Victor Pelewin - Das Heilige Buch der Werwölfe/The Sacred Book of Were Wolves/Священная Книга Оборотня

  • A Hu-Li ist ein sogenannter Fuchsgeist aus China, der schon seit mindestens 2500 Jahren auf der Erde unterwegs ist. Ein direkter Abkömmling von Sun Wukong, dem Affenkönig, sind Fuchsgeister in der chinesischen Folklore überaus unbeliebt. Eine Mischung aus Sukkubi und Vampir locken sie Wanderer von Wegen herunter und spielen ihnen eine irreale Umgebung vor, obwohl sie sich in Wirklichkeit in einer Grabstätte befinden, neben der sie dann am darauffolgenden Morgen erschöpft aufwachen – oder auch nicht. Der erste Teil von „A Chinese Ghost Story“ gibt einem eine ganz gute Idee vom Wirken dieser Wesen.


    Tatsächlich ist die klassische chinesische Literatur voll von Geistwesen, die sich bemühen Wanderern – besonders keusch lebenden buddhistischen oder daoistischen Mönchen – ihre Yang-Energie zu rauben (in diesem Fall die aufsteigende sexuelle Energie des Mannes, die in einem buddhistischen oder daoistischen Heiligen seine Unsterblichkeit sichert), wie etwa in „Die Reise nach Westen“, wo solche Attacken ständig erfolgen.


    A Hu-Li hatte allerdings einst eine wichtige Begegnung und danach hat sie sich entschlossen aus ihrem Ernährungsakt einen Akt der gegenseitigen Verstärkung zu machen, wie dies etwa im daoistischen Buch der „Schlafzimmergeheimnisse“ praktiziert wird. Dies ist für sie umso leicht, da sie in Wirklichkeit gar nicht in einen sexuellen Akt mit einem Mann eintritt.


    Um ihre Nahrung in unseren modernen Zeiten zu finden sind viele Fuchsgeister zu Prostituierten geworden und so arbeitet A Hu-Li in der Gestalt einer etwa 16 Jahre alten Nymphe als Edelprostituierte in Moskau, wo sie das Leben und den Wandel der Gesellschaft immer noch als Außenstehende wahrnimmt. Ihr fester Stützpunkt ist zunächst das Hotel National, aus dem sie aber nach einem unglücklichen Zwischenfall fliehen muss. Und über ihren nächsten neuen Kunden gerät sie ausgerechnet an einen FSB-General, der noch dazu gegenüber ihrem Zauber unempfindlich ist, da es sich bei ihm um einen Werwolf handelt.


    Zwischen der kultivierten und gebildeten – und vergleichsweise alten – Füchsin und dem jungen Werwolf entspinnt sich eine ungewöhnliche Beziehung, in deren Verlauf der Werwolf viel über sich und seine Gesellschaft lernen muss – genau wie über Literatur, Philosophie und andere Bereiche des Wissens. Denn A Hu-Li hat im Laufe ihres Lebens mehr vergessen als hundert Menschen lernen könnten und sie benutzt dieses Wissen um ihren Liebhaber zu unterrichten – auch wenn dieser sich gegen einige der Lehren wehrt. Dann geht auf einmal eine überaus seltsame Verwandlung in ihm vor.


    A Hu-Li ist die Erzählerin dieses Romans, die mit in von klassischer chinesischer Literatur inspirierten Wendungen mit deutlich russischen Einschlägen spricht. Ihre Diskurse sind lang und ausgreifend und führen mit der Zeit immer mehr in eine bestimmte Richtung. Im Zuge dieser langwierigen philosophischen Ableitung voller Abzweigungen und Exkursionen in andere Gebiete findet sich auch immer wieder aus der Sicht der ewig Außenstehenden eine massive System- und Gesellschaftskritik, die sicherlich nicht jeder im heutigen Russland unbedingt gnädig betrachten wird. Obwohl sie ziemlich akkurat erscheint.


    Gegen Ende überwiegt allerdings die philosophisch-metaphysische Betrachtung mit ausgiebiger Sprachkritik, was nach einer gewissen Flüssigkeit des vorhergehenden Texts das Ende des Buchs ein wenig zu sehr konstruiert und ins Kafkaeske gerutscht erscheinen lässt. Aber es ist auch schwierig zu sehen, wie man dieses Buch hätte zufriedenstellend abschließen können. :montag::-k

  • Ich habe das Buch damals wegen des Klappentextes gekauft und auch durch gelesen. Gefallen ist aber etwas anderes. Dieses Ausschweifungen ihrer Gedanken und dann dieser Werwolf der dann doch was anderes ist... nein war absolut nicht mein Buch. Oder zumindest keines das ich zwei mal lesen werde. Teilweise sicherlich mal interessant, aber großteils konnte ich damit absolut nicht warm werden.