James Owen - Kai Meyers Mythenwelt / Die ewige Bibliothek

  • Klappentext:
    "Natürlich, eine alte Handschrift ..."
    In Wien stellt ein archaischer Codex die Fachleute vor ein Rätsel: Er enthält nordische Mythen und Leenden, die weit über die bekannte Edda hinausgehen. Damit nicht genug - auf dem Rand des Pergamentes lassen sich Anmerkungen des Komponisten Richard Wagner entziffern, die belegen, dass der Codes die wahre Vorlage für seinen "Ring der Nibelungen" darstellt.
    Woher stammt dieser wertvolle Fund? Der mysteriöse Mathematiker Juda berichtet von einer zeitlosen Bibliothek, die im schneebedeckten Felsmassiv des Himalaya verborgen liegt. Die Suche nach der Wahrheit gipfelt in einem tragischen Höhepunkt in Bayreuth, wo sich auf den Wagner-Festspielen das Ende der Welt ankündigt ... und eine neue, gespenstische Schöpfungsgeschichte ihren Anfang nimmt.

    Meine Meinung:

    Kai Meyer schreibt im Vorwort, dass er das Konzept für die Mythenwelt-Reihe entworfen und James Owen die einzelnen Bände geschrieben hat. Bei Erscheinen des ersten Bandes waren bereits vier Bände von geplanten sieben geschrieben. Warum aus den restlichen drei Bänden nichts wurde, konnte ich nicht herausfinden.


    Wer mit Kai Meyers Werken vertraut ist, spürt beim Lesen immer mal wieder seinen Geist über manchen Ideen schweben, doch ansonsten ist Owens Werk sehr eigenständig. Er hat einen anderen Erzählstil als Meyer, verbindet aber wie dieser Mythen mit geschichtlichen Hintergründen, mystische Persönlichkeiten mit historischen Menschen, Phantasie mit Physik, und macht aus dem ganzen eine sehr komplexe Handlung, in der erst am Schluß deutlich wird, worauf das Ganze eigentlich hinauslaufen sollte. Natürlich werden nicht alle Fragen beantwortet, die die Leserin hatte, aber schließlich handelt es sich ja auch um eine Serie.


    Immer wieder kommen Stellen, die zum Standardrepertoire des Mystery-Thrillers gehören. Doch bevor ich mit den Augen rollen konnte, machte einer der Professoren eine entsprechende Bemerkung oder zog die Glaubwürdigkeit des Ganzen in Frage. Er erhielt dann eine Erklärung, die der Sache einen neuen Blickwinkel gaben und zu weiteren Diskussionen führte. So schnitt der Autor zwar die gängigen Zutaten des Genres an, schaffte es dann aber, etwas neues daraus zu machen.


    Man merkt übrigens, dass James Owen Comic-Zeichner ist. Manche Szenen schienen mir in Panels angelegt zu sein wie ein Comic, vor allem, wenn es spannend wurde. Ich hatte den Eindruck, von einem Bild zum nächsten zu huschen, manchmal ohne verbindene Elemente zwischen den einzelnen Bildern. Dadurch wird der Erzählstil sehr plastisch, man hat das Gefühl mitten in der Handlung zu sein. Andererseits hatte ich dadurch aber auch den Eindruck, nicht immer alles mitzukriegen - ein Problem, dass ich auch bei Graphic Novels mitunter habe.


    Sehr gut fand ich die ausführliche Erläuterung der mythologischen Hintergründe sowie die philosophischen und physikalischen Gedankenspiele. Ich habe nicht alles verstanden, aber ob das an besagtem Erzählstil lag oder schlicht mit dem sehr komplexen Thema zu tun hatte, kann ich nicht sagen. Dafür freute ich mich, wenn ich mal wieder einen Bezug zu Literatur, Musik oder anderem geistigem Kulturgut entdeckte.


    James Owen ist Amerikaner und hat die vier Bände auf englisch verfasst. Ins Deutsche übertragen wurden sie von Sara Schade. Leider habe ich mich über die Übersetzung öfters geärgert. Stilistisch gibt es daran nichts auszusetzen, Frau Schade formuliert wundervolle Sätze. Nur mit dem Wortschatz hat sie es nicht so. So bezeichnete sie zum Beispiel die Bayreuther Festspiele einmal als "Festival", und den Quastenflosser ließ sie durchgehend unter dem Namen "Coelicanthus" auftreten. Aber das sind eher Kleinigkeiten, die den Lesegenuß nur geringfügig minderten.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!