Lyndsay Faye - Der Teufel von New York/The Gods of Gotham

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    New York 1845. Die gerade gegründete Polizei der Stadt ist ein zusammengewürfelter Haufen von Schlägertypen und seltsamen Vögeln. Auch Timothy Wilde gehört dazu - gegen seinen Willen. Bei einem Brand wurden seine Zukunftspläne zerstört, sodass er jetzt jede Arbeit annehmen muss, die sich bietet. Eines Tages läuft ihm ein völlig verstörtes kleines Mädchen in die Arme, bekleidet mit einem blutdurchtränkten Nachthemd. Sie will oder kann nicht sagen, wer sie ist. Da sie selbst körperlich unverletzt ist, muss das Blut von einer anderen Person stammen. Kurz darauf findet Tim auf einem entlegenen Gelände neunzehn Kinderleichen. Es kursieren die wildesten Gerüchte, und die politische Situation ist bis zum Zerreißen angespannt …


    Autorin (Quelle: Klappentext)
    Lyndsay Faye gehört zu den authentischsten New Yorkern, nämlich denen, die woanders geboren wurden. Sie lebt in Manhattan. Ihr Roman "Der Teufel von New York", der erste einer Serie um Timothy Wilde, wurde für den Edgar Award 2013 (Kategorie Best Novel) nominiert und ein internationaler Erfolg.


    Allgemeines
    Originaltitel: The Gods of Gotham, ins Deutsche übersetzt von Michaela Meßner
    Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe: 1. März 2014 im Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv)
    480 Seiten: Prolog, 27 Kapitel, Historisches Nachwort, Nachbemerkung der Übersetzerin, Kleines Glossar der Gaunersprache
    Handlungsort und -zeit: New York im Sommer 1845
    Ich-Erzählung des Protagonisten Timothy Wilde


    Zum Inhalt
    Timothy Wilde hat als Zehnjähriger seine Eltern bei einem Brand verloren, nur sein sechs Jahre älterer Bruder Valentine ist ihm geblieben. Ein weiterer Brand im Frühsommer 1845 stellt sein Leben erneut auf den Kopf und beraubt ihn seiner Existenzgrundlage: die Bar in der er als Barkeeper arbeitet, brennt ab. Auch seine Wohnung wird zerstört und die Ersparnisse sind verloren. Über seinen Bruder Valentine, einen politisch tätigen Lebemann, wird Timothy für die gerade neu gegründete Polizei (New York City Police Department / NYPD) unter George Washington Matsell (1811 - 1877 ) rekrutiert. Die Polizeitruppe besteht aus willkürlich ausgewählten Männern ohne einschlägige Ausbildung, die in 16 Stunden-Schichten die Straßen New Yorks, besonders im sozialen Brennpunkt Five Points, patrouillieren. Auf einem seiner Rundgänge prallt Timothy mit einem völlig verstörten zehnjährigen Mädchen zusammen, das nur ein blutbesudeltes Nachthemd trägt. Er bringt das irische Mädchen, das sich Bird Daly nennt, bei seiner deutschen Zimmerwirtin Mrs Boehm in Sicherheit und versucht, den Hintergründen dieses Vorfalls auf die Spur zu kommen. Über die Hinweise des verängstigten Kindes erfährt er Unfassbares und entdeckt außerhalb der Stadtgrenzen ein Massengrab mit 19 Kinderleichen. Als sich in der Stadt durch Zeitungsartikel sensationslüsterner Journalisten Gerüchte über einen perversen Serienkiller verbreiten, droht das "gesellschaftliche Pulverfass" zu explodieren. Die Stadt leidet ohnehin schon unter zunehmenden Spannungen zwischen den Nativisten und den zahllosen irischen Einwanderern, die infolge der durch die Kartoffelfäule in ihrer Heimat ausgebrochenen Hungersnot nach Amerika gekommen sind. Die protestantischen New Yorker pflegen ihren Hass auf die Katholiken, deren verderblichen Einfluss auf ihre, bisher vom "Papismus" unberührte, Gesellschaft sie fürchten. Sollte ein Ire für die Todesfälle verantwortlich sein, könnten die Folgen für New York unabsehbar sein...


    Persönliche Beurteilung
    Die Handlung des Romans spielt vor einem gut recherchierten und sehr interessanten Hintergrund. Die mit dem Wachstum New Yorks verbundene Steigerung der Kriminalitätsrate macht die Gründung einer organisierten Polizeitruppe erforderlich, die unter George W.Matsell vonstattengeht. Viele Einwohner leben in unbeschreiblicher Armut, besonders Schwarze und Iren haben es schwer, ihren Lebensunterhalt ehrlich zu verdienen. Die Kinder der Armen sind oft gezwungen, in Bordellen pädophilen Freiern zu Willen zu sein. Die irischen Einwanderer werden wegen ihres katholischen Glaubens angefeindet, jedes Kapitel enthält als Einführung ein zeitgenössisches Zitat aus dem New York Herald oder anderen Schriften, in denen der Absage an den "Papismus" Ausdruck verliehen wird.
    Timothy Wilde, der eher unwillig als Polizist angeworben worden ist, engagiert sich nach der Begegnung mit der kleinen Bird immer mehr in seinem neuen Beruf. Er will nicht nur Streife gehen und Verbrechen verhindern, sondern auch als Ermittler arbeiten. Unterstützt wird er nicht nur von einem intelligenten Kollegen, sondern auch von Mercy Underhill, der Tochter von Reverend Thomas Underhill, die sich in den Armenvierteln karitativ betätigt. Die Figur des Protagonisten ist gut ausgearbeitet und steht als Serienheld einer neuen Reihe klar im Mittelpunkt. Die übrigen Romanfiguren verblassen daneben ein wenig, vor allem Timothys Bruder Valentine wirkt nicht ganz glaubwürdig, da seine Morphiumsucht sich in der Realität kaum mit seiner allgemeinen Leistungsfähigkeit vereinbaren lassen dürfte.
    Die Handlung ist gut konstruiert und für den Leser nicht leicht vorhersehbar, allerdings bleibt aufgrund des etwas ausschweifenderen Erzählstils des Protagonisten samt Rückblicken auf Vergangenes die Spannung gelegentlich auf der Strecke. Zusätzlich wird der Lesefluss durch die Verwendung der New Yorker Gaunersprache "Flash" gebremst, zu der Polizeichef Matsell ein Wörterbuch entwickelt. Im Anhang des Romans befindet sich ein Glossar mit vielen dieser Ausdrücke, dennoch wirkt die Verwendung dieser Sprache etwas befremdlich und stört den Lesefluss.
    "Der Teufel von New York" enthält trotz der bedrückend realistischen Darstellung des gesellschaftlichen Gefüges und des Elends der ärmeren Bevölkerungsschichten fast keine brutalen oder blutigen Szenen. Das Buch richtet sich eher an historisch interessierte Freunde ruhigerer Krimis als an Thriller-Liebhaber.


    Fazit
    Gründlich recherchiert und thematisch äußerst interessant, erfordert dieser historische Krimi auf Seiten des Lesers viel Konzentration und lässt sich aufgrund der besonderen Sprachmerkmale nicht allzu schnell lesen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Meine Meinung:


    New York in seinen Anfängen, zumindest was die Polizei betrifft. Timothy Wilde ist gezwungen diesen Job zu machen, denn zu vor hat er seine Eltern, sein bisherigen Job als Barmann und sein Haus verloren. Alles was bleibt ist sein Bruder und mit diesem versteht er sich reichlich schlecht. Auf einen seiner Rundgänge läuft ihm ein kleines zehnjähriges Mädchen vor die Füße, welches ein blutdurchtränktes Nachthemd trägt. Ein Historienkrimi der einiges bietet, vor allem ein guten Plot mit unterschiedlichsten Brandherden, nicht nur politisch und religiöse, sondern auch Beziehungstechnische. Das Buch ist für mich faszinierend nicht nur, wegen des Krimis, wegen der Morde, sondern auch weil man wissen will wieso die Brüder so verschieden sind. Die Autorin lässt viele Dinge mit einfließen, die zu dieser Zeit sehr aktuell waren, wie zum Beispiel die Situation zwischen den "Nativisten" und den Einwanderern. Es ist für mich das Zusammenspiel mehrerer Komponenten wieso dieses Buch für mich zum ersten Highlight geworden sind. Ich fand das Buch an keiner Stelle langweilig und der Verlauf der Geschichte wirkt trotz fiktiver Figuren durchaus so realistisch, das ich das Gefühl hatte, das hätte so tatsächlich stattgefunden. Das Buch ist für mich das erste Buch des Jahres 2014 welches ich mit 5 Sternen bewerte und ich freu mich auch darauf wenn der zweite Band herauskommt, da bin ich durchaus gespannt was dann passiert.


    Fazit:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: 13 Gebote (Mortimer Müller) 110 / 426 Seiten

    :study: Das Schweigen des Wassers (Susanne Tägder) 270 / 337 Seiten

    :study: Das kleine Buch der großen Risiken (Jakob Thomä) 23 / 226 Seiten


    SUB: 857

  • Meine eigene Meinung:


    Die Handlung von "Der Teufel von New York" spielt 1845 in New York - es handelt sich hier um einen historischen Krimi. Mein erster Eindruck von der Leseprobe war eigentlich sehr positiv.
    Timothy Wilde, der durch eine Feuersbrunst seine Arbeit als Barmann verloren hat, hat durch seinen Bruder Valentine Arbeit als Polizist bekommen. Eine Arbeit, die er vorerst nur widerwillig angenommen hat, unter anderem, weil Val sie ihm quasi aufgezwungen hat. - Dass das Verhältnis zwischen den ungleichen Brüdern so zerklüftet ist, fand ich während des Lesens immer wieder schade, teilen sie sich doch ein schreckliches Erlebnis vor vielen Jahren...
    Die kleine Bird Daly, die mit ihrem blutbesudelten Kleidchen direkt in die schützenden Arme Timothy Wildes läuft, hatte bisher kein erfreuliches Leben als Kinderdirne. Dadurch, dass dieses junge Mädchen aber so kluge Dinge von sich gegeben und eine erfinderische Lüge nach der anderen erzählt hat, hätte man meinen können, dass man es mit einer Erwachsenen zu tun hat. - Das hat mich nicht nur einmal stutzig gemacht. Ich dachte mir: Welches kleine Mädchen redet und benimmt sich denn so? - So ein Verhalten als realistisch anzusehen empfand ich als sehr schwierig.
    Und dann gab es da auch noch die umwerfend hübsche, aber scheinbar doch nicht ganz perfekte Mercy Underhill, die für Timothy immer schon eine anbetungswürdige Göttin war. - Obwohl Mercy in meinen Augen mit ihrer Art und ihrem Auftreten einen vorerst unnahbaren und etwas kühlen Eindruck hinterlassen hat, war sie mir, nachdem klar war, warum sie sich so distanziert verhält, mit Timothy eine der sympathischsten in diesem Buch.


    Den Plot fand ich schon von Anfang an interessant: New York im 19. Jahrhundert, eine frisch gegründete Polizei, einige Kinderleichen und dann auch noch die blutbesudelte Bird. - Da wollte ich natürlich unbedingt erfahren, was da passiert ist und ob es Timothy bzw. der Polizei gelingt, den Fall aufzuklären, zumal zu damaligen Zeiten die kriminaltechnischen Möglichkeiten ja auch noch in den Kinderschuhen steckten.
    Erwartet habe ich deshalb einen packenden Krimi, der wirklich spannend ist. Leider konnte mich die Geschichte aber nicht so fesseln, wie ich mir das gewünscht hätte. Woran es nun aber genau gelegen hat, kann ich gar nicht wirklich definieren. Die Atmosphäre war gut, es war alles sehr bildlich erzählt und die Sprache der Protagonisten sowie deren Verhalten schienen mir für die damaligen Verhältnisse recht authentisch zu sein. Trotzdem konnte die Handlung bei mir nicht wirklich Spannung erzeugen. - Das war mir einfach etwas zu ruhig für einen Krimi.


    4 :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:.

  • Lyndsay Faye



    Der Teufel von
    New York



    dtv





    Autor: Lyndsay Faye ist
    Schauspielerin und Autorin. Das Scheuspielen studierte Sie an der
    Notre Dame de Namur Universität in Kalifornien. 2005 zog sie nach
    Manhatten um als Scheuspielerin zu ableiten, musste sich dann jedoch
    als Kellnerin ihr Geld verdienen. Aufgrund ihr Interesse an den
    Sherlock Holmes Romanen fing sie an nebenher den Roman „Dust
    and Shadow. An Account of the Ripper Killings by Dr. John H Watson
    „.




    Nun ich habe mich für euch auf eine kleine Zeitreise begeben, aber
    falls nun Fragen eingehen ob man die Zeitmaschine nutzen darf, möchte
    ich sagen das es sich dabei um eine rein literarische gehandelt hat.
    Gelandet bin ich dabei im Now York von 1845, in dem es vieles zu
    erleben gab.



    Nach einem Brund verlor Timothy Wilde nicht nur sein makelloses
    Gesicht, sondern auch sein gesamtes Hab und Gut. Um über die Runden
    zu kommen, nimmt er einen Job bei der neu gegründeten Polizei von
    New York an. Diesen Job bekam er von seinem ungeliebten Bruder, der
    gleichzeitig sein Capitan bei der Polizei ist. Eines Tages findet
    Timothy ein Kind, welches völlig zerstört und mit einem Blut
    besudelten Kleid gekleidet ist. Timothy kümmert sich um das Mädchen,
    findet jedoch bald heraus das das kleine Mädchen wichtig für einen
    seiner Fälle ist. Man findet ein Kind auf, welches völlig
    zerschnitten aufgefunden wird, die einzige Spur die Timothy in dem
    Fall hat findet sich bei seiner Liebe und dem kleinen Mädchen.




    Cover: Das Cover gefällt mir
    sehr. Ein kleines Mädchen inmitten einer Straße, an dessen Ende man
    nur ein „Licht sieht“. Passender hätte das Cover zu solch einem
    Roman nicht ausfallen können. Man findet auch direkt, nicht zuletzt
    wegen des Mädchens, mit dem Blut beschmierten Kleid, den Inhalt des
    Romans im Cover wieder.




    Fazit: Es war mein erster
    Historischer Krimi den ich gelesen habe und ich muss zugeben ich
    konnte ihn nach anfänglichen Hürden nur schwer wieder hinlegen. Er
    ist toll geschrieben und man findet sich schnell im New York von 1845
    wieder, was vielen Einzelheiten geschuldet ist. Manchmal jedoch
    tauchen Wörter auf, die womöglich nicht so ohne weiteres von jedem
    verstanden werden aber auch hier hilft ein wenig nachdenken oftmals
    weiter. Von mir bekommt das Buch also eine klare Empfehlung zum Kauf,
    vor allem bei diesem Preis/Seiten Verhältnis. Ich hoffe auf eine
    Fortsetzung der Geschichte.




    Klappentext: New York 1845. Die gerade gegründete Polizei der Stadt ist ein
    zusammengewürfelter Haufen von Schlägertypen und seltsamen Vögeln. Auch
    Timothy Wilde gehört dazu gegen seinen Willen. Bei einem Brand wurden
    seine Zukunftspläne zerstört, sodass er jetzt jede Arbeit annehmen muss,
    die sich bietet. Eines Tages läuft ihm ein völlig verstörtes kleines
    Mädchen in die Arme, bekleidet mit einem blutdurchtränkten Nachthemd.
    Sie will oder kann nicht sagen, wer sie ist. Da sie selbst körperlich
    unverletzt ist, muss das Blut von einer anderen Person stammen. Kurz
    darauf findet Tim auf einem entlegenen Gelände neunzehn Kinderleichen.
    Es kursieren die wildesten Gerüchte, und die politische Situation ist
    bis zum Zerreißen angespannt







    Titel: Der Teufel von New York



    Autor:Lyndsay Faye



    Seiten: 480



    Verlag:dtv



    Preis:15,90
    ISBN: 978-3-423-24993-5


    http://wurm200.blogspot.de/

  • Meinung:


    Dieses Buch hat mich nun einige Zeit beschäftigt, was insbesondere an meiner derzeitigen Lesemotivation und etwas Zeitmangel lag.


    Ich will gar nicht großartig auf den Inhalt des Buches eingehen, da es ja bereits andere Meinungen zu diesem Buch gibt. Ich will nur sagen, dass mir das Buch etwas zu lang war. Es war mein erster historischer Roman, den ich versucht habe, doch muss ich sagen, dass es mir einfach etwas zu viel Text ist. Bücher mit knapp 500 Seiten sind mir dann doch etwas zu zeitintensiv und waren bisher nicht ernsthaft auf meiner Leseliste. Bei diesem Buch habe ich einfach mal eine Ausnahme gemacht, da sich die Inhaltsangabe für mich doch recht interessant angehört hat. Ich kann an dieser Stelle und nach dem Lesen zwar behaupten, dass das Buch fantastisch geschrieben ist und es an keiner Stelle wirklich langweilig ist, aber mir ist es eben, wie bereits erwähnt, zu aufwendig was die Leseintensität angeht.


    Die Geschichte um Timothy Wilde bewerte ich mit guten 4 Sternen, denn die Geschichte ist toll geschrieben, das New York Mitte des 19Jh. kommt einem sehr lebendig vor und das Buch ist nie langweilig. Man muss allerdings etwas beim Lesen aufpassen um nicht den Überblick über die Personen und ihre religiöse und politische Zugehörigkeit zu verlieren.


    Für mich war es wahrscheinlich wirklich das letzte Buch in dieser Größenordnung, aber für jeden, der sich davon nicht abschrecken lässt, ein schnellerer Leser ist als ich (davon gibt es sicherlich genug) und etwas für historische Romane übrig hat, wird mit diesem Buch sicherlich seine Freude haben.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn


  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Mord und soziale Ungerechtigkeit im Jahr 1845


    Das Buch ist in meinen Augen einer der intelligentesten, originellsten Krimis, die ich in den letzten Jahren gelesen habe!


    Da kommt so viel Interessantes zusammen:


    Ein hochspannender, aber sehr bedrückender Kriminalfall, in dem es um kleine Kinder geht, deren Rechte vor ihrem Tod niemanden interessierten und die auf übelste Art und Weise ausgenutzt wurden.


    Ein Einblick in die chaotische Begründung des Polizeiwesens im New York des Jahres 1845. Die lachhafte "Ausbildung" bestand aus einer kurzen Ansprache, und anscheinend konnte so ziemlich jeder Polizist werden, der sonst kein besseres Einkommen hatte und bereit war, 16 Stunden am Tag zu arbeiten...


    Außerdem erfährt man als Leser viel über die sozialen Brennpunkte dieser Zeit, und das unterhaltsam und kein bisschen trocken. Es sind nicht nur farbige Menschen, die als "Nigger" beschimpft und als Untermenschen betrachtet wurden, auch die Iren galten als "weißer Abschaum" und ihr Glaube fast schon als Blasphemie. Die Einrichtung einer katholischen Schule für irische Kinder ist da zum Beispiel eine unerhörte, beinahe revolutionäre Idee!


    Die Geschichte wird uns von Timothy Wilde erzählt, der auch eher zufällig (und widerwillig) zum Polizeidienst kam - davor war er Barkeeper, doch dann verlor er in einer furchtbaren Feuersbrunst seine Bar, seine Wohnung und seinen Lebensunterhalt. Die Anstellung als Polizist wurde ihm von seinem älteren Bruder vermittelt, einem charismatischem Mann mit Einfluss und zweifelhafter Moral.


    Obwohl er sich erst sehr dagegen sträubt, stellt sich schnell heraus, dass Timothy ein wahres Naturtalent in der Verbrechensbekämpfung ist. Als Barkeeper hat er gelernt, Menschen einzuschätzen, und das kommt ihm jetzt sehr zugute. Er berichtet mit ruhiger, aber eindringlicher "Stimme" über die Geschehnisse, wobei der Autorin das Kunststück gelingt, seine Sprache einerseits passend und schlüssig für die Zeit klingen zu lassen, aber andererseits auch für moderne Leser flüssig und angenehm zu lesen.


    Ich fand den Schreibstil einfach wunderbar; er hat mich von der ersten Seite an mit atmosphärischen Beschreibungen und gelungenen Bildern mitten in die Geschichte hineingezogen. Auch die Übersetzerin hat großartig gearbeitet, und das kann nicht einfach gewesen sein! Denn viele Charaktere reden in der Gossensprache "Flash", die meiner Meinung nach sehr gut ins Deutsche übertragen wurde.


    Mir war Timothy direkt sehr sympathisch. Er ist intelligent, einfallsreich und besitzt ein intuitives Gespür für die menschlichen Abgründe, aber vor allem ist er ein mitfühlender Mann von großer Integrität und einem erstaunlichen Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeit.


    Auch die anderen Charaktere fand ich komplex, lebendig und gut geschrieben, allen voran die kleine "Bird", die in ihren 10 Jahren schon viel Schreckliches erleben musste, die junge Mercy Underhill, in die Timothy heimlich verliebt ist, und Timothys Bruder, mit dem ihn eine Art Hassliebe verbindet.


    Fazit:
    Ein Barkeeper wird im Jahr 1845 widerwillig für die neugegründete Polizei rekrutiert und gerät direkt mitten hinein in einen monströsen Kriminalfall, in dem Kinderprostitution und soziale Ungerechtigkeit eine traurige Rolle spielen.


    Ich fand das Buch großartig - spannend und fantastisch geschrieben, mit dreidimensionalen, glaubhaften Charakteren und einer Handlung mit mehr als einer unerwarteten Wendung.

  • Mein Eindruck :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Die Zeiten sind schwierig um 1845 in New York. Tim Wilde verliert durch einen Brand seinen Besitz und seinen Job. Sein politisch rühriger Bruder, mit dem ihn eine Hassliebe vsrbindet, besorgt ihm die Stelle als Streifenpolizist bei der gerade neugegründeten Polizei, die er nur notgedrungen annimmt. Eingesetzt wird er mitten im Brennpunkt von N.Y.. Hass, Armut und Gewalt beherrschen das Bild in diesem Viertel.


    Tim hilft einem Kind, das ihm blutbesuddlt in die Arme läuft und entdeckt dadurch ein Feld mit 19 Kinderleichen. In dem brisanten Umfeld tut er alles um diese und weitere Verbrechen aufzuklären. Hilfe bekommt er von der Tochter eines Pfarrers.


    Es ist nicht nur ein Krimi, in dem es um die Aufklärung von Verbrechen geht, sondern er zeichnet sehr gut die Gesellschaft und Probleme von N.Y. in dieser Zeit. Die Protagonisten sind facettenreich geschildert und besonders Tim kommt dabei sympathisch aber nicht übertrieben rüber.
    Mir hat das Buch sehr gur gefallen. Es ist eine vielschichtige Geschichte mit gut recherchiertem Hintergrund. Ich habe sie sehr schnell gelesen, trotz der über 500 Seiten. Die Nachfolgebände sind auf meiner WuLi gelandet.


    Es ist ein ewiger Zwiespalt: arbeitet man am Abbau des SuB oder am Abbau der WL?




  • New York, 1845. Frisch in der neu gegründeten Polizeitruppe dabei, läuft dem jungen Timothy Wilde auf der Straße ein kleines Mädchen in die Arme, verstört und in einem blutgetränkten Nachthemd. Sie will ihm nicht erzählen, was passiert ist und Timothy nimmt sie erst einmal mit zu sich. Nach einer großen Explosion in der Stadt hat er selbst alles verloren und wohnt nun in der Pension einer verwitweten Bäckerin.
    Dann werden auf einem entlegenen Feld 19 vergrabene Kinderleichen gefunden. In der Stadt kursieren bald die wildesten Gerüchte und die Stimmung ist sowieso schon angeheizt durch immer mehr Einwanderer. Immer wieder gibt es Unruhen zwischen Protestanten und Katholiken.
    Aber Timothy ist entschlossen, diesen Fall aufzuklären, da sich anscheinend niemand sonst für das Verbleiben von 19 Kindern interessiert. Und bald schon wird ein weiteres Kind tot aufgefunden.


    Ich muss sagen, ich habe ziemlich lange für dieses Buch gebraucht. Gut, es sind rund 670 Seiten (Broschierte Ausgabe), aber die schaffe ich sonst auch schneller.
    Zum einen fand ich das Buch aber besonders am Anfang ziemlich zäh, erst nach den ersten 100 Seiten kam etwas mehr Spannung auf. Und auch zwischendurch gab es wieder ein paar Längen. Hinzu kommt, dass ich den Schreibstil nicht wirklich flüssig fand. Ein bisschen anstrengend war für mich die Gaunersprache "Flash", auch wenn das Ganze dadurch wahrscheinlich authentischer werden sollte. Am Ende des Buches werden zwar die wichtigsten Begriffe erklärt, aber das ewige hin und her blättern hemmt natürlich noch zusätzlich den Lesefluss.


    Die Charaktere sind sehr gut dargestellt ausgearbeitet, sie sind nicht nur gut oder nur böse, sondern vielschichtig. Timothy war mir gleich sympathisch und so manches Mal tat er mir auch leid zwischendurch. Auch Bird mochte ich und ebenso Mercy Underhill.


    Auf jeden Fall merkt man dem Buch an, dass Lyndsay Faye sorgfältig recherchiert hat. Sie lässt das teilweise düstere New York des 19. Jahrhunderts lebendig werden und den Leser teilhaben an der gespannten Atmosphäre. Und auch Sozialkritik schwingt immer ein bisschen mit.


    Als Thriller würde ich "Der Teufel von New York" aber nicht bezeichnen, allenfalls ist es ein historischer Krimi oder eben ein historischer Roman. Auf der Taschenbuchausgabe des dtv-Verlages steht auf dem Cover auch Roman, während auf der broschierten Ausgabe Thriller steht.
    Letztendlich habe ich es zwar nicht bereut, das Buch bis zum Ende gelesen zu haben, aber ich glaube, die Fortsetzungen werden noch eine ganze Weile darauf warten müssen, von mir gelesen zu werden.


    Fazit: Historisch zwar gut recherchiert, aber mit einigen Längen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Aus den Anfänger der New Yorker Polizei
    Die Story spielt in New York im Jahre 1845. Es handelt sich um einen historischen Kriminalroman, bei dem es um die Aufklärung von 19 Morden an Kindern geht. Der Hauptakteur Timothy Wilde gehört dank seines einflußreichen Bruders mehr oder weniger freiwillig zu den Polizisten der ersten Stunde in New York, die aus sehr unteschiedlichen Typen zusammengesetzt ist. Timothy findet im Laufe des Buches heraus, dass Polizist zu sein seine wahre Berufung ist. Als ihm ein kleines Mädchen mit blutgetränktem Nachthemd quasi in die Arme läuft, versucht er mit allen Mitteln herauszufinden, was diesem Kind geschehen ist und von wem das Blut stammt.


    Die Charaktere der Buches sind sehr vielschichtig angelegt. Es gibt bei jedem der Akteure nicht nur schwarz oder weiß, sondern auch immer Grauzonen oder dunkle Bereiche, so dass die Personen authentisch und glaubwürdig erscheinen. Was besonders auffällt ist die atmosphärisch dichte Beschreibung der Lebensumstände in New York in der Mitte des 19. Jahrhunderts, welche einen schon nach wenigen Seiten in ihren Bann zieht. Unterstützt wird das ganze noch durch die benutzte "Ganovensprache". Die wird am Ende des Buches in einem kleinen Glossar übersetzt. Das ist manchmal ein bisschen lästig und es werden durchaus nicht alle Begriffe übersetzt.


    Was die Vielschichtigkeit betrifft, kommt die Story auch sehr gut weg, z.B.: Probleme in New York mit den zahlreichen Einwanderern, Rassismus, eine enttäuschte Liebe des Hauptakteurs, ein Konflikt unter Brüdern, die Verflechtung von Politik und Polizei, Korruption und einige durchaus glaubwürdige und unerwartete Wendungen.


    Fazit: Ein sehr gelungenes Buch mit hervorragender Beschreibung des New York im Jahre 1845, sehr gut entwickelten Charakteren und einem spannenden, wendungsreichen Plot.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • 1845: Eigentlich ist Timothy Wilde ganz zufrieden mit seinem Leben als Barmann. Er hat ein paar Ersparnisse, die ihm bald ermöglichen werden, seiner Traumfrau einen Antrag zu machen. Doch dann bricht ein Feuer aus, und Timothy steht ohne Arbeit, ohne Unterkunft und ohne Ersparnisse da – und findet sich als Mitglied der neugegründeten Polizeitruppe wieder, ein Job den ihm sein Bruder Valentine, den er eigentlich möglichst wenig sehen will, verschafft, und den er widerwillig antritt.


    Während eines Streifenganges läuft ein Mädchen in einem blutigen Nachthemd in ihn hinein, was ihn letztlich auf die Spur einer ganzen Reihe toter Kinder führt. Timothy setzt alles daran, den Täter zu finden, muss sich durch menschliche Abgründe und schlimme Gegenden New Yorks kämpfen, und merkt immer mehr, dass Polizist zu sein, so schlimm gar nicht ist, es gibt ihm immerhin eine wichtige Aufgabe.


    Ich hatte wirklich Probleme, in diesen Roman hineinzukommen, ohne dass ich so recht sagen kann, woran das lag, und brauchte bestimmt 50 Seiten, bis sich das geändert hat. Dann fühlte ich mich wie mittendrin, und der Roman begeisterte mich mit jeder Seite mehr. Wie gut, dass ich nicht aufgegeben habe!


    Timothy, den die Autorin selbst in Ich-Form erzählen lässt, kommt dem Leser sehr nahe, man lernt ihn gut kennen, fühlt mit ihm und mag ihn schnell. Auch die anderen Charaktere gefallen mir gut, z. B. Bird Daly, das oben erwähnte Mädchen oder Mrs Boehm, Timothys Wirtin. Auch unter den Antagonisten gibt es interessante Charaktere, manch einem wird man vielleicht wiederbegegnen, den dieser Roman ist der Auftakt einer Reihe, zwei weitere Bände gibt es auf Deutsch, auf die ich mich schon freue.


    Sehr gut gefällt mir auch der historische Hintergrund. Tatsächlich wurde damals eine Polizeitruppe gegründet, und George Washington Matsell, ihren Gründer, der im Roman eine wichtige Rolle spielt, gab es wirklich. Auch die sozialen Verhältnisse sind nicht erfunden – die kapiteleinleitenden Zitate haben mich teilweise sehr entsetzt. Der Fall, mit dem sich Timothy beschäftigt ist komplex und hat viel mit diesen Verhältnissen zu tun. Im Laufe der Geschichte gibt es gelungene Überraschungen, falsche Fährten und schlimme Erkenntnisse, aufgelöst wird alles nachvollziehbar.


    Der Autorin gelingt es perfekt, eine Atmosphäre zu schaffen, die dem Leser das damalige Leben in dem Milieu, in dem auch der Protagonist und sein Bruder verkehren, nahebringt, man fühlt sich mittendrin, sieht alles regelrecht vor sich, glaubt sogar zu riechen und zu hören. Gleichzeitig entwickelt man ein tieferes Verständnis für die New Yorker der ärmeren Viertel und eine große Portion Mitleid, aber auch Erschrecken und Abscheu – auch die historischen Hintergründe werden klarer. Zur Atmosphäre trägt sehr bei, dass die Autorin viele der Charaktere Flash sprechen lässt, eine „Gaunersprache“ ähnlich dem Rotwelsch, für Verständnisprobleme hilft ein Blick ins angehängte Glossar, das meiste wird aber durch den Kontext verständlich.


    Lyndsay Faye ist ein spannender, atmosphärischer historischer Kriminalfall gelungen, mit einem sympathischen Protagonisten und einer ganzen Reihe interessanter Charaktere. Dazu gibt es einen Kriminalfall mit Überraschungen und einer gelungenen Auflösung, ein Setting voller schockierender Verhältnisse, aber auch Zusammenhalt und Vertrauen – insgesamt ein gelungener Einstieg in einer Reihe, auf deren weitere Bände ich mich schon sehr freue. Unbedingt lesenswert!