Colleen McCullough - Insel der Verlorenen

  • Hallo,


    in diesem Roman wird die Lebensgeschichte des Gastwirtssohnes Richard Morgan erzählt, welche Ende des 18. Jahrhunderts spielt.


    Richard lebt mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn William Henry in Bristol, er ist gelernter Büchsenmacher, verdient aber augenblicklich seinen Lebensunterhalt in der Wirtsstube seines Vaters.
    Richard muss in seinem Leben einige Schicksalsschläge verkraften, wie zum Beispiel den Tod seiner kleinen Tochter Mary, schließlich den Tod seiner Ehefrau und dann das rätselhafte Verschwinden seines geliebten Sohnes. Richard wird von allen Menschen aus seinem Bekannten - und Verwandtenkreises als ruhiger und geduldiger Mensch geschätzt.
    Dennoch gerät er eines Tages an die falschen Leute: Aufgewühlt von der immer noch erfolglosen Suche nach William Henry beginnt Richard eine sexuelle Beziehung mit einer Frau, die ihm nichts bedeutet. Als er einen Betrug aufdecken möchte, gerät er selbst in die Fänge der Justiz und wird zu einer Gefängnisstrafe und schließlich zu 7 Jahren Deportation verurteilt.


    Die Autorin (bekannt durch "Die Dornenvögel") erzählt die Lebensgeschichte eines Vorfahren ihres Ehemannes. Richard Morgan wird als sehr charakterstarker, ruhiger und geduldiger Mann beschrieben, der unschuldig zu einer Gefängnisstrafe und zur Deportation verurteilt wird. Trotz der vielen Schicksalsschläge in Richards Leben ist er Vorblild und Anführer vieler Gefangener.
    Nur ein sehr kleiner Teil des Romans spielt tatsächlich in Australien (auf dem Cover steht "Australien-Saga"), denn es wird in der ersten Hälfte des Buches Richards Leben in Bristol beschrieben und anschliessend erfährt der Leser jede Menge Details der langen Schiffsreise zu dem fernen Kontinent. Dies hat mich etwas irritiert.
    Allerdings hat mir genau dieser Teil, der in England spielt, sehr gut gefallen. Ich konnte mich in die damalige Atmosphäre hineinversetzen und auch den Charakter des Richard Morgan empfand ich als angenehm.
    Schonungslos beschreibt die Autorin Richards Zeit in den Gefängnissen und auf dem Gefangenenschiff. Aber genau dies macht meiner Meinung den Roman auch glaubwürdiger und realistischer.
    Meiner Meinung nach befinden sich leider einige Längen in dieser Erzählung, das ist sehr Schade, da sich der Roman größtenteils gut liest.


    Viele Grüße
    Wilaja

  • Vor ein paar Monaten las ich die "Insel der Verdammten". Auch mir hat es recht gut gefallen. Ich habe schon einiges über Deportation usw. gelesen, aber die Schildung des Lebens von Richard Morgan vor und während der Haft/Deportation hat mich doch beeindruckt. Etwas irretiert war ich, dass dieser Roman als eine "Australien-Saga" ausgewiesen war. Ich glaube, das ging Dir, Wilaja, auch so. Aber am Gesamteindruck ändert das nichts (für mich jedenfalls).


    Fazit: Es ist ein gut zu lesender Roman, der einem einmal eine andere Sicht auf die Besiedelung Australiens gibt.


    Viele Grüße


    Karthause