Da ich bisher noch keine Rezension zu diesem wirklich besonderen Buch finden konnte, will ich es euch hier mal vorstellen:
Kurzbeschreibung von Amazon:
Heiligabend in Glasgow: Die fünfzehnjährige Marnie und ihre kleine Schwester Nelly haben gerade ihre toten Eltern im Garten vergraben. Niemand sonst weiß, dass sie da liegen und wie sie dahin gekommen sind. Und die Geschwister werden es niemandem sagen. Irgendwie müssen sie jetzt allein über die Runden kommen, doch allzu viel Geld verdient Marnie als Gelegenheits-Dealerin nicht. So ist es ihnen ganz recht, als ihr alter Nachbar Lennie, stadtbekannter (vermeintlicher) Perversling, sich plötzlich für sie interessiert. Lennie merkt bald, dass die Mädchen seine Hilfe brauchen. Er nimmt sich ihrer an und gibt ihnen so etwas wie ein Zuhause. Als die Leute jedoch beginnen, Fragen zu stellen, zeigen sich erste Risse in Marnies und Nellys Lügengebäude, und es kommen erschütternde Details aus ihrem Familienleben zum Vorschein, was ihre Lage nur noch komplizierter macht.
Mit schnörkelloser Präzision, großem Einfühlungsvermögen und finsterem Humor erzählt Lisa O Donnell die verstörend komische Geschichte dreier verlorener Seelen, die für sich selbst keine Verantwortung tragen können, aber füreinander bedingungslos einstehen.
Zum Aufbau:
Das Buch gliedert sich in sehr viele kurze Kapitel. Dabei wechselt in jedem Kapitel die Sichtweise und man bekommt die Geschichte von den 3 Hauptpersonen Marnie, Nelly und Lennie erzählt. Das Buch umfasst 319 Seiten und ist in einem starken kartonartigen Einband. Ich finde allerdings den Preis von 16,99 Euro für ein eher dünnes, broschiertes Buch doch sehr hoch gegriffen.
Um eins vorweg zu sagen: Dieses Buch kann man im Regal definitiv in die Rubrik Besonders einordnen.
Die Geschichte startet mitten im Geschehen und wirft einen direkt in die schräge Welt von den Geschwistern Marnie und Nelly. Die Beiden haben ihren Vater tot aufgefunden woraufhin ihre Mutter sich im Gartenhäuschen erhängt. Marnie und Nelly wissen sich nicht anders zu helfen und vergraben ihre Eltern im Garten, zumindest so lange bis Marnie 16 wird. Dann will sie die Vormundschaft für ihre 12 jährige Schwester Nelly übernehmen. Das Ganze vor dem Amt, der Schule und den Gläubigern ihrer Elten geheim zu halten, gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht. Da kommt es ihnen gerade recht, dass ihnen ihr Nachbar Lennie Hilfe anbietet.
Lisa O'Donnell hat in ihrem Buch drei herrlich veschiedene Charaktere geschaffen. Jeder ist für sich einzigartig und jeder hat seine guten und schlechten Seiten. Besonders gefallen hat mir, dass die Autorin auch die Charakterzüge wunderbar in den Schreibstil hat einfließen lassen. Man hätte selbst ohne die Kapitelüberschriften erkannt, wer gerade erzählt.
Marnie ist die Ältere der beiden Geschwister und hat schon immer die Beschützer und Versorgerrolle für Nelly übernommen. Sie kennt es gar nicht anders da ihre Eltern meist nur durch Abwesenheit, einen Vollrausch oder Drogenkonsum glänzten. Sie hat schon viel mitgemacht in ihrem Alter was sich in ihrer ungeschönten Ausdrucksweise und ihr Verhalten anderen gegenüber zeigt. Dabei ist Marnie eigentlich hochintelligent und bräuchte nur ein bisschen Führung um sich im Leben zurecht zu finden.
Nelly ist das krasse Gegenteil. Sie ist die ruhige, zurückhaltende, die ein großes Talent an der Geige hat und am liebsten alte Filme sieht. Das ganze spiegelt sich auch in ihrer herrlich altmodischen Ausdrucksweise, die mich mehr als einmal zum Lachen gebracht hat.
Ihr Nachbar Lennie wird in der Nachbarschaft zu unrecht als Perverser beschimpft. Er hat einen Fehler begangen was man ihm aber irgendwie auch schnell verzeiht, da er einfach ein sehr liebenswerter Zeitgenosse ist der schwer unter seiner Einsamkeit zu leiden hat. Seit er seinen Partner verloren hat und ihm das Image als Perverser anhängt hat er kaum noch soziale Kontakte und konzentriert sich ganz auf sich und seinen Hund. Er merkt aber sehr schnell, dass die Mädchen plötzlich alleine im Haus leben und nimmt über Nelly Kontakt zu ihnen auf. Was mit einem einfachen Abendessen beginnt wird schnell zu einer familienähnlichen Gemeinschaft. Es ist wunderschön zu lesen, wieviel Spaß es Lennie macht, sich endlich wieder um jemanden zu kümmern und wie die Mädchen in dem Leben mit Lennie aufgehen.
Als ihre Umgebung langsam Wind vom Fehlen der Eltern bekommt wird es leider unangenehm für die Gemeinschaft und sie haben so einige Hürden zu bestehen,die sie aber nur noch näher zusammenbringen.
Lisa O'Donnell schafft es wunderbar die langsame Annäherung der Drei zu erzählen und geht dabei genau in dem richtigen Tempo vor. Bei Lennies Kapiteln musste ich mehr als einmal schwer schlucken weil man in vielen Zeilen seinen Schmerz und seine Einsamkeit einfach so echt herauslesen kann. Marnie schafft es oft zu schocken, vor allem hat mich ihre Abgestumpftheit erschrocken mit ihren gerade mal 15 Jahren. Nelly wehrt sich mit Händen und Füssen dagegen erwachsen zu werden, wer kanns ihr verübeln, wenn sie ihre Eltern als Vorbild hatte.
Das Buch ist noch voll mit vielen anderen schrägen Charakteren auf die ich nicht viel weiter eingehen will, ich möchte ja nicht die ganze Geschichte vorweg nehmen .
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich die Geschichte berührt, geschockt, bewegt, zum nachdenken und lachen gebracht hat und ich denke, dass ist mit das Beste, das ein Buch erreichen kann . Die Geschichte klingt nach und man denkt noch nach dem Beenden oft darüber nach.
Ich vergebe für dieses besondere Buch Sterne. Den halben Stern Abzug gibt es für den hohen Preis und das etwas konstruierte Auftreten von
Mick am Ende, der die Kinder vor ihrem Großvater rettet.
Das hätte man vielleicht etwas realistischer lösen können.