Jenny Bünnig - Es muss dunkel sein, damit man die Sterne sieht.

  • Seitenzahl: 317


    Autorenportrait:
    (Quelle: Buchcover/Verlag)


    Jenny Bünnig, Jahrgang 1984, studierte Literaturwissenschaften und arbeitet als Wissenschaftsredakteurin an der Universität Duisburg-Essen. Derzeit schreibt sie an ihrer Dissertation. Mit der Kurzgeschichte Und manchmal beginnt Veränderung mit einem Klingeln … war sie 2012 beim THE-HELP-Schreibwettbewerb des btb-Verlages eine von fünf Gewinnern. 2013 erhielt sie den Moerser Literaturpreis.


    Kurzbeschreibung:
    (Quelle: Buchcover/Verlag)


    Vier Rentnerinnen, ein VW-Bus und ein Papagei
    Ein Roadtrip könnte die Lösung sein! Durch den Tod ihres Vaters ist für Ria alles aus dem Gleichgewicht geraten. Spontan schließt sie sich ihrer Oma Charlotte und deren Freundinnen Frau Lensker, Margot und Hildie auf einer ungewöhnlichen Reise an: Um etwas zurückzuholen, was unrechtmäßig den Besitzer gewechselt hat, zu einer großen Liebe, die nicht vergessen werden konnte, wegen einer schweren Schuld, die nicht beglichen wurde, und für eine süße Rache, die viel zu lange nicht in die Tat umgesetzt wurde. Mit einem VW-Bus geht es quer durch Europa, unterbrochen von zahlreichen Pinkelpausen (man ist halt nicht mehr die Jüngste), unerwarteten Hindernissen (Altersstarrsinn!) und absurden Begegnungen (wer bitte ist Signore Verdi?). Ein wunderbarer Roman über das Leben, das Alter und Freundschaft durch dick und dünn.


    Meine Meinung:


    Ein wunderbarer warmherziger Roman, der mir sehr viel Lesefreude bereitet hat. Man sollte, glaube ich, die Menschen und die Geschichten hinter der Menschen mögen, um das Buch richtig lieben zu können. Es geht um ältere Damen, die sich auf die Reise machen, einige unerledigte Dinge zu Ende zu bringen, Dank der Umständen kommt auch ein junges Mädchen mit auf die Reise, die Enkelin einer der Damen. Die Reise beginnt - nicht nur durch das Land, sondern auch durch die Lebensgeschichten der einzelnen Protagonisten.


    Ehrlich gesagt, war dieses Buch für mich eine große Überraschung: ich habe nicht damit gerechnet, dass unter dem witzigen Coverbild und lockeren Kurzbeschreibung, eine nicht nur unterhaltsame sondern auch tiefgründige Geschichte sich verbirgt.


    Das Buch war nicht nur schön zu lesen, von dem Erzählstil her, es hat mir auch viele Momente der Freude geschenkt, viele wertvolle Gedanken, nachdenkliche Minuten, melancholische Momente und auch witzige Szenen, bei denen ich lachen musste.
    Außerdem bin ich ein großer Fan von Zitaten, und die Autorin hat es geschickt geschafft, diese zum Teil zum Gegenstand der Geschichte zu machen, so dass ich zusätzlichen Spaß an der Lektüre hatte.
    Ein wunderbarer Roman über die Menschen, das Leben, die Liebe, die Freude, das Alter und die Hoffnung.
    Ich hoffe sehr, dass es noch andere Werke von der Autorin zu lesen gibt. Für mich war dieses Buch: genau das Richtige zum richtigen Zeitpunkt. Es hat mir sehr gut gefallen.
    von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    2024: Bücher: 87/Seiten: 38 703

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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  • Ria entschließt sich sehr kurzfristig, nahezu überstürzt, mit ihrer über 70-jährigen Oma Charlie und deren gleichaltrigen Freundinnen Frau Lensker, Margot und Hildie in einem alten VW-Bus eine Reise durch den Süden Europas zu machen. Dass sie eigentlich nicht zu dieser Reise eingeladen war und ihre Abreise eher einer Flucht gleicht, stört Ria wenig, kriegt sie doch kaum Luft, so voller Wut und Schmerz ist sie innerlich. Ihr Vater ist vor kurzem gestorben und bis jetzt kann sie mit dem Verlust nicht umgehen. Die Reise mit den 4 älteren Damen, die im Wesen nicht unterschiedlicher nicht sein könnten, führt über Frankreich, die Schweiz, Italien, Spanien nach Portugal. Mit jedem dieser Orte verbindet eine der Frauen etwas aus ihrer Vergangenheit, und so offenbaren sich nach und nach die Geschichten der einzelnen Reiseteilnehmerinnen. Dabei entdeckt Ria, was die vier alten Damen verbindet, während die vier Frauen Ria dabei helfen, sich ihren Dämonen zu stellen.


    Jenny Bünnigs Debütroman „Es muss dunkel sein, damit man die Sterne sieht“ ist ein Roadtrip der besonderen Art. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, geradezu poetisch, doch auch leise Töne sind zu hören. Der Roman wird in der Ich-Form aus der Sicht von Ria erzählt. Die einzelnen Charaktere sind sehr liebevoll angelegt, die man erst nach und nach immer besser kennenlernt. Da gibt es die etwas herbe, teilweise recht schroffe Frau Lensker, die zwar außen hart, aber innen ganz zart ist und das Heft in der Hand hält. Ohne ihr Organisationstalent und ihre mechanischen Fähigkeiten wäre die Reisegruppe schnell aufgeschmissen. Margot ist eher der stillere Typ, sie ist schwer krank, doch sie hat eine Aufgabe, die sie am Leben hält. Hildie ist die Leseratte, die für alles ein Zitat aus ihrem reichhaltigen Bücherwissen hat und deren wirkliche Welt in den Romanen stattfindet, in die sie sich flüchtet. Oma Charlie ist eine warmherzige Person, die auch in ihrem hohen Alter von ihrer ersten Liebe träumt, weil sie diese Gefühle im Alltagsleben mit Rias Großvater vermisst. Und Ria ist eine rastlose Seele, voller Trauer und Wut, ohnmächtig gegenüber den Ereignissen aus ihrer jüngsten Vergangenheit, weil sie nicht weiß, wie sie mit dem Verlust umgehen soll. Außerdem fühlt sie sich einsam, ohne jede Identität und versucht, sich zu finden.
    Die Reise der fünf Frauen, die Dinge, die sie gemeinsam erleben, schweißen sie Tag für Tag noch enger zusammen. Sehr warmherzig werden die einzelnen Schicksale vor dem Leser entblättert. Auf einzigartige Weise behandelt die Autorin in ihrer Geschichte sensible Themen wie den Verlust eines Menschen, den Tod, Gewalt, die Liebe und auch die Trauer. Immer wieder werden literarische Zitate und Weisheiten innerhalb der Dialoge eingestreut, die wunderbar zu den einzelnen Situationen passen. Und nicht wenige davon kann der Leser auch fürs eigene Leben mitnehmen.


    Jenny Bünnig hat ein furioses Debüt vorgelegt, das seinesgleichen sucht. Sie ist eine Meisterin der leisen und poetischen Töne, die nach und nach dem Leser die einzelnen Schicksale entblättert und dabei eine wunderschöne Geschichte erzählt. Ein besonderes Lesehighlight, das man einfach lesen und genießen muss! Chapeau!!!


    Ein wirklich zauberhaftes Buch, dass die :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: verdient hat.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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