1842 lebt Emilia Bregartner mit ihren Eltern auf einem Gut in Othmarschen, einem Vorort von Hamburg, als der Bruder ihres Vaters, Onkel Hinrich mit seiner Frau Minna und einem Teil ihres Gesindes bei ihnen einziehen, nachdem ihr eigenes Haus einem Feuer zum Opfer fiel. Da am gleichen Tag Emilias Bruder Julius zur Welt kommt und die Mutter sich erst einmal nicht um den Haushalt kümmern kann, übernimmt kurzerhand Minna den Hausvorstand und regiert mit strenger und auch kostspieliger Hand. Um das gemeinsame Geschäft weiter auszubauen, geht Emilias Vater mit Frau und Sohn nach England und überlässt es seinem Bruder und seiner Schwägerin, für Emilia zu sorgen. So wächst sie auf in einer Umgebung aus Gefühlskälte und mit der ständigen Sehnsucht, dass die Eltern sie bald auch nach England holen. Doch dazu kommt es nie. Als Emilia eine junge Frau ist und mit einer guten Partie verheiratet werden soll, verliebt sie sich ausgerechnet in einen Kunden ihres Onkels, der bei ihm den Bau eines Segelschiffes in Auftrag gegeben hat. Kapitän Carl Gotthold Lessing hat ihr Herz im Sturm erobert und gegen alle Widrigkeiten heiraten die beiden, bevor Emilia mit Carl an Bord seines neuen Schiffes geht und fortan mit ihm sein Leben auf der See teilt. Schon bald hat sie die Herzen der Mannschaft für sich gewonnen, und sie erleben so manches Abenteuer gemeinsam, sogar die Geburt ihres ersten Kindes. Nach vielen gemeinsamen Jahren auf See erreichen sie die Küste Australiens, wo sich Carl und Emilia eine neue Existenz aufbauen wollen. Wird es ihnen gelingen?
Ulrike Renk hat sich in ihrem Roman „Die Australierin“ an das Leben der Emilie Lessing herangewagt und nach akribischer Recherche ihren Lebensweg aufgezeichnet. Dabei ist es der Autorin hervorragend gelungen, eine gefühlvolle und auch spannende Geschichte vorzulegen. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und nimmt den Leser ab der ersten Seite mit in eine vergangene Zeit. Das Buch ist ein regelrechter Pageturner, man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Die Beschreibung der Lebensumstände, der Landschaften und auch der Protagonisten sind sehr detailgetreu und so lebensecht, dass man als Leser das Gefühl hat, man sieht es mit eigenen Augen. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, gibt es doch einige Situationen, wo dem Leser der Atem stockt und um einen guten Ausgang gebangt wird. Emilia Bregartner ist eine liebenswerte, sympathische Person, die schon in ihrer Kindheit mehr Liebe von Nichtverwandten erhalten hat, als von der eigenen Familie. Vielleicht gerade deshalb fühlt man mit dieser jungen Frau und wünscht sich für sie nur das Beste. Im Verlauf des Romans wandelt sich Emilia von einer zurückhaltenden Person zu einer starken Persönlichkeit, die sich für alle Menschen einsetzt und jedem ihre Unterstützung zuteil werden lässt. Ehemann Carl ist ein liebenswerter Mann, der in Emila sein Gegenstück gefunden hat. Für die damalige Zeit war er schon sehr fortschrittlich in seiner Denkweise und Emilia somit eine große Stütze. Auch die übrigen Protagonisten sind so herrlich gezeichnet, dass der Leser seine Sympathien gleichmäßig verteilen kann.
Ulrike Renk ist mit ihrem Roman „Die Australierin“ ein absolutes Highlight gelungen über eine starke und außergewöhnliche Frau. Das Buch wirkt allein durch die wunderschöne Erzählweise der Autorin, die ein sehr gutes Händchen mit der Auswahl ihrer Protagonisten unter Beweis stellt. Alle Fans historischer Romane werden hier bestens bedient und begeistert sein. Ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art und ein wahrer Glücksgriff!
Eine unbedingte Leseempfehlung, Chapeau!
Mehr als geht leider nicht...:)