Heike Denzau - Die Tote am Deich

  • Inhalt:
    Die vierzehnjährige Nele Johannson aus Marne liegt tot am Elbstrand. Ein
    brisanter Fall für Oberkommissarin Lyn Harms von der Kripo Itzehoe in
    Schleswig-Holstein, denn das Mädchen war über elf Jahre lang
    verschwunden, entführt als Zweijährige beim Marner Rosenmontagsumzug.
    Die fieberhafte Suche nach dem Täter, die Lyn Harms und ihre Kollegen zu
    ländlichen Schlachthäusern und einsamen Marschhöfen führt, wird zu
    einem Wettlauf gegen die Zeit, denn da gibt es noch das Mädchen Anna


    Meine Meinung:
    "Die Tote am Deich" ist ein Krimi, der mich sehr zwiespältig zurücklässt. Denn der Kriminalfall an sich ist sehr interessant und bietet jede Menge Möglichkeiten, eigene Spekulationen anzustellen. Auch ist die Handlung spannend aufgebaut: bereits im Prolog wird sehr eindringlich beschrieben, wie ein schwerverletztes Mädchen vor ihrem Mörder flieht. Später gibt es immer wieder Einschübe, in denen von einem zweiten, jüngeren Mädchen erzählt wird, das von einem Mann, der sich selber "Peter" nennt, seit Jahren gefangen gehalten wird. Obwohl man von Anfang an weiß, dass Peter der Mörder ist, bleibt seine Identität bis zum Schluß verborgen.


    Vor allem die Beziehung zwischen diesen beiden Personen, und wie das Kind ihre Umgebung wahrnimmt, fand ich sehr gelungen dargestellt. Auch baut sich durch Peters Pläne, ein weiteres Kind als Ersatz für die Ermordete zu entführen, eine deutliche Spannung beim Lesen auf. Wird es ihm gelingen? Oder schafft es die Polizei vorher, ihn zu finden und seine Gefangene zu befreien?


    Auch die Ermittlungsarbeit der Polizei wird sehr gut und glaubwürdig dargestellt. Es gab zwar die eine oder andere Stelle, an der ich die Geistesblitze der Kommissarin etwas zu "zufällig richtig" fand, aber darüber ließ sich hinwegsehen. Schließlich will man als Leser ja, dass der irre Peter gefasst wird, bevor er ein weiteres Kind in seine Gewalt bringt.


    Bis dahin hätte es auch ein sehr guter Krimi werden können, wäre da nicht die Romanze zwischen der Kommissarin und ihrem Kollegen gewesen. Dieser Kollege ist ein aufdringlicher, nervtötender Mensch, der keine Gelegenheit auslässt, um die geschiedene Kommissarin anzubaggern und zu belästigen.

    Auch die Kinder der Hauptfigur gingen mir gehörig auf die Nerven. Die älteste Tochter hätte ich nach einer Woche in den Zug gesetzt und zu ihrem Vater zurückgeschickt, aber als gute Mutter muss die Kommissarin lächelnd darüber hinwegsehen. :roll:


    Fazit:
    Weniger Privatleben und Liebesgedöns hätte dem Buch gut getan. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!

  • Anstrengender Neubeginn


    Gleich am ersten Arbeitstag in ihrer neuen Dienststelle in Itzehoe bekommt es Oberkommissarin Lyn Harms mit einem komplexen Fall zu tun: die vierzehnjährige Nele Johannson, die seit elf Jahren vermisst ist, liegt tot am Elbstrand.


    Wo war das Mädchen während der letzten Jahre? Warum ist es so unnatürlich blass?

    Gemeinsam mit ihren neuen Kollegen macht sich Lyn Harms auf die Suche nach dem Täter, denn es sieht so aus, als ob er schon wieder zugeschlagen hat.


    Meine Meinung:


    Dieser Krimi ist der Beginn der Serie rund um Lyn Harm, die frisch geschieden mit ihren zwei Töchtern aus Bayern in ihre alte Heimat Itzehoe zurückkehrt. Neben den Problemen einer,
    nunmehr allein erziehenden Mutter, muss sich Lyn Harms in das neue Team einfügen. Das gelingt ihr recht gut, wenn auch Kollege Hendrik Wolff mit seinen Macho-Sprüchen ziemlich nervt. Die Töchter sind natürlich wenig erbaut, aus ihrer bisherigen Umgebung in Bayern gerissen zu werden und nach Schleswig-Holstein ziehen zu müssen. Entsprechend destruktiv verhalten sie sich manchmal.


    Die Ermittlungsarbeit ist vom Wettlauf mit der Zeit gekennzeichnet, denn der Täter, dem wir über die Schulter schauen dürfen, schaut sich um Ersatz für die tote Nele um.


    Obwohl die Leser wissen, dass „Peter“ der Täter ist, dauert es eine geraume Zeit, den Klarnamen und das Motiv zu erkennen. Interessant ist der Einblick in die Gedankenwelt
    Peters, der sich eigentlich sehr liebevoll um seine kleinen Gefangenen kümmert, die er „Anna“ nennt. Die Beziehung zwischen Peter und Anna, und wie das Mädchen seine Umwelt wahrnimmt, ist eindrucksvoll beschrieben.


    Fazit:


    Der Krimi hat mir gut gefallen, deshalb gibt es 4 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)