Åke Edwardson - Das dunkle Haus/Hus vid världens ände

  • Kommissar Winters Rückkehr nach Göteborg ereignet sich zeitgleich mit einer grausamen Tat: Eine junge Frau wird gemeinsam mit ihren zwei kleinen Kindern ermordet, nur das jüngste bleibt verschont. Doch warum?
    Wer Krimis und Thriller mit überraschenden Wendungen und rasanter Action liebt, wird bei diesem Buch wohl nicht so auf seine Kosten kommen. Kommissar Winter ist ein Protagonist, der sich hauptsächlich intuitiv und mit Einfühlungsvermögen in die Persönlichkeit des Täters hineinversetzt. Und wie so viele seiner nordischen Kolleginnen und Kollegen immer am Rande einer möglichen Depression steht. Einen Großteil der Lektüre nehmen daher seine Gedanken und Überlegungen zu diesem Fall ein, sodass es lediglich wenige Möglichkeiten zu dramatischen Momenten gibt. Dennoch konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen. Wie sich die Gedankenfetzen zu tatsächlichen Spuren entwickeln, wie aus einem verbalen Schlagabtausch mit einem Kollegen am Tatort die Beiden dem tatsächlichen Ablauf auf die Spur kommen, wie aus Intuition Realität wird - für mich hochspannend, sodass ich das Buch nach zwei Tagen durch hatte.
    Ärgerlich ist nur mal wieder der Umschlagtext: Es gibt keine Widerstände gegen die Winter ermitteln muss (ausser seine eigenen). Und der Mann des Opfers ist nicht stärker verdächtig als andere Personen. Zudem besteht zu keiner Zeit die Gefahr einer Treibjagd. Was soll das?

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Es begann mit dem Buch „Tanz mit dem Engel“ als Ake Edwardson mit seinem jungen Kommissar Erik Winter eine ganz neue und in der Folge immer tiefgründiger werdende Ermittlerpersönlichkeit in die Krimilandschaft einführte. Ich habe die dann noch folgenden neun Bände alle gelesen und schrieb nach dem vorletzten:


    "Wieder einmal geht es bei Edwardson um die lange nachhaltige Wirkung von Schuld. Darum, wie etwas, was in der Vergangenheit geschehen ist, und nur mühsam an die Oberfläche der Erinnerung und Erkenntnis gelangt, das Leben von Menschen in der Gegenwart, eben auch das der Polizisten, berührt, beeinflusst und beeinträchtigt, das sie an den Rand ihrer körperlichen und seelischen Kraft bringt. Und in Einzelfällen auch um ihr Leben...


    Ake Edwardson hat in meisterhaft geschriebenen, manchmal quälend zu lesenden Dialogen, die Unfähigkeit beschrieben, wirklich miteinander zu kommunizieren. Und weil diese Kommunikation nicht mehr gelingt, bleibt der Fall beinahe ungelöst und gehen die Beziehungen und Familien von Winter, Halders und Bergenhem fast in die Brüche. Das Leben der Protagonisten verliert immer mehr, mit jedem Band mehr, an Sinn, Tiefe und Qualität. Ausdruck eines pessimistischen Autors oder Beschreibung erlebter Realität ?"


    Als Erik Winter nach dem zehnten Band ausgebrannt nach Spanien zieht, dachte ich, die Serie sei nun zu Ende:


    „Das Buch ist ein meisterhafter Abschluss einer Krimireihe, die den Vergleich mit den großen Vorbildern nicht scheuen muss, ganz im Gegenteil. Von Buch zu Buch hat Ake Edwardson seine Kunst verfeinert, die langweilige Wirklichkeit in ein Mysterium zu verwandeln, ohne sie zu verlassen.“


    Dass er ihn noch einmal zurückkehren lassen würde und mit ihm alle die aus den früheren Büchern bekannten Kollegen, auch die aus der DDR stammende Gerda Hoffner, hätte ich nicht für möglich gehallten. Umso schneller habe ich das Buch gelesen, in dem Erik Winter, kaum dass er nach Göteborg zurückgekehrt ist ( er braucht offenbar den Thrill), mit einem Fall konfrontiert ist, bei dem eine junge Frau mit ihren beiden kleinen Kindern ermordet worden sind.


    Mitten im schwedischen Winter führt dieser Fall Erik Winter schon sehr bald wieder an seine körperlichen und psychischen Grenzen, zumal er zwischendrin mehrmals nach Marbella fliegt um seiner sterbenden Mutter beizustehen.


    Ich wage mittlerweile keine Prognose mehr, ob die Serie nun mit diesem elften Band abgeschlossen ist, oder ob Ake Edwardson jenen grübelnden, teuren Whiskey trinkenden und permanent mit sich selbst und der Welt diskutierenden Erik Winter, der auch langsam in die Jahre kommt, weiter ermitteln lässt. Vielleicht wird es doch noch einmal etwas mit dem eigenen Haus an dem Strand, den er mit seiner Frau schon vor langer Zeit in Schweden gekauft hat.