John Boyne - Haus der Geister/ This house is haunted

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    England 1867. Die junge Eliza Caine fährt in die englische Grafschaft Norfolk, um eine Stellung als Gouvernante anzutreten. Als sie an einem nebeligen Novemberabend müde und durchgefroren die Empfangshalle von Gaudlin Hall betritt, wird sie von ihren beiden Schützlingen Isabella und Eustace freudig begrüßt. Zu ihrer Überraschung stellt sie fest, dass außer den beiden Kindern niemand in dem alten viktorianischen Anwesen lebt – bis sie erkennen muss, dass sie dennoch nicht alleine sind. Etwas verfolgt sie und trachtet ihnen nach dem Leben. Eliza muss längst begrabene, tödliche Geheimnisse enträtseln, wenn sie nicht selbst den düsteren Mauern von Gaudlin Hall zum Opfer fallen will.


    Autor (Quelle: amazon)
    John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er studierte Englische Literatur und Kreatives Schreiben und bekam bereits als Student erste Auszeichnungen. Nach zahlreichen Kurzgeschichten hat er inzwischen sieben Romane geschrieben, von denen bisher drei auf Deutsch veröffentlicht wurden. Sein 2006 erschienener und bereit kurz darauf erfolgreich verfilmter Roman >Der Junge im gestreiften Pyjama< wurde in über 40 Sprachen übersetzt, mit zahlreichen nationalen wie internationalen Auszeichnungen und Preisen geehrt und hat weltweit über fünf Millionen Leser gefunden.


    Allgemeines
    Originaltitel: This house is haunted (2013)
    Deutsche Ausgabe: ET 6.Oktober 2014, Piper Paperback, 336 Seiten
    übersetzt von Sonja Finck
    Ich-Erzählung der Protagonistin Eliza Caine in 26 Kapiteln
    Handlungsorte/-zeit: London und Norfolk im Jahr 1867/1868


    Zum Inhalt
    Nachdem die junge Lehrerin Eliza Caine ihren Vater verloren hat, gibt sie ihre Stellung an einer Londoner Mädchenschule auf und tritt auf Gaudlin Hall (Norfolk) die Stelle einer Gouvernante für die Kinder des Hauses an. Zu ihrer großen Verwunderung wird sie von ihren zukünftigen Schützlingen, der zwölfjährigen Isabella und dem achtjährigen Eustace, empfangen, die Eltern der Kinder treten nicht in Erscheinung. Der einzige anwesende Erwachsene, das griesgrämige Faktotum Heckling, verweist Eliza an den im nahegelegenen Dorf ansässigen Anwalt Mr Raisin, der die finanziellen Angelegenheiten von Gaudlin Hall regelt. Eliza geschehen merkwürdige Missgeschicke, manchmal fühlt sie sich geradezu von einer namenlosen "Präsenz" bedroht. Im Dorf begegnet man ihr reserviert, nur durch ihre extreme Hartnäckigkeit gelingt es ihr, in Erfahrung zu bringen, dass es im Laufe des letzten Jahres insgesamt sechs Gouvernanten gab, vier davon kamen unter tragischen Umständen zu Tode, ihre direkte Vorgängerin hat ihren Posten Hals über Kopf verlassen.
    Eliza, die inzwischen zu den Kindern, besonders dem kleinen Eustace, eine große Zuneigung gefasst hat, will trotz aller widrigen Umstände nicht aufgeben und den Kindern Wärme und Stabilität geben. Wie sie bei ihren Recherchen feststellt, besteht die größte Herausforderung zunächst einmal darin, überhaupt am Leben zu bleiben, denn sie hat es mit einem wahrlich übermenschlichen Gegner zu tun...


    Beurteilung
    Übersinnliches im Allgemeinen und Geistererscheinungen im Besonderen fallen normalerweise überhaupt nicht in mein Beuteschema, aber wenn sie von John Boyne geschrieben wurden, mache ich eine Ausnahme...
    Die Handlung von "This house is haunted" beginnt relativ gemächlich, der Leser lernt die 21-jährige Eliza Caine kennen, die mit ihrem verwitweten Vater, einem Entomologen am British Museum, einträchtig zusammenlebt. Die beiden führen ein ruhiges Leben, in dem der gelegentliche Besuch von Lesungen ein besonderes Vergnügen darstellt. Als Mr Caine infolge einer Lungenentzündung - er geriet auf dem Weg zu einer Lesung von Charles Dickens in ein Unwetter - stirbt, möchte die trauernde Eliza an einem anderen Ort ein neues Leben beginnen.
    Von ihrer Ankunft in Norfolk bis zum fulminanten Finale steigt die Spannung stetig an. Eliza ist ein interessanter Charakter, dem sich der Leser schnell verbunden fühlt. Nach ihrer eigenen Einschätzung hat sie kaum Aussicht auf eine Heirat, da sie weder hübsch noch wohlhabend ist, der Grund könnte aber auch in ihrer direkten, manchmal sehr zeituntypisch respektlosen Art liegen. Sie ist ein mitfühlender und warmer Mensch, verfolgt aber sehr forsch und entschlossen ihre Ziele und eckt dabei in der viktorianischen Gesellschaft an.
    Der Erzählstil fängt wunderbar die Sprache und Atmosphäre des Viktorianischen Zeitalters ein und erinnert stark an die Literatur des 19.Jahrhunderts, der Kontrast zwischen dieser gepflegten Sprache und dem manchmal damit kontrastierenden burschikosen Auftreten der Protagonistin ist amüsant.
    Der Brückenschlag zur Literatur des 19.Jahrhunderts findet sich auch in der Darstellung der Lesung von Charles Dickens, bei der dieser aus seinen Geistergeschichten liest und damit einige sensiblere Zuhörer, nicht aber die robuste Eliza, verschreckt.
    Die Handlung dieses Romans ist natürlich nicht "glaubwürdig", wie man es von anderen Büchern des Autors kennt. Wer sich aber auf die hier geschilderte Geisterwelt einlassen kann, hat eine spannende Lektüre vor sich, die auch von der sprachlichen Seite betrachtet ein Genuss ist.


    Fazit
    Ich vergebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Freunde englischer Literatur des 19.Jahrhunderts sowie für Leser, die John Boyne schätzen - sogar dann, wenn sie kein besonderes Faible für Geistergeschichten haben.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Meine Rezension bezieht sich auf die hier verlinkte englische Originalausgabe.
    Da der Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe schon feststeht, habe ich oben den deutschen Titel verlinkt. Ob der sprachliche Charme des Originals in der Übersetzung zum Ausdruck kommen wird, kann ich natürlich nicht beurteilen.


    Kurzbeschreibung der englischen Ausgabe (amazon)

    1867. On a dark and chilling night Eliza Caine arrives in Norfolk to take up her position as governess at Gaudlin Hall. As she makes her way across the station platform, a pair of invisible hands push her from behind into the path of an approaching train. She is only saved by the vigilance of a passing doctor.
    It is the start of a journey into a world of abandoned children, unexplained occurrences and terrifying experiences which Eliza will have to overcome if she is to survive the secrets that lie within Gaudlin's walls.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Vielen Dank für diese tolle Rezi, €nigma. :thumleft: Wäre das Buch nicht schon auf meiner Wunschliste, wäre es spätestens jetzt dort gelandet. Das klingt total nach meinem Beuteschema. :cheers:


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~

  • Danke für die Rezension, €nigma! Als Liebhaber von Spukgeschichten, britischen Herrensitzen und historischen Romanen, in denen ein Geheimnis aufgeklärt wird, habe ich natürlich sofort angebissen. Von John Boyne habe ich "Das späte Geständnis des Tristan Sadler" gelesen, das mich sehr beeindruckt hat. Ich hoffe allerdings, dass es für Eliza ein besseres Ende nimmt als für die Protagonisten in jenen Buch... :wink:

  • Ich konnte das Buch (deutsche Ausgabe)bereits am Samstag ergattern und habe gestern gleich angefangen zu lesen und muss sagen ich bin schon wieder voll im John Boyne Fieber. Dieser Autor ist auch in diesem für ihn eher ungewöhnlichen Roman einmal mehr großartig!

    :study: Vincent Kliesch - Todesrauschen

    :musik: Marc Elsberg - *C / Celsius

    Ein Buch, das man liebt, darf man nicht leihen, sondern muss es besitzen. (Friedrich Nietzsche)


    :study: Gelesen 2024: 21 Bücher /

    :musik: 09 Hörbücher


    :study: Gelesen 2023: 103 Bücher /

    :musik: 33 Hörbücher

  • Henry James „Drehung der Schraube“ stand Pate, auch ein Motiv aus Jane Eyre erkennt man unschwer, von fern grüßen Wilkie Collins und Charles Dickens – letzterer sogar in Persona.
    Dennoch: Der Roman wirkt nicht wie ein zweiter Aufguss oder ein Duplikat. Dazu schreibt John Boyne einfach zu gut und beweist mit diesem Roman wieder einmal, dass er jedes Genre bedienen kann.
    Mit diesem Buch fesselt er auch diejenigen, die übersinnlichen Phänomenen in Büchern eher skeptisch oder ablehnend gegenüber stehen. Ihm ist mit „Haus der Geister“ ein klassischer Schauerroman gelungen, der an die alte englische Tradition der viktorianischen Ära anknüpft, in der Seelen keine Ruhe fanden und Forderungen an die Überlebenden stellten, ihnen dabei Angst, Schrecken und Grauen einjagten. Dadurch wirkt dieses Buch auch herrlich altmodisch.


    Eine alleinstehende Frau, die nach den Tod des Vaters aus ihrem Haus vertrieben wird und eine Stelle als Gouvernante annimmt. Was Eliza auszeichnet: Schon zu Lebzeiten des Vaters war sie als Lehrerin berufstätig und konnte für sich selbst sorgen. Und so begegnet sie den Geistererscheinungen nicht ängstlich und defensiv, sondern in Konfrontation. Wie sie den meisten Leuten ihrer Umgebung – Rechtsanwalt, Pastor, Arztfamilie - auch begegnet: Selbstbewusst, kritisch und fordernd, dabei ist sie nicht ohne Verantwortungsgefühl und Mitleid vor allem gegenüber den Kindern.


    Die innere Logik, der sich auch Geistergeschichten unterwerfen sollten, zieht sich perfekt und mit steigernder Spannung durch das Buch. Nach dem folgerichtigen und zufriedenstellenden Ende erwartet den Leser noch eine Pointe – mit einem Schauer über dem Rücken darf man das Buch weglegen. Aufatmen kann man noch nicht.


    Ein Buch, das jedem zu empfehlen ist, angefangen von Lesern von Spannungsromanen bis zu den Liebhabern klassischer Literatur des 19. Jahrhunderts.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Nachdem ich das Buch gestern beendet habe möchte ich auch kurz meinen Leseeindruck hinterlassen.
    Ich habe "Das Haus der Geister" in einer kleinen, aber feinen und sehr netten Leserunde gelesen welche mir sehr grossen Spass gemacht hat. :D
    Das war nach "Das Haus zur besonderen Verwendung"und "Das Vermächtnis der Montignacs" mein drittes Buch von John Boyne.
    Leider muss ich sagen auch das bisher schwächste von ihm. Ich weiss nicht ob meine Erwartungshaltung einfach zu gross war oder auch mein "Gruselpegel" zu hoch ist aber gegruselt habe ich mich wenig bis gar nicht.
    Die Geschichte liest sich sehr leicht und flüssig und ich mag auch Geschichten welche in der viktorianischen Zeit spielen sehr gerne. Nur diese ganzen Gruselelemente bewirkten manchmal eher Schmunzeleffekte. Von auffliegenden Fenstern, von Geisterhand in die Luft gehoben... Naja...
    Eliza als Hauptcharakter war mir jetzt nicht unsympathisch aber irgendwie hab ich generell die Tiefe bei den Charakteren vermisst.
    Trotz allem habe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: -Sterne vergeben weil ich mich trotz all der Kritikpunkte gut unterhalten gefühlt habe. Aber Mr. Boyne kann es definitiv besser !

  • Als Teilnehmerin der Leserunde, die @Jessy1963 erwähnt, möchte ich kurz meinen Eindruck hinterlassen. Auch meine Erwartungen waren offenbar zu hoch, denn obwohl mir "Das späte Geständnis des Tristan Sadler" sehr gut gefallen hat und ich gespannt war auf eine viktorianische Gruselgeschichte eines aktuellen Autors, hat mich die Geschichte von Eliza nicht fesseln können. Zu unoriginell, zu viel von Gruselklassikern übernommen, zu vorhersehbar. Nach der Hälfte wusste ich bereits, wie es enden würde.


    Ich hätte John Boyne zugetraut, dass er aus alten traditionellen Motiven etwas Eigenes machen kann, aber bei mir kam nur ein einziges Mal Gänsehautfeeling auf, das sich sofort wieder verlor, als die Geschichte erneut an Fahrt und Spannung eingebüßt hat und langweilig blieb bis zum bitteren, weil klischeehaften und überladenen Ende. Seine Gruselelemente kamen mir plakativ vor, und mit den distanziert wirkenden Figuren konnte ich nicht warmwerden.


    Oft werden Details erwähnt, nur um wieder in Vergessenheit zu geraten - Details, aus denen man mehr hätte herausholen können. Man behält sie im Hinterkopf und ist später enttäuscht, dass der Autor sie scheinbar ad acta gelegt hat, um sich voll auf eine Story zu konzentrieren, die an Langeweile kaum zu überbieten ist. Keine überraschenden Wendungen, keine Aha-Momente, die ich als Leser so mag. Schade, denn Potential steckt in der Geschichte, und John Boyne kann auch anders.


    Die Bewertung von :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: ist hauptsächlich unserer interessanten Leserunde zu verdanken.

  • Wie man an meinem Post etwas weiter oben schon lesen kann, liebe ich Bücher, in denen es um Geister, schaurige alte Gemäuer und Familiengeschichten geht. Somit landete "Haus der Geister" sofort auf meiner Wunschliste, als ich davon hörte. Zum Glück musste ich nicht zu lange auf dieses kleine Schmuckstück warten, denn es landete zu meiner Freude unter dem Weihnachtsbaum und wurde vor wenigen Tagen direkt begonnen.


    Wer mich kennt, weiß, dass ich eher zu den Leseschneckchen hier im BT gehöre. Daher sollte die Tatsache, dass ich das Buch in 3 Tagen ausgelesen habe, schon mehr als genug verraten. Trotzdem möchte ich das eine oder andere zu dem Buch sagen.


    "Haus der Geister" war mein erster Boyne. Trotzdem hatte ich von der ersten Zeile an keine Zweifel daran, dass mir das Buch gefallen würde. Boyne hat eine ganz einzigartige Erzählweise, sehr eindringlich, wie ich finde, aber auf eine angenehme Art. Ich hatte sofort bewegte Bilder im Kopf, konnte Sympathien für die Protagonistin entwickeln und fühlte mich direkt in die Geschichte hineingezogen. Ich war sehr beeindruckt, wie der Autor mit wenigen Worten Stimmung erzeugt. Diese erinnerte mich teilweise sehr stark an Filme wie "The others" oder auch "Die Frau in Schwarz": Düster, schaurig, faszinierend und absolut fesselnd.


    Was mir unheimlich gut an diesem Buch gefallen hat, war, dass es für mein Empfinden keine Längen gab. Boyne verfolgte einen sehr geradlinigen, aber schlüssigen Handlungsstrang, ohne um den heißen Brei herumzureden. Für mich als Leser gab es immer etwas, das neue Fragen aufwarf, mich nachdenklich stimmte und dazu drängte, weiterzulesen. Dieses Buch hat mich absolut süchtig gemacht! Abends konnte ich es kaum weglegen und morgens freute ich mich schon darauf, wieder weiterlesen zu können. Das muss ein Buch aus erst mal hinbekommen.


    Was Boyne ebenfalls in meinen Augen versteht, ist die Darstellung seiner Charaktere. Sie schmiegen sich in das Erzählte ein, als wäre nichts davon ausgedacht, sondern gehörte ganz natürlich zusammen. Jede Figur fügt sich an ihren Platz, handelt (für meinen Geschmack) nach ihrem Charakter sinnvoll und nachvollziehbar. Was ich sehr an Boynes Figuren schätze, ist, dass sie alle ihre Fehler haben. Ob es Eliza ist, die sich selbst mehrmals als keine wirkliche Schönheit bezeichnet oder auch der eine oder andere Charakterzug einer anderen Figur: Keine von ihnen ist perfekt. Das machte sie (fast) alle sympathisch.


    Was die Geschichte selbst angeht, kann man schon sagen, dass es eine typische "Geistergeschichte" ist. Hier darf man keine wahnsinnigen Neuerungen des Genres oder Ähnliches erwarten, aber ich finde, das braucht man auch gar nicht. Boyne hat bewiesen, dass Gruselgeschichten auch heute durchaus noch ihren Charme spielen lassen und mit "modernem" Horror mithalten können. Mir gefiel die schaurige Atmosphäre, die der Autor nahezu problemlos aufgebaut hat, und ich liebte dieses Kribbeln, das mir immer wieder über den Rücken schlich und mir beim Lesen eine Gänsehaut bis zum Haaransatz verpasst hat. Ich bin der Ansicht, dass "Haus der Geister" altbekannte Elemente wunderschön aufgreift und in neuem Glanz erstrahlen lässt. Dabei bin ich übrigens durchaus der Meinung, dass hier etwas Eigenes abgeliefert wurde und nicht einfach nur ein Abklatsch früherer Erzählungen. Auch dass das Ende überladen oder sonstwie negativ wäre, kann ich nicht bestätigen. Mir persönlich hat der Ausgang der Geschichte genauso gefallen, wie er war. Alles andere hätte ich persönlich als unstimmig empfunden.


    ( @Yael , mich würden auch (dann wohl in einem Spoiler verpackt) die Details interessieren, von denen du geschrieben hast. Ich konnte nämlich eigentlich nichts entdecken, was nicht aufgeklärt worden wäre, obwohl ich auf Grund deines Posts versucht habe, darauf zu achten. Ich weiß nicht, ob du dich noch an bestimmte Dinge erinnerst, aber wenn, würde ich mich über Beispiele hierzu freuen.)


    Das einzig "Negative", was mir auffiel, ist, dass beim Alter der Protagonistin keine Einheit bestand und sie zunächst 21, dann 22, erneut 21 und am Ende wieder 22 Jahre alt war. Das wäre dann aber auch schon alles.


    Ansonsten kann ich nicht mehr sagen. Ich bin von diesem Buch völlig begeistert und vergebe ganz klar :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: . Das war eindeutig nicht das letzte Buch, das ich von diesem Autor gelesen habe.


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~

  • Das war eindeutig nicht das letzte Buch, das ich von diesem Autor gelesen habe.


    Ein guter Entschluss! Ich habe eigentlich gar nichts mit Geistern am Hut, aber weil es ein Buch von John Boyne war, musste ich es trotzdem lesen und war sehr zufrieden (s.o.).
    Ich freue mich schon auf sein neuestes Buch, "A History of Loneliness", das mir @Jessy1963 als Wichtelbuch verehrt hat.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich freue mich schon auf sein neuestes Buch, "A History of Loneliness", das mir @Jessy1963 als Wichtelbuch verehrt hat.


    das hört sich aber auch spannend an, ist gleich auf meine Wunschliste gehüpft :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • @Missy1988 Hier kommt der gewünschte Spoiler, den ich aus Bequemlichkeit aus unserer LR kopiert habe:



    Mittlerweile sehe ich gerade die Sache mit Arthur Covan etwas gnädiger und habe daraus meinen eigenen Schluss gezogen.



    Trotzdem war mir alles ein bisschen zu klischeebeladen und nicht wirklich spannend. Klassische Spukgeschichten gibt es bessere, und es hat mich enttäuscht, dass Boyne den Stoff m. M. eher schludrig, hollywoodmäßig und unoriginell umgesetzt hat. Ich hatte einfach zu hohe Erwartungen.

  • @Yael Danke für deine Beispiele. Die sind mir jetzt bis auf

    eher nicht so negativ aufgefallen, aber auf jeden Fall schön, dass du sie hier erwähnst.

    Vielleicht hat der eine oder andere dazu ja noch ein paar Gedanken. :D


    Ich würde nicht von schludrig oder gar unoriginell reden. Auch an dieser Stelle wieder äußerst interessant, wie unterschiedlich eine Geschichte wahrgenommen wird. Noch mal dankeschön. :friends:


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~

  • Auch an dieser Stelle wieder äußerst interessant, wie unterschiedlich eine Geschichte wahrgenommen wird.

    vielleicht macht auch noch mal einen Unterschied, dass @Yael selbst Autorin ist. Da liest man manches vermutlich wieder anders und Ungereimtheiten fallen evtl. mehr auf. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • @Squirrel Danke schön, ich fühle mich sehr geehrt! Es ist in der Tat so, dass ich schon immer ein extrem aufmerksamer Leser war und auf Kleinigkeiten achte, die anderen vielleicht entgehen. Auch habe ich ein gutes Gedächtnis für Details oder Dinge, die auf den ersten Blick unwichtig erscheinen und es - wie im Beispiel Boyne - letztendlich auch sind. Für mich als Leser waren die vielen losen Fäden am Ende sehr unbefriedigend.


    Ich habe allerdings auch einen eigenartigen Buchgeschmack und fürchte, dass mir bei "Haus der Geister" einfach das gewisse Etwas gefehlt hat, dieser Aha-Moment, auf den ich ständig gewartet habe und der auf dem Klappentext der Originalausgabe angekündigt war. Für mich hat sich Boyne aus verschiedenen Gruselklassikern in (mehr) Film und (weniger) Literatur eine eigene Version zusammengebastelt in der Hoffnung, niemand möge es bemerken. Was an sich ja auch eine Kunst ist. Ein paar Dinge, die er miteingebracht hat und von einer konventionellen Gruselstory abweichen, haben mich dann wiederum gestört.


  • fürchte, dass mir bei "Haus der Geister" einfach das gewisse Etwas gefehlt hat, dieser Aha-Moment, auf den ich ständig gewartet habe und der auf dem Klappentext der Originalausgabe angekündigt war.


    @Yael , ich habe diesen Aha-Effekt mehrmals gespürt, vor allem am Ende. :shock:
    Möglicherweise ging es uns so verschieden, weil du schon etliche Geistergeschichten gelesen hast und daher Boynes Anleihen bei anderen Autoren bemerkst, während ich dem Grusel eher mit Distanz begegne und das Buch vermutlich nicht gelesen hätte, wenn es nicht John Boyne geschrieben hätte.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Es ist in der Tat so, dass ich schon immer ein extrem aufmerksamer Leser war und auf Kleinigkeiten achte, die anderen vielleicht entgehen. Auch habe ich ein gutes Gedächtnis für Details oder Dinge, die auf den ersten Blick unwichtig erscheinen und es - wie im Beispiel Boyne - letztendlich auch sind. Für mich als Leser waren die vielen losen Fäden am Ende sehr unbefriedigend.


    Mir machen lose Fäden und kleine, aber nicht aufgelöste Seitengeschichten wieder weniger aus, sie stören mich nicht. Meist mach ich mir eigene Gedanken dazu, manchmal überlese ich sie aber auch, will sagen, ich nehme sie einfach so hin wie sie sind. Wenn etwas offen bleibt, dann ist das eben manchmal so. Allerdings habe ich das Buch noch nicht gelesen, kann also nicht sagen, inwieweit das auch bei diesem Buch so ist.

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Für mich als Leser waren die vielen losen Fäden am Ende sehr unbefriedigend.


    Ja, das ging uns in der LR glaub allen so. Irgendwie denkt man immer, hm, wie entwickelt sich das wohl weiter, wie hängt das zusammen, spekuliert und dann kommt... nix. :|
    Das empfindet sicher auch jeder anders aber mich persönlich stört so etwas auch. Und gerads bei Boyne erwartet man irgendwie mehr.


  • @Yael , ich habe diesen Aha-Effekt mehrmals gespürt, vor allem am Ende. :shock:
    Möglicherweise ging es uns so verschieden, weil du schon etliche Geistergeschichten gelesen hast und daher Boynes Anleihen bei anderen Autoren bemerkst, während ich dem Grusel eher mit Distanz begegne und das Buch vermutlich nicht gelesen hätte, wenn es nicht John Boyne geschrieben hätte.


    Da hast du sicher Recht. Raffinert, wie Mr. Boyne ist, stammen seine Anleihen mehr aus Filmen. Das ist auch völlig ok, und da das Buch in unserer LR bis auf wenige Ausnahmen gut ankam, will ich das auch gar nicht bemängeln. Es gibt Aha-Momente in verschiedenen Medien, die selbst mich noch verblüffen - das Ende von "The Others" wurde bereits mehrmals genannt und ist das, was ich unter einem "Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet-Schluss" verstehe.




    Mir machen lose Fäden und kleine, aber nicht aufgelöste Seitengeschichten wieder weniger aus, sie stören mich nicht. Meist mach ich mir eigene Gedanken dazu, manchmal überlese ich sie aber auch, will sagen, ich nehme sie einfach so hin wie sie sind. Wenn etwas offen bleibt, dann ist das eben manchmal so. Allerdings habe ich das Buch noch nicht gelesen, kann also nicht sagen, inwieweit das auch bei diesem Buch so ist.


    Liebes Hörnchen, da sind wir einer Meinung. Ich habe über das, was mir seltsam vorkam und nicht aufgelöst wurde, noch eine Weile nachgedacht und fand / finde es auch recht reizvoll, Eigeninterpretationen zuzulassen, wie zum Beispiel über den Mann im Zug. Auch ich bin ein Fan von offenen Enden, weil sie den Leser dazu auffordern, sich genauer mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Wenn ich aber den Eindruck habe, der Autor hat etwas Unerklärliches nur aus einer Laune heraus geschrieben, um den Leser bei Stange zu halten, und lässt es im Lauf der Geschichte einfach unter den Tisch fallen, finde ich das nicht so prickelnd.