Vorweg: Ich habe es in die Rubrik Romane gegeben, da es lt. Buchcover so tituliert wurde und ich mir unsicher war, ob ich es unter der Rubrik "Biographie" oder "Erotik" einordnen sollte.
Kurzbeschreibung (Klappentext):
Wer ist hier zu alt für Sex?
Als die 79-jährige Elfriede wegen Schlafstörungen einen Arzt aufsucht, rät ihr dieser: "Suchen SIe sich einen Mann". Die alte Dame ist zunächst skeptisch, tastet sich dann jedoch ins Liebesleben zurück, das bald turbulenter und intensiver wird, als es für sie je war. Nacktbadestrand ist eine überraschende, provokante und wahre Geschichte über Lust, Phantasien und Beziehungsängste im Spätherbst des Lebens.
Zur Autorin (lt. Amazon):
Elfriede Vavrik, geboren 1929 und Mutter von drei Söhnen, betrieb bis 2006 eine kleine Buchhandlung in der Nähe von Wien. Nach ihrer zweiten Scheidung im Alter von vierzig Jahren blieb sie allein, um sich nur noch der Arbeit zu widmen. Die Kolumne „Pandoras Box“ im Männermagazin „Wiener“ inspirierte sie zum Schreiben von erotischen Kurzgeschichten und eines authentischen Berichts über ihren späten zweiten Start ins Liebesleben. „Nacktbadestrand“ ist ihr erster Roman.
Meine eigene Beurteilung:
Kurz zusammengefasst: Selbstfindungs-Senioren-Porno.
Ich habe mir dieses Buch (trotz des von mir verhassten pinken Einbandes) im Krankenhausshop besorgt, als ich damals kurzfristig eingeliefert wurde und noch keine Versorgung von zu Hause hatte. Die Auswahl war nicht sehr groß dort, dann stieß ich auf dieses Exemplar und las mir nur den äußeren Klappentext durch.
Da ich Frauen, die es sich zutrauen, auch im späteren Alter noch mal durchzustarten, bewundere, wanderte dieses Buch in meine EInkaufstüte.
Warum ich soweit aushole? Weil ich gewisse Erwartungen an das Buch hatte: leichte Lektüre, amüsant geschrieben, liebenswertes Thema - alles was man im Krankenbett so braucht.
Meiner Meinung nach befand ich mich mit all meinen Erwartungen auf dem Holzweg.
"leichte Lektüre": Wenn man dies als "nicht literarisch anspruchsvoll" übersetzt, dann könnte man es am ehesten noch so einordnen. "Leicht" zu lesen im Sinne von "ohne Tiefgang" würde ich jedoch als schlechte Einstufung bezeichnen.
Eine Seniorin, die beschließt, sich durch Kontaktanzeigen noch einmal Männer zu angeln, und zwar nicht um eine romantische Beziehung mit ihnen zu führen, sondern lediglich für puren Sex, ich glaube, so hat es der Arzt bei der Empfehlung nicht gemeint .
Elfirede Vavrik schreibt dieses Buch als Autobiographie, wurde auch zu diesem Buch bzw. diesem Thema zu sämtlichen Talkshows geladen (M. Lanz, Maischberger, etc.). Im Buch selbst befinden sich Fotos (anständige Alltagsfotos) von ihr.
Die Autorin beschreibt in diesem Buch ihre sexuellen Erlebnisse mit den auf die Kontaktanzeige (in der sie sich um 10 Jahre jünger macht - also 69) anwortenden Männer sowie ihre Selbstbefriedigung (u.a. mit dem abgeschraubten Griff ihrer Schaufel). Direkt, ohne sich bei irgendetwas ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Ich stellte mir zwischendurch immer wieder die Frage, ob außer der Aufzählung und Schilderung der sexuellen Erlebnisse mit verschiedenen (aber immer jüngeren) Männer noch etwas anderen in diesem Buch kommen würde. Nicht falsch verstehen, ich gönne dieser alten Dame ihre Erlebnisse und ich verstehe auch ihre Einstellung, dass man es gerade in diesem Alter nicht mehr notwendig hat, sich an irgendwelche gesellschaftsliche Normen zu halten, aber muss ich mir deswegen wirklich einen Seniorenporno von Anfang bis Ende durchlesen? Letztendllich habe ich es getan, da es mir generell schwer fällt, ein Buch einfach abzubrechen und ich bis zur letzten Seite immer die Hoffnung habe, dass sich noch alles ändert.
Ich persönlich bin der Meinung, dass das Buch eine Art Selbsttherapie für Fr. Vavrik war, eine Zündung um den Motor nochmal so richtig anzustarten, nochmal so richtig auf den Putz zu hauen und nicht die bereits abgeschriebenen alte schrullige Dame zu sein. Trotzdem würde ich das Buch kein zweites Mal lesen.
Bei den zu vergebenden Sternen tue ich mir verdammt schwer:
Für den Mut ihr Leben nochmal umzukrempeln und für die Tatsache, dass es nicht in einem unleserlichen Schreibstil geschrieben ist, sowie dafür, dass es wahrscheinlich solche Bücher braucht, um Diskussionen zu beginnen über das Vorhandensein von Sehnsüchten nach Sex auch bei Senioren, gibts von mir (mehr geht wirklich nicht).