etwas enttäuscht, weil ich etwas ganz anderes erwartet hatte. Generell lese ich japanische Autoren auch gerne, insbesondere durch die häufige Feinfühligkeit der Protagonisten und den fremden, sozialen "Regeln". Aber in diesem Fall gab es wenig Geheimnisvolles und der Fortgang der Geschichte, sowie der Erfolg der Liebesbeziehung war mir völlig egal; so richtig sympathisch wurden die Beiden mir ohnehin nicht.