Leo Malet: Nestor Burmas klassische Fälle

  • hallo zusamen,


    ich wollte in aller kürze die krimi reihe um den privatdedektiv nestor burma vorstelen.
    nestor burma ist ein privatdedektiv der sehr eigenwilig ermittelt. eigentlich hat er nie geld, stolpert immer ausversehen über leichen, wobei diese auch schonmal die auftraggeber waren. er bekommt nicht selten schläge ab, ist aber robust, so dass ihn das nicht lange umhaut.
    die krimis spielen in paris in den 50er jahren. jeder krimi spielt in einem anderen arrondissement (arrondissement 1-16, aber leo malet hat noch weitere burma-krimis geschrieben, ohne angabe des arrondissements). am ende des krimis folgt ein "nachgang". er beschreibt die gegend, in der burma ermittelt hat, so wie sie war, als die bücher auf deutsch erschienen sind. leo malet besitz einen trockenen humor und eine erzählweise, der seine figuren und die gegend sehr lebendig macht. man kann also während seines parisurlaubs die wege von burma verfolgen. die beschreibung der gegend und das leben der großstädter wird so schön beschrieben, dass man gleich losfahren möchte.


    burma versteht sich ganz gut mit dem kriminalinspektor florimond faroux, will ihm aber auch nicht mehr als nötig begegnen, da dieser immer ärger wittert, wenn burma auftaucht (und das ist nicht unbegründet). der journalist der zeitung crepuscule ist nicht gerade ein freund, aber der kontakt zu ihm ist manchmal hilfreich. dann gibt es noch die schöne helene, die manchmal sekretärin ist und manchmal rettender engel.


    die bücher sid im original in einer dren reihenfolge erschienen. eine auflistung gibt es bei www.toms-krimitreff.de/malet.html


    in einem anderen beitrag hab ich burma mit arjounis kayankaya verglichen. ich kann dies immer wieder bestätigen. ein schöner, lesenswerter, klassischer krimispaß!


    vio

  • Leo Maret: Paris des Verbrechens Nestor Burmas klassische Fälle; Zweitausendeins Verlag Frankfurt am Main 2009; 1181 Seiten; ISBN: 978-3-86150-890-8


    Das dicke Buch umfaßt zehn Kriminalromane. Sie beschreiben die Fälle des Nestor Burma, dem Inhaber der privaten Detektiv-Agentur "Fiat Lux". Wie bei Malet üblich, spielen die Fälle alle in einem anderen Pariser Arrondissement.


    Mit guten Krimis haben die hier enthaltenen Geschichten nichts zu tun. Formal fehlt der klassische kriminalliterarische Dreisprung Aufgabenstellung - Ermittlungsarbeit des Detektivs - Lösung des Falles. Die Geschichten plätschern eher so vor sich hin. Burma schlittert durch Zufall in den jeweiligen Fall und bietet häppchenweise die Lösung.


    Inhaltlich sind die Geschichten schwach. Die Handlungen sind teilweise blutrünstig und brutal. Die Geschichten werden platt und oberflächlich erzählt. Eine vernünftige detektivische Ermittlungsarbeit findet nicht statt; Burma löst die Fälle eher aus dem Bauch heraus. Er wird an einigen Stellen sogar selbst zum Verbrechre. Was hat das mit literarischem Ideal, was mit der Lebenswirklichkeit zu tun? Die Geschichten haben viel zu viele Schwächen, um wirklich zu den Klassikern der Kriminalliteratur zu gehören.

  • Für mich gehören die Nestor Burma neben den Maigretromanen zum besten in der französischen Krimiliteratur.
    Zum einen wird hier das Leben im Paris der 50er Jahre realistisch dargestellt. Zum anderen ist es eben nicht der klassische Held, sondern ein vom Leben gebeutelter Privatdetektiv, der sich eben so über Wasser halten kann.
    Die Fälle spiegeln die Situation der Zeit wieder.
    Der Stil ist Malet-typisch, realistisch, existentialistisch angehaucht.
    Wenn mensch dann noch die Rowohlt-Ausgabe mit den Nachworten und den Karten besitzt (2 wichtige Dinge, die der 2001-Ausgabe leider fehlen) und auch andere Romane von Malet kennt, kann mensch diese Geschichten auch genießen. Und vielleicht schafft mensch sich dann auch noch die Malet-Biographie an (Ebenfalls empfehlenswert).
    Und zum krönenden Abschluss sollten dann auch noch die Comic-Adaptionen von Tardi im Bücherregal daneben stehen, nachdem sie goutiert wurden.

    Neue Lektüre:
    John Norman : Die Nomaden (Gor-Reihe, Bd 4 )
    Wo man liest, da lass dich ruhig nieder,
    böse Menschen lesen keine Bücher