Miklós Bánffy - Die Schrift in Flammen

  • Inhalt (laut amazon.de): Luxuriöse Bälle und große Jagden auf prächtigen Landschlössern, Affären in Budapester Palais, Duelle im Morgengrauen, Intrigen im Parlament: Sie bilden den Hintergrund dieses Romans, der die untergehende Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Sicht der beiden jungen Grafen Bálint Abády und László Gyeröffy schildert. Das Buch erzählt vom Versagen der herrschenden Schichten und entwirft ein Gesellschaftsbild vom Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie. Dieser erste Band der "Siebenbürger Geschichte“ wurde vor dem Zweiten Weltkrieg in Ungarn publiziert, kürzlich wiederentdeckt und erscheint jetzt erstmals auf Deutsch.


    Zum Autor (ebenso aus amazon.de übernommen): Miklós Bánffy wurde 1873 in Klausenburg geboren, studierte Jura, leitete zwischen 1912 und 1918 die Budapester Oper und das Nationaltheater und war 1921/22 ungarischer Außenminister. 1926 optierte er für die rumänische Staatsangehörigkeit. Er starb 1950 verarmt in Budapest.



    Ein 800-Seiten-Schmöker aus dem Carl-Hanser-Verlag. Ein, wie es bisher scheint, in epischer Breite angelegter Gesellschaftsroman über die gehobene Klasse in Siebenbürgen, das zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch zu Ungarn gehörte. Es gibt bisher Treibjagden, große Bälle, romantische Liebe, jede Menge gesellschaftlicher Konventionen, provinzielle Intrigen, umfangreiche Guts- und Forstverwaltungen mit den dazugehörenden Problemen sowie eindringliche Landschaftsbeschreibungen. Bereits im Jahr 1904, in dem Die Schrift in Flammen ihren Anfang nimmt, sind politische Unruhen spürbar, die mich einiges an Turbulenzen bezüglich der Geschehnisse im Ersten Weltkrieg und danach der Übernahme Siebenbürgens durch Rumänien erwarten lassen.


    Eine Unmenge von Figuren, wie es sich für einen groß angelegten Gesellschaftsroman gehört, verlangen zwar ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, verhindern jedoch soweit jegliche Vorhersehbarkeit in der Lektüre. Es gibt junge Mädchen im heiratsfähigen Alter, junge Männer, die mehr oder auch weniger begütert ihr romantisches oder auch finanziell abgesichertes Glück in einer passenden Heirat suchen, Frauen, die die gesellschaftliche Situation mehrerer Generationen in der Familie zu kontrollieren suchen, ganz unterschiedliche Charaktere in der regionalen und nationalen politischen Ebene.


    Ich habe bisher ein knappes Drittel gelesen und mich überkommt beim Lesen immer wieder der Gedanke, dass Die Schrift in Flammen genau zu der Art von Gesellschaftsroman gehört, den man gern in einer detailreichen Verfilmung an den Weihnachtsfeiertagen im Fernsehprogramm sehen möchte.


    Bisher: :study::thumleft:

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Das scheint so ein Geheimtipp wie "Verlockung " zu sein. Der Preis ist allerdings zum Abgewöhnen :roll: (selbst für die Kindle Version) und unsere Bücherei hat das Buch auch nicht.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Wobei wir weder bei unverschämten Buch- und ebook-Preisen wären :wink: Das war auch sofort mein Blick weil Wälzer dieser Art ja auf dem reader optimal sind. Leider haben es beide Onleihen in welchen ich angemeldet bin auch nicht im Bestand :(
    Laut amazon soll es am 1. Juni als TB erscheinen. Kostet dann aber auch noch 16,90 € .


    Hypocritia
    Danke aber für Deinen Tipp ! :friends: Auf der Wunschliste ist es sofort gelandet :applause:

  • Danke für den Tipp, €nigma, "Verlockung" klingt enorm gut ... :drunken:


    Und um ganz ehrlich zu sein: ich hätte auch keine €27,90 für einen historischen Roman hingelegt, bei dem ich nicht weiß, wie der Autor schreibt. Das Buch und auch den zweiten Band der Siebenbürgen-Serie (der dritte Band ist noch nicht übersetzt) von Bánffy gibt es bei uns in der Franken-Onleihe. Möglicherweise gibt es diese Bücher auch anderswo in der Onleihe?


    Jedenfalls bin ich mittlerweile bei der Hälfte und richtig in Fahrt gekommen: es gibt Leidenschaften verschiedener Couleurs, sogar ein Duell (das ist auch noch etwas lächerlich dargestellt :loool: ) und wie Bánffy die Kommunalpolitik darstellt, ist auch gut zu lesen, wie die einzelnen mehr oder weniger verlotterten oder wohlerzogenen Handwerker oder Großmäuler auf konkrete Vorschläge reagieren, wie Mieter ein Haus herunterkommen lassen usw., und wie die Gerüchteküche brodelt. Das meiste ist recht bildlich dargestellt, vom Verständnis her mit solchen Details, wie sie Betroffene vielleicht bei Familientreffen als lokale Ereignisse zur Unterhaltung beitragen würden.
    Bisher liest es sich gut, was ich mir nicht erwartet hatte. Das Buch hatte ich seit einem Jahr im Auge und hatte es immer wieder aufgeschoben, jetzt freue ich mich auch, dass es sich als ziemlich unterhaltsam und farbig und vielschichtig zu erweisen scheint.


    Hoffentlich findet Ihr es irgendwo zum Ausleihen, denn Preise für Hanser-HCs finde ich persönlich auch meistens abschreckend.



    Edit: schaut Euch mal den ersten Teil der englischen Übersetzung an, da liegt der Preis der Kindle-version bei €4,68 - dieser Preis klingt doch viel annehmbarer, oder?

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
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    Einmal editiert, zuletzt von Hypocritia ()

  • Im Moment habe ich wieder viel mehr Bücher als Zeit, sie alle zu lesen :uups: , aber ich werde diesen Roman definitiv im Auge behalten.
    Die englische Version ist natürlich sehr günstig, aber ich zögere immer, Bücher nicht englischsprachiger Autoren auf Englisch zu lesen. :-k
    Ich denke, zunächst werde ich mal die verlinkte teure Ausgabe ins Wunschbuch unserer Bücherei schreiben, die freundliche Büchereileiterin dort hat schon viele Bücher "für mich", bzw. auf meinen Wunsch angeschafft.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • m Moment habe ich wieder viel mehr Bücher als Zeit, sie alle zu lesen , aber ich werde diesen Roman definitiv im Auge behalten.
    Die englische Version ist natürlich sehr günstig, aber ich zögere immer, Bücher nicht englischsprachiger Autoren auf Englisch zu lesen.
    Ich denke, zunächst werde ich mal die verlinkte teure Ausgabe ins Wunschbuch unserer Bücherei schreiben, die freundliche Büchereileiterin dort hat schon viele Bücher "für mich", bzw. auf meinen Wunsch angeschafft.


    Es ist kein Buch, das einem davonläuft, und einen Hype darum gibt es auch nicht, den man möglicherweise mitmachen möchte ("oder auch nicht", wie ich als überzeugte Hype-Oppositionelle hier verlauten lassen möchte). Ich halte es sowieso in der letzten Zeit immer für besser, Wunschbücher erst mal ein paar Monate im Einmachtopf der Wunschliste gut durchziehen zu lassen, dann kann man besser entscheiden, ob man es überhaupt lesen will oder nicht :wink:


    Bezüglich englischer Verisionen: ich habe vor kurzem mal die Probe mit einer englischen Übersetzung des polnischen Schriftstellers Andrzej Stasiuk gemacht, einfach, weil ich sehen wollte, wie seine Schreibe auf Englisch klingt, und das war sehr gut :thumleft: , klang fast noch besser als auf Deutsch. Doch Stasiuk ist ein Schriftsteller, bei dem es neben seinen philosophisch-poetischen Ansichten hauptsächlich um die Sprache geht, bei Bánffy dagegen geht es um Inhalt und Handlung. Also muss ich Dir zustimmen, €nigma, bezüglich der Meidung einer englischen Übersetzung.


    Ich kann mir vorstellen, dass Bibliothekarinnen sogar dankbar sind, wenn sie Anschaffungs-Anfragen von Lesern erhalten, deren Geschmack sie schon ganz gut einordnen können, weil es sich um regelmäßige Leser mit bestimmten Interessensgebieten handelt.

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • bei Bánffy dagegen geht es um Inhalt und Handlung. Also muss ich Dir zustimmen, €nigma, bezüglich der Meidung einer englischen Übersetzung.


    Ich habe die englische Version bei amazon mal angelesen und finde sie nicht schlecht. Vielleicht werde ich darauf zurückkommen, falls es mit der Bücherei nicht klappt. Vielleicht ist es auch nur eine fixe Idee von mir, aber ich lese Bücher englischer/amerikanischer Autoren grundsätzlich wesentlich lieber im Original, während ich bei Autoren, deren Sprache ich nicht spreche (Isländisch, Schwedisch) die deutsche Übersetzung vorziehe, obwohl englische Ausgaben manchmal preisgünstiger sind.

    Ich kann mir vorstellen, dass Bibliothekarinnen sogar dankbar sind, wenn sie Anschaffungs-Anfragen von Lesern erhalten, deren Geschmack sie schon ganz gut einordnen können, weil es sich um regelmäßige Leser mit bestimmten Interessensgebieten handelt.

    Das trifft bei uns zu. Unsere Chef-Bibliothekarin ist sehr gut informiert und stellt ein breites Spektrum an Büchern zur Verfügung. Aber sie nimmt auch gern Anregungen an, wenn sie von einem Buch noch nichts gehört hat. So hat sie auf meine Bitte "Im Rausch der Freiheit" von Edward Rutherfurd angeschafft, damit mein Sohn es auf Deutsch lesen kann, ich besitze nämlich nur die englische Ausgabe. Für die Bücherei hat sich die Anschaffung gelohnt, da der Roman jetzt andauernd verliehen ist.

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  • aber ich zögere immer, Bücher nicht englischsprachiger Autoren auf Englisch zu lesen. :-k

    einen guten oder schlechten Übersetzer kann man doch in jeder Sprache erwischen - ich glaube, da wär ich nicht so vorsichtig….. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • einen guten oder schlechten Übersetzer kann man doch in jeder Sprache erwischen - ich glaube, da wär ich nicht so vorsichtig….. :wink:

    Da hast Du natürlich recht. Vielleicht wird es bei diesem Buch auf die englische kindle Ausgabe hinauslaufen, wenn die Bücherei mir nicht willfährig ist. Als E-Book könnte ich diesen Wälzer jedenfalls auch einarmig im Bett lesen.

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  • Danke Hypocritia, das Buch lag Weihnachten auf meinem Gabentisch. Allerdings geht es mir wie €nigma, ich habe zu viele Bücher und zu wenig Zeit zum Lesen.