Charles Lewinsky & Doris Morf. Hitler auf dem Rütli

  • Klappentext:

    Schweizerinnen und Schweizer erinnern sich, wie sie die Angleiderung ihrer Heimat an das Dritte Reich erlebten. Sie berichten von Faschisten und Partisanen, von offenem Verrat und stillem Widerstand, von den Profiteuren und deren Opfern. Der Bankprokurist, die Fabrikbesitzerin, der Bundesratweibel, dr Koch im KZ Wauwilermoos - ihre Geschichten sind beklemmende Momentaufnahmen der Eidgenossenschaft unter fremder Besatzung.

    Eigene Beurteilung/Eigenzitat aus amazon.de:


    "Je länger der Krieg vorbei ist, umso mehr Widerstandskämpfer scheint es in der Schweiz gegeben zu haben" - so zumindeste der Eindruck einer Dame, die mit ihren Erinnerungen zu dieser erstmals 1984 erschienenen Sammlung beigetragen hat, die durch das aktuelle Referendum in der Schweiz püktlich kurz vor der Neuauflage das passende Diskussionsumfeld gefunden hat.


    Natürlich gibt es hierin auch - neben Kriegsgewinnlern, Schweizerischen Nationalsozialisten und Mitläufern - Widerständlerinnen, Fluchthelfer, Flüchtlingsverstecker und andere Menschen, die der neuen Herrschaft mehr oder minder offen die Stirn geboten haben. Aber es ist schon erschreckend zu sehen, wie viele der Mitläuferinnen und Mitläufer, der Kriegsgewinnler, sich heute ungerecht behandelt fühlen, wenn sie kritisiert werden und zum Teil relativ offen Opfern der damaligen Zeit ihre Wiedergutmachungen missgönnen, weil sie meine, selbst zu kurz gekommen zu sein – im Endeffekt.


    Durch die Sprache und die räumliche Einordnung wirkt dieses Buch sehr kritisch gegenüber der Schweizerischen Mentalität in vielerlei Hinsicht – und vielleicht auch durch die Auswahl der verwendeten Texte. Aber das eigentlich Wichtige in meinen Augen scheint zu sein, dass hier Menschen sprechen, ohne jede Scham über Dinge, die zum Teil abgrundtief unmoralisch erscheinen. Und da kommt doch der Verdacht auf, dass solches Verhalten in einer vergleichbaren politischen Situation auch heute noch bei vielen Menschen zu sehen sein könnte – und zwar ganz unbenommen ihrer jeweiligen Nationalität. Ein Verdacht, der sich beim Lesen von Zeitungen und dem Gucken von Nachrichten wohl eher noch verstärkt.