Sind Kurzgeschichten für Self Publisher sinnvoller?

  • Hallo,


    Meine Fantasy Trilogie "Der Schwarze Bund" hängt gerade im dritten Teil. Pro Band sind es jeweils ca 200 Seiten.
    Mittlerweile frage ich mich aber, ob ich mich eher auf das Schreiben von Kurzgeschichten konzentrieren soll.
    Zum einem kann man sich das Lektorat für einen kurzen Text eher leisten als wie für dicke Fantasy Schinken. Zum anderen könnte ich auf diese Weise öfter etwas veröffentlichen und bleibe im Gespräch.


    Was meint Ihr?

  • nur als Vorbemerkung: ich schreibe nicht selbst, antworte hier also quasi als "Laie"…


    aber nachdem ich grad erst ein Buch mit Kurzgeschichten gelesen habe, schließe ich mich der ziemlich verbreiteten Meinung an: es gibt nichts Schwierigeres, als eine fesselnde, runde, komplette Kurzgeschichte zu schreiben. Du hast nur wenige Seiten, um eine komplette Welt aufzubauen - Menschen zu charakterisieren, so dass der Leser sie erkennt und sich mit ihnen identifizieren kann… das Ambiente, die Umgebung, musst Du ebenfalls in diesem kurzen Umfang zum Leben erwecken - und dann das Ganze auch noch im Bereich der Fantasy, mit fremden Welten und unbekannten Dingen???? Das ist schon ein sehr hohes Ziel mit vielen Stolperfallen….. das würde ich mir an Deiner Stelle echt gut überlegen - denn vielleicht veröffentlichst Du dann mehr und kürzer hintereinander, aber vielleicht geht der Schuss dann auch schnell nach hinten los, wenn eine oder zwei Geschichten Deinen Lesern eben nicht gefallen.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Ich denke, Kurzgeschichten eignen sich höchstens als Spin-Offs zu normalen Veröffentlichungen, so wie es beispielsweise Poppy J. Anderson macht, indem sie zwischendurch kürzere Geschichten um Nebenfiguren aus ihren Romanen veröffentlicht oder Adriana Popescu,die ein zusätzliches Kapitel aus Sicht einer Hauptfigur, aus deren Perspektive im Roman selbst nicht erzählt wurde, veröffentlicht hat (allerdings kostenlos).


    Es hat schon seine Gründe, dass auch die meisten Verlage Kurzgeschichten nicht kaufen. Bei den wenigen Novellen, die veröffentlicht werden, liest man dann auch tatsächlich immer wieder in den Rezensionen, dass die Geschichte zu kurz war und man gerne noch weiter gelesen hätte. Das führt dann auch schnell mal zu Punktabzügen in der Bewertung.


    Insgesamt sehe ich das also wie Squirrel: lieber die Finger davon lassen und anderweitig im Gespräch bleiben, vielleicht durch Leseproben von fertigen Abschnitten, die inzwischen teils durchaus schon für Geld angeboten werden (z.B. von Don Both).

    Stell dir vor, es gibt nur einen Menschen, dem du vertraust. Der dich so sehen darf, wie du bist. Er ist deine Familie.
    Und plötzlich verliebst du dich in ihn.
    Wenn du es nicht wert bist, dass er dich liebt, wirst du alles verlieren.
    Was wirst du tun?

    Taranee: Zeiten des Zweifels

  • Ich schließe mich mal Squirrel als bloßer Leser ihrer Meinung an.


    Ich muss sogar sagen, dass ich es fast sogar schon schwierig finde, auf 200 Seiten eine glaubhafte Fantasy- Geschichte zu verfassen. Gerade im Bereich Fantasy / High Fantasy hat man doch meist eher richtig dicke Schinken vor sich liegen.
    Wenn man dann 3 mal 200 Seiten als Trilogie herausbringt, frage ich mich unwillkürlich, ob das nicht Geldmacherei des Verfassers / Verlags sein könnte, einfach um dreimal Geld einzukassieren. (Ich meine dich nicht persönlich, bitte nicht falsch verstehen, ich meine das rein allgemein.)


    Und Kurzgeschichten finde ich noch prekärer.
    Seitdem fast jeder einen E-Reader besitzt, sind ja sogenannte Novellas total in Mode. Zu jeder Reihe erscheinen 60 bis 80seitige lange "Kurzgeschichten". Meistens sind die ihr Geld nicht wert (sorry) und ich kaufe sie mir mittlerweile fast nur noch, wenn sie kostenlos sind.
    Ansonsten ist es aber eine Möglichkeit, vielleicht ein wenig Kohle für weniger Arbeit einzukassieren und Fans bei der Stange zu halten, während das neue Werk noch in der Mache ist oder die Fans nach einer Geschichte aus der Sichtweise von Person X oder Y schreien.


    Aber meines Erachtens ist es keine Möglichkeit, neue Fans zu gewinnen, wenn man nur Kurzgeschichten schreibt.
    Wie auch Squirrel schon geschrieben hat, ist es sicherlich schwieriger eine pointierte Kurzgeschichte zu verfassen als ein 1000seitiges Epos.


    Ich als Leser komme mir auch ein wenig veräppelt vor, wenn ein Autor seine Geschichten nur in kleinen Häppchen serviert.


    Als Zwischendurchsnack finde ich solche Geschichten okay, aber mehr auch nicht.

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • Puh, Kurzgeschichten sind eine eigene Form in der Prosa, die man handwerklich gut oder auch schlecht machen kann. Manche schreiben sie um an Wettbewerben teilzunehmen und so etwas Bekanntheit zu erreichen, weil sie gerne etwas gewinnen und/oder weil ihnen für etwas Längeres entweder der Atem oder die Zeit fehlt.


    Jede Erzählung hat eine mehr oder minder ideale Länge. Eine gute Kurzgeschichte lässt sich nicht notwendigerweise auf Romanlänge ausdehnen, während andere Geschichten sich besser für das Novellenformat oder den Roman - oder sogar für eien Romanreihe - eignen.


    Die Frage ist doch, warum man schreibt. Schreibt man um veröffentlicht zu werden und Geld zu bekommen, dann ist eine breite Streuung mit den neuen Medien sicherlich sinnvoll, da viel Kleinvieh aus verschiedenen Ecken eine Menge Mist erzeugen kann.


    Schreibt man, weil man einfach gerne schreiben möchte und wirft seine Erzeugnisse dann mehr oder minder auf gut Glück in den Markt, dann geht man vielleicht anders vor. Alice Munro sagt von sich, dass alles über 30 Seiten ihr zuviel sei und dafür hat sie letztens den Nobelpreis für Literatur bekommen. Gut für sie, die eine ziemlich gute Kurzgeschichtenschreiberin ist.


    Bekannte Romanschriftsteller nutzen Kurzgeschichten um kleinere Ideen umzusetzen, die in einem Roman ihrer Meinung nach keinen Platz haben, um mal andere Gerne auszuprobieren oder weil sie jemand gefragt hat, ob sie Lust hätten an einer Anthologie zu einem bestimmten Thema teilzunehmen. Das ist manchmal gut und manchmal weniger gut, denn nicht jeder gute Romanautor ist zwangsläufig auch ein guter Kurzgeschichtenautor.


    In Buchform kamen Kurzgeschichten lange Zeit nur in Anthologien vor - genau wie Gedichte - mit dem Problem, dass sich Geschichten schlecht veröffentlichen ließen, wenn nicht gerade eine Anthologie zu dem Thema, über das man geschrieben hatte, anstand. Dann konnte man auf entsprechende Magazine ausweichen, aber die haben in der Regel ein sehr spezialisiertes Publikum und so erreicht man damit auch nur eine mehr oder minder hermetisch angeschlossene Publikumsgruppe.


    Da ist das e-publishing eine große Hilfe, da es den Autorinnen und Autoren ermöglicht eine gegebene Kurzgeschichte relativ schnell unters Volk zu bringen und dies für gleichzeitig vergleichsweise günstige Konditionen. Die Idee, dass Kurzgeschichten nur als Spin-Offs zu etablierten Reihen eignen halte ich für fragwürdig. King, Deaver, Poe, Doyle uvm. haben etliche Kurzgeschichten geschrieben, die jeweils für sich alleine stehen und ihren höchst eigenen literarischen Wert haben. Dass heute - in der Frühzeit des epublishing - reihenbezogene Spin-Offs dazukommen ist ein typisches Kommerzialisierungsphänomen, wie man es zum Beispiel in Europa auch nach Einführung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern beobachten konnte. Eine Textart dafür zu verdammen, dass ein Teil der Autoren damit in erster Linie mehr Geld verdienen möchte, erscheint mir da ein wenig übertrieben.


    Novellas - nicht zu verwechseln mit Novellen im fachwisseshcaftlichen Sinne der Germanistik - haben ein anderes Problem, da von ihnen weniger in ein Buch passen als Kurzgeschichten. Stepphen King hat in einer längeren Begelitschrift zu "Different Seasons"/"Frühling, Sommer, Herbst und Tod" in den 80er Jahren etwas darüber geschrieben, warum es so schwierig ist Novellas zu veröffentlichen. Sicher mag einen als Rezensent eine Geschichte von der Länge nicht befriedigen, weil sie einem viel Spaß gemacht hat, aber eine gute Novella, die inhaltlich vollständig ist und in sich rund kann ein sehr zufriedenstellendes Leseerlebnis sein. Wenn Lücken bleiben - also nicht, wenn man gerne mehr gehabt hätte, weil es einem so gut gefallen hat -, dann liegt hier vielleicht ein Romanstoff vor, der aus irgendeinem Grund nicht ganz ausgearbeitet wurde. Immer wieder haben Autoren solche Stoffe aufgegriffen und diese dann später auf Romanlänge verlängert.


    Pauschale Aussagen sind hier unsinnig, weil über einige Jahrhunderte Veröffentlichungsgeschichte, mit technischen Veränderungen und Verschiebungen der Lesegewohnheiten jede mögliche Aussage für irgendeine Leser- oder Autorengruppe irgendwann irgendwo mal irgendwie gestimmt hat. epublishing ermöglicht nun mehr Kruzgeschichten zu veröffentlichen als früher - egal ob im Selbstverlag (schönes deutsches Wort, das es schon sehr lange gibt) oder mit einem Vertrag bei einem Verlagshaus. Man sollte sie nutzen. Zum Üben, zum Veröffentlichtwerden, einfach um Geld zu machen oder wozu auch immer.


    Zur Ausgangsfrage eine Gegenfrage: Was ist Dir wichtiger: Dein Schreiben zu verbessern und zu variieren oder im Gespräch zu bleiben und möglichst viel Geld zu verdienen? Die Frage musst Du Dir selbst beantworten und der Rest sollte sich dann daraus ableiten. Es kann natürlich auch passieren, dass sich die eigenen Prioritäten immer mal wieder ändern. 8)

  • Vielen Dank für die bisherigen Antworten.


    Auf die Gegenfrage von K.-G. Beck-Ewe möchte ich zuerst eingehen:
    Der Hauptgrund, warum ich mit Kurzgeschichten liebäugel, ist das Lektorat. Es ist bei kürzen Texten natürlich günstiger und somit für mich erschwinglich (ein Lektorat für den kompletten Schwarzen Bund kann ich mir schlichtweg nicht leisten).
    Durch die Zusammenarbeit mit der Lektorin kann ich viel lernen und mich verbessern.
    Wenn ich also, nach meiner Theorie, alle paar Monate eine Geschichte schreibe und mir jedes Mal ein professionelles Feedback über meine "Schreibkünste" einholen kann, könnte ich irgendwann mal richtig gut werden.


    Ansonsten weiß ich aus eigener Erfahrung, dass ich lieber lange Geschichten lese als Kurzgeschichten. Eben aus den oben genannten Gründen wie z.b. Charakterausbau etc.


    Kurz noch zu Elskamin, was die Geldmacherei angeht: Habe ich nicht als Angriff verstanden, sondern als Hinweis. Der Gedanke ist ja auch gar nicht mal so abwegig...
    Ich schreibe als Hobby und muß mir die Zeit zum Schreiben immer freiboxen. Das klappt nicht immer. Die traurige Wahrheit ist, dass die Anfänge vom Schwarzen Bund mittlerweile über 10 Jahre alt sind und die Geschichte ist immer noch nicht fertig. Okay, es gab Jahre, in denen ich nicht geschrieben habe. Da kommt einem die Idee, daraus 3 in sich abgeschlossene Geschichten zu machen. Auf diese Weise kann man den ersten Teil "raushauen" und bekommt endlich mal ein erstes Feedback (DSB1 war meine erste Veröffentlichung). Das macht dann genug Mut zum Weiterschreiben.

  • Bei mir ist es so, dass ich zwischendurch einfach mal zündende Ideen habe, die sofort verarbeitet werden wollen und obendrein nicht für ein Werk in Romanlänge geeignet sind. So geschehen in meinem letztem Werk Harzwolf, wobei dies von der Länge wenigstens gerade genug war, um außer als eBook auch als Taschenbüchlein zu erscheinen. Mein nächstes Werk wird dagegen ein 300 Seiten umfassender Thriller. Ich wäre auf Dauer auch nicht glücklich damit, ausschließlich 60-seitige Büchlein zu verfassen, aber ab und zu lockert das die Arbeit auf. Außerdem kann man damit gut die Leute anködern, die von einem dicken Buch mit vielen Seiten zunächst einmal abgeschreckt sind. Aber wenn sich die 60-Seiten-Geschichte gut gelesen hat, greifen sie das nächste Mal bei diesem Autoren vielleicht auch zum Wälzer.


    Das bezieht sich bei mir allerdings immer auf in sich abgeschlossene Handlungen. Ich halte nichts davon, einen Roman normaler Länge auf kurze Teile aufzusplitten, das wirkt für mich als Leser wie unnötige Geldmacherei.

  • Hm, also ich persönlich halte auch nichts davon, Kurzgeschichten einzeln kostenpflichtig zu veröffentlichen. Das wirkt tatsächlich oft als Geldschneiderei. Natürlich kann eine gut geschriebene Kurzgeschichte auch ihre 99 Cent wert sein - aber davon gibt es in meinen Augen nur sehr wenige. Wenn man das dagegen kostenlos macht, finde ich das okay. Auch so kann man im Gespräch bleiben.


    Womit die anderen natürlich unbedingt recht haben ist, dass es ziemlich schwer ist, eine Kurzgeschichte so zu schreiben, dass nichts darin zu kurz kommt. Man muss sich wirklich gut überlegen, was man mit hinein bringt und was nicht.


    Ich selber halte es so, dass alle meine Kurzgeschichten nicht erotischer Art sowieso kostenlos zu lesen sind (z.B. Zwielicht, Immer diese Männer, Vampire gibt es nicht, Der Lichterbaum, Eine unmögliche Entscheidung u.v.m.). Die erotischen Kurzgeschichten/Kurzromane fasse ich dagegen zu einer Sammlung zusammen, sodass auch hier wieder über 200 Normseiten zusammenkommen. So stelle ich sicher, dass meine Leser für ihr Geld auch etwas geboten bekommen und sie nie ihrem ausgegebenen Geld hinterhertrauern müssen :lol:
    Lediglich den erotischen Kurzroman "Verdammte Liebschaften", der eine Vorgeschichte zu einem meiner Romane ist, habe ich kostenlos zur Verfügung gestellt. Zum einen, weil sich der Leser so davon überzeugen kann, ob ihm mein Schreibstil liegt, zum anderen damit er sich überlegen kann, ob Erotik überhaupt etwas für ihn ist.


    Und was das Lektorat angeht - wenn man nicht so viel Geld im Voraus ausgeben kann und möchte, gibt es auch Lektoren, die z.B. nur das erste Kapitel lektorieren. Anhand dessen kann man als Autor oft schon recht gut sehen, woran es hakt. :wink:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • K.-G. Beck-Ewe hat mir viel Schreibarbeit abgenommen,viel davon habe ich mir nämlich auch gedacht, als ich deine Frage gelesen habe :lol:


    Als Leser irritiert mich die Fragestellung auch ein wenig. Eine Geschichte - so zumindest meine vielleicht etwas naiven Gedankengänge - sollte doch in der Form veröffentlicht werden, die am besten zu ihr passt. Einige Geschichten funktionieren nur als Kurzgeschichte, andere nur als 1.000-Seiten-Wälzer, wieder andere als Novelle (oder heute auch als Novella).
    Natürlich passiert es wahrscheinlich mal, dass sich eine geplante Kurzgeschichte zum Roman auswächst.


    Um dich selbst zu verbessern, um das "handwerkliche" Schreiben zu üben, sind Kurzgeschichten vielleicht gar nicht so schlecht. Das würde ich aber vollkommen unabhängig von einer Veröffentlichung sehen.
    Und, wie oben schon erwähnt: Kurzgeschichten sind etwas vollkommen anderes und erfordern ganz andere Stilmittel, als ein Roman. Wer gute Kurzgeschichten schreibt, ist nicht zwangsläufig auch in der langen Form gut :wink:

  • Die Frage mit den Kurzgeschichten stelle ich mir auch gerade, und da war es natürlich auch interessant für mich, die bisherigen Meinungen zu lesen. Tatsächlich finde ich meine Meinung in dem bisher Gesagten auch mehr oder weniger wieder, aus statistischen Gründen aber nochmal eine Kurzfassung aus meiner Sicht:

    • Kurzgeschichten "passend" zu einem Roman würde ich als Reklameaktion sehen und kostenlos anbieten.
    • einzelne Kurzgeschichten (unter Kurzgeschichte verstehe ich maximal ca. 30.000 Zeichen) würde ich nicht für Geld anbieten.
    • eine Kurzgeschichtensammlung will ich evtl. demnächst mal herausgeben und sehe das auch als "Lückenfüller", da es bis zum nächsten Roman noch Jahre dauern kann (bin eben auch "Nebenerwerbsautor").
  • Ich muss jetzt noch mal klarstellen, dass ich nicht sagen wollte, dass Kurzgeschichten sich nur als Marketinginstrument eignen und sonst keine ernstzunehmende Literaturgattung darstellen.


    Meine Antwort war explizit auf die Frage des Threaderstellers bezogen, die darauf zielte, ob es sich lohnt, aus Marketinggründen nur noch Kurzgeschichten zu schreiben. Und da habe ich eben die Beobachtung gemacht, dass Kurzgeschichten auf dem derzeitigen Indie-Markt vornehmlich als Spin-Offs erfolgreich (allerdings auch dort mit Vorsicht zu genießen) sind.


    Ansonsten kann ich die Posts von K.-G. Beck-Ewe und wintermute nur unterschreiben.

    Stell dir vor, es gibt nur einen Menschen, dem du vertraust. Der dich so sehen darf, wie du bist. Er ist deine Familie.
    Und plötzlich verliebst du dich in ihn.
    Wenn du es nicht wert bist, dass er dich liebt, wirst du alles verlieren.
    Was wirst du tun?

    Taranee: Zeiten des Zweifels

  • Ich stimme Kristin zu.
    Auch ich hatte den Gedanken, mich auf Kurzgeschichten zu konzentrieren und hatte dabei den amerikanischen Markt als Vorbild genommen. Im Nachhinein keine gute Idee. Es scheint seltsamerweise tatsächlich so zu sein, dass sich sowohl der Buchmarkt, wie auch das Leseverhalten in den USA ganz anders als hierzulande darstellt. Mein Versuch, den Fantasyroman "Die Saga vom letzten Kriegsbarden" als Kurzgeschichtenreihe zu günstigen Preisen auf den Markt zu bringen, kann als gescheitert betrachtet werden. Umgeschrieben als großer Roman (450 Seiten) findet er hingegen deutlich mehr Aufmerksamkeit und Anklang bei der Leserschaft.


    Der deutsche Leser, so mein Eindruck, bevorzugt ganz klar umfangreiche Bücher. Aus diesem Grunde bin ich selbst wieder auf große Romane umgeschwenkt, allerdings veröffentlicht in unserem Verlag M.K. Bloemberg erotische Kurzgeschichten. Im Erotik-Genre scheint es sich etwas anders zu verhalten, denn dort finden die Kurzgeschichten guten Absatz.



  • Auch ich hatte den Gedanken, mich auf Kurzgeschichten zu konzentrieren und hatte dabei den amerikanischen Markt als Vorbild genommen. Im Nachhinein keine gute Idee. Es scheint seltsamerweise tatsächlich so zu sein, dass sich sowohl der Buchmarkt, wie auch das Leseverhalten in den USA ganz anders als hierzulande darstellt. …

    Naja, auch in den USA werden mehr Romane als KG verkauft … Als Beispiel seien nur einmal Stephen Kings Romane genannt, allesamt Bestseller. Seine KG-Sammlungen verkaufen sich da lange nicht so gut.


    Dennoch verkaufen sich auch hierzulande KG-Sammlungen und "Kurzromane" (die manche "Novellen" nennen). Manche davon sogar ganz ordentlich.


    Es kann für Selfpublisher mitunter auch sinnvoll sein, einen Nischenmarkt (wie etwa Kurzgeschichten) zu suchen, als in einem Massenmarkt (z.B. Chick-Lit, klassische Fantasy, Mittelalter-Historienschinken, o.ä.) unterzugehen.


    Meine zwei Cent.

  • Ich persönlich stehe mit dieser Form des Schreibens seit jeher arg auf dem Kriegsfuß. Zum einen fordern die Charaktere immer ein Stück vom Kuchen ein, sobald der Plot sich vor mir entfaltet, zum anderen möchte ich einer Welt gerecht werden, von der einen Ausschnitt zu zeigen mit glatt vorkommt als wäre das nur ein Teaser. Die Schwierigkeiten sind bereits von euch benannt worden. Allerdings habe ich auch noch etwas beizutragen, was interessant sein könnte. Es gibt einen Trend in der Fantasy, einen klar erkennbaren. Nehmen wir zum Beispiel mein Umfeld. Ich bin mit einem wirklich in der Zahl nicht mehr genau zu beschreibendem Haufen von Fantasy-Autoren bekannt. Schränken wir es einmal auf dreihundert ein. (Für jeden Fantasyautoren sei der Tintenzirkel empfohlen an dieser Stelle) Die meisten schreiben neben ihrem Brotverdienst und ringen sich zwischen dem überkochenden Nudeltopf, dem klingelnden Telefon und dem kreischenden Baby noch ihre drei-fünf Worte ab, bevor sie ins Bett fallen. Oft spüre ich bei genau diesen, dass sie sich alle Mühe mit einer kleinen und funktionierenden Geschichte geben. Nicht wenige veröffentlichen dann in Kleinverlagen durch Wettbewerbe in Anthologien. Manche eröffnen sogar ihre eigene Antho, wenn sie dem Verleger ein stimmiges Thema und eine überzeugende "Crew" zusammenstellen. [Ein Projekt übrigens, das ich mir in diesem Forum ebenfalls gut vorstellen kann] Die Kleinverlage, so zum Beispiel Torsten Low, verkaufen diese Anthologien mittlerweile sehr gut. Sie werden auf Conventions wie der BuCon mit dem DPP ausgelobt, sogar in einzelner Kategorie. Sie regen den ebenfalls vielbeschäftigten Leser zu einem kurzen Ausflug in die Anderswelt an - und sie sind durch eine strenge Auswahl und vielfältige Themen spannend, abwechslungsreich und dennoch fordernd. Die Verkaufszahlen sprechen für sich. Es geht bergauf mit Kurzgeschichten. Aber meine Form ist es immer noch nicht und wird es auch nicht werden :loool:

  • Die Frage ist natürlich nicht mit ja oder nein zu beantworten. Ich möchte auch nicht zu ausführlich werden. Hier einige meiner Gedanken zu der Frage:


    1.) Es gibt viele schöne kurze Geschichten (ich nehme an, du meinst nicht wirklich das Genre "Kurzgeschichte" (?), denn das ist viel spezieller und sehr schwierig). Aber ich käme kaum auf die Idee, online Geld dafür zu bezahlen.
    2.) Daraus ergibt sich: Wenn du es auf den Werbeeffekt anlegst, dann schreibe wenige, wirklich gute kurze Geschichten und veröffentliche die für umsonst. Damit weist du vortrefflich auf deine "richtigen" Bücher hin.
    3.) Schreibe Bücher unterschiedlicher Längen und Preisklassen um einen möglichst großen potenziellen Leserkreis zu erreichen. Generell verkaufen sich längere E-books besser als kurze (sagt eine Marktforschungsstory, an die ich gerne glauben möchte :wink: ). Unterschiedliche Preise sorgen dafür, dass dein Gesamtwerk besser sichtbar wird. Wenn der Preis dann der jeweiligen Buchdicke etwas angepasst ist, dann wird sich auch niemand über die uneinheitlichen Preise beschweren.
    4.) Vergiss dabei aber nicht, was du am besten kannst. Falls für dich das Schreiben von 200-Seiten-Büchern zu den befriedigsten Ergebnissen führt, dann tu dir nicht den Zwang an, unbedingt in einen anderen Bereich vordringen zu wollen.


    (Diese Hinweise beziehen sich hauptsächlich auf Selfpublishing von E-books)

  • Ich klinke mich auch mal in die Diskussion ein.
    Da ich seit ein paar Jahren Kurzkrimis etc. für Zeitschriften schreibe (die Rechte bleiben aber bei mir), kommt da einiges zusammen. Nicht besonders literarisch wertvoll, aber eben ein netter Zeitvertreib im Wartezimmer etc. Ich sammle immer 10 - 20 Stück und mache dann einen Band daraus.
    Man wird nicht reich davon, aber es sind jeden Monat rund 50 Euro, die ich dafür überwiesen bekomme, besser als nichts.
    Ist natürlich nicht zu vergleichen mit den oben genannten Fantasy-Kurzromanen, das ist mir klar.
    Ich wollte nur ein bisschen Mut machen, falls jemand auch einiges an Geschichten gesammelt hat. Einstellen als ebook kostet nichts und ein wenig Geld bringt es auch!
    toi toi toi!

  • Zum einem kann man sich das Lektorat für einen kurzen Text eher leisten als wie für dicke Fantasy Schinken

    Das gilt aber nur im Hinblick darauf, inwieweit Du für Dein Buch finanziell in Vorleistung treten kannst. Unter dem Strich dürfte die Rechnung dagegen nicht aufgehen, denn den geringeren Ausgaben für das Lektorat steht aller Wahrscheinlichkeit nach ein niedrigerer Verkaufspreis gegenüber, über den das Geld wieder reinkommen muss.


    Ansonsten solltest Du Dir überlegen, wo Deine Prioritäten liegen. Geht es Dir eher um den wirtschaftlichen Erfolg? Dann ist es vielleicht tatsächlich sinnvoll, mal etwas einzuschieben, das Du in kürzerer Zeit fertigstellen kannst, um (hoffentlich) Einnahmen zu generieren und den Boden für Verkäufe nicht verdorren zu lassen, wenn das Hauptwerk nicht so aus der Feder fließen will. Falls der Spaß am Schreiben im Vordergrund steht, dann schreib das, was Dir Spaß macht, und mach Dir um die Veröffentlichung einen Kopf, wenn es soweit ist.