Rosemary McLoughlin - Die Frauen von Tyringham Park / Tyringham Park

  • englischer Originaltitel: Tyringham Park

    Autorin


    Rosemary McLoughlin ist gebürtige Austrialierin, lebt nun aber schon seit mehr als vierzig Jahren in Irland. Sie ist nicht nur passionierte Malerin, sondern auch eine talentierte Autorin: Ihr Debütroman „Die Frauen von Tyringham Park“ wurde in gleich zwei Kategorien für den „Irish Book Award“ nominiert.
    (Quelle: Verlagsinfo)


    Inhalt


    Ganz im Süden Irlands befindet sich das prächtige Anwesen von Lord und Lady Blackshaw. Tyringham Park ist ein Ort voller Prunk und Privilegien. Doch ein verhängnisvolles Ereignis im Jahr 1917 zerstört den Frieden des Hauses: Victoria, die jüngste Tochter der Familie, verschwindet spurlos. Wurde sie entführt? Oder gar ermordet? Nicht nur die Blackshaws sind tief getroffen, auch die Dienstboten trauern um das kleine Mädchen. Fortan liegt ein Schatten über Tyringham Park, der das Leben aller verändert, die Victoria gekannt haben. Nur mit der Wahrheit, die schließlich ans Licht kommt, hätte niemand gerechnet ...
    »Große Gefühle und düstere Geheimnisse. Eine bis zum Schluss fesselnde Familiensaga« Irish Independent
    (Quelle: Verlagsinfo)


    Eigene Inhaltsangabe


    Der Roman „Die Frauen von Tyringham Park“ von Rosemary Mc Loughlin beginnt im Jahr 1917 auf einem auf einem irischen Landgut, in Besitz der englischen Familie Blackshaw. Lady Edwina und ihr wesentlich älterer Mann Lord Waldron Blackshaw haben zwei Töchter, Victoria und Charlotte. Während Lord Waldron seine meiste Zeit in London verbringt, wendet sich Edwina, die eine begeisterte und ehrgeizige Reiterin ist, der Pferdezucht zu. Die Erziehung und Betreuung ihrer Töchter legt sie gänzlich in die Hände von Angestellten und Kindermädchen.


    Der Roman setzt ein, als Edwina mit ihrer 22 Monate alten Tochter Victoria, die in ihrem Kinderwagen schläft, spazieren geht. Sie stellt den Wagen neben dem Stall ab und kümmert sich um ein Pferd. Dann passiert das Unfassbare. Als Edwina zum Kinderwagen zurückkehrt, ist Victoria spurlos verschwunden. Da der Fluss, der neben den Stallungen vorbeifließt, sehr viel Wasser führt, wird sogleich eine große Suchaktion gestartet. Doch Victoria bleibt verschwunden.
    Am gleichen Tag verlässt eines der Kindermädchen, Theresa, das Gut, um nach Australien auszuwandern. Nun ist Victorias achtjährige Schwester Charlotte der griesgrämigen Schwester Dixon ausgeliefert, die das Kind psychisch vernachlässigt. Charlottes Kindheit verläuft sehr traurig. Der einzige Lichtblick sind die Reitstunden mit Manus, dem Stallmeister. Sie entwickelt sich zu einer sehr begabten Reiterin doch anlässlich einer Jagdgesellschaft auf Tyringham Park ereignet sich ein weiterer Schicksalsschlag, der die Familie zwingt, das schöne Landgut zu verlassen, um in ihrem Stadthaus in Dublin zu leben.


    Auch wenn die gehässige Schwester Dixon die Familie verlassen hat, leidet Charlotte weiterhin unter der emotionalen Vernachlässigung und Feindseligkeit ihrer Mutter. Lord Waldron stellt für Charlotte einen Hauslehrer ein, der ihr Talent zur Malerei weckt und fördert. Charlotte scheint nach der Reiterei eine neue Bestimmung gefunden zu haben.



    Meine Meinung


    Ich habe das Buch gelesen, weil es in den Ankündigungen verglichen wurde mit „Downton Abbey“ und ich diese Serie über alles liebe. Doch anders als in „Downton Abbey“, wo das Haus selber für Werte wie Ehre und Tradition steht und die Geschichte von der ganzen Familie oben sowie der Angestellten in der unteren Etage erzählt wird, handelt „Tyringham Park“, wie der englische Originaltitel lautet, vorwiegend von Charlotte. Der Geist des Hauses hat sich mir überhaupt nicht vermittelt. Es werden durchaus die unterschiedlichen Stände der Angestellten, sowie der Herrschaften dargestellt, aber die Beziehungen erwachen nicht wirklich zum Leben.


    Die Protagonistin Charlotte ist eine sehr tragische Figur, die in ihrer frühen Kindheit den Verlust ihrer kleinen Schwester verkraften muss und der tyrannischen Schwester Dixon ausgeliefert ist. Von ihrer Mutter erfährt sie keinerlei mütterliche Liebe, obwohl sie immer wieder um deren Anerkennung buhlt. Ich möchte nicht zuviel verraten, wohin das Leben Charlotte führen wird. Aber es gibt immer wieder sehr düstere Phasen, in denen sie sich gehen lässt und die ich beim Lesen als sehr bedrückend empfunden habe.


    Der rote Faden, der durch das Buch führt, ist das ungewisse Schicksal der kleinen Victoria. Charlotte fühlt sich für ihr Verschwinden verantwortlich und wird immer wieder von Alpträumen und depressiven Phasen heimgesucht. Ihre Entwicklung lässt aber zwischendurch immer wieder Hoffnung aufkommen. Mir hat besonders gut gefallen, als Charlotte ihre Talent und ihre Liebe zur Malerei entdeckt hat. Ebenfalls haben mir Beschreibungen der Landschaften recht gut gefallen. Leider sind aber immer wieder genau diese positiven Aspekte zu einem abrupten Ende gekommen und wurden meiner Meinung nach nicht optimal abgerundet.


    Die Handlung ist recht spannend und flüssig geschrieben und durch das ungewisse Schicksal Victorias sowie einer anderen Person wird die Spannung durchgehend auf einem gewissen Niveau gehalten. Am Ende löst sich einiges auf, es bleiben aber einige losen Enden, von denen ich nicht einschätzen kann, ob sie in einer Fortsetzung weitergeführt werden oder ob es sich nur um Nebenhandlungen handelt, die man hätte weglassen können.
    Die erste Hälfte des Buches hat mir recht gut gefallen, aber als sich die düsteren Phasen immer wieder wiederholten, hat es mich zu sehr heruntergezogen. Das Ende gefällt mir leider gar nicht. Das möchte ich gar nicht weiter kommentieren, weil ich sonst leicht zuviel verraten würde.



    Mein Fazit


    Ich bin leider enttäuscht von diesem Buch, weil ich aufgrund des Marketings etwas ganz Anderes erwartet habe. Es handelt sich um eine düstere Geschichte über die Folgen von Misshandlung und dem Mangel an elterlicher Liebe, vor einer durchaus gut gezeichneten historischen Kulisse. Sicher haben solche Bücher auch ihre Daseinsberechtigung, nicht zuletzt weil sie wahrscheinlich realistischer sind, als der Großteil der historischen Romane, die den Buchmarkt beherrschen. Da ich aber vorwiegend zur Unterhaltung lese, bevorzuge ich doch eher zuversichtlichere Geschichten, Figuren und deren Entwicklungen. Hier waren mir die Charaktere zu flach und zu frustrierend.


    Von mir erhält dieses Buch leider nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Felicitas18 ()

  • Meine Meinung
    Auf der Buchrückseite steht: „Wenn Sie Downton Abbey mögen, werden Sie diesen Roman lieben!“ Wer mit großen Worten wirbt, sollte sich daran messen lassen. Von Downton Abbey habe ich alle Staffeln gesehen. Ich würde mich nicht als Fan bezeichnen, gefallen haben sie mit trotzdem. Geht man mit diesen Erwartungen an den Roman von Rosemary McLoughlin, macht sich schnell Ernüchterung breit. Kann man sich beim großen Vorbild sowohl vom Leben der Herrschaft als auch von dem der Bediensteten ein gleichermaßen gutes Bild machen und gibt es eine Vielzahl von agierenden Personen, geht es in „Die Frauen von Tyringham Park“ vorrangig um Charlotte. Der Leser begleitet sie durch ihr Leben von 1917, dem Zeitpunkt des Verschwindens ihrer kleinen Schwester Victoria, bis zum Jahr 1943. Vom Personal spielt lediglich Dixon, das damalige Kindermädchen, eine Nebenrolle. So muss man sich recht schnell von dem Vergleich lösen und diesen Roman für sich allein betrachten. So gesehen ist er ein solider Roman, der besonders durch die Beschreibung der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Irland vorherrschenden Moralvorstellungen lebt. Die Personen waren so beschrieben, dass ich mir ein gutes Bild von ihnen machen konnte und sie in ihrem Tun und Lassen verständlich waren. Sprachlich ist der Roman einfach erzählt, sodass er sich schnell und flüssig lesen ließ. Allerdings gab es an ein paar wenigen Stellen ein paar Ungenauigkeiten, die jedoch auch durch die Übersetzung entstanden sein konnten.


    „Die Frauen von Tyringham Park“ ist ein solider, unterhaltsamer Roman, den der Vergleich mit der Serie nur belastet. Wer an diesem Roman Gefallen gefunden hat, kann sich auf die für Februar 2015 angekündigte Fortsetzung „Rückkehr nach Tyringham Park“ freuen.


    Ich bewerte diesen Roman mit :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe Die Frauen von Tyringham Park gestern auch beendet und bin ein wenig ratlos zurückgeblieben. Ich bin ein großer Fan der Serie Downton Abbey, und bin schon alleine deswegen nicht um den Titel herumgekommen. Die einzige Parallele ist aber eigentlich, dass ein prächtiges Anwesen im Mittelpunkt steht. Bei Downton Abbey liegt der Reiz der Geschichte darin, dass der Zuschauer zu beinah gleichen Teilen am Leben der Herrschaften, wie auch des Gesindes teilnimmt, was bei Tyringham Park nicht der Fall ist.


    Der Plot war schon spannend, auch wenn zwischendurch über weite Strecken überhaupt niemand mehr über Victoria und ihr mysteriöses Verschwinden gesprochen hat, war es ja zumindest am Anfang und am Ende des Buches ein großes Thema. Gestört hat mich ein wenig, dass es unter all dem Personal des Romans eigentlich keinen einzigen Sympathieträger gab. Da war niemand, mit dem man sich so richtig identifizieren konnte. Edwina Blackshaw (die Mutter von Charlotte und Victoria) und Schwester Dixon (das Kindermädchen) hat man ja schon fast alles Schlechte an den Hals gewünscht, so durch und durch verkorkst wie die beiden sind. Und auch mit der erwachsenen Charlotte hatte ich so meine Probleme.


    Downton Abbey ist irgendwie so locker und leicht, auch diese Familie hat von Zeit zu Zeit schwere Schicksalsschläge hinzunehmen, lebt aber dennoch über weite Strecken glücklich und zufrieden vor sich hin. Bei Tyringham Park passieren irgendwie nur schlimme Dinge, da wird man ja beim Lesen schon ganz depressiv.


    Anhand der Buchgestaltung (Cover) und der Werbung (Downton Abbey), hatte ich ein völlig anderes Buch erwartet. Wenn man mit einer ziemlich festen Erwartungshaltung an die Lektüre geht und feststellt, dass man doch etwas ganz anderes bekommen hat, fällt es manchmal schwer sich darauf einzulassen.
    Dennoch hat das Buch definitiv gutes zu bieten. Die Charaktere sind meiner Meinung nach scharf gezeichnet und ihr Verhalten ist in aller Regel nachvollziehbar, aber nicht unbedingt vorhersehbar. Auch die Familiengeschichte selbst wird nicht leicht langweilig, da es über die Jahre wirklich viele Ereignisse gibt, die das Leben der Protagonistin beeinflußen.


    Ich fand das Buch eigentlich durchgehend sehr düster (keine leichte Sommerlektüre), aber eben auch so interessant und spannend, dass ich auf jeden Fall wissen möchte, was mit den zahlreichen losen Enden passiert, mit denen man am Ende des ersten Teils zurückbleibt. Ich werde die Fortsetzung "Rückkehr nach Tyringham Park" also auf alle Fälle auch lesen, obwohl ich dem Buch insgesamt nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne geben kann, was aber eben hauptsächlich damit zusammenhängt, dass ich nicht das Buch bekommen habe, das ich erwartet habe.

  • Negativspirale...


    Charlotte Blackshaw wächst mit einer kaltherzigen Mutter und einem meist abwesenden Vater auf dem prachtvollen Gut Tyringham Park, in der Grafschaft Cork, in Irland auf. Erzogen wird sie von Kindermädchen Dixon, die durch und durch böse ist, und das kleine Mädchen quält, wo sie kann. Noch schlimmer wird es für Charlotte, als ihre kleine Schwester Victoria im Alter von 22 Monaten, während des Mittagsschlafes, spurlos verschwindet. Verdächtigt das Kind gestohlen zu haben, wird eine ehemalige Bedienstete. Charlotte wird erwachsen, heiratet und wandert aus …. bis die Geister der Vergangenheit sie einholen



    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Familie Blackshaw und ihr Leben auf Tyringham Park. Im Vordergrund stehen ganz klar die Frauen. Die Männer sind, abgesehen von ein, zwei Bediensteten, die etwas mehr Raum bekommen haben, eher im Hintergrund. Gut gefallen hat mir, dass die Frauen als starke Persönlichkeiten dargestellt werden. Allen voran Lady Edwina Blackshaw, auch wenn sie als Unsymphathieträgerin in der Geschichte fungiert. Sie ist voller Dünkel, eifersüchtig auf die eigene Tochter, die sie drangsaliert, wo sie nur kann. Ebenso das Kindermädchen Dixon, die ihre Frustration über das eigene Leben an ihren Schützlingen auslebt. Als Gegenpol hat die Autorin die Haushälterin Lily Eath eingebaut, die sich wie eine Mutter um Charlotte kümmert. Das Leid, das Charlotte in ihrem Leben widerfährt, erst vom Kindermädchen und dann von ihren Eltern, hat mich betroffen gemacht. Die Misshandlungen fassungslos. Ich denke, dass leider genau so, viele Kinder in der damaligen Zeit behandelt wurden. Die Figur Charlotte ist die vollkommene Verkörperung des vernachlässigten Mädchens, deren Eltern zwar reich, jedoch nicht besonders interessiert sind an ihrer Tochter. Dadurch ergeben sich Szenen in dieser Story, die mich haben schlucken lassen. Und davon gibt es viele. Oft hatte ich das Gefühl in einer Negativspirale gefangen zu sein. Die Story ist sehr düster, negativ und teilweise sehr bösartig aufgebaut. Auch als Charlotte erwachsen ist, denn die Geschichte handelt über mehrere Jahre ( 1917 - 1943), stehen die düsteren Ereignisse im Vordergrund.

    Ich bin keine geübte Leserin von historischen Romanen. Ich habe jedoch gedacht, dass in diesem Genre doch ab und zu historische Details eingeflochten werden. Das ist hier ganz klar nicht der Fall. Und so hatte ich mitunter das Gefühl, hier wurde eine Geschichte einer Familie erzählt, die mit kleinen Anpassungen in jeder Zeitepoche gelebt haben könnte.

    Die Handlung empfand ich als vielschichtig, da man nie voraussehen konnte in welche Richtung sie sich entwickeln wird. Mich hat die tragische Geschichte um Charlotte Blackshaw fesseln können. Dies vor allem auch, weil sehr viele Emotionen geweckt wurden. Weil halt Misshandlungen an Kindern nicht kalt lassen. Gegen Schluss hat Rosemary McLoughlin mit einer mehr als überraschenden Wendung, die Frage, was mit der kleinen Victoria geschehen ist nicht nur beantwortet. Sondern auch schlüssig mit weiteren Details der Story verbunden.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: