Jocelyne Godard - Die Seidenstickerin / Les Licornes

  • Inhalt:
    In erster Linie soll es in dem Buch um die junge Alix gehen, welche in einen jungen Weber namens Jacquou verliebt ist. Doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern: Jacquous Meister de Cöetivy will verhindern, dass der Junge etwas mit Alix zu tun hat, weil dieser meint, das würde den Jungen nur von seiner Arbeit ablenken und diesem nicht gut tun. Doch Alix kämpft weiter um ihre Liebe und reist dafür quer durch das Frankreich des 16. Jahrhunderts.


    Meine Meinung:
    So sollte die Geschichte eigentlich sein. Doch dreht sich ca. 60% des Buches um andere Personen, z.B. die Cousine des Königs Louise und ihre Kinder, die zwar im Laufe der Geschichte auftauchen und Alix helfen, aber die bis dahin noch keine große Rolle für den Lauf der Geschichte haben, jedoch sehr ausführlich behandelt werden. So erfährt man viel um das drumherum, aber doch nur wenig von den eigentlichen Hauptpersonen selbst. Man erfährt mehr über Figuren, die für den eigentlichen Handlungsverlauf kaum eine Rolle spielen, als über die eigentliche Protagonistin selbst.


    Weiterhin sind die Figuren von Jacquou und Alix nicht besonders gut gebaut, auch de Cöetivy ist sehr oberflächlich. Das junge Paar ist im Buch grundsätzlich das Gute (während Alix sogar noch besser als gut ist!), während Cöetivy immer der Böse ist.
    Alix hat keine einzige Schattenseite, sie jammert nur immer darüber, dass ihr Jacquou doch so weit weg ist und sie ihn vermisst, sondern ist auch die beste Seidenstickerin, beherrscht innerhalb weniger Tage das Handwerk des Webers sehr gut (ohne viel Übung natürlich!), und kommt aus jeder Situation heraus, es läuft eigentlich alles so, wie sie es sich ausgemalt hat, bekommt keinerlei Schädigungen aufgrund sehr hartes Schicksalschläge (sondern ist nach kurzer Zeit wieder ganz sie selbst, als wäre rein gar nichts!) und ist eigentlich... eine Mary Sue. Eine wirklich schöne Mary Sue!
    Über Jacquou erfährt man nur wenig. Die Geschichte dreht sich zwar um ihn, aber man erfährt nicht besonders viel. Doch scheinbar ist dieser Junge ebenfalls ein Gutmensch, zumindest wird er teilweise so dargestellt.
    An Cöetivy wird absolut kein gutes Haar gelassen: Er ist gemein, böse, hasst Alix (ohne wirklich plausiblen Grund?), schmiedet Intrigen, entführt und sperrt Alix ein. Die einzige in dem Buch, die auch ein paar gute Seiten an ihm sieht (mehr oder weniger gute) ist seine Frau, aber diese "guten" Eigenschaften haben die schlechten nicht wirklich auf.


    Zu allem Übel passieren der Autorin mehrere Fehler in ihrem Buch, was sich vor allem gegen Ende zeigt. Sie erzählt die Geschichte aus der Sicht von Alix und somit stellt sich diese Welt in dem Buch als absolut dar. Was Alix erzählt, ist so und fertig. Doch was passiert der Autorin? Sie erklärt Sachverhalte aus der heutigen Sicht, indem sie "diese Vorlagen waren damals sehr gefragt", "damals schliefen mehrere Frauen in einem Bett" und ähnliches schreibt, während sie weiter drauf besteht, in dieser Zeit zu sein. Das ist nicht nur verwirrend, sondern auch höchst ungeschickt formuliert.


    Die Sprache ist leicht zu verstehen und man liest das Buch recht schnell durch, wenn einige Situationen nicht sehr lange hingezogen und andere nur kurz angerissen wären, die eigentlich wichtiger gewesen wären. Teilweise musste ich mich echt überwinden, weiterzulesen. Nicht, weil es so schwer zu verstehen war oder weil die Sprache so schlimm war, nein, es war einfach die Tatsache, dass ich schon von Seite 1 an wusste, was passiert. Und dadurch, dass sich eben auch alles so bestätigt hatte, wie ich es mir gedacht hatte, verlor ich recht schnell das Interesse daran.


    Ich hab noch den zweiten Teil hier, den ich ebenfalls lesen werde. Vielleicht wird es ja ein bisschen spannender und hoffentlich ist Alix nicht mehr ganz so Mary-Sue-lastig, wie sie in diesem Buch ist. Man kann nur hoffen...


    Bewertung:
    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    *~* Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Friedrich Nietzsche) *~*


    :study: tbc


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