Sara Rattaro - Mehr als mein Leben/Un uso qualunque di te

  • „Mehr als mein Leben“ ist das zweite Buch der 1965 in Genua geborenen italienischen Schriftstellerin Sara Rattaro, das bald nach seinem Erscheinen 2012 dort zu einem überraschenden Bestseller avancierte. Die von Gaby Wurster besorgte deutsche Übersetzung des spannenden Buches, das im Pendo Verlag erscheint, ist leider hierzulande nicht so erfolgreich. Zu Unrecht, wie ich finde. Denn die Geschichte von Viola und Carlo und ihrer 17- jährigen Tochter Luce ist nicht nur spannend und regelrecht packend erzählt, mit einem ganz besonderen, fast kurzatmigen Schreibstil verfasst, sondern führt den Leser auch in die Abgründe von verdrängten Lebensgeheimnissen und ihrer explosiven Kraft, die sie entwickeln, wenn sie ans Tageslicht gelangen.


    Viola und Carlo führen eine gute Ehe. Sie haben sich jung kennengelernt und Carlo hat Viola bald gesagt, er liebe sie „mehr als mein Leben“. Er ist ein wirklich guter Ehemann und auch seiner Tochter Luce ist er ein guter Vater. Für die Eskapaden und Ticks seiner Frau zeigt er viel Verständnis, mehr als man als Leser verstehen kann. Doch als seine Tochter Luce plötzlich ins Krankenhaus kommt, weil sie auf einer Party zu viele Drogen nimmt, verändert sich das Leben der Familie von einer Stunde auf die andere. Luce fällt dort in ein Koma und ein akutes Nierenversagen macht ihren Zustand lebensbedrohlich. Nur eine Nierenspende kann sie retten, zu der Carlo natürlich sofort bereit ist. Doch ein Test ergibt, dass Carlo nicht Luces biologischer Vater ist.


    Carlo ist außer sich vor Wut und Enttäuschung, während Violas Erinnerungen zurückgehen in die Anfänge ihrer Beziehung zu Carlo. Und sie erzählt sich selbst die bewegende Geschichte ihres schon lange andauernden Doppellebens und ihrer sie fast umbringenden Schuldgefühle deswegen. Am Ende des nur wenige Stunden dauernden Kampfes, als sie mit einer drastischen Entscheidung das Leben ihrer Tochter rettet, hat sie auch einen Brief an sie geschrieben, in dem sie ihr alles erklärt.


    Und Carlo, dieser seltsam wunderbare Mann versteht auch das.


    „Mehr als ein Leben“ ist ein Buch, das man wegen seiner knappen Länge und wegen seiner Spannung nicht mehr aus der Hand legt, bis man zum überraschenden und bewegenden Ende gelangt ist.