Alessandro D'Avenia: Weiß wie Milch, rot wie Blut/Bianca come il latte, Rossa come il sangue

  • Kurzmeinung

    Studentine
    Tiefgründiges Buch mit teilweise philosophischen Gedanken eines Heranwachsenden über das Leben, Liebe, Träume, Tod.
  • Titel: Weiß wie MiIlch, rot wie Blut
    Autor: Alessandro D'Avenia
    Handlungsort: Rom, Italien
    Verlag: Btb,


    Zitat

    Klappentext/Inhalt: Leo ist ein ganz normaler 16-Jähriger, der in perfekter Symbiose mit seinem iPod lebt, Fußball spielt und am liebsten auf seinem Moped durch Rom brettert. Leo ist fest davon überzeugt, Löwenkräfte zu besitzen, aber er hat einen Feind, der ihm zusetzt: die Farbe Weiß. Weiß ist die Stille, die Sehnsucht und die Einsamkeit. Rot dagegen ist die Farbe der Liebe, der Leidenschaft, des Blutes. Rot sind auch die Haare von Beatrice, die er anbetet, doch sie erkrankt an Leukämie …
    [Klappentext / Amazon Kurzbeschreibung]


    Ich bin mir nicht zu 100% sicher, ob es ein Erwachsenen -oder Jugendbuch ist. Ich ordne es eher als zeitlos ein...
    Die Erzählung ist sprachlich sehr einfach gehalten, jedoch mit Stückchen an Poesie verfeinert. Keine nervige, langweilige Poesie... sondern eine nachvollziehbare, einfache es immer auf den Punkt bringende. Die Figuren sind allesamt Sympathieträger und sehr liebenswürdig. Die Protagonisten befinden sich fast alle in der wohl schönsten Lebensphase eines Menschen... und zwar in der des "Erwachsenwerdens". Das Durchleben der Gefühle, der ersten Liebe, die dazugehörige Verbundenheit und Erkenntnis, dass Schmerz unmittelbar dazugehört ist so lebhaft und realistisch erzählt, dass einem warm ums Herz wird und zugleich die eigenen Erinnerungen an diese Zeit ins Gedächtnis ruft. Zusätzlich gibt es philosophische Ansätze. Ich würde das Buch auch als "pädagogisch wertvoll" bezeichnen.


    Es ist keine klischeehafte Erzählung, es ist einzigartig.


    In Italien stand das Buch monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste.
    Die "La Repubblica" schrieb:
    "Ein Buch über den Zauber des Erwachsenwerdens. Faszinierend und berührend wie ein Traum"


    Eine passendere Aussage könnte es nicht geben.
    Es ist ein Buch, welches man nicht vergisst. Es hat eine Einzigartigkeiten und Eleganz für sich. Es sollte in keinem Bücherregal fehlen.



    Fazit:
    Einzigartig, tief berührend, faszinierend, entzückend atemberaubend und verzaubernd zugleich.
    Eines der besten Bücher die ich je gelesen habe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "Aber sie hatten einander damals völlig natürlich verstanden und angenommen. So vollständig, dass es beinahe ein Wunder war"


  • Also, zuerst möchte ich @Suu danken, die mir dieses Buch beim Wichtel geschenkt hat! Es hat mir wirklich sehr gut gefallen :wink:


    Am Anfang musste ich mich an den Schreibstil gewöhnen. Denn die Geschichte ist aus der Sicht des 16jährigen Leos geschrieben. Es hat den Charakter eines Tagebuches. Leo berichtet von dem was er täglich erlebt. Einerseits ist der Ausdruck sehr jugendlich und die Sätze sind eher kurz und prägnant, andererseits verfällt Leo ins philosophieren. Dabei wird er sehr tiefgründig und nachdenklich. Zuerst fand ich dieses Bild überhaupt nicht stimmig, aber während des Buches macht Leo eine Entwicklung durch. Er ist in der Phase in der man sich nicht mehr als Kind bezeichnen lassen will, aber auch noch nicht erwachsen ist. So betrachtet passt der Schreibstil zu dieser Umbruchsphase.


    Der Inhalt ist schon heftig. Es geht um die erste Liebe, aber auch um die ersten Erfahrungen mit dem Tod. Ich finde, dass Buch transportiert viele wertvolle Lebensansichten und -einstellungen. Man muss sich einfach darauf einlassen und schon nimmt die Geschichte einen mit.


    Es gab Kleinigkeiten die mich ein wenig gestört haben. Mit Leo bin ich nicht ganz warm geworden. Wohl, weil ich einfach eine andere Einstellung habe/zu meiner Schulzeit hatte. Seine Unwissenheit bezüglich der Krankheit hat mich stutzen lassen und auch sonst kam mir der Protagonist manchmal für sein Alter sehr unwissend vor. Das hat aber nicht meine Freude an der Geschichte gedrübt.


    Ich würde sagen, es handelt sich um ein Jugendbuch, dass man aber auch im fortgeschrittenen Alter noch gut lesen kann. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    2017: 49/87; 2016: 43/92; 2015: 33/84; 2014: 36/56; 2013: 52/37; 2012: 52/39

  • Weiß ist die Stille, Weiß ist bedrückend und Leo hasst Weiß. Aber Beatrice ist rot - und Leo liebt dieses Rot. Ständig muss er an ihre roten Haare denken. "Weiß wie Milch, rot wie Blut", das bleiben nicht Leos einzige Vergleiche. D'Avenias Debütroman ist ein Drahtseilakt: Leo ist ein normaler 16jähriger Teenager mit einer Liebe zu Fussball und wenig Begeisterung für die Schule. Gleichzeitig gibt der Autor ihm einen Kopf voller Poesie, Gedanken und Farben. Passt das postpubertäre Feuer zu der riesigen teils sensiblen Gedankenwelt? Authentisch ist es nicht, aber wer will schon das reale Leben, wenn man teil haben darf an Leos einzigartiger Sicht auf die Welt und auf die Liebe.


    'Die Liebe macht das Leben neu', stellt der Protagonist fest. Die Geschichte liefert dafür den Beweis, auch wenn Leo bereits zu Beginn bis über beide Ohren verliebt ist. Beatrice' rote Haare faszinieren ihn, er wird fast magisch von ihr angezogen. Sein einziges Problem ist allerdings, dass sie ihn nicht kennt und er noch nie mit ihr gesprochen hat. Seine Obsession ist süß, zärtlich, dennoch manchmal nur knapp vom stalken entfernt. Darüber kann der Leser aber einfach hinwegträumen, denn Leos Teenagerphilosophie gepaart mit tiefen Gesprächen mit anderen Charakteren sind einnehmend. Silvia, Leos beste Freundin, ist beispielsweise blau. Der Träumer, ein Aushilfslehrer, drängt sich unaufhörlich in Leos Gedanken. Und Niko steht für den normalen Fussballfreund.


    D'Avenias Debüt ist witzig und entwaffnend ehrlich: '"Wer denkt denn bitte an den Tod, wenn er bei McDonalds vor 'ner Cola sitzt?"' Gott sei Dank spielt T9 eine große Rolle und tauft Gott schnell mal um. D'Avenias Sprache ist an Leos Jugend angepasst - 'In der Glotze geht es entweder darum, dass Leute Geheimnisse haben, oder darum, wie die Leute reagieren, wenn ihre Geheimnisse herauskommen.' - und selbst jüngere Leser können verstehen, was dieser junge Mensch denkt. Große und tiefe Themen werden leicht transportiert verpackt in wunderschöne junge Worte, die einen packen. Die Geschichte schreckt schließlich auch nicht vor Tod und Trauer zurück, vor Selbstzweifeln und dem ganz normalen Teeniewahnsinn. Trotzdem oder gerade deshalb weiß sie zu berühren.
    Der Drahtseilakt ist geglückt und zeigt vor allem, dass auch in einem Kopf, dessen Vorbild Bart Simpson ist, viel mehr stecken kann: Wer manchmal an Wissen und Interesse Defizite hat, kann uns dennoch etwas lehren.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • Fast hätte nach ca. 40 Seiten abgebrochen - so dermaßen ging mir der pubertierende, ach so coole und ätzend rotzige 16-jährige Leo auf den Senkel. :evil: Zum Glück habe ich es nicht getan und eine tiefgründige Geschichte mit vielen kleinen Weisheiten über das Leben, die erste Liebe, Träume, Freundschaft, Verlust, Familie, den Tod usw. lesen dürfen. :thumleft:


    Im Lauf der Handlung beginnt Leo die Werte im Leben zu erkennen und entwickelt sich allmählich vom pubertierenden Großkotz zu einem Jungen, der anfängt, sich seine eigenen (teilweise philosophischen) Gedanken zu machen, nicht immer nur sich selbst im Mittelpunkt zu sehen und den Wert des Lebens zu erkennen. Es fällt ihm nicht immer leicht und er reagiert oftmals wie ein Teenager, was seine Figur aber umso glaubwürdiger macht.


    Teilweise ging mir das Buch ganz schön an die Nieren :cry: und es erinnerte daran, dass wir Menschen nicht unendlich Zeit auf Erden haben und diese viel mehr dem widmen sollten, das uns am Herzen liegt. Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:.

    Liebe Grüße,
    Tine


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